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Allgemeine Zeitung, Nr. 45, 7. November 1914.

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Allgemeine Zeitung 7. November 1914.
[Spaltenumbruch]
Der Feind im Westen.

Die Mitteilungen unserer obersten Heeresleitung aus dem
Großen Hauptquartier der letzten Tage lauten:

30. Oktober:

Unsere Angriffe südlich Nieuport und östlich Ypres
wurden erfolgreich fortgesetzt. 8 Maschinengewehre wurden er-
beutet und 200 Engländer zu Gefangenen gemacht. Im
Argonnerwalde nahmen unsere Truppen mehrere Block-
häuser und Stützpunkte. Nordwestlich Verdun griffen die Fran-
zosen ohne Erfolg an.

31. Oktober:

Unsere Armee in Belgien nahm gestern Ramscappelle
und Bixschote. Der Angriff auf Ypern schreitet gleichfalls
fort. Zandvoorde, Schloß Hollebeke und Wambeke
wurden gestürmt. Auch weiter südlich gewannen wir Boden.
Oestlich Soissons wurde der Gegner gleichfalls angegriffen und
im Laufe des Tages aus mehreren stark verschanzten Stellungen
nördlich von Vailly vertrieben. Am Nachmittag wurde dann
Vailly gestürmt und der Feind unter schweren Verlusten über die
Aisne zurückgeworfen. Wir machten tausend Gefangene und er-
beuteten zwei Maschinengewehre. Im Argonnenwalde so-
wie westlich von Verdun und nördlich von Toul brachen
wiederholt feindliche Angriffe unter schweren Verlusten der Fran-
zosen zusammen.

1. November:

In Belgien werden die Operationen durch Ueberschwem-
mungen
erschwert, die im Yser-Ypernkanal durch Zerstörung
der Schleusen bei Nieuport herbeigeführt wurden. Bei Ypern
sind unsere Truppen weiter vorgedrungen, es wurden mindestens
600 Gefangene gemacht und einige Geschütze der Engländer er-
beutet. Auch die westlich Lille kämpfenden Truppen sind vorwärts
gekommen. Die Zahl der bei Vailly gemachten Gefangenen hat
sich auf etwa 1500 Mann erhöht. In der Gegend von Verdun
und Toul fanden nur kleinere Kämpfe statt.

2. November:

Im Angriff auf Ypern wurde weiter Gelände gewonnen.
Messines ist in unseren Händen. Gegenüber unserem rechten
Flügel sind jetzt mit Sicherheit Jnder festgestellt. Diese kämpfen
nach den bisherigen Feststellungen nicht in eigenen geschlossenen
Verbänden, sondern sind auf der ganzen Front der Engländer
verteilt. Auch in den Kämpfen im Argonnerwalde wurden
Fortschritte gemacht. Der Gegner erlitt hier starke Verluste.

3. November:

Die Ueberschwemmungen südlich Nieuport schließen
jede Operation in dieser Gegend aus. Die Ländereien sind für
lange Zeit vernichtet. Das Wasser steht zum Teil über mannshoch.
Unsere Truppen sind aus dem überschwemmten Gebiet ohne jeden
Verlust an Mann, Pferden, Geschützen und Fahrzeugen heraus-
gezogen. Unsere Angriffe auf Ypres schreiten vorwärts. Ueber
2300 Mann, meist Engländer, wurden zu Gefangenen gemacht und
mehrere Maschinengewehre erbeutet. In der Gegend westlich
Roye fanden erbitterte, für beide Seiten verlustreiche Kämpfe
statt, die aber keine Veränderung der dortigen Lage brachten. Wir
verloren dabei in einem Dorfgefecht einige hundert Mann als Ver-
mißte und zwei Geschütze.

Von gutem Erfolge waren unsere Angriffe an der Aisne
östlich Soissons. Unsere Truppen nahmen trotz heftigen Wider-
standes mehrere stark befestigte Stellungen im Sturm, setzten sich
in Besitz von Chaponne und Soupir, machten über 1000 Franzosen
zu Gefangenen und eroberten drei Geschütze und vier Maschinen-
gewehre.

Neben der Kathedrale von Soissons brachten die Fran-
zosen eine schwere Batterie in Stellung, deren Beobachter auf dem
Kathedraleturm erkannt wurde. Die Folgen eines solchen Ver-
fahrens, in dem ein System erblickt werden muß, liegen auf der
Hand. Zwischen Verdun und Toul wurden verschiedene An-
griffe der Franzosen abgewiesen. Die Franzosen trugen teilweise
deutsche Mäntel und Helme. In den Vogesen in Gegend Mar-
kirch wurde ein Angriff der Franzosen abgeschlagen. Unsere
Truppen gingen hier zum Gegenangriff über.

4. November:

Unsere Angriffe auf Ypern, nördlich Arras und östlich
Soissons schreiten langsam aber erfolgreich fort.

[Spaltenumbruch] Südlich Verdun und in den Vogesen wurden französische
Angriffe abgewiesen.

*

Das Wolffsche Bureau nimmt eine Meldung der Agence Havas
vom 31. Oktober auf, die aus Paris telegraphiert:

Am Freitag wurden 30 deutsche und österreichisch-
ungarische Firmen unter Staatsaufsicht gestellt
.

*

Französischer Protest gegen plündernde
Franzosen
.

Aus einem Armeebefehl des französischen Generalissimus
Joffre wissen wir, daß die Zivilbehörden bei ihm sehr energisch
Klage geführt haben über unerträgliche Plünderungszüge der
eigenen Truppen. Joffre sah sich gezwungen -- und sein Befehl
ist von allen Generalkommandos an die nachgeordneten Befehls-
stellen weitergegeben worden --, darauf hinzuweisen, daß auf
Plünderung die Todesstrafe
stehe.

Nun ist uns auch ein unleugbares Zeugnis für die Plünderungs-
sucht der Franzosen in die Hände gefallen. Am 14. Oktober wurde
von einer Patrouille in Mogeville nordöstlich von Verdun ein ge-
stempeltes Dienstschreiben des dortigen Bürgermeisters an seinen
Unterpräfekten gefunden, in dem genau die Truppenteile bezeichnet
werden, die sich der Plünderung an ihren Landsleuten schuldig ge-
macht haben.

Das interessante Schriftstück lautet in deutscher Uebersetzung:

Mogeville, 26. August.
Geehrter Herr Unterpräfekt!
Gestern befürchtete fast die ganze Bevölkerung eine Beschießung
von den Deutschen und ist geflohen, während tagsüber die fran-
zösischen 59. Jäger z. F., das 211. und 220. Regiment die Um-
gegend besetzten.
Da seitens der Franzosen vor Ankunft der 220er unglaubliche
Sachen vorgekommen sind, was der Kommandeur des letzteren
Regiments und Herr Dantremepuits, Leutnant d. R. V. P., des
Viehdepots des 6. Korps bestätigen können -- sie waren teilweise
Augenzeugen jener unwürdigen Vorkommnisse --, so protestiere
ich aufs energischste gegen die begangene Plünderung und Miß-
bräuche jeder Art. Heute will ich nur erwähnen, daß die Fahne
zerfetzt und in eine Ecke geworfen wurde, daß die Posten beleidigt,
die Keller durchwühlt, daß den Hühnern, den Kaninchen der Hals
umgedreht und sie sogar in die Gärten geworfen wurden usw., und
daß Diebstahl und Verwüstung an der Tagesordnung sind. Ich
warte, bis die ganze Bevölkerung zurückgekehrt, um die Höhe der
Schäden festzusetzen. Mitteilen möchte ich noch, daß der Bei-
geordnete, der Bürgermeistereisekretär und ich gegen 7 Uhr abends
zurückgekommen sind und daß alle diese Diebstähle und nichts-
würdigen Vorkommnisse bereits geschehen waren. Ich verlange
daher, daß hierüber sobald wie möglich eine Untersuchung angestellt
wird. Die Bevölkerung ist darüber aufgeregt.
Der Bürgermeister (gez.) Huret.

Diesem unanzweifelbaren Zeugnis gegenüber ist wohl jeder
Kommentar überflüssig.

Der Feind im Osten.

Das Wolffsche Bureau verbreitet diesmal fast ausschließlich nur
amtliche Berichte unseres österreichischen Bundesgenossen über die
Kämpfe in Galizien und Serbien, und zwar:

30. Oktober:

In Russisch-Polen wurde auch gestern nicht gekämpft.
Am unteren San wurden stärkere, südlich Misko über den Fluß
gegangene feindliche Kräfte nach heftigem Gefecht zurückgeworfen.
Bei Stari-Sambor sprengte unser Geschützfeuer ein russisches
Munitionsdepot in die Luft. Feindliche Angriffe auf die Höhen
westlich dieses Ortes wurden abgeschlagen. Im Raume nordöstlich
von Turka gewannen unsere angreifenden Truppen mehrere wich-
tige Höhenstellungen, die der Feind fluchtartig räumen mußte. Unser
Landsturm machte in diesem Kampfe viele Gefangene. Die Gesamt-
zahl der in der Monarchie internierten Kriegsgefangenen betrug
am 26. Oktober 649 Offiziere und 73,179 Mann, nicht eingerechnet
die auf beiden Kriegsschauplätzen sehr zahlreichen, noch nicht ab-
geschobenen Gefangenen aus den Kämpfen der letzten Wochen.

Allgemeine Zeitung 7. November 1914.
[Spaltenumbruch]
Der Feind im Weſten.

Die Mitteilungen unſerer oberſten Heeresleitung aus dem
Großen Hauptquartier der letzten Tage lauten:

30. Oktober:

Unſere Angriffe ſüdlich Nieuport und öſtlich Ypres
wurden erfolgreich fortgeſetzt. 8 Maſchinengewehre wurden er-
beutet und 200 Engländer zu Gefangenen gemacht. Im
Argonnerwalde nahmen unſere Truppen mehrere Block-
häuſer und Stützpunkte. Nordweſtlich Verdun griffen die Fran-
zoſen ohne Erfolg an.

31. Oktober:

Unſere Armee in Belgien nahm geſtern Ramscappelle
und Bixſchote. Der Angriff auf Ypern ſchreitet gleichfalls
fort. Zandvoorde, Schloß Hollebeke und Wambeke
wurden geſtürmt. Auch weiter ſüdlich gewannen wir Boden.
Oeſtlich Soiſſons wurde der Gegner gleichfalls angegriffen und
im Laufe des Tages aus mehreren ſtark verſchanzten Stellungen
nördlich von Vailly vertrieben. Am Nachmittag wurde dann
Vailly geſtürmt und der Feind unter ſchweren Verluſten über die
Aisne zurückgeworfen. Wir machten tauſend Gefangene und er-
beuteten zwei Maſchinengewehre. Im Argonnenwalde ſo-
wie weſtlich von Verdun und nördlich von Toul brachen
wiederholt feindliche Angriffe unter ſchweren Verluſten der Fran-
zoſen zuſammen.

1. November:

In Belgien werden die Operationen durch Ueberſchwem-
mungen
erſchwert, die im Yſer-Ypernkanal durch Zerſtörung
der Schleuſen bei Nieuport herbeigeführt wurden. Bei Ypern
ſind unſere Truppen weiter vorgedrungen, es wurden mindeſtens
600 Gefangene gemacht und einige Geſchütze der Engländer er-
beutet. Auch die weſtlich Lille kämpfenden Truppen ſind vorwärts
gekommen. Die Zahl der bei Vailly gemachten Gefangenen hat
ſich auf etwa 1500 Mann erhöht. In der Gegend von Verdun
und Toul fanden nur kleinere Kämpfe ſtatt.

2. November:

Im Angriff auf Ypern wurde weiter Gelände gewonnen.
Meſſines iſt in unſeren Händen. Gegenüber unſerem rechten
Flügel ſind jetzt mit Sicherheit Jnder feſtgeſtellt. Dieſe kämpfen
nach den bisherigen Feſtſtellungen nicht in eigenen geſchloſſenen
Verbänden, ſondern ſind auf der ganzen Front der Engländer
verteilt. Auch in den Kämpfen im Argonnerwalde wurden
Fortſchritte gemacht. Der Gegner erlitt hier ſtarke Verluſte.

3. November:

Die Ueberſchwemmungen ſüdlich Nieuport ſchließen
jede Operation in dieſer Gegend aus. Die Ländereien ſind für
lange Zeit vernichtet. Das Waſſer ſteht zum Teil über mannshoch.
Unſere Truppen ſind aus dem überſchwemmten Gebiet ohne jeden
Verluſt an Mann, Pferden, Geſchützen und Fahrzeugen heraus-
gezogen. Unſere Angriffe auf Ypres ſchreiten vorwärts. Ueber
2300 Mann, meiſt Engländer, wurden zu Gefangenen gemacht und
mehrere Maſchinengewehre erbeutet. In der Gegend weſtlich
Roye fanden erbitterte, für beide Seiten verluſtreiche Kämpfe
ſtatt, die aber keine Veränderung der dortigen Lage brachten. Wir
verloren dabei in einem Dorfgefecht einige hundert Mann als Ver-
mißte und zwei Geſchütze.

Von gutem Erfolge waren unſere Angriffe an der Aisne
öſtlich Soiſſons. Unſere Truppen nahmen trotz heftigen Wider-
ſtandes mehrere ſtark befeſtigte Stellungen im Sturm, ſetzten ſich
in Beſitz von Chaponne und Soupir, machten über 1000 Franzoſen
zu Gefangenen und eroberten drei Geſchütze und vier Maſchinen-
gewehre.

Neben der Kathedrale von Soiſſons brachten die Fran-
zoſen eine ſchwere Batterie in Stellung, deren Beobachter auf dem
Kathedraleturm erkannt wurde. Die Folgen eines ſolchen Ver-
fahrens, in dem ein Syſtem erblickt werden muß, liegen auf der
Hand. Zwiſchen Verdun und Toul wurden verſchiedene An-
griffe der Franzoſen abgewieſen. Die Franzoſen trugen teilweiſe
deutſche Mäntel und Helme. In den Vogeſen in Gegend Mar-
kirch wurde ein Angriff der Franzoſen abgeſchlagen. Unſere
Truppen gingen hier zum Gegenangriff über.

4. November:

Unſere Angriffe auf Ypern, nördlich Arras und öſtlich
Soiſſons ſchreiten langſam aber erfolgreich fort.

[Spaltenumbruch] Südlich Verdun und in den Vogeſen wurden franzöſiſche
Angriffe abgewieſen.

*

Das Wolffſche Bureau nimmt eine Meldung der Agence Havas
vom 31. Oktober auf, die aus Paris telegraphiert:

Am Freitag wurden 30 deutſche und öſterreichiſch-
ungariſche Firmen unter Staatsaufſicht geſtellt
.

*

Franzöſiſcher Proteſt gegen plündernde
Franzoſen
.

Aus einem Armeebefehl des franzöſiſchen Generaliſſimus
Joffre wiſſen wir, daß die Zivilbehörden bei ihm ſehr energiſch
Klage geführt haben über unerträgliche Plünderungszüge der
eigenen Truppen. Joffre ſah ſich gezwungen — und ſein Befehl
iſt von allen Generalkommandos an die nachgeordneten Befehls-
ſtellen weitergegeben worden —, darauf hinzuweiſen, daß auf
Plünderung die Todesſtrafe
ſtehe.

Nun iſt uns auch ein unleugbares Zeugnis für die Plünderungs-
ſucht der Franzoſen in die Hände gefallen. Am 14. Oktober wurde
von einer Patrouille in Mogeville nordöſtlich von Verdun ein ge-
ſtempeltes Dienſtſchreiben des dortigen Bürgermeiſters an ſeinen
Unterpräfekten gefunden, in dem genau die Truppenteile bezeichnet
werden, die ſich der Plünderung an ihren Landsleuten ſchuldig ge-
macht haben.

Das intereſſante Schriftſtück lautet in deutſcher Ueberſetzung:

Mogeville, 26. Auguſt.
Geehrter Herr Unterpräfekt!
Geſtern befürchtete faſt die ganze Bevölkerung eine Beſchießung
von den Deutſchen und iſt geflohen, während tagsüber die fran-
zöſiſchen 59. Jäger z. F., das 211. und 220. Regiment die Um-
gegend beſetzten.
Da ſeitens der Franzoſen vor Ankunft der 220er unglaubliche
Sachen vorgekommen ſind, was der Kommandeur des letzteren
Regiments und Herr Dantremepuits, Leutnant d. R. V. P., des
Viehdepots des 6. Korps beſtätigen können — ſie waren teilweiſe
Augenzeugen jener unwürdigen Vorkommniſſe —, ſo proteſtiere
ich aufs energiſchſte gegen die begangene Plünderung und Miß-
bräuche jeder Art. Heute will ich nur erwähnen, daß die Fahne
zerfetzt und in eine Ecke geworfen wurde, daß die Poſten beleidigt,
die Keller durchwühlt, daß den Hühnern, den Kaninchen der Hals
umgedreht und ſie ſogar in die Gärten geworfen wurden uſw., und
daß Diebſtahl und Verwüſtung an der Tagesordnung ſind. Ich
warte, bis die ganze Bevölkerung zurückgekehrt, um die Höhe der
Schäden feſtzuſetzen. Mitteilen möchte ich noch, daß der Bei-
geordnete, der Bürgermeiſtereiſekretär und ich gegen 7 Uhr abends
zurückgekommen ſind und daß alle dieſe Diebſtähle und nichts-
würdigen Vorkommniſſe bereits geſchehen waren. Ich verlange
daher, daß hierüber ſobald wie möglich eine Unterſuchung angeſtellt
wird. Die Bevölkerung iſt darüber aufgeregt.
Der Bürgermeiſter (gez.) Huret.

Dieſem unanzweifelbaren Zeugnis gegenüber iſt wohl jeder
Kommentar überflüſſig.

Der Feind im Oