Allgemeine Zeitung, Nr. 45, 7. November 1914.Allgemeine Zeitung 7. November 1914. [Spaltenumbruch]
Der Feind im Westen. Die Mitteilungen unserer obersten Heeresleitung aus dem 30. Oktober: Unsere Angriffe südlich Nieuport und östlich Ypres 31. Oktober: Unsere Armee in Belgien nahm gestern Ramscappelle 1. November: In Belgien werden die Operationen durch Ueberschwem- 2. November: Im Angriff auf Ypern wurde weiter Gelände gewonnen. 3. November: Die Ueberschwemmungen südlich Nieuport schließen Von gutem Erfolge waren unsere Angriffe an der Aisne Neben der Kathedrale von Soissons brachten die Fran- 4. November: Unsere Angriffe auf Ypern, nördlich Arras und östlich [Spaltenumbruch] Südlich Verdun und in den Vogesen wurden französische * Das Wolffsche Bureau nimmt eine Meldung der Agence Havas Am Freitag wurden 30 deutsche und österreichisch- * Französischer Protest gegen plündernde Franzosen. Aus einem Armeebefehl des französischen Generalissimus Nun ist uns auch ein unleugbares Zeugnis für die Plünderungs- Das interessante Schriftstück lautet in deutscher Uebersetzung: Mogeville, 26. August.Der Bürgermeister (gez.) Huret. Diesem unanzweifelbaren Zeugnis gegenüber ist wohl jeder Der Feind im Osten. Das Wolffsche Bureau verbreitet diesmal fast ausschließlich nur 30. Oktober: In Russisch-Polen wurde auch gestern nicht gekämpft. Allgemeine Zeitung 7. November 1914. [Spaltenumbruch]
Der Feind im Weſten. Die Mitteilungen unſerer oberſten Heeresleitung aus dem 30. Oktober: Unſere Angriffe ſüdlich Nieuport und öſtlich Ypres 31. Oktober: Unſere Armee in Belgien nahm geſtern Ramscappelle 1. November: In Belgien werden die Operationen durch Ueberſchwem- 2. November: Im Angriff auf Ypern wurde weiter Gelände gewonnen. 3. November: Die Ueberſchwemmungen ſüdlich Nieuport ſchließen Von gutem Erfolge waren unſere Angriffe an der Aisne Neben der Kathedrale von Soiſſons brachten die Fran- 4. November: Unſere Angriffe auf Ypern, nördlich Arras und öſtlich [Spaltenumbruch] Südlich Verdun und in den Vogeſen wurden franzöſiſche * Das Wolffſche Bureau nimmt eine Meldung der Agence Havas Am Freitag wurden 30 deutſche und öſterreichiſch- * Franzöſiſcher Proteſt gegen plündernde Franzoſen. Aus einem Armeebefehl des franzöſiſchen Generaliſſimus Nun iſt uns auch ein unleugbares Zeugnis für die Plünderungs- Das intereſſante Schriftſtück lautet in deutſcher Ueberſetzung: Mogeville, 26. Auguſt.Der Bürgermeiſter (gez.) Huret. Dieſem unanzweifelbaren Zeugnis gegenüber iſt wohl jeder Der Feind im Oſten. Das Wolffſche Bureau verbreitet diesmal faſt ausſchließlich nur 30. Oktober: In Ruſſiſch-Polen wurde auch geſtern nicht gekämpft. <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jComment" n="3"> <pb facs="#f0002" n="646"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi> 7. November 1914.