Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.Daß es aber den Spaniern niemals an tiefen Denkern fehlte, wiewohl sie sich mit dem Weben philosophischer Spinnennetze wenig abgaben, ist sicher; aus der neuesten Zeit seien hier nur genannt der Rechtsgelehrte Donoso Cortes (gest. 1851) u. der kath. Philosoph Balmes. Die Bourbonen thaten trotz großen Bibliotheken u. Stiftung von Akademien blutwenig für die Volksschulen u. höhern Lehranstalten u. das meiste, was dafür geschah, ist dem Clerus zu verdanken. In der Gegenwart nimmt die Zahl der Encyklopädien u. Journale, welche sich Verbreitung wissenschaftlicher Bildung u. wohl auch Verbildung angelegen sein lassen, bedeutend zu. Ueber die schöne Literatur Spaniens schrieb Ticknor, eine Geschichte der dramatischen Literatur und Kunst Schack, eine umfassende Geschichte der s. n L. und Wissenschaft fehlt bis heute. Spanische Mark der von Karl dem Gr. eroberte Theil Spaniens; s. Spanien (Geschichte). Spanische Reiter, fries. Reiter, beim Festungsbau, bei Verschanzungen etc. vierkantige 12' lange Balken, durch welche starke 9' lange Latten (die Federn) kreuzweise gesteckt sind; sie werden jetzt selten mehr angewendet, weil die Pallisaden besser schützen. Spanischer Erbfolgekrieg. Der span. König Karl II. hatte in seinem Testamente den frz. Prinzen Philipp von Anjou, den Enkel seiner ältesten Schwester zum Erben eingesetzt; Kaiser Leopold I. verlangte aber den Thron für seinen jüngern Sohn Karl, weil Leopold selbst ein Nachkomme von Erzherzog Philipp und Johanna von Aragonien und Castilien, ein Sohn von Philipps III. Tochter Maria Anna und Gemahl von Philipps V. Tochter Maria Theresia war. Mit dem Kaiser verbanden sich nach u. nach England, Holland, Savoyen, Portugal und die meisten Reichsfürsten, Frankreichs Bundesgenossen waren Bayern, Köln, die ungar. Rebellen unter Rakoczi, der größte Theil der span. Nation. Kriegsschauplatz wurden zunächst das südwestliche Deutschland, die span. Niederlande, Spanien selbst; die Flotten bekämpften sich im Mittelmeere u. in den amerikan. Gewässern. Im Jahre 1701 siegte Eugen bei Carpi und Chiari in der Lombardei, 1702 stand ihm aber eine so starke Macht unter Vendome gegenüber, daß er mit Mühe einen Theil der Lombardei zu behaupten vermochte. Im gleichen Jahre siegte Ludwig von Baden bei Drusenheim u. nahm Landau, der Krieg erhielt aber eine andere Wendung, als sich der Kurfürst von Bayern für die Franzosen erklärte u. die Feindseligkeiten eröffnete. In den Niederlanden geschah durch das engl. niederländ. Heer unter Marlborough nichts Bedeutendes, dagegen nahm Admiral Rook die span. Silberflotte bei Vigo. 1703 verbündete sich der Herzog von Savoyen mit dem Kaiser, wurde jedoch von den Franzosen sehr in die Enge getrieben, da der treffliche kaiserliche General Stahremberg ihn nur mit einem kleinen Heere unterstützen konnte; in den Niederlanden machte Marlborough einige Fortschritte; in Deutschland gelang dem frz. Marschall Villars die Vereinigung mit dem Kurfürsten von Bayern, der hier auf, während Villars Ludwig von Baden und den kaiserl. General Styrum beschäftigte, in Tyrol bis an den Brenner vordrang, aber von den Bauern mit großem Verluste wieder nach Bayern getrieben wurde, wo Villars mit ihm Styrum bei Höchstädt schlug. 1704 vereinigte sich Marlborough mit Eugen am Neckar, schlug am 2. Juli die Bayer auf dem Schellenberge u. mit Eugen am 15. Aug. das frz. bayer. Heer in der Hauptschlacht bei Höchstädt od. Blenheim, worauf die Franzosen über den Rhein flohen. In Italien eroberte Vendome fast ganz Savoyen u. Piemont; am untern Tajo boten sich ein portugies.-engl. Heer u. ein frz.-span. die Spitze, das nur von 100 Mann besetzte Gibraltar wurde am 2. August 1704 von Admiral Rook für England erobert u. am 28. Aug. die frz. Flotte auf der Höhe von Malaga gänzlich geschlagen. 