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Allgemeine Zeitung, Nr. 99, 9. April 1849.

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[Spaltenumbruch] geschah, da nämlich die Donaugegend ein besseres Terrain zur Liefe-
rung einer entscheidenden Schlacht biete als jene unendlichen Sümpfe und
Pfützen der Theiß-Region. Andererseits sehen die Magyarischgefinnten
mit Zuversicht einem Sieg ihrer Partei entgegen, und schmeicheln sich
mit der Hoffnung die ungarische Armee an den Osterfeiertagen in Pesth
zu begrüßen. Aufrichtig gestanden, leben besonders wir Deutsche jetzt in
gewisser Beängstigung, da doch alles von dem Kriegsglück und dem Schick-
sal einer Schlacht abhängig ist, und das traurige Loos von Hermannstadt
uus stets vor den Sinnen schwebt. Die Ungarn sollen sehr viele Leute
haben, es befindet sich unter ihnen eine unglaubliche Masse von Polen,
welche wahrhaft todesmuthig kämpfen, und die zaghaften, ganz zuchtlosen
Magyaren mitreißen sollen. Doch vertrauen wir auch auf den Muth, die
Ausdauer und die gute Haltung der österreichischen Truppen und die
Taktik ihrer Führer, und hoffen daß noch alles eine gute Wendung neh-
men werde. Die Besatzung von Pesth und Ofen ist noch immer sehr be-
trächtlich, und da die Grenadierbataillone noch nicht ins Feld zogen, so hält
der denkende Theil der Bevölkerung die Gefahr für noch nicht so nahe. --
Während die ungarischen Geldnoten hier außer Curs gesetzt wurden, hat
die revolutionäre Regierung in Debreczin decretirt daß derjenige, der sich
weigert sie in vollem Werthe anzunehmen, als Hochverräther behandelt
und wohl auch mit dem Tode bestraft werden würde!


Meine Prophezeiung daß mit der Wiederkehr
des Lenzes und der schönen Witterung der ungarische Feldzug seine Fort-
setzung, hoffentlich auch seinen Schluß erhalten werde, geht in Erfüllung.
Gestern Nachmittag hat sich der Feldmarschall Fürst Windisch-Grätz, von
seinem Stabe und einer großen Anzahl Generale begleitet, nach dem
Kriegsschauplatz begeben. Es verlautet jedoch daß anderweitige, admini-
strative Landesangelegenheiten ein längeres Verweilen des Fürsten auf
dem Kampfplatz nicht erlauben und er daher in Bälde zurückkehren werde.
Graf Schlick führt den Oberbefehl im Centrum. Eine der Brigaden der
Generale Götz und Jablonowsky, welche bisher am linken Flügel in Wai-
tzen lag, ist bereits bis Losontz vorgedrungen. Bei Czegled an der Eisen-
bahn am rechten Flügel steht ein mächtiger Artilleriepark; doch ist gestern
die Brückenequipage nebst drei Zwölfpfündern hier durchpassirt und nach
Comorn zum Belagerungscorps abgegangen. Das österreichische Lager
befindet sich nicht mehr in Czegled, sondern weiter vor und zwar in Abany,
eine Stunde von Szolnok, welch letzterer Ort wechselsweise von österreichi-
schen Patrouillen oder von Insurgentenhaufen -- das verschanzte Lager
der Ungarn liegt am linken Ufer der Theiß -- durchstreift wird, die sich
bei einem zufälligen Zusammentreffen mit Kugeln begrüßen. Ein De-
taschement Malcontenten wollte neulich einen Ingenieur der Eisenbahn ge-
knebelt über die Theiß schleppen, weil er bei der Herstellung der nach dem
Ueberfall bei Szolnok aufgerissenen Bahnstrecke große Energie entwickelte;
die Dörfler legten sich aber ins Mittel und so entging der Geängstigte der
Gefahr. Der Ban verweilte ein paar Tage in Pesth. Gestern aber eilte
alles zu den Waffen, und man weissagt daher für heute eine entscheidende
Schlacht. Sey der Gott des Sieges, wie bei Novara, mit dem kaiserlichen
Adler!