</fw><lb/> <cb/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Der Feind im Weſten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"><lb/> <p>Die Mitteilungen unſerer oberſten Heeresleitung aus dem<lb/> Großen Hauptquartier der letzten Tage lauten:</p><lb/> <p>30. Oktober:</p><lb/> <cit> <quote>Unſere Angriffe ſüdlich <hi rendition="#g">Nieuport</hi> und öſtlich <hi rendition="#g">Ypres</hi><lb/> wurden erfolgreich fortgeſetzt. 8 Maſchinengewehre wurden er-<lb/> beutet und 200 Engländer zu Gefangenen gemacht. Im<lb/><hi rendition="#g">Argonnerwalde</hi> nahmen unſere Truppen mehrere Block-<lb/> häuſer und Stützpunkte. Nordweſtlich Verdun griffen die Fran-<lb/> zoſen ohne Erfolg an.</quote> </cit><lb/> <p>31. Oktober:</p><lb/> <cit> <quote>Unſere Armee in Belgien nahm geſtern <hi rendition="#g">Ramscappelle</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Bixſchote</hi>. Der Angriff auf Ypern ſchreitet gleichfalls<lb/> fort. <hi rendition="#g">Zandvoorde</hi>, Schloß <hi rendition="#g">Hollebeke</hi> und <hi rendition="#g">Wambeke</hi><lb/> wurden geſtürmt. Auch weiter ſüdlich gewannen wir Boden.<lb/> Oeſtlich <hi rendition="#g">Soiſſons</hi> wurde der Gegner gleichfalls angegriffen und<lb/> im Laufe des Tages aus mehreren ſtark verſchanzten Stellungen<lb/> nördlich von Vailly vertrieben. Am Nachmittag wurde dann<lb/> Vailly geſtürmt und der Feind unter ſchweren Verluſten über die<lb/> Aisne zurückgeworfen. Wir machten tauſend Gefangene und er-<lb/> beuteten zwei Maſchinengewehre. Im <hi rendition="#g">Argonnenwalde</hi> ſo-<lb/> wie weſtlich von <hi rendition="#g">Verdun</hi> und nördlich von <hi rendition="#g">Toul</hi> brachen<lb/> wiederholt feindliche Angriffe unter ſchweren Verluſten der Fran-<lb/> zoſen zuſammen.</quote> </cit><lb/> <p>1. November:</p><lb/> <cit> <quote>In Belgien werden die Operationen durch <hi rendition="#g">Ueberſchwem-<lb/> mungen</hi> erſchwert, die im Yſer-Ypernkanal durch Zerſtörung<lb/> der Schleuſen bei Nieuport herbeigeführt wurden. Bei <hi rendition="#g">Ypern</hi><lb/> ſind unſere Truppen weiter vorgedrungen, es wurden mindeſtens<lb/> 600 Gefangene gemacht und einige Geſchütze der Engländer er-<lb/> beutet. Auch die weſtlich Lille kämpfenden Truppen ſind vorwärts<lb/> gekommen. Die Zahl der bei <hi rendition="#g">Vailly</hi> gemachten Gefangenen hat<lb/> ſich auf etwa 1500 Mann erhöht. In der Gegend von <hi rendition="#g">Verdun</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Toul</hi> fanden nur kleinere Kämpfe ſtatt.</quote> </cit><lb/> <p>2. November:</p><lb/> <cit> <quote>Im Angriff auf <hi rendition="#g">Ypern</hi> wurde weiter Gelände gewonnen.<lb/><hi rendition="#g">Meſſines</hi> iſt in unſeren Händen. Gegenüber unſerem rechten<lb/> Flügel ſind jetzt mit Sicherheit <hi rendition="#g">Jnder</hi> feſtgeſtellt. Dieſe kämpfen<lb/> nach den bisherigen Feſtſtellungen nicht in eigenen geſchloſſenen<lb/> Verbänden, ſondern ſind auf der ganzen Front der Engländer<lb/> verteilt. Auch in den Kämpfen im <hi rendition="#g">Argonnerwalde</hi> wurden<lb/> Fortſchritte gemacht. Der Gegner erlitt hier ſtarke Verluſte.