1705 konnte Marlborough in den Niederlanden nichts Entscheidendes ausführen, auf beiden Seiten des Oberrheins bekämpften sich Villars und Ludwig von Baden mit abwechselndem Glücke; in Italien lieferte Eugen die vergebliche Schlacht bei Cassano; in Spanien landete der Erzherzog bei Barcelona u. eroberte es, ganz Catalonien und Valencia huldigten ihm als König Karl III. 1706 schlug Marlborough Daß es aber den Spaniern niemals an tiefen Denkern fehlte, wiewohl sie sich mit dem Weben philosophischer Spinnennetze wenig abgaben, ist sicher; aus der neuesten Zeit seien hier nur genannt der Rechtsgelehrte Donoso Cortes (gest. 1851) u. der kath. Philosoph Balmes. Die Bourbonen thaten trotz großen Bibliotheken u. Stiftung von Akademien blutwenig für die Volksschulen u. höhern Lehranstalten u. das meiste, was dafür geschah, ist dem Clerus zu verdanken. In der Gegenwart nimmt die Zahl der Encyklopädien u. Journale, welche sich Verbreitung wissenschaftlicher Bildung u. wohl auch Verbildung angelegen sein lassen, bedeutend zu. Ueber die schöne Literatur Spaniens schrieb Ticknor, eine Geschichte der dramatischen Literatur und Kunst Schack, eine umfassende Geschichte der s. n L. und Wissenschaft fehlt bis heute. Spanische Mark der von Karl dem Gr. eroberte Theil Spaniens; s. Spanien (Geschichte). Spanische Reiter, fries. Reiter, beim Festungsbau, bei Verschanzungen etc. vierkantige 12' lange Balken, durch welche starke 9' lange Latten (die Federn) kreuzweise gesteckt sind; sie werden jetzt selten mehr angewendet, weil die Pallisaden besser schützen. Spanischer Erbfolgekrieg. Der span. König Karl II. hatte in seinem Testamente den frz. Prinzen Philipp von Anjou, den Enkel seiner ältesten Schwester zum Erben eingesetzt; Kaiser Leopold I. verlangte aber den Thron für seinen jüngern Sohn Karl, weil Leopold selbst ein Nachkomme von Erzherzog Philipp und Johanna von Aragonien und Castilien, ein Sohn von Philipps III. Tochter Maria Anna und Gemahl von Philipps V. Tochter Maria Theresia war. Mit dem Kaiser verbanden sich nach u. nach England, Holland, Savoyen, Portugal und die meisten Reichsfürsten, Frankreichs Bundesgenossen waren Bayern, Köln, die ungar. Rebellen unter Rakoczi, der größte Theil der span. Nation. Kriegsschauplatz wurden zunächst das südwestliche Deutschland, die span. Niederlande, Spanien selbst; die Flotten bekämpften sich im Mittelmeere u. in den amerikan. Gewässern. Im Jahre 1701 siegte Eugen bei Carpi und Chiari in der Lombardei, 1702 stand ihm aber eine so starke Macht unter Vendôme gegenüber, daß er mit Mühe einen Theil der Lombardei zu behaupten vermochte. Im gleichen Jahre siegte Ludwig von Baden bei Drusenheim u. nahm Landau, der Krieg erhielt aber eine andere Wendung, als sich der Kurfürst von Bayern für die Franzosen erklärte u. die Feindseligkeiten eröffnete. In den Niederlanden geschah durch das engl. niederländ. Heer unter Marlborough nichts Bedeutendes, dagegen nahm Admiral Rook die span. Silberflotte bei Vigo. 1703 verbündete sich der Herzog von Savoyen mit dem Kaiser, wurde jedoch von den Franzosen sehr in die Enge getrieben, da der treffliche kaiserliche General Stahremberg ihn nur mit einem kleinen Heere unterstützen konnte; in den Niederlanden machte Marlborough einige Fortschritte; in Deutschland gelang dem frz. Marschall Villars die Vereinigung mit dem Kurfürsten von Bayern, der hier auf, während Villars Ludwig von Baden und den kaiserl. General Styrum beschäftigte, in Tyrol bis an den Brenner vordrang, aber von den Bauern mit großem Verluste wieder nach Bayern getrieben wurde, wo Villars mit ihm Styrum bei Höchstädt schlug. 1704 vereinigte sich Marlborough mit Eugen am Neckar, schlug am 2. Juli die Bayer auf dem Schellenberge u. mit Eugen am 15. Aug. das frz. bayer. Heer in der Hauptschlacht bei Höchstädt od. Blenheim, worauf die Franzosen über den Rhein flohen. In Italien eroberte Vendôme fast ganz Savoyen u. Piemont; am untern Tajo boten sich ein portugies.-engl. Heer u. ein frz.-span. die Spitze, das nur von 100 Mann besetzte Gibraltar wurde am 2. August 1704 von Admiral Rook für England erobert u. am 28. Aug. die frz. Flotte auf der Höhe von Malaga gänzlich geschlagen. 