* In später Stunde geht uns noch ein Brief von der moldauischen
Gränze vom 30 März zu. Er bestätigt leider daß noch immer ganz Sie-
benbürgen, mit Ausnahme Karlsburgs, sich in den Händen der Insur-
genten befand. Puchner soll mit seinem Corps hauptsächlich durch gänz-
lichen Mangel an Munition nach der Walachei getrieben worden seyn. Die
Ungarn hielten fortwährend den Rothenthurmpaß, den Schlüssel der Wa-
lachei, besetzt. Die anrückenden Russen, unter Hasford, hatten -- als sie
Puchners Rückzug erfuhren -- an der Gränze Halt gemacht. Mit der
kleinen Besatzung, die vor ihnen in Kronstadt gelegen, hatten die letzten
Russen das unglückliche Siebenbürgen verlassen. Malkowski hatten den
größten Theil seiner Truppen an die ungarisch-galizische Gränze -- nach
Delatin -- senden müssen, da auch von dorther ein Einbruch der Ma-
gyaren drohte.
Portugal.

Das Ministerium hat in der Pairskammer
zwei Niederlagen erlitten. Die Handelsgesellschaft ist von der Regierung
aufgelöst. Die Kammern haben das Thee-Monopol abgeschafft. Das
Budget ist vorgelegt: der Finanzminister schlägt vor die Dividenden von
der einheimischen und fremden Schuld, ebenso alle Salarien zu besteuern,
directe Steuern aufzulegen und die indirecten umzuändern. Deßgleichen
empfiehlt er eine Aenderung des Zolltarifs. Curs auf London 521/2.
(Engl. Bl.)

Spanien.

Nicht nur die Königin, sondern auch ihre
Schwester, die Herzogin v. Montpenster, hat vom Kaiser von Oesterreich
den Maria Theresten-Orden verliehen erhalten. -- Nichts wichtiges vom
[Spaltenumbruch] Kriegsschauplatz in Catalonien: alle Operationen waren durch Schnee
und Regen unterbrochen. Indessen, heißt es, Generl Concha habe einen
Kriegsplan entworfen der die größten Resultate verspreche! In Ulleartell,
in den Pyrenäen, hat der Republicanerchef Babarda unlängst einen Alcal-
den erschießen lassen. -- Aus Lissabon meldet man eine drohende Mini-
sterkrists, in deren Folge der Graf v. Thomar (Cabral) mit der Bildung
eines neuen Cabinets beaustragt werden dürfte. (Span. Bl.)

Großbritannien.

Die Verhandlung über zweite Lesung der außerordentlichen Armen-
unterstützungs-Bill für Irland ward in der gestrigen (3) Unterhaus-
sitzung
zum Schluß gebracht. Das Amendement Hrn. W. Napiers,
Mitglieds für die Universität Dublin, auf Verwerfung der Maßregel
wurde mit 192 gegen 138, also mit einer Mehrheit von 54 Stimmen,
verneint, und die Bill sosort zum zweitenmal gelesen. In dieser letzten
Sitzung über den Gesetzvorschlag redeten fast nur irische Mitglider. Man
hofft daß die Annahme dieser Maßregel andere umfassende Abhülfsplane
für Irland einleiten werde; namentlich wird mehr und mehr erkannt daß
Sir R. Peels Ansicht richtig ist: daß Irland nur geholfen werden kann
wenn man das dortige überschuldete Grundeigenthum in die Hände besserer
Landwirthe bringt, welche Capital und darin die Mittel zu einer nutzbrin-
genden Beschäftigung der untern Volksclassen besitzen.


Gestern hat das Haus der Lords sich
bis zum 19, heute das Haus der Gemeinen, nach einer Sitzung von
bloß örtlichem Interesse, bis zum 16 April vertagt. Lord Brougham
ist abgereist, um die Osterferien in Paris bei seinen geliebten Franzosen
zuzubringen. -- Das Interesse des Publicums war in den letzten Tagen
von der Politik ab- und einem Criminalproceß zugewendet, dessen Gegen-
stand seiner Zeit in der Allg. Ztg. des nähern erwähnt worden. James
Blomfield Rush, der im vorigen Herbst ein Landhaus (Stanfield-Hall)
bei Norwich überfiel, und die Familie Jermy aus Rache beinahe ganz
ausmordete, ward am 4 April, nach langer Gerichtsverhandlung, des
Verbrechens schuldig gefunden und zum Tode verurtheilt.

Frankreich.

Das Ersparnißsystem der Nationalversammlung soll eine starke An-
wendung auch auf das Departement der auswärtigen Angelegenheiten
finden. Die Budgetcommission hat den Aufwand für die Gehalte der
politischen und Consularagenten von 5,282,000 Fr. auf ungefähr 1,640,000
Fr. herabgesetzt. Nach dem Beispiel der Vereinigten Staaten und Preu-
ßens hatte die provisorische Regierung, wie der Berichterstatter Hr. Sou-
vaire-Barthelemy bemerkt, den Botschaftertitel abgeschafft. Die Com-
mission will daß es dabei sein Verbleiben habe. Nur mit dem Repräsen-
tanten am englischen Hof soll eine Ausnahme gemacht werden, weil Eng-
land seit langer Zeit einen Botschafter in Paris hält. Die Regierung
hatte gewünscht daß die diplomatischen Posten in St. Petersburg, Kon-
stantinopel, Bern, im Haag und in Canton besser dotirt, namentlich die
Gehalte der beiden ersteren Gesandten von 120,000 auf 150,000 und von
80,000 auf 100,000 Fr. erhöht werden möchten. Allein die Commission
hat sich gegen diese Mehrausgabe erklärt, auch scheint ihr daß 50,000 Fr.
in Bern und im Haag, 40,000 Fr. in Brüssel, und ein Generalconsul in
Canton mit 40,000 Fr. (statt eines von der Regierung vorgeschlagenen
bevollmächtigten Ministers mit 60,000 Fr.) genügen.


Hr. Gioberti, außerordentlicher Gesandter der piemontestschen Re-
gierung, hat gestern früh bei dem Ministerpräsidenten und dem Minister
der auswärtigen Angelegenheiten eine Audienz gehabt, und hierauf dem
englischen Botschafter einen Besuch gemacht. Frankreich und England,
wird verstchert, gehen in Beurtheilung aller Fragen welche Piemont und
Italien betreffen, Hand in Hand.


Die Anzeige von der Ankunft Karl Alberts in Paris war wirklich
falsch. Das J. des Debats widerruft sie, mit der Bemerkung dieser
Fürst müsse nach den neuesten Nachrichten in diesem Augenblick auf spa-
nischem Boden angekommen seyn. Die französische Regierung hatte übri-
gens Befehl gegeben ihn mit allen seinem Rang und seinem Unglück ge-
bührenden Ehren zu empfangen.


Die socialistische Presse wird immer schonungsloser gegen L. Bona-
parte. Das über den Peuple ergangene Strafurtheil hat dieses Journal
so wenig abgeschreckt, daß es am 2 April abermals "wegen Beschim-
pfung des ersten Magistrats der Republik" mit Beschlag belegt worden ist.
Es hatte nämlich behauptet: der Präsident der Republik habe "Geldver-
bindlichkeiten eingegangen, wodurch sein politischer Wille und Gedanke
verpfändet sey."


Der vertriebene Bischof v. Lausanne, Hr. Marilley, hat in Frankreich
Pässe genommen, um sich zu dem Papst nach Gaeta zu begeben. Dagegen

[Spaltenumbruch] geſchah, da nämlich die Donaugegend ein beſſeres Terrain zur Liefe-
rung einer entſcheidenden Schlacht biete als jene unendlichen Sümpfe und
Pfützen der Theiß-Region. Andererſeits ſehen die Magyariſchgefinnten
mit Zuverſicht einem Sieg ihrer Partei entgegen, und ſchmeicheln ſich
mit der Hoffnung die ungariſche Armee an den Oſterfeiertagen in Peſth
zu begrüßen. Aufrichtig geſtanden, leben beſonders wir Deutſche jetzt in
gewiſſer Beängſtigung, da doch alles von dem Kriegsglück und dem Schick-
ſal einer Schlacht abhängig iſt, und das traurige Loos von Hermannſtadt
uus ſtets vor den Sinnen ſchwebt. Die Ungarn ſollen ſehr viele Leute
haben, es befindet ſich unter ihnen eine unglaubliche Maſſe von Polen,
welche wahrhaft todesmuthig kämpfen, und die zaghaften, ganz zuchtloſen
Magyaren mitreißen ſollen. Doch vertrauen wir auch auf den Muth, die
Ausdauer und die gute Haltung der öſterreichiſchen Truppen und die
Taktik ihrer Führer, und hoffen daß noch alles eine gute Wendung neh-
men werde. Die Beſatzung von Peſth und Ofen iſt noch immer ſehr be-
trächtlich, und da die Grenadierbataillone noch nicht ins Feld zogen, ſo hält
der denkende Theil der Bevölkerung die Gefahr für noch nicht ſo nahe. —
Während die ungariſchen Geldnoten hier außer Curs geſetzt wurden, hat
die revolutionäre Regierung in Debreczin decretirt daß derjenige, der ſich
weigert ſie in vollem Werthe anzunehmen, als Hochverräther behandelt
und wohl auch mit dem Tode beſtraft werden würde!