</quote> </cit><lb/> <p>3. November:</p><lb/> <cit> <quote>Die <hi rendition="#g">Ueberſchwemmungen</hi> ſüdlich <hi rendition="#g">Nieuport</hi> ſchließen<lb/> jede Operation in dieſer Gegend aus. Die Ländereien ſind für<lb/> lange Zeit vernichtet. Das Waſſer ſteht zum Teil über mannshoch.<lb/> Unſere Truppen ſind aus dem überſchwemmten Gebiet ohne jeden<lb/> Verluſt an Mann, Pferden, Geſchützen und Fahrzeugen heraus-<lb/> gezogen. Unſere Angriffe auf <hi rendition="#g">Ypres</hi> ſchreiten vorwärts. Ueber<lb/> 2300 Mann, meiſt Engländer, wurden zu Gefangenen gemacht und<lb/> mehrere Maſchinengewehre erbeutet. In der Gegend weſtlich<lb/><hi rendition="#g">Roye</hi> fanden erbitterte, für beide Seiten verluſtreiche Kämpfe<lb/> ſtatt, die aber keine Veränderung der dortigen Lage brachten. Wir<lb/> verloren dabei in einem Dorfgefecht einige hundert Mann als Ver-<lb/> mißte und zwei Geſchütze.</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>Von gutem Erfolge waren unſere Angriffe an der <hi rendition="#g">Aisne</hi><lb/> öſtlich Soiſſons. Unſere Truppen nahmen trotz heftigen Wider-<lb/> ſtandes mehrere ſtark befeſtigte Stellungen im Sturm, ſetzten ſich<lb/> in Beſitz von Chaponne und Soupir, machten über 1000 Franzoſen<lb/> zu Gefangenen und eroberten drei Geſchütze und vier Maſchinen-<lb/> gewehre.</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>Neben der Kathedrale von <hi rendition="#g">Soiſſons</hi> brachten die Fran-<lb/> zoſen eine ſchwere Batterie in Stellung, deren Beobachter auf dem<lb/> Kathedraleturm erkannt wurde. Die Folgen eines ſolchen Ver-<lb/> fahrens, in dem ein Syſtem erblickt werden muß, liegen auf der<lb/> Hand. Zwiſchen <hi rendition="#g">Verdun</hi> und <hi rendition="#g">Toul</hi> wurden verſchiedene An-<lb/> griffe der Franzoſen abgewieſen. Die Franzoſen trugen teilweiſe<lb/> deutſche Mäntel und Helme. In den <hi rendition="#g">Vogeſen</hi> in Gegend Mar-<lb/> kirch wurde ein Angriff der Franzoſen abgeſchlagen. Unſere<lb/> Truppen gingen hier zum Gegenangriff über.</quote> </cit><lb/> <p>4. November:</p><lb/> <cit> <quote>Unſere Angriffe auf <hi rendition="#g">Ypern</hi>, nördlich <hi rendition="#g">Arras</hi> und öſtlich<lb/><hi rendition="#g">Soiſſons</hi> ſchreiten langſam aber erfolgreich fort.</quote> </cit><lb/> <cb/> <cit> <quote>Südlich <hi rendition="#g">Verdun</hi> und in den <hi rendition="#g">Vogeſen</hi> wurden franzöſiſche<lb/> Angriffe abgewieſen.</quote> </cit><lb/> <p>*</p><lb/> <p>Das Wolffſche Bureau nimmt eine Meldung der Agence Havas<lb/> vom 31. Oktober auf, die aus <hi rendition="#g">Paris</hi> telegraphiert:</p><lb/> <cit> <quote>Am Freitag wurden 30 <hi rendition="#g">deutſche und öſterreichiſch-<lb/> ungariſche Firmen unter Staatsaufſicht geſtellt</hi>.</quote> </cit><lb/> <p>*</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Franzöſiſcher Proteſt gegen plündernde<lb/> Franzoſen</hi>.