1705 konnte Marlborough in den Niederlanden nichts Entscheidendes ausführen, auf beiden Seiten des Oberrheins bekämpften sich Villars und Ludwig von Baden mit abwechselndem Glücke; in Italien lieferte Eugen die vergebliche Schlacht bei Cassano; in Spanien landete der Erzherzog bei Barcelona u. eroberte es, ganz Catalonien und Valencia huldigten ihm als König Karl III. 1706 schlug Marlborough <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0274" n="273"/> Daß es aber den Spaniern niemals an tiefen Denkern fehlte, wiewohl sie sich mit dem Weben philosophischer Spinnennetze wenig abgaben, ist sicher; aus der neuesten Zeit seien hier nur genannt der Rechtsgelehrte Donoso Cortes (gest. 1851) u. der kath. Philosoph Balmes. Die Bourbonen thaten trotz großen Bibliotheken u. Stiftung von Akademien blutwenig für die Volksschulen u. höhern Lehranstalten u. das meiste, was dafür geschah, ist dem Clerus zu verdanken. In der Gegenwart nimmt die Zahl der Encyklopädien u. Journale, welche sich Verbreitung wissenschaftlicher Bildung u. wohl auch Verbildung angelegen sein lassen, bedeutend zu. Ueber die schöne Literatur Spaniens schrieb Ticknor, eine Geschichte der dramatischen Literatur und Kunst Schack, eine umfassende Geschichte der s. n L. und Wissenschaft fehlt bis heute.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Spanische Mark</hi> der von Karl dem Gr. eroberte Theil Spaniens; s. Spanien (Geschichte).</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Spanische Reiter</hi>, <hi rendition="#g">fries. 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Kriegsschauplatz wurden zunächst das südwestliche Deutschland, die span. Niederlande, Spanien selbst; die Flotten bekämpften sich im Mittelmeere u. in den amerikan. Gewässern. Im Jahre 1701 siegte Eugen bei Carpi und Chiari in der Lombardei, 1702 stand ihm aber eine so starke Macht unter Vendôme gegenüber, daß er mit Mühe einen Theil der Lombardei zu behaupten vermochte. Im gleichen Jahre siegte Ludwig von Baden bei Drusenheim u. nahm Landau, der Krieg erhielt aber eine andere Wendung, als sich der Kurfürst von Bayern für die Franzosen erklärte u. die Feindseligkeiten eröffnete. In den Niederlanden geschah durch das engl. niederländ. Heer unter Marlborough nichts Bedeutendes, dagegen nahm Admiral Rook die span. Silberflotte bei Vigo. 1703 verbündete sich der Herzog von Savoyen mit dem Kaiser, wurde jedoch von den Franzosen sehr in die Enge getrieben, da der treffliche kaiserliche General Stahremberg ihn nur mit einem kleinen Heere unterstützen konnte; in den Niederlanden machte Marlborough einige Fortschritte; in Deutschland gelang dem frz. Marschall Villars die Vereinigung mit dem Kurfürsten von Bayern, der hier auf, während Villars Ludwig von Baden und den kaiserl. General Styrum beschäftigte, in Tyrol bis an den Brenner vordrang, aber von den Bauern mit großem Verluste wieder nach Bayern getrieben wurde, wo Villars mit ihm Styrum bei Höchstädt schlug. 1704 vereinigte sich Marlborough mit Eugen am Neckar, schlug am 2. Juli die Bayer auf dem Schellenberge u. mit Eugen am 15. Aug. das frz. bayer. Heer in der Hauptschlacht bei Höchstädt od. Blenheim, worauf die Franzosen über den Rhein flohen. In Italien eroberte Vendôme fast ganz Savoyen u. Piemont; am untern Tajo boten sich ein portugies.-engl. Heer u. ein frz.-span. die Spitze, das nur von 100 Mann besetzte Gibraltar wurde am 2. August 1704 von Admiral Rook für England erobert u. am 28. Aug. die frz. Flotte auf der Höhe von Malaga gänzlich geschlagen. 1705 konnte Marlborough in den Niederlanden nichts Entscheidendes ausführen, auf beiden Seiten des Oberrheins bekämpften sich Villars und Ludwig von Baden mit abwechselndem Glücke; in Italien lieferte Eugen die vergebliche Schlacht bei Cassano; in Spanien landete der Erzherzog bei Barcelona u. eroberte es, ganz Catalonien und Valencia huldigten ihm als König Karl III. 1706 schlug Marlborough </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [273/0274]
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Spanische Mark der von Karl dem Gr. eroberte Theil Spaniens; s. Spanien (Geschichte).