Meine Prophezeiung daß mit der Wiederkehr
des Lenzes und der ſchönen Witterung der ungariſche Feldzug ſeine Fort-
ſetzung, hoffentlich auch ſeinen Schluß erhalten werde, geht in Erfüllung.
Geſtern Nachmittag hat ſich der Feldmarſchall Fürſt Windiſch-Grätz, von
ſeinem Stabe und einer großen Anzahl Generale begleitet, nach dem
Kriegsſchauplatz begeben. Es verlautet jedoch daß anderweitige, admini-
ſtrative Landesangelegenheiten ein längeres Verweilen des Fürſten auf
dem Kampfplatz nicht erlauben und er daher in Bälde zurückkehren werde.
Graf Schlick führt den Oberbefehl im Centrum. Eine der Brigaden der
Generale Götz und Jablonowsky, welche bisher am linken Flügel in Wai-
tzen lag, iſt bereits bis Loſontz vorgedrungen. Bei Czegled an der Eiſen-
bahn am rechten Flügel ſteht ein mächtiger Artilleriepark; doch iſt geſtern
die Brückenequipage nebſt drei Zwölfpfündern hier durchpaſſirt und nach
Comorn zum Belagerungscorps abgegangen. Das öſterreichiſche Lager
befindet ſich nicht mehr in Czegled, ſondern weiter vor und zwar in Abany,
eine Stunde von Szolnok, welch letzterer Ort wechſelsweiſe von öſterreichi-
ſchen Patrouillen oder von Inſurgentenhaufen — das verſchanzte Lager
der Ungarn liegt am linken Ufer der Theiß — durchſtreift wird, die ſich
bei einem zufälligen Zuſammentreffen mit Kugeln begrüßen. Ein De-
taſchement Malcontenten wollte neulich einen Ingenieur der Eiſenbahn ge-
knebelt über die Theiß ſchleppen, weil er bei der Herſtellung der nach dem
Ueberfall bei Szolnok aufgeriſſenen Bahnſtrecke große Energie entwickelte;
die Dörfler legten ſich aber ins Mittel und ſo entging der Geängſtigte der
Gefahr. Der Ban verweilte ein paar Tage in Peſth. Geſtern aber eilte
alles zu den Waffen, und man weiſſagt daher für heute eine entſcheidende
Schlacht. Sey der Gott des Sieges, wie bei Novara, mit dem kaiſerlichen
Adler!

* In ſpäter Stunde geht uns noch ein Brief von der moldauiſchen
Gränze vom 30 März zu. Er beſtätigt leider daß noch immer ganz Sie-
benbürgen, mit Ausnahme Karlsburgs, ſich in den Händen der Inſur-
genten befand. Puchner ſoll mit ſeinem Corps hauptſächlich durch gänz-
lichen Mangel an Munition nach der Walachei getrieben worden ſeyn. Die
Ungarn hielten fortwährend den Rothenthurmpaß, den Schlüſſel der Wa-
lachei, beſetzt. Die anrückenden Ruſſen, unter Hasford, hatten — als ſie
Puchners Rückzug erfuhren — an der Gränze Halt gemacht. Mit der
kleinen Beſatzung, die vor ihnen in Kronſtadt gelegen, hatten die letzten
Ruſſen das unglückliche Siebenbürgen verlaſſen. Malkowski hatten den
größten Theil ſeiner Truppen an die ungariſch-galiziſche Gränze — nach
Delatin — ſenden müſſen, da auch von dorther ein Einbruch der Ma-
gyaren drohte.
Portugal.

Das Miniſterium hat in der Pairskammer
zwei Niederlagen erlitten. Die Handelsgeſellſchaft iſt von der Regierung
aufgelöst. Die Kammern haben das Thee-Monopol abgeſchafft. Das
Budget iſt vorgelegt: der Finanzminiſter ſchlägt vor die Dividenden von
der einheimiſchen und fremden Schuld, ebenſo alle Salarien zu beſteuern,
directe Steuern aufzulegen und die indirecten umzuändern. Deßgleichen
empfiehlt er eine Aenderung des Zolltarifs. Curs auf London 52½.
(Engl. Bl.)

Spanien.