</hi> </head><lb/> <p>Aus einem Armeebefehl des franzöſiſchen Generaliſſimus<lb/> Joffre wiſſen wir, daß die Zivilbehörden bei ihm ſehr energiſch<lb/> Klage geführt haben über unerträgliche Plünderungszüge der<lb/> eigenen Truppen. Joffre ſah ſich gezwungen — und ſein Befehl<lb/> iſt von allen Generalkommandos an die nachgeordneten Befehls-<lb/> ſtellen weitergegeben worden —, darauf hinzuweiſen, daß <hi rendition="#g">auf<lb/> Plünderung die Todesſtrafe</hi> ſtehe.</p><lb/> <p>Nun iſt uns auch ein unleugbares Zeugnis für die Plünderungs-<lb/> ſucht der Franzoſen in die Hände gefallen. Am 14. Oktober wurde<lb/> von einer Patrouille in Mogeville nordöſtlich von Verdun ein ge-<lb/> ſtempeltes Dienſtſchreiben des dortigen Bürgermeiſters an ſeinen<lb/> Unterpräfekten gefunden, in dem genau die Truppenteile bezeichnet<lb/> werden, die ſich der Plünderung an ihren Landsleuten ſchuldig ge-<lb/> macht haben.</p><lb/> <p>Das intereſſante Schriftſtück lautet in deutſcher Ueberſetzung:</p><lb/> <cit> <quote><date><hi rendition="#g">Mogeville</hi>, 26. Auguſt.</date><lb/><hi rendition="#c">Geehrter Herr Unterpräfekt!</hi><lb/> Geſtern befürchtete faſt die ganze Bevölkerung eine Beſchießung<lb/> von den Deutſchen und iſt geflohen, während tagsüber die fran-<lb/> zöſiſchen 59. Jäger z. F., das 211. und 220. Regiment die Um-<lb/> gegend beſetzten.<lb/> Da ſeitens der Franzoſen vor Ankunft der 220er unglaubliche<lb/> Sachen vorgekommen ſind, was der Kommandeur des letzteren<lb/> Regiments und Herr Dantremepuits, Leutnant d. R. V. P., des<lb/> Viehdepots des 6. Korps beſtätigen können — ſie waren teilweiſe<lb/> Augenzeugen jener unwürdigen Vorkommniſſe —, ſo proteſtiere<lb/> ich aufs energiſchſte gegen die begangene Plünderung und Miß-<lb/> bräuche jeder Art. Heute will ich nur erwähnen, daß die Fahne<lb/> zerfetzt und in eine Ecke geworfen wurde, daß die Poſten beleidigt,<lb/> die Keller durchwühlt, daß den Hühnern, den Kaninchen der Hals<lb/> umgedreht und ſie ſogar in die Gärten geworfen wurden uſw., und<lb/> daß Diebſtahl und Verwüſtung an der Tagesordnung ſind. Ich<lb/> warte, bis die ganze Bevölkerung zurückgekehrt, um die Höhe der<lb/> Schäden feſtzuſetzen. Mitteilen möchte ich noch, daß der Bei-<lb/> geordnete, der Bürgermeiſtereiſekretär und ich gegen 7 Uhr abends<lb/> zurückgekommen ſind und daß alle dieſe Diebſtähle und nichts-<lb/> würdigen Vorkommniſſe bereits geſchehen waren. Ich verlange<lb/> daher, daß hierüber ſobald wie möglich eine Unterſuchung angeſtellt<lb/> wird. Die Bevölkerung iſt darüber aufgeregt.<lb/></quote> <bibl>Der Bürgermeiſter (gez.) <hi rendition="#g">Huret</hi>.</bibl> </cit><lb/> <p>Dieſem unanzweifelbaren Zeugnis gegenüber iſt wohl jeder<lb/> Kommentar überflüſſig.