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Die Bayerische Presse. Nr. 71. Würzburg, 23. März 1850.

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[Spaltenumbruch] sich nicht länger dem Friedensabschlusse entziehen,
Alles drängt das Kopenhagener Kabinet. Ruß-
land scheint von den friedfertigen Absichten Preu-
ßens überzeugt, und -- in der That -- man hat
starke, sehr starke Beweise für seine Liebe zum
Frieden gegeben. Rußland hat sich definitiv und
offiziell für die endliche Abwickelung ausgesprochen.
Unter den obwaltenden Verhältnissen kann man
nicht auf einen glänzenden Frieden für die Jnte-
ressen der Herzogthümer hoffen, ich zweifle aber
nicht, daß wenigstens für die Zukunft die Rechte
derselben werden gewahrt werden. Jch glaube,
wir haben ein Provisorium zu erwarten.

sjplus Erfurt, 19. März. Unter den Vorlagen
des Verwaltungsrathes befindet sich auch der Ent-
wurf der allgemeinen Geschäftsordnung für beide
Häuser. Derselbe schließt sich fast durchgehends
an das Reglement für die preußischen Kammern
an. Beide Häuser wählen einen Präsidenten und
zwei Vizepräsidenten erst auf 4 Wochen, dann für
die übrige Dauer des Reichstages. Das Staa-
tenhaus wird durch das Loos in fünf, das Volks-
haus in sieben Abtheilungen getheilt; von diesen
werden die Ausschüsse gewählt, welche in der Re-
gel alle Vorlagen und Anträge für die Berathung
im Plenum vorzubereiten haben. Die Berichte
der Ausschüsse müssen wenigstens 24 Stunden vor
dieser Berathung gedruckt in den Händen aller
Mitglieder sein. Die Oeffentlichkeit der Sitzun-
gen kann nur auf Antrag des Verwaltungsrathes
zum Zwecke vertraulicher Mittheilungen oder auf
Antrag von wenigstens 20 Mitgliedern ausge-
schlossen werden. Die Reihenfolge der Redner be-
stimmt das Loos. Anträge auf namentliche Ab-
stimmung müssen von wenigstens 50 Mitgliedern
unterstützt werden. Aehnlich ist die Bestimmung,
daß Mitglieder wegen ordnungswidrigen oder un-
würdigen Verhaltens in oder außer dem Hause
ausgeschlossen werden können. Zu einem solchen
Beschlusse ist eine Mehrheit von mehr als zwei
Drittheilen erforderlich, und die Verhandlung fin-
det bei geschlossenen Thüren statt. -- Was das
Geschäftsverhältniß der Häuser unter sich und zu
dem Verwaltungsrathe betrifft, so ist der Verwal-
tungsrath die Behörde, welche mit dem Reichstage
zu verhandeln hat. Er bestimmt Kommissäre, welche
das Recht haben, den Verhandlungen beider Häu-
ser beizuwohnen und jederzeit von denselben gehört
zu werden. Dieselben sind zugleich verpflichtet,
auf Verlangen eines jeden der Häuser in demsel-
ben zu erscheinen und Auskunft zu ertheilen, oder
den Grnnd anzugeben, weßhalb solche nicht ertheilt
werden könne. Wenn die beiden Häuser die Re-
vision des Verfassungsentwurfes beendigt haben,
und abweichende Beschlüsse noch bestehen geblieben
sind, so treten die beiden Verfassungsausschüsse zu-
sammen, um durch weitere Berathung eine völlige
Uebereinstimmung beider Häuser möglichst zu er-
leichtern. Auch in andern Fällen findet bei einem
Dissensus beider Häuser eine Konferenz der betref-
fenden Ausschüsse zum Behuf der Verständigung
statt. -- Die letzten Bahnzüge haben eine sehr
große Anzahl von Abgeordneten hierher geführt.

sjplus Erfurt, 20. März. Das Parlament der deut-
schen Union ward heute im Regierungsgebäude
durch Herrn v. Radowitz im Namen des Ver-
waltungsrathes eröffnet. Für beide war eine Estrade
angebracht; sie blieben jedoch während des ganzen
Akts stehen, und stehend verlas auch Hr. v. Ra-
dowitz die Eröffnungsrede. Er schilderte darin die
deutschen Zustände in ihrer Entwickelung seit dem
Bündniß vom 26. Mai, hielt sich aber von jeder
Kritik fern, nur den Austritt Hannovers und die
gegen dasselbe erhobene Klage beim Bundesschieds-
gericht berührend. Doch deutete er den Gedanken
an, daß der engere Bund sich mehr und mehr er-
weitern werde und hob mit besonders starker Be-
tonung hervor, daß dem Verlangen des deutschen
Volkes nach Einheit genügt werden müsse, so weit
dieses in den Kräften der Regierung liege. Hier
machte er eine Pause, und gedachte noch besonders,
daß die Handelsverbindung der Union mit Oester-
reich sich ordne, und daß, wenn auch die politische
Einheit Deutschlands nicht zu Stande komme, doch
die materielle erzielt werden würde. Die Rede,
[Spaltenumbruch] welche etwa 20 Minuten währte, berührte noch
die Hansestaaten, deren Wünsche und Jnteressen
in Betracht von Handelsverbindungen mit den nicht
der Union angehörenden Staaten man gerecht wer-
den müsse.* ) Nach dieser gesprochenen Rede ver-
fügten sich alsobald die Mitglieder des Volks= und
Staatenhauses in die Augustinerkirche. Letzteres
ward von Hrn. v. Karlowitz eröffnet. Die Ver-
sammlung, etwa 63 Mitglieder zählend, ernannte
hierauf den früheren Staatsminister Eichhorn
zum Alterspräsidenten, der in wenigen Worten die
Nothwendigkeit darstellte, für eine verfassungsge-
mäße Ordnung zu wirken, die eben so wohl dem
Bedürfniß der Zeit entspreche, als dem Gesammt-
vaterland zum Heil gereiche. Dann folgte die
Präsidentenwahl, welche mit 30 Stimmen unter
63 auf Auerswald ( den früheren Präsidenten
der ersten preußischen Kammer ) fiel. Es erfolg-
ten hierauf die Vorlagen des Verwaltungsrathes,
bestehend in der Verfassung vom 26. Mai, dem
Wahlgesetze, der Additionalakte vom 26. Februar
und der Entwurf der vorläufigen Geschäftsord-
nung, die auch nach kurzer Debatte angenommen
ward. Auch wurden noch die verschiedenen Abthei-
lungen gewählt. -- Das Volkshaus ward von
Radowitz eröffnet. Dasselbe wählte dann in der
Person des Geheimraths Frankenberg einen Al-
terspräsidenten, schritt zur Wahl der Abtheilungen
und nahm die erwähnten Verwaltungsrathsvorlagen
entgegen. Es wird dieses Haus etwa 180 Mit-
glieder zählen. Dem Eröffnungsakt ging ein Ge-
sang der hiesigen Liedertafeln von der Brüstung
des Domes herab voraus, dann folgte ein Hoch-
amt in der katholischen Kirche und ein Gottes-
dienst mit Predigt in der Barfüßerkirche. Letztere
hatte den bekannten alttestamentarischen Spruch:
"Der Anfang aller Weisheit ist Gottesfurcht",
zu ihrem Thema und führte aus, wie ohne christ-
liche Demuth und Gläubigkeit kein menschliches
Bestreben weder im Kleinen, noch im Großen ge-
deihen könne. Der Prediger war der hiesige Kon-
sistorialrath Scheibe, ein Mann von streng or-
thodoxer Richtung und im Politischen, wie es schien,
konservativ und treubündelnd. -- Jn und um Er-
furt herrscht sonst die Stille und der Frieden des
Todtenhofes.

* Düsseldorf, 20. März. Der Assisenhof hat
heute von den 20 Maiangeklagten 12 für " nicht
schuldig
" 8 für " schuldig " und die letzteren
zu 5 Jahren Zuchthausstrafe verurtheilt.

+ Wien, 17. März. Aus zuverlässiger Quelle
vernimmt man, daß noch im Laufe des dießjäh-
rigen Sommers der Kaiser gekrönt werden wird;
zu den Vorkehrungen dazu sei eine eigene Hof-
commission ernannt worden. -- Der Kaiser wird
am 1. Mai Schönbrunn beziehen und erst Ende
August nach Wien zurückkehren. -- Der Banus
Jellachich hatte gestern eine mehrstündige Audienz
beim Kaiser, welcher auch der Ministerpräsident
und F.M.L. v. Degenfeld beiwohnte. Es soll sich
um eine definitive Besetzung der erledigten Com-
mandantenstelle des vierten Armeecorps handeln.
-- Nach einem Beschlusse des Ministeriums ist
allen mit Dekret angestellten Lehrern die Befrei-
ung vom Militärdienste zugestanden. -- Der Ol-
mützer Fürst=Erzbischof hat ein Rundschreiben an
den Klerus erlassen, enthaltend eine Warnung vor
der Verführung des christlichen Volks durch die
Deutschkatholiken.

Wien, 18. März. Jn Pesth wurde eine kai-
serliche Resolution publizirt, wonach die Assentirung
der während des Kampfes ausmarschirten National-
garden nicht erfolgen und die bereits Assentirten
zurückgeschickt werden sollen.

Wien. Die "Oesterr. Korrespondenz" schreibt
aus Wien, 17. März: So eben erhalten wir aus
Skutari in Albanien folgendes Schreiben: "Am
4. d. Mts. haben bei tausend Montenegriner die
benachbarten Dörfer von Potgorizzu überfallen und
erst Abends, nach dem sie sich den ganzen Tag ge-
schlagen hatten, zogen sie sich zurück. Von den
Türken wurden zwei getödtet und 20 verwundet,
von den Montenegrinern soll Niemand geblieben
[Spaltenumbruch] sein, denn sonst würde man nicht ermangelt haben,
ihre Köpfe nach Skutari zu bringen. Jn Ober-
Albanien stehet Besim=Pascha als vom Militär-
Kommando von Monastie entsendeter General, um
Rekruten auszuheben. Jn einigen Gebirgsgegen-
den widersetzten sich die Bewohner der Aushebung.
Das albanische Städtchen Giacova befindet sich
in vollkommener Anarchie, indem der Stadt=Kom-
mandant ( gegen den die Einwohner sich empört
hatten ) geflohen ist"

Preßburg, 14. März. Zum böhmischen Ob-
servationscorps gehen auch aus Ungarn fortwäh-
rend Verstärkungen ab. Gestern kamen wieder
eine zwölfpfündige reitende Batterie und zwei leicht-
pfündige Fußbatterien nebst Fuhrwesen= und Ar-
tilleriemannschaft hier an, die sogleich zur Nord-
bahn dislocirt wurden, um heute weiter zu gehen.

   
Dänemark.

Kopenhagen, 16. März. Jn der heutigen
Sitzung des Volksthings kam der Gesetzentwurf
wegen der Ausschreibung zum Landkriegsdienste
zur dritten Berathung. Ein von mehreren De-
putirten, darunter Laurids Skau, unterstütztes
Amendement, zu den Jngenieur=Compagnien nnd
"Constablern das Doppelte des jährlichen Zu-
wachses zu nehmen, wurde vom Kriegsminister
abgerathen, " weil wir uns in einem Augen-
blicke befänden, wo nach Vieler Dafür-
halten ein Ausbruch der Feindseligkeiten
nahe bevorstehend sei,
" und mit 64 gegen
22 Stimmen verworfen, das Gesetz selbst aber
mit 89 Stimmen angenommen.

England.

London, 14. März. Jn der heutigen Sitzung
des Unterhauses interpellirte Hr. Anstey Lord Pal-
merston darüber, ob für den Fall, daß die über-
zähligen in den Donaufürstenthümern befindlichen
russischen Truppen zurückgezogen würden, auch ein
Theil des Geschwaders Sir W. Parkers werde
zurückgezogen werden. Lord Palmerston entgeg-
nete hierauf: er habe bereits erklärt, daß er die
begründetsten Versicherungen der russischen Regie-
rung erhalten habe, daß diese Truppen zurückge-
zogen werden sollten, daß aber Alles, was das
Geschwader Sir W. Parkers betreffe, von den
Umständen abhänge. Hr. Austey: Jch möchte
wissen, ob der edle Lord gesonnen ist, das Ge-
schwader ganz oder theilweise aus den griechischen
Gewässern abzuberufen. Lord Palmerston: Der
Dienst, den es zu verrichten hat, ist dem förmlich
zuwider. Hr. Bankes: Jst die Blokade Athens
jetzt aufgehoben? Lord Palmerston: Eine Blo-
kade im eigentlichen Sinne des Worts hat nie
stattgefunden. Unter Blokade versteht man die
strenge Ueberwachung, jeden Abgang oder Zugang
von Schiffen zu verhindern, welche der blokirten
Macht angehören. Eine solche Blokade ward nie
zur Anwendung gebracht. Die Art von Blokade,
welche zur Anwendung kam, bestand nur darin,
den Abgang aller griechischen Schiffe zu verhin-
dern. Diese Art von Blokade wurde am 1. März
von Sir W. Parker aufgehoben, Kraft der Be-
fehle der Regierung Jhrer Majestät, nachdem sie
die guten Dienste Frankreichs angenommen hat.

Frankreich.

Paris, 15. März. Der Ausgang der Wah-
len hier hat eine Annäherung zwischen den Füh-
rern der Majorität der Nationalversammlung und
dem Präsidenten der Republik zur Folge gehabt.
Männer, wie Mol e, Changarnier, Thiers, Ber-
ryer, Montalembert, mögen wohl in sekundären
Fragen auseinandergehen, aber wo die Ruhe und
der innere Friede Frankreichs, der Friede Europa's,
die ganze gesellschaftliche Ordnung bedroht ist, da
gibt es für ihren Patriotismus nur ein Banner,
sich zu schaaren, um die bestehende Regierung und
das Oberhaupt des Staats, und im Zusammen-
wirken mit denselben ihre Kräfte zur Rettung von
Allem zu vereinigen, wo Alles bedroht ist. Die
nächsten Tage schon werden den Beweis liefern,
daß die Regierung ihre Aufgabe begreift und auf
die Unterstützung der Mehrheit der Landesvertre-
tung rechnen kann. Dem Uebel muß in seinen

* ) Wir werden die Eröffnungsrede wörtlich nachtragen.

[Spaltenumbruch] sich nicht länger dem Friedensabschlusse entziehen,
Alles drängt das Kopenhagener Kabinet. Ruß-
land scheint von den friedfertigen Absichten Preu-
ßens überzeugt, und -- in der That -- man hat
starke, sehr starke Beweise für seine Liebe zum
Frieden gegeben. Rußland hat sich definitiv und
offiziell für die endliche Abwickelung ausgesprochen.
Unter den obwaltenden Verhältnissen kann man
nicht auf einen glänzenden Frieden für die Jnte-
ressen der Herzogthümer hoffen, ich zweifle aber
nicht, daß wenigstens für die Zukunft die Rechte
derselben werden gewahrt werden. Jch glaube,
wir haben ein Provisorium zu erwarten.

sjplus Erfurt, 19. März. Unter den Vorlagen
des Verwaltungsrathes befindet sich auch der Ent-
wurf der allgemeinen Geschäftsordnung für beide
Häuser. Derselbe schließt sich fast durchgehends
an das Reglement für die preußischen Kammern
an. Beide Häuser wählen einen Präsidenten und
zwei Vizepräsidenten erst auf 4 Wochen, dann für
die übrige Dauer des Reichstages. Das Staa-
tenhaus wird durch das Loos in fünf, das Volks-
haus in sieben Abtheilungen getheilt; von diesen
werden die Ausschüsse gewählt, welche in der Re-
gel alle Vorlagen und Anträge für die Berathung
im Plenum vorzubereiten haben. Die Berichte
der Ausschüsse müssen wenigstens 24 Stunden vor
dieser Berathung gedruckt in den Händen aller
Mitglieder sein. Die Oeffentlichkeit der Sitzun-
gen kann nur auf Antrag des Verwaltungsrathes
zum Zwecke vertraulicher Mittheilungen oder auf
Antrag von wenigstens 20 Mitgliedern ausge-
schlossen werden. Die Reihenfolge der Redner be-
stimmt das Loos. Anträge auf namentliche Ab-
stimmung müssen von wenigstens 50 Mitgliedern
unterstützt werden. Aehnlich ist die Bestimmung,
daß Mitglieder wegen ordnungswidrigen oder un-
würdigen Verhaltens in oder außer dem Hause
ausgeschlossen werden können. Zu einem solchen
Beschlusse ist eine Mehrheit von mehr als zwei
Drittheilen erforderlich, und die Verhandlung fin-
det bei geschlossenen Thüren statt. -- Was das
Geschäftsverhältniß der Häuser unter sich und zu
dem Verwaltungsrathe betrifft, so ist der Verwal-
tungsrath die Behörde, welche mit dem Reichstage
zu verhandeln hat. Er bestimmt Kommissäre, welche
das Recht haben, den Verhandlungen beider Häu-
ser beizuwohnen und jederzeit von denselben gehört
zu werden. Dieselben sind zugleich verpflichtet,
auf Verlangen eines jeden der Häuser in demsel-
ben zu erscheinen und Auskunft zu ertheilen, oder
den Grnnd anzugeben, weßhalb solche nicht ertheilt
werden könne. Wenn die beiden Häuser die Re-
vision des Verfassungsentwurfes beendigt haben,
und abweichende Beschlüsse noch bestehen geblieben
sind, so treten die beiden Verfassungsausschüsse zu-
sammen, um durch weitere Berathung eine völlige
Uebereinstimmung beider Häuser möglichst zu er-
leichtern. Auch in andern Fällen findet bei einem
Dissensus beider Häuser eine Konferenz der betref-
fenden Ausschüsse zum Behuf der Verständigung
statt. -- Die letzten Bahnzüge haben eine sehr
große Anzahl von Abgeordneten hierher geführt.

sjplus Erfurt, 20. März. Das Parlament der deut-
schen Union ward heute im Regierungsgebäude
durch Herrn v. Radowitz im Namen des Ver-
waltungsrathes eröffnet. Für beide war eine Estrade
angebracht; sie blieben jedoch während des ganzen
Akts stehen, und stehend verlas auch Hr. v. Ra-
dowitz die Eröffnungsrede. Er schilderte darin die
deutschen Zustände in ihrer Entwickelung seit dem
Bündniß vom 26. Mai, hielt sich aber von jeder
Kritik fern, nur den Austritt Hannovers und die
gegen dasselbe erhobene Klage beim Bundesschieds-
gericht berührend. Doch deutete er den Gedanken
an, daß der engere Bund sich mehr und mehr er-
weitern werde und hob mit besonders starker Be-
tonung hervor, daß dem Verlangen des deutschen
Volkes nach Einheit genügt werden müsse, so weit
dieses in den Kräften der Regierung liege. Hier
machte er eine Pause, und gedachte noch besonders,
daß die Handelsverbindung der Union mit Oester-
reich sich ordne, und daß, wenn auch die politische
Einheit Deutschlands nicht zu Stande komme, doch
die materielle erzielt werden würde. Die Rede,
[Spaltenumbruch] welche etwa 20 Minuten währte, berührte noch
die Hansestaaten, deren Wünsche und Jnteressen
in Betracht von Handelsverbindungen mit den nicht
der Union angehörenden Staaten man gerecht wer-
den müsse.* ) Nach dieser gesprochenen Rede ver-
fügten sich alsobald die Mitglieder des Volks= und
Staatenhauses in die Augustinerkirche. Letzteres
ward von Hrn. v. Karlowitz eröffnet. Die Ver-
sammlung, etwa 63 Mitglieder zählend, ernannte
hierauf den früheren Staatsminister Eichhorn
zum Alterspräsidenten, der in wenigen Worten die
Nothwendigkeit darstellte, für eine verfassungsge-
mäße Ordnung zu wirken, die eben so wohl dem
Bedürfniß der Zeit entspreche, als dem Gesammt-
vaterland zum Heil gereiche. Dann folgte die
Präsidentenwahl, welche mit 30 Stimmen unter
63 auf Auerswald ( den früheren Präsidenten
der ersten preußischen Kammer ) fiel. Es erfolg-
ten hierauf die Vorlagen des Verwaltungsrathes,
bestehend in der Verfassung vom 26. Mai, dem
Wahlgesetze, der Additionalakte vom 26. Februar
und der Entwurf der vorläufigen Geschäftsord-
nung, die auch nach kurzer Debatte angenommen
ward. Auch wurden noch die verschiedenen Abthei-
lungen gewählt. -- Das Volkshaus ward von
Radowitz eröffnet. Dasselbe wählte dann in der
Person des Geheimraths Frankenberg einen Al-
terspräsidenten, schritt zur Wahl der Abtheilungen
und nahm die erwähnten Verwaltungsrathsvorlagen
entgegen. Es wird dieses Haus etwa 180 Mit-
glieder zählen. Dem Eröffnungsakt ging ein Ge-
sang der hiesigen Liedertafeln von der Brüstung
des Domes herab voraus, dann folgte ein Hoch-
amt in der katholischen Kirche und ein Gottes-
dienst mit Predigt in der Barfüßerkirche. Letztere
hatte den bekannten alttestamentarischen Spruch:
„Der Anfang aller Weisheit ist Gottesfurcht“,
zu ihrem Thema und führte aus, wie ohne christ-
liche Demuth und Gläubigkeit kein menschliches
Bestreben weder im Kleinen, noch im Großen ge-
deihen könne. Der Prediger war der hiesige Kon-
sistorialrath Scheibe, ein Mann von streng or-
thodoxer Richtung und im Politischen, wie es schien,
konservativ und treubündelnd. -- Jn und um Er-
furt herrscht sonst die Stille und der Frieden des
Todtenhofes.

* Düsseldorf, 20. März. Der Assisenhof hat
heute von den 20 Maiangeklagten 12 für „ nicht
schuldig
“ 8 für „ schuldig “ und die letzteren
zu 5 Jahren Zuchthausstrafe verurtheilt.

+ Wien, 17. März. Aus zuverlässiger Quelle
vernimmt man, daß noch im Laufe des dießjäh-
rigen Sommers der Kaiser gekrönt werden wird;
zu den Vorkehrungen dazu sei eine eigene Hof-
commission ernannt worden. -- Der Kaiser wird
am 1. Mai Schönbrunn beziehen und erst Ende
August nach Wien zurückkehren. -- Der Banus
Jellachich hatte gestern eine mehrstündige Audienz
beim Kaiser, welcher auch der Ministerpräsident
und F.M.L. v. Degenfeld beiwohnte. Es soll sich
um eine definitive Besetzung der erledigten Com-
mandantenstelle des vierten Armeecorps handeln.
-- Nach einem Beschlusse des Ministeriums ist
allen mit Dekret angestellten Lehrern die Befrei-
ung vom Militärdienste zugestanden. -- Der Ol-
mützer Fürst=Erzbischof hat ein Rundschreiben an
den Klerus erlassen, enthaltend eine Warnung vor
der Verführung des christlichen Volks durch die
Deutschkatholiken.

Wien, 18. März. Jn Pesth wurde eine kai-
serliche Resolution publizirt, wonach die Assentirung
der während des Kampfes ausmarschirten National-
garden nicht erfolgen und die bereits Assentirten
zurückgeschickt werden sollen.

Wien. Die „Oesterr. Korrespondenz“ schreibt
aus Wien, 17. März: So eben erhalten wir aus
Skutari in Albanien folgendes Schreiben: „Am
4. d. Mts. haben bei tausend Montenegriner die
benachbarten Dörfer von Potgorizzu überfallen und
erst Abends, nach dem sie sich den ganzen Tag ge-
schlagen hatten, zogen sie sich zurück. Von den
Türken wurden zwei getödtet und 20 verwundet,
von den Montenegrinern soll Niemand geblieben
[Spaltenumbruch] sein, denn sonst würde man nicht ermangelt haben,
ihre Köpfe nach Skutari zu bringen. Jn Ober-
Albanien stehet Besim=Pascha als vom Militär-
Kommando von Monastie entsendeter General, um
Rekruten auszuheben. Jn einigen Gebirgsgegen-
den widersetzten sich die Bewohner der Aushebung.
Das albanische Städtchen Giacova befindet sich
in vollkommener Anarchie, indem der Stadt=Kom-
mandant ( gegen den die Einwohner sich empört
hatten ) geflohen ist“

Preßburg, 14. März. Zum böhmischen Ob-
servationscorps gehen auch aus Ungarn fortwäh-
rend Verstärkungen ab. Gestern kamen wieder
eine zwölfpfündige reitende Batterie und zwei leicht-
pfündige Fußbatterien nebst Fuhrwesen= und Ar-
tilleriemannschaft hier an, die sogleich zur Nord-
bahn dislocirt wurden, um heute weiter zu gehen.

   
Dänemark.

Kopenhagen, 16. März. Jn der heutigen
Sitzung des Volksthings kam der Gesetzentwurf
wegen der Ausschreibung zum Landkriegsdienste
zur dritten Berathung. Ein von mehreren De-
putirten, darunter Laurids Skau, unterstütztes
Amendement, zu den Jngenieur=Compagnien nnd
„Constablern das Doppelte des jährlichen Zu-
wachses zu nehmen, wurde vom Kriegsminister
abgerathen, „ weil wir uns in einem Augen-
blicke befänden, wo nach Vieler Dafür-
halten ein Ausbruch der Feindseligkeiten
nahe bevorstehend sei,
“ und mit 64 gegen
22 Stimmen verworfen, das Gesetz selbst aber
mit 89 Stimmen angenommen.

England.