Spanische Reiter, fries. Reiter, beim Festungsbau, bei Verschanzungen etc. vierkantige 12' lange Balken, durch welche starke 9' lange Latten (die Federn) kreuzweise gesteckt sind; sie werden jetzt selten mehr angewendet, weil die Pallisaden besser schützen.
Spanischer Erbfolgekrieg. Der span. König Karl II. hatte in seinem Testamente den frz. Prinzen Philipp von Anjou, den Enkel seiner ältesten Schwester zum Erben eingesetzt; Kaiser Leopold I. verlangte aber den Thron für seinen jüngern Sohn Karl, weil Leopold selbst ein Nachkomme von Erzherzog Philipp und Johanna von Aragonien und Castilien, ein Sohn von Philipps III. Tochter Maria Anna und Gemahl von Philipps V. Tochter Maria Theresia war. Mit dem Kaiser verbanden sich nach u. nach England, Holland, Savoyen, Portugal und die meisten Reichsfürsten, Frankreichs Bundesgenossen waren Bayern, Köln, die ungar. Rebellen unter Rakoczi, der größte Theil der span. Nation. Kriegsschauplatz wurden zunächst das südwestliche Deutschland, die span. Niederlande, Spanien selbst; die Flotten bekämpften sich im Mittelmeere u. in den amerikan. Gewässern. Im Jahre 1701 siegte Eugen bei Carpi und Chiari in der Lombardei, 1702 stand ihm aber eine so starke Macht unter Vendôme gegenüber, daß er mit Mühe einen Theil der Lombardei zu behaupten vermochte. Im gleichen Jahre siegte Ludwig von Baden bei Drusenheim u. nahm Landau, der Krieg erhielt aber eine andere Wendung, als sich der Kurfürst von Bayern für die Franzosen erklärte u. die Feindseligkeiten eröffnete. In den Niederlanden geschah durch das engl. niederländ. Heer unter Marlborough nichts Bedeutendes, dagegen nahm Admiral Rook die span. Silberflotte bei Vigo. 1703 verbündete sich der Herzog von Savoyen mit dem Kaiser, wurde jedoch von den Franzosen sehr in die Enge getrieben, da der treffliche kaiserliche General Stahremberg ihn nur mit einem kleinen Heere unterstützen konnte; in den Niederlanden machte Marlborough einige Fortschritte; in Deutschland gelang dem frz. Marschall Villars die Vereinigung mit dem Kurfürsten von Bayern, der hier auf, während Villars Ludwig von Baden und den kaiserl. General Styrum beschäftigte, in Tyrol bis an den Brenner vordrang, aber von den Bauern mit großem Verluste wieder nach Bayern getrieben wurde, wo Villars mit ihm Styrum bei Höchstädt schlug. 1704 vereinigte sich Marlborough mit Eugen am Neckar, schlug am 2. Juli die Bayer auf dem Schellenberge u. mit Eugen am 15. Aug. das frz. bayer. Heer in der Hauptschlacht bei Höchstädt od. Blenheim, worauf die Franzosen über den Rhein flohen. In Italien eroberte Vendôme fast ganz Savoyen u. Piemont; am untern Tajo boten sich ein portugies.-engl. Heer u. ein frz.-span. die Spitze, das nur von 100 Mann besetzte Gibraltar wurde am 2. August 1704 von Admiral Rook für England erobert u. am 28. Aug. die frz. Flotte auf der Höhe von Malaga gänzlich geschlagen. 1705 konnte Marlborough in den Niederlanden nichts Entscheidendes ausführen, auf beiden Seiten des Oberrheins bekämpften sich Villars und Ludwig von Baden mit abwechselndem Glücke; in Italien lieferte Eugen die vergebliche Schlacht bei Cassano; in Spanien landete der Erzherzog bei Barcelona u. eroberte es, ganz Catalonien und Valencia huldigten ihm als König Karl III. 1706 schlug Marlborough
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