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Der Feind im Oſten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"><lb/> <p>Das Wolffſche Bureau verbreitet diesmal faſt ausſchließlich nur<lb/> amtliche Berichte unſeres öſterreichiſchen Bundesgenoſſen über die<lb/> Kämpfe in Galizien und Serbien, und zwar:</p><lb/> <p>30. Oktober:</p><lb/> <cit> <quote>In <hi rendition="#g">Ruſſiſch-Polen</hi> wurde auch geſtern nicht gekämpft.<lb/> Am unteren San wurden ſtärkere, ſüdlich Misko über den Fluß<lb/> gegangene feindliche Kräfte nach heftigem Gefecht zurückgeworfen.<lb/> Bei Stari-Sambor ſprengte unſer Geſchützfeuer ein ruſſiſches<lb/> Munitionsdepot in die Luft. Feindliche Angriffe auf die Höhen<lb/> weſtlich dieſes Ortes wurden abgeſchlagen. Im Raume nordöſtlich<lb/> von Turka gewannen unſere angreifenden Truppen mehrere wich-<lb/> tige Höhenſtellungen, die der Feind fluchtartig räumen mußte. Unſer<lb/> Landſturm machte in dieſem Kampfe viele Gefangene. Die Geſamt-<lb/> zahl der in der Monarchie internierten Kriegsgefangenen betrug<lb/> am 26. Oktober 649 Offiziere und 73,179 Mann, nicht eingerechnet<lb/> die auf beiden Kriegsſchauplätzen ſehr zahlreichen, noch nicht ab-<lb/> geſchobenen Gefangenen aus den Kämpfen der letzten Wochen.</quote> </cit><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [646/0002]
Allgemeine Zeitung 7. November 1914.
Der Feind im Weſten.
Die Mitteilungen unſerer oberſten Heeresleitung aus dem
Großen Hauptquartier der letzten Tage lauten:
30. Oktober:
Unſere Angriffe ſüdlich Nieuport und öſtlich Ypres
wurden erfolgreich fortgeſetzt. 8 Maſchinengewehre wurden er-
beutet und 200 Engländer zu Gefangenen gemacht. Im
Argonnerwalde nahmen unſere Truppen mehrere Block-
häuſer und Stützpunkte. Nordweſtlich Verdun griffen die Fran-
zoſen ohne Erfolg an.
31. Oktober:
Unſere Armee in Belgien nahm geſtern Ramscappelle
und Bixſchote. Der Angriff auf Ypern ſchreitet gleichfalls
fort. Zandvoorde, Schloß Hollebeke und Wambeke
wurden geſtürmt. Auch weiter ſüdlich gewannen wir Boden.
Oeſtlich Soiſſons wurde der Gegner gleichfalls angegriffen und
im Laufe des Tages aus mehreren ſtark verſchanzten Stellungen
nördlich von Vailly vertrieben. Am Nachmittag wurde dann
Vailly geſtürmt und der Feind unter ſchweren Verluſten über die
Aisne zurückgeworfen. Wir machten tauſend Gefangene und er-
beuteten zwei Maſchinengewehre. Im Argonnenwalde ſo-
wie weſtlich von Verdun und nördlich von Toul brachen
wiederholt feindliche Angriffe unter ſchweren Verluſten der Fran-
zoſen zuſammen.
1. November:
In Belgien werden die Operationen durch Ueberſchwem-
mungen erſchwert, die im Yſer-Ypernkanal durch Zerſtörung
der Schleuſen bei Nieuport herbeigeführt wurden. Bei Ypern
ſind unſere Truppen weiter vorgedrungen, es wurden mindeſtens
600 Gefangene gemacht und einige Geſchütze der Engländer er-
beutet. Auch die weſtlich Lille kämpfenden Truppen ſind vorwärts
gekommen. Die Zahl der bei Vailly gemachten Gefangenen hat
ſich auf etwa 1500 Mann erhöht. In der Gegend von Verdun
und Toul fanden nur kleinere Kämpfe ſtatt.
2. November:
Im Angriff auf Ypern wurde weiter Gelände gewonnen.