London, 14. März. Jn der heutigen Sitzung
des Unterhauses interpellirte Hr. Anstey Lord Pal-
merston darüber, ob für den Fall, daß die über-
zähligen in den Donaufürstenthümern befindlichen
russischen Truppen zurückgezogen würden, auch ein
Theil des Geschwaders Sir W. Parkers werde
zurückgezogen werden. Lord Palmerston entgeg-
nete hierauf: er habe bereits erklärt, daß er die
begründetsten Versicherungen der russischen Regie-
rung erhalten habe, daß diese Truppen zurückge-
zogen werden sollten, daß aber Alles, was das
Geschwader Sir W. Parkers betreffe, von den
Umständen abhänge. Hr. Austey: Jch möchte
wissen, ob der edle Lord gesonnen ist, das Ge-
schwader ganz oder theilweise aus den griechischen
Gewässern abzuberufen. Lord Palmerston: Der
Dienst, den es zu verrichten hat, ist dem förmlich
zuwider. Hr. Bankes: Jst die Blokade Athens
jetzt aufgehoben? Lord Palmerston: Eine Blo-
kade im eigentlichen Sinne des Worts hat nie
stattgefunden. Unter Blokade versteht man die
strenge Ueberwachung, jeden Abgang oder Zugang
von Schiffen zu verhindern, welche der blokirten
Macht angehören. Eine solche Blokade ward nie
zur Anwendung gebracht. Die Art von Blokade,
welche zur Anwendung kam, bestand nur darin,
den Abgang aller griechischen Schiffe zu verhin-
dern. Diese Art von Blokade wurde am 1. März
von Sir W. Parker aufgehoben, Kraft der Be-
fehle der Regierung Jhrer Majestät, nachdem sie
die guten Dienste Frankreichs angenommen hat.

Frankreich.

Paris, 15. März. Der Ausgang der Wah-
len hier hat eine Annäherung zwischen den Füh-
rern der Majorität der Nationalversammlung und
dem Präsidenten der Republik zur Folge gehabt.
Männer, wie Mol é, Changarnier, Thiers, Ber-
ryer, Montalembert, mögen wohl in sekundären
Fragen auseinandergehen, aber wo die Ruhe und
der innere Friede Frankreichs, der Friede Europa's,
die ganze gesellschaftliche Ordnung bedroht ist, da
gibt es für ihren Patriotismus nur ein Banner,
sich zu schaaren, um die bestehende Regierung und
das Oberhaupt des Staats, und im Zusammen-
wirken mit denselben ihre Kräfte zur Rettung von
Allem zu vereinigen, wo Alles bedroht ist. Die
nächsten Tage schon werden den Beweis liefern,
daß die Regierung ihre Aufgabe begreift und auf
die Unterstützung der Mehrheit der Landesvertre-
tung rechnen kann. Dem Uebel muß in seinen

* ) Wir werden die Eröffnungsrede wörtlich nachtragen.
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[0003] sich nicht länger dem Friedensabschlusse entziehen, Alles drängt das Kopenhagener Kabinet. Ruß- land scheint von den friedfertigen Absichten Preu- ßens überzeugt, und -- in der That -- man hat starke, sehr starke Beweise für seine Liebe zum Frieden gegeben. Rußland hat sich definitiv und offiziell für die endliche Abwickelung ausgesprochen. Unter den obwaltenden Verhältnissen kann man nicht auf einen glänzenden Frieden für die Jnte- ressen der Herzogthümer hoffen, ich zweifle aber nicht, daß wenigstens für die Zukunft die Rechte derselben werden gewahrt werden. Jch glaube, wir haben ein Provisorium zu erwarten. sjplus Erfurt, 19. März. Unter den Vorlagen des Verwaltungsrathes befindet sich auch der Ent- wurf der allgemeinen Geschäftsordnung für beide Häuser. Derselbe schließt sich fast durchgehends an das Reglement für die preußischen Kammern an. Beide Häuser wählen einen Präsidenten und zwei Vizepräsidenten erst auf 4 Wochen, dann für die übrige Dauer des Reichstages. Das Staa- tenhaus wird durch das Loos in fünf, das Volks- haus in sieben Abtheilungen getheilt; von diesen werden die Ausschüsse gewählt, welche in der Re- gel alle Vorlagen und Anträge für die Berathung im Plenum vorzubereiten haben. Die Berichte der Ausschüsse müssen wenigstens 24 Stunden vor dieser Berathung gedruckt in den Händen aller Mitglieder sein. Die Oeffentlichkeit der Sitzun- gen kann nur auf Antrag des Verwaltungsrathes zum Zwecke vertraulicher Mittheilungen oder auf Antrag von wenigstens 20 Mitgliedern ausge- schlossen werden. Die Reihenfolge der Redner be- stimmt das Loos. Anträge auf namentliche Ab- stimmung müssen von wenigstens 50 Mitgliedern unterstützt werden. Aehnlich ist die Bestimmung, daß Mitglieder wegen ordnungswidrigen oder un- würdigen Verhaltens in oder außer dem Hause ausgeschlossen werden können. Zu einem solchen Beschlusse ist eine Mehrheit von mehr als zwei Drittheilen erforderlich, und die Verhandlung fin- det bei geschlossenen Thüren statt. -- Was das Geschäftsverhältniß der Häuser unter sich und zu dem Verwaltungsrathe betrifft, so ist der Verwal- tungsrath die Behörde, welche mit dem Reichstage zu verhandeln hat. Er bestimmt Kommissäre, welche das Recht haben, den Verhandlungen beider Häu- ser beizuwohnen und jederzeit von denselben gehört zu werden. Dieselben sind zugleich verpflichtet, auf Verlangen eines jeden der Häuser in demsel- ben zu erscheinen und Auskunft zu ertheilen, oder den Grnnd anzugeben, weßhalb solche nicht ertheilt werden könne. Wenn die beiden Häuser die Re- vision des Verfassungsentwurfes beendigt haben, und abweichende Beschlüsse noch bestehen geblieben sind, so treten die beiden Verfassungsausschüsse zu- sammen, um durch weitere Berathung eine völlige Uebereinstimmung beider Häuser möglichst zu er- leichtern. Auch in andern Fällen findet bei einem Dissensus beider Häuser eine Konferenz der betref- fenden Ausschüsse zum Behuf der Verständigung statt. -- Die letzten Bahnzüge haben eine sehr große Anzahl von Abgeordneten hierher geführt. sjplus Erfurt, 20. März. Das Parlament der deut- schen Union ward heute im Regierungsgebäude durch Herrn v. Radowitz im Namen des Ver- waltungsrathes eröffnet. Für beide war eine Estrade angebracht; sie blieben jedoch während des ganzen Akts stehen, und stehend verlas auch Hr. v. Ra- dowitz die Eröffnungsrede. Er schilderte darin die deutschen Zustände in ihrer Entwickelung seit dem Bündniß vom 26. Mai, hielt sich aber von jeder Kritik fern, nur den Austritt Hannovers und die gegen dasselbe erhobene Klage beim Bundesschieds- gericht berührend. Doch deutete er den Gedanken an, daß der engere Bund sich mehr und mehr er- weitern werde und hob mit besonders starker Be- tonung hervor, daß dem Verlangen des deutschen Volkes nach Einheit genügt werden müsse, so weit dieses in den Kräften der Regierung liege. Hier machte er eine Pause, und gedachte noch besonders, daß die Handelsverbindung der Union mit Oester- reich sich ordne, und daß, wenn auch die politische Einheit Deutschlands nicht zu Stande komme, doch die materielle erzielt werden würde. Die Rede, welche etwa 20 Minuten währte, berührte noch die Hansestaaten, deren Wünsche und Jnteressen in Betracht von Handelsverbindungen mit den nicht der Union angehörenden Staaten man gerecht wer- den müsse. * ) Nach dieser gesprochenen Rede ver- fügten sich alsobald die Mitglieder des Volks= und Staatenhauses in die Augustinerkirche. Letzteres ward von Hrn. v. Karlowitz eröffnet. Die Ver- sammlung, etwa 63 Mitglieder zählend, ernannte hierauf den früheren Staatsminister Eichhorn zum Alterspräsidenten, der in wenigen Worten die Nothwendigkeit darstellte, für eine verfassungsge- mäße Ordnung zu wirken, die eben so wohl dem Bedürfniß der Zeit entspreche, als dem Gesammt- vaterland zum Heil gereiche. Dann folgte die Präsidentenwahl, welche mit 30 Stimmen unter 63 auf Auerswald ( den früheren Präsidenten der ersten preußischen Kammer ) fiel. Es erfolg- ten hierauf die Vorlagen des Verwaltungsrathes, bestehend in der Verfassung vom 26. Mai, dem Wahlgesetze, der Additionalakte vom 26. Februar und der Entwurf der vorläufigen Geschäftsord- nung, die auch nach kurzer Debatte angenommen ward. Auch wurden noch die verschiedenen Abthei- lungen gewählt. -- Das Volkshaus ward von Radowitz eröffnet. Dasselbe wählte dann in der Person des Geheimraths Frankenberg einen Al- terspräsidenten, schritt zur Wahl der Abtheilungen und nahm die erwähnten Verwaltungsrathsvorlagen entgegen. Es wird dieses Haus etwa 180 Mit- glieder zählen. Dem Eröffnungsakt ging ein Ge- sang der hiesigen Liedertafeln von der Brüstung des Domes herab voraus, dann folgte ein Hoch- amt in der katholischen Kirche und ein Gottes- dienst mit Predigt in der Barfüßerkirche. Letztere hatte den bekannten alttestamentarischen Spruch: „Der Anfang aller Weisheit ist Gottesfurcht“, zu ihrem Thema und führte aus, wie ohne christ- liche Demuth und Gläubigkeit kein menschliches Bestreben weder im Kleinen, noch im Großen ge- deihen könne. Der Prediger war der hiesige Kon- sistorialrath Scheibe, ein Mann von streng or- thodoxer Richtung und im Politischen, wie es schien, konservativ und treubündelnd. -- Jn und um Er- furt herrscht sonst die Stille und der Frieden des Todtenhofes. * Düsseldorf, 20. März. Der Assisenhof hat heute von den 20 Maiangeklagten 12 für „ nicht schuldig “ 8 für „ schuldig “ und die letzteren zu 5 Jahren Zuchthausstrafe verurtheilt. + Wien, 17. März. Aus zuverlässiger Quelle vernimmt man, daß noch im Laufe des dießjäh- rigen Sommers der Kaiser gekrönt werden wird; zu den Vorkehrungen dazu sei eine eigene Hof- commission ernannt worden. -- Der Kaiser wird am 1. Mai Schönbrunn beziehen und erst Ende August nach Wien zurückkehren. -- Der Banus Jellachich hatte gestern eine mehrstündige Audienz beim Kaiser, welcher auch der Ministerpräsident und F.M.L. v. Degenfeld beiwohnte. Es soll sich um eine definitive Besetzung der erledigten Com- mandantenstelle des vierten Armeecorps handeln. -- Nach einem Beschlusse des Ministeriums ist allen mit Dekret angestellten Lehrern die Befrei- ung vom Militärdienste zugestanden. -- Der Ol- mützer Fürst=Erzbischof hat ein Rundschreiben an den Klerus erlassen, enthaltend eine Warnung vor der Verführung des christlichen Volks durch die Deutschkatholiken. Wien, 18. März. Jn Pesth wurde eine kai- serliche Resolution publizirt, wonach die Assentirung der während des Kampfes ausmarschirten National- garden nicht erfolgen und die bereits Assentirten zurückgeschickt werden sollen. Wien. Die „Oesterr. Korrespondenz“ schreibt aus Wien, 17. März: So eben erhalten wir aus Skutari in Albanien folgendes Schreiben: „Am 4. d. Mts. haben bei tausend Montenegriner die benachbarten Dörfer von Potgorizzu überfallen und erst Abends, nach dem sie sich den ganzen Tag ge- schlagen hatten, zogen sie sich zurück. Von den Türken wurden zwei getödtet und 20 verwundet, von den Montenegrinern soll Niemand geblieben sein, denn sonst würde man nicht ermangelt haben, ihre Köpfe nach Skutari zu bringen. Jn Ober- Albanien stehet Besim=Pascha als vom Militär- Kommando von Monastie entsendeter General, um Rekruten auszuheben. Jn einigen Gebirgsgegen- den widersetzten sich die Bewohner der Aushebung. Das albanische Städtchen Giacova befindet sich in vollkommener Anarchie, indem der Stadt=Kom- mandant ( gegen den die Einwohner sich empört hatten ) geflohen ist“ Preßburg, 14. März. Zum böhmischen Ob- servationscorps gehen auch aus Ungarn fortwäh- rend Verstärkungen ab. Gestern kamen wieder eine zwölfpfündige reitende Batterie und zwei leicht- pfündige Fußbatterien nebst Fuhrwesen= und Ar- tilleriemannschaft hier an, die sogleich zur Nord- bahn dislocirt wurden, um heute weiter zu gehen. ( Fr. O.=P.=Z. ) Dänemark. Kopenhagen, 16. März. Jn der heutigen Sitzung des Volksthings kam der Gesetzentwurf wegen der Ausschreibung zum Landkriegsdienste zur dritten Berathung. Ein von mehreren De- putirten, darunter Laurids Skau, unterstütztes Amendement, zu den Jngenieur=Compagnien nnd „Constablern das Doppelte des jährlichen Zu- wachses zu nehmen, wurde vom Kriegsminister abgerathen, „ weil wir uns in einem Augen- blicke befänden, wo nach Vieler Dafür- halten ein Ausbruch der Feindseligkeiten nahe bevorstehend sei, “ und mit 64 gegen 22 Stimmen verworfen, das Gesetz selbst aber mit 89 Stimmen angenommen. England. London, 14. März. Jn der heutigen Sitzung des Unterhauses interpellirte Hr. Anstey Lord Pal- merston darüber, ob für den Fall, daß die über- zähligen in den Donaufürstenthümern befindlichen russischen Truppen zurückgezogen würden, auch ein Theil des Geschwaders Sir W. Parkers werde zurückgezogen werden. Lord Palmerston entgeg- nete hierauf: er habe bereits erklärt, daß er die begründetsten Versicherungen der russischen Regie- rung erhalten habe, daß diese Truppen zurückge- zogen werden sollten, daß aber Alles, was das Geschwader Sir W. Parkers betreffe, von den Umständen abhänge. Hr. Austey: Jch möchte wissen, ob der edle Lord gesonnen ist, das Ge- schwader ganz oder theilweise aus den griechischen Gewässern abzuberufen. Lord Palmerston: Der Dienst, den es zu verrichten hat, ist dem förmlich zuwider. Hr. Bankes: Jst die Blokade Athens jetzt aufgehoben? Lord Palmerston: Eine Blo- kade im eigentlichen Sinne des Worts hat nie stattgefunden. Unter Blokade versteht man die strenge Ueberwachung, jeden Abgang oder Zugang von Schiffen zu verhindern, welche der blokirten Macht angehören. Eine solche Blokade ward nie zur Anwendung gebracht. Die Art von Blokade, welche zur Anwendung kam, bestand nur darin, den Abgang aller griechischen Schiffe zu verhin- dern. Diese Art von Blokade wurde am 1. März von Sir W. Parker aufgehoben, Kraft der Be- fehle der Regierung Jhrer Majestät, nachdem sie die guten Dienste Frankreichs angenommen hat. Frankreich. Paris, 15. März. Der Ausgang der Wah- len hier hat eine Annäherung zwischen den Füh- rern der Majorität der Nationalversammlung und dem Präsidenten der Republik zur Folge gehabt. Männer, wie Mol é, Changarnier, Thiers, Ber- ryer, Montalembert, mögen wohl in sekundären Fragen auseinandergehen, aber wo die Ruhe und der innere Friede Frankreichs, der Friede Europa's, die ganze gesellschaftliche Ordnung bedroht ist, da gibt es für ihren Patriotismus nur ein Banner, sich zu schaaren, um die bestehende Regierung und das Oberhaupt des Staats, und im Zusammen- wirken mit denselben ihre Kräfte zur Rettung von Allem zu vereinigen, wo Alles bedroht ist. Die nächsten Tage schon werden den Beweis liefern, daß die Regierung ihre Aufgabe begreift und auf die Unterstützung der Mehrheit der Landesvertre- tung rechnen kann. Dem Uebel muß in seinen * ) Wir werden die Eröffnungsrede wörtlich nachtragen.

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 71. Würzburg, 23. März 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische071_1850/3>, abgerufen am 26.04.2024.