Nicht nur die Königin, ſondern auch ihre
Schweſter, die Herzogin v. Montpenſter, hat vom Kaiſer von Oeſterreich
den Maria Thereſten-Orden verliehen erhalten. — Nichts wichtiges vom
[Spaltenumbruch] Kriegsſchauplatz in Catalonien: alle Operationen waren durch Schnee
und Regen unterbrochen. Indeſſen, heißt es, Generl Concha habe einen
Kriegsplan entworfen der die größten Reſultate verſpreche! In Ulleartell,
in den Pyrenäen, hat der Republicanerchef Babarda unlängſt einen Alcal-
den erſchießen laſſen. — Aus Liſſabon meldet man eine drohende Mini-
ſterkriſts, in deren Folge der Graf v. Thomar (Cabral) mit der Bildung
eines neuen Cabinets beauſtragt werden dürfte. (Span. Bl.)

Großbritannien.

Die Verhandlung über zweite Leſung der außerordentlichen Armen-
unterſtützungs-Bill für Irland ward in der geſtrigen (3) Unterhaus-
ſitzung
zum Schluß gebracht. Das Amendement Hrn. W. Napiers,
Mitglieds für die Univerſität Dublin, auf Verwerfung der Maßregel
wurde mit 192 gegen 138, alſo mit einer Mehrheit von 54 Stimmen,
verneint, und die Bill ſoſort zum zweitenmal geleſen. In dieſer letzten
Sitzung über den Geſetzvorſchlag redeten faſt nur iriſche Mitglider. Man
hofft daß die Annahme dieſer Maßregel andere umfaſſende Abhülfsplane
für Irland einleiten werde; namentlich wird mehr und mehr erkannt daß
Sir R. Peels Anſicht richtig iſt: daß Irland nur geholfen werden kann
wenn man das dortige überſchuldete Grundeigenthum in die Hände beſſerer
Landwirthe bringt, welche Capital und darin die Mittel zu einer nutzbrin-
genden Beſchäftigung der untern Volksclaſſen beſitzen.


Geſtern hat das Haus der Lords ſich
bis zum 19, heute das Haus der Gemeinen, nach einer Sitzung von
bloß örtlichem Intereſſe, bis zum 16 April vertagt. Lord Brougham
iſt abgereist, um die Oſterferien in Paris bei ſeinen geliebten Franzoſen
zuzubringen. — Das Intereſſe des Publicums war in den letzten Tagen
von der Politik ab- und einem Criminalproceß zugewendet, deſſen Gegen-
ſtand ſeiner Zeit in der Allg. Ztg. des nähern erwähnt worden. James
Blomfield Ruſh, der im vorigen Herbſt ein Landhaus (Stanfield-Hall)
bei Norwich überfiel, und die Familie Jermy aus Rache beinahe ganz
ausmordete, ward am 4 April, nach langer Gerichtsverhandlung, des
Verbrechens ſchuldig gefunden und zum Tode verurtheilt.

Frankreich.

Das Erſparnißſyſtem der Nationalverſammlung ſoll eine ſtarke An-
wendung auch auf das Departement der auswärtigen Angelegenheiten
finden. Die Budgetcommiſſion hat den Aufwand für die Gehalte der
politiſchen und Conſularagenten von 5,282,000 Fr. auf ungefähr 1,640,000
Fr. herabgeſetzt. Nach dem Beiſpiel der Vereinigten Staaten und Preu-
ßens hatte die proviſoriſche Regierung, wie der Berichterſtatter Hr. Sou-
vaire-Barthelemy bemerkt, den Botſchaftertitel abgeſchafft. Die Com-
miſſion will daß es dabei ſein Verbleiben habe. Nur mit dem Repräſen-
tanten am engliſchen Hof ſoll eine Ausnahme gemacht werden, weil Eng-
land ſeit langer Zeit einen Botſchafter in Paris hält. Die Regierung
hatte gewünſcht daß die diplomatiſchen Poſten in St. Petersburg, Kon-
ſtantinopel, Bern, im Haag und in Canton beſſer dotirt, namentlich die
Gehalte der beiden erſteren Geſandten von 120,000 auf 150,000 und von
80,000 auf 100,000 Fr. erhöht werden möchten. Allein die Commiſſion
hat ſich gegen dieſe Mehrausgabe erklärt, auch ſcheint ihr daß 50,000 Fr.
in Bern und im Haag, 40,000 Fr. in Brüſſel, und ein Generalconſul in
Canton mit 40,000 Fr. (ſtatt eines von der Regierung vorgeſchlagenen
bevollmächtigten Miniſters mit 60,000 Fr.) genügen.


Hr. Gioberti, außerordentlicher Geſandter der piemonteſtſchen Re-
gierung, hat geſtern früh bei dem Miniſterpräſidenten und dem Miniſter
der auswärtigen Angelegenheiten eine Audienz gehabt, und hierauf dem
engliſchen Botſchafter einen Beſuch gemacht. Frankreich und England,
wird verſtchert, gehen in Beurtheilung aller Fragen welche Piemont und
Italien betreffen, Hand in Hand.


Die Anzeige von der Ankunft Karl Alberts in Paris war wirklich
falſch. Das J. des Débats widerruft ſie, mit der Bemerkung dieſer
Fürſt müſſe nach den neueſten Nachrichten in dieſem Augenblick auf ſpa-
niſchem Boden angekommen ſeyn. Die franzöſiſche Regierung hatte übri-
gens Befehl gegeben ihn mit allen ſeinem Rang und ſeinem Unglück ge-
bührenden Ehren zu empfangen.


Die ſocialiſtiſche Preſſe wird immer ſchonungsloſer gegen L. Bona-
parte. Das über den Peuple ergangene Strafurtheil hat dieſes Journal
ſo wenig abgeſchreckt, daß es am 2 April abermals „wegen Beſchim-
pfung des erſten Magiſtrats der Republik“ mit Beſchlag belegt worden iſt.
Es hatte nämlich behauptet: der Präſident der Republik habe „Geldver-
bindlichkeiten eingegangen, wodurch ſein politiſcher Wille und Gedanke
verpfändet ſey.“


Der vertriebene Biſchof v. Lauſanne, Hr. Marilley, hat in Frankreich
Päſſe genommen, um ſich zu dem Papſt nach Gaëta zu begeben. Dagegen

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[1518/0006] geſchah, da nämlich die Donaugegend ein beſſeres Terrain zur Liefe- rung einer entſcheidenden Schlacht biete als jene unendlichen Sümpfe und Pfützen der Theiß-Region. Andererſeits ſehen die Magyariſchgefinnten mit Zuverſicht einem Sieg ihrer Partei entgegen, und ſchmeicheln ſich mit der Hoffnung die ungariſche Armee an den Oſterfeiertagen in Peſth zu begrüßen. Aufrichtig geſtanden, leben beſonders wir Deutſche jetzt in gewiſſer Beängſtigung, da doch alles von dem Kriegsglück und dem Schick- ſal einer Schlacht abhängig iſt, und das traurige Loos von Hermannſtadt uus ſtets vor den Sinnen ſchwebt. Die Ungarn ſollen ſehr viele Leute haben, es befindet ſich unter ihnen eine unglaubliche Maſſe von Polen, welche wahrhaft todesmuthig kämpfen, und die zaghaften, ganz zuchtloſen Magyaren mitreißen ſollen. Doch vertrauen wir auch auf den Muth, die Ausdauer und die gute Haltung der öſterreichiſchen Truppen und die Taktik ihrer Führer, und hoffen daß noch alles eine gute Wendung neh- men werde. Die Beſatzung von Peſth und Ofen iſt noch immer ſehr be- trächtlich, und da die Grenadierbataillone noch nicht ins Feld zogen, ſo hält der denkende Theil der Bevölkerung die Gefahr für noch nicht ſo nahe. — Während die ungariſchen Geldnoten hier außer Curs geſetzt wurden, hat die revolutionäre Regierung in Debreczin decretirt daß derjenige, der ſich weigert ſie in vollem Werthe anzunehmen, als Hochverräther behandelt und wohl auch mit dem Tode beſtraft werden würde! ∷ Peſth, 4 April. Meine Prophezeiung daß mit der Wiederkehr des Lenzes und der ſchönen Witterung der ungariſche Feldzug ſeine Fort- ſetzung, hoffentlich auch ſeinen Schluß erhalten werde, geht in Erfüllung. Geſtern Nachmittag hat ſich der Feldmarſchall Fürſt Windiſch-Grätz, von ſeinem Stabe und einer großen Anzahl Generale begleitet, nach dem Kriegsſchauplatz begeben. Es verlautet jedoch daß anderweitige, admini- ſtrative Landesangelegenheiten ein längeres Verweilen des Fürſten auf dem Kampfplatz nicht erlauben und er daher in Bälde zurückkehren werde. Graf Schlick führt den Oberbefehl im Centrum. Eine der Brigaden der Generale Götz und Jablonowsky, welche bisher am linken Flügel in Wai- tzen lag, iſt bereits bis Loſontz vorgedrungen. Bei Czegled an der Eiſen- bahn am rechten Flügel ſteht ein mächtiger Artilleriepark; doch iſt geſtern die Brückenequipage nebſt drei Zwölfpfündern hier durchpaſſirt und nach Comorn zum Belagerungscorps abgegangen. Das öſterreichiſche Lager befindet ſich nicht mehr in Czegled, ſondern weiter vor und zwar in Abany, eine Stunde von Szolnok, welch letzterer Ort wechſelsweiſe von öſterreichi- ſchen Patrouillen oder von Inſurgentenhaufen — das verſchanzte Lager der Ungarn liegt am linken Ufer der Theiß — durchſtreift wird, die ſich bei einem zufälligen Zuſammentreffen mit Kugeln begrüßen. Ein De- taſchement Malcontenten wollte neulich einen Ingenieur der Eiſenbahn ge- knebelt über die Theiß ſchleppen, weil er bei der Herſtellung der nach dem Ueberfall bei Szolnok aufgeriſſenen Bahnſtrecke große Energie entwickelte; die Dörfler legten ſich aber ins Mittel und ſo entging der Geängſtigte der Gefahr. Der Ban verweilte ein paar Tage in Peſth. Geſtern aber eilte alles zu den Waffen, und man weiſſagt daher für heute eine entſcheidende Schlacht. Sey der Gott des Sieges, wie bei Novara, mit dem kaiſerlichen Adler! * In ſpäter Stunde geht uns noch ein Brief von der moldauiſchen Gränze vom 30 März zu. Er beſtätigt leider daß noch immer ganz Sie- benbürgen, mit Ausnahme Karlsburgs, ſich in den Händen der Inſur- genten befand. Puchner ſoll mit ſeinem Corps hauptſächlich durch gänz- lichen Mangel an Munition nach der Walachei getrieben worden ſeyn. Die Ungarn hielten fortwährend den Rothenthurmpaß, den Schlüſſel der Wa- lachei, beſetzt. Die anrückenden Ruſſen, unter Hasford, hatten — als ſie Puchners Rückzug erfuhren — an der Gränze Halt gemacht. Mit der kleinen Beſatzung, die vor ihnen in Kronſtadt gelegen, hatten die letzten Ruſſen das unglückliche Siebenbürgen verlaſſen. Malkowski hatten den größten Theil ſeiner Truppen an die ungariſch-galiziſche Gränze — nach Delatin — ſenden müſſen, da auch von dorther ein Einbruch der Ma- gyaren drohte. Portugal. Liſſabon, 29 März. Das Miniſterium hat in der Pairskammer zwei Niederlagen erlitten. Die Handelsgeſellſchaft iſt von der Regierung aufgelöst. Die Kammern haben das Thee-Monopol abgeſchafft. Das Budget iſt vorgelegt: der Finanzminiſter ſchlägt vor die Dividenden von der einheimiſchen und fremden Schuld, ebenſo alle Salarien zu beſteuern, directe Steuern aufzulegen und die indirecten umzuändern. Deßgleichen empfiehlt er eine Aenderung des Zolltarifs. Curs auf London 52½. (Engl. Bl.) Spanien. Madrid, 30 März. Nicht nur die Königin, ſondern auch ihre Schweſter, die Herzogin v. Montpenſter, hat vom Kaiſer von Oeſterreich den Maria Thereſten-Orden verliehen erhalten. — Nichts wichtiges vom Kriegsſchauplatz in Catalonien: alle Operationen waren durch Schnee und Regen unterbrochen. Indeſſen, heißt es, Generl Concha habe einen Kriegsplan entworfen der die größten Reſultate verſpreche! In Ulleartell, in den Pyrenäen, hat der Republicanerchef Babarda unlängſt einen Alcal- den erſchießen laſſen. — Aus Liſſabon meldet man eine drohende Mini- ſterkriſts, in deren Folge der Graf v. Thomar (Cabral) mit der Bildung eines neuen Cabinets beauſtragt werden dürfte. (Span. Bl.) Großbritannien. London, 4 April. Die Verhandlung über zweite Leſung der außerordentlichen Armen- unterſtützungs-Bill für Irland ward in der geſtrigen (3) Unterhaus- ſitzung zum Schluß gebracht. Das Amendement Hrn. W. Napiers, Mitglieds für die Univerſität Dublin, auf Verwerfung der Maßregel wurde mit 192 gegen 138, alſo mit einer Mehrheit von 54 Stimmen, verneint, und die Bill ſoſort zum zweitenmal geleſen. In dieſer letzten Sitzung über den Geſetzvorſchlag redeten faſt nur iriſche Mitglider. Man hofft daß die Annahme dieſer Maßregel andere umfaſſende Abhülfsplane für Irland einleiten werde; namentlich wird mehr und mehr erkannt daß Sir R. Peels Anſicht richtig iſt: daß Irland nur geholfen werden kann wenn man das dortige überſchuldete Grundeigenthum in die Hände beſſerer Landwirthe bringt, welche Capital und darin die Mittel zu einer nutzbrin- genden Beſchäftigung der untern Volksclaſſen beſitzen. ** London, 5 April. Geſtern hat das Haus der Lords ſich bis zum 19, heute das Haus der Gemeinen, nach einer Sitzung von bloß örtlichem Intereſſe, bis zum 16 April vertagt. Lord Brougham iſt abgereist, um die Oſterferien in Paris bei ſeinen geliebten Franzoſen zuzubringen. — Das Intereſſe des Publicums war in den letzten Tagen von der Politik ab- und einem Criminalproceß zugewendet, deſſen Gegen- ſtand ſeiner Zeit in der Allg. Ztg. des nähern erwähnt worden. James Blomfield Ruſh, der im vorigen Herbſt ein Landhaus (Stanfield-Hall) bei Norwich überfiel, und die Familie Jermy aus Rache beinahe ganz ausmordete, ward am 4 April, nach langer Gerichtsverhandlung, des Verbrechens ſchuldig gefunden und zum Tode verurtheilt. Frankreich. Paris, 5 April. Das Erſparnißſyſtem der Nationalverſammlung ſoll eine ſtarke An- wendung auch auf das Departement der auswärtigen Angelegenheiten finden. Die Budgetcommiſſion hat den Aufwand für die Gehalte der politiſchen und Conſularagenten von 5,282,000 Fr. auf ungefähr 1,640,000 Fr. herabgeſetzt. Nach dem Beiſpiel der Vereinigten Staaten und Preu- ßens hatte die proviſoriſche Regierung, wie der Berichterſtatter Hr. Sou- vaire-Barthelemy bemerkt, den Botſchaftertitel abgeſchafft. Die Com- miſſion will daß es dabei ſein Verbleiben habe. Nur mit dem Repräſen- tanten am engliſchen Hof ſoll eine Ausnahme gemacht werden, weil Eng- land ſeit langer Zeit einen Botſchafter in Paris hält. Die Regierung hatte gewünſcht daß die diplomatiſchen Poſten in St. Petersburg, Kon- ſtantinopel, Bern, im Haag und in Canton beſſer dotirt, namentlich die Gehalte der beiden erſteren Geſandten von 120,000 auf 150,000 und von 80,000 auf 100,000 Fr. erhöht werden möchten. Allein die Commiſſion hat ſich gegen dieſe Mehrausgabe erklärt, auch ſcheint ihr daß 50,000 Fr. in Bern und im Haag, 40,000 Fr. in Brüſſel, und ein Generalconſul in Canton mit 40,000 Fr. (ſtatt eines von der Regierung vorgeſchlagenen bevollmächtigten Miniſters mit 60,000 Fr.) genügen. Hr. Gioberti, außerordentlicher Geſandter der piemonteſtſchen Re- gierung, hat geſtern früh bei dem Miniſterpräſidenten und dem Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten eine Audienz gehabt, und hierauf dem engliſchen Botſchafter einen Beſuch gemacht. Frankreich und England, wird verſtchert, gehen in Beurtheilung aller Fragen welche Piemont und Italien betreffen, Hand in Hand. Die Anzeige von der Ankunft Karl Alberts in Paris war wirklich falſch. Das J. des Débats widerruft ſie, mit der Bemerkung dieſer Fürſt müſſe nach den neueſten Nachrichten in dieſem Augenblick auf ſpa- niſchem Boden angekommen ſeyn. Die franzöſiſche Regierung hatte übri- gens Befehl gegeben ihn mit allen ſeinem Rang und ſeinem Unglück ge- bührenden Ehren zu empfangen. Die ſocialiſtiſche Preſſe wird immer ſchonungsloſer gegen L. Bona- parte. 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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-09-09T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 99, 9. April 1849, S. 1518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine99_1849/6>, abgerufen am 21.11.2024.