Meſſines iſt in unſeren Händen. Gegenüber unſerem rechten
Flügel ſind jetzt mit Sicherheit Jnder feſtgeſtellt. Dieſe kämpfen
nach den bisherigen Feſtſtellungen nicht in eigenen geſchloſſenen
Verbänden, ſondern ſind auf der ganzen Front der Engländer
verteilt. Auch in den Kämpfen im Argonnerwalde wurden
Fortſchritte gemacht. Der Gegner erlitt hier ſtarke Verluſte.
3. November:
Die Ueberſchwemmungen ſüdlich Nieuport ſchließen
jede Operation in dieſer Gegend aus. Die Ländereien ſind für
lange Zeit vernichtet. Das Waſſer ſteht zum Teil über mannshoch.
Unſere Truppen ſind aus dem überſchwemmten Gebiet ohne jeden
Verluſt an Mann, Pferden, Geſchützen und Fahrzeugen heraus-
gezogen. Unſere Angriffe auf Ypres ſchreiten vorwärts. Ueber
2300 Mann, meiſt Engländer, wurden zu Gefangenen gemacht und
mehrere Maſchinengewehre erbeutet. In der Gegend weſtlich
Roye fanden erbitterte, für beide Seiten verluſtreiche Kämpfe
ſtatt, die aber keine Veränderung der dortigen Lage brachten. Wir
verloren dabei in einem Dorfgefecht einige hundert Mann als Ver-
mißte und zwei Geſchütze.
Von gutem Erfolge waren unſere Angriffe an der Aisne
öſtlich Soiſſons. Unſere Truppen nahmen trotz heftigen Wider-
ſtandes mehrere ſtark befeſtigte Stellungen im Sturm, ſetzten ſich
in Beſitz von Chaponne und Soupir, machten über 1000 Franzoſen
zu Gefangenen und eroberten drei Geſchütze und vier Maſchinen-
gewehre.
Neben der Kathedrale von Soiſſons brachten die Fran-
zoſen eine ſchwere Batterie in Stellung, deren Beobachter auf dem
Kathedraleturm erkannt wurde. Die Folgen eines ſolchen Ver-
fahrens, in dem ein Syſtem erblickt werden muß, liegen auf der
Hand. Zwiſchen Verdun und Toul wurden verſchiedene An-
griffe der Franzoſen abgewieſen. Die Franzoſen trugen teilweiſe
deutſche Mäntel und Helme. In den Vogeſen in Gegend Mar-
kirch wurde ein Angriff der Franzoſen abgeſchlagen. Unſere
Truppen gingen hier zum Gegenangriff über.
4. November:
Unſere Angriffe auf Ypern, nördlich Arras und öſtlich
Soiſſons ſchreiten langſam aber erfolgreich fort.
Südlich Verdun und in den Vogeſen wurden franzöſiſche
Angriffe abgewieſen.
*
Das Wolffſche Bureau nimmt eine Meldung der Agence Havas
vom 31. Oktober auf, die aus Paris telegraphiert:
Am Freitag wurden 30 deutſche und öſterreichiſch-
ungariſche Firmen unter Staatsaufſicht geſtellt.
*
Franzöſiſcher Proteſt gegen plündernde
Franzoſen.
Aus einem Armeebefehl des franzöſiſchen Generaliſſimus
Joffre wiſſen wir, daß die Zivilbehörden bei ihm ſehr energiſch
Klage geführt haben über unerträgliche Plünderungszüge der
eigenen Truppen. Joffre ſah ſich gezwungen — und ſein Befehl
iſt von allen Generalkommandos an die nachgeordneten Befehls-
ſtellen weitergegeben worden —, darauf hinzuweiſen, daß auf
Plünderung die Todesſtrafe ſtehe.
Nun iſt uns auch ein unleugbares Zeugnis für die Plünderungs-
ſucht der Franzoſen in die Hände gefallen. Am 14. Oktober wurde
von einer Patrouille in Mogeville nordöſtlich von Verdun ein ge-
ſtempeltes Dienſtſchreiben des dortigen Bürgermeiſters an ſeinen
Unterpräfekten gefunden, in dem genau die Truppenteile bezeichnet
werden, die ſich der Plünderung an ihren Landsleuten ſchuldig ge-
macht haben.
Das intereſſante Schriftſtück lautet in deutſcher Ueberſetzung:
Mogeville, 26. Auguſt.
Geehrter Herr Unterpräfekt!
Geſtern befürchtete faſt die ganze Bevölkerung eine Beſchießung
von den Deutſchen und iſt geflohen, während tagsüber die fran-
zöſiſchen 59. Jäger z. F., das 211. und 220. Regiment die Um-
gegend beſetzten.
Da ſeitens der Franzoſen vor Ankunft der 220er unglaubliche
Sachen vorgekommen ſind, was der Kommandeur des letzteren
Regiments und Herr Dantremepuits, Leutnant d. R. V. P., des
Viehdepots des 6. Korps beſtätigen können — ſie waren teilweiſe
Augenzeugen jener unwürdigen Vorkommniſſe —, ſo proteſtiere
ich aufs energiſchſte gegen die begangene Plünderung und Miß-
bräuche jeder Art. Heute will ich nur erwähnen, daß die Fahne
zerfetzt und in eine Ecke geworfen wurde, daß die Poſten beleidigt,
die Keller durchwühlt, daß den Hühnern, den Kaninchen der Hals
umgedreht und ſie ſogar in die Gärten geworfen wurden uſw., und
daß Diebſtahl und Verwüſtung an der Tagesordnung ſind. Ich
warte, bis die ganze Bevölkerung zurückgekehrt, um die Höhe der
Schäden feſtzuſetzen. Mitteilen möchte ich noch, daß der Bei-
geordnete, der Bürgermeiſtereiſekretär und ich gegen 7 Uhr abends
zurückgekommen ſind und daß alle dieſe Diebſtähle und nichts-
würdigen Vorkommniſſe bereits geſchehen waren. Ich verlange
daher, daß hierüber ſobald wie möglich eine Unterſuchung angeſtellt
wird. Die Bevölkerung iſt darüber aufgeregt.
Der Bürgermeiſter (gez.) Huret.
Dieſem unanzweifelbaren Zeugnis gegenüber iſt wohl jeder
Kommentar überflüſſig.
Der Feind im Oſten.
Das Wolffſche Bureau verbreitet diesmal faſt ausſchließlich nur
amtliche Berichte unſeres öſterreichiſchen Bundesgenoſſen über die
Kämpfe in Galizien und Serbien, und zwar:
30. Oktober:
In Ruſſiſch-Polen wurde auch geſtern nicht gekämpft.
Am unteren San wurden ſtärkere, ſüdlich Misko über den Fluß
gegangene feindliche Kräfte nach heftigem Gefecht zurückgeworfen.
Bei Stari-Sambor ſprengte unſer Geſchützfeuer ein ruſſiſches
Munitionsdepot in die Luft. Feindliche Angriffe auf die Höhen
weſtlich dieſes Ortes wurden abgeſchlagen. Im Raume nordöſtlich
von Turka gewannen unſere angreifenden Truppen mehrere wich-
tige Höhenſtellungen, die der Feind fluchtartig räumen mußte. Unſer
Landſturm machte in dieſem Kampfe viele Gefangene. Die Geſamt-
zahl der in der Monarchie internierten Kriegsgefangenen betrug
am 26. Oktober 649 Offiziere und 73,179 Mann, nicht eingerechnet
die auf beiden Kriegsſchauplätzen ſehr zahlreichen, noch nicht ab-
geſchobenen Gefangenen aus den Kämpfen der letzten Wochen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-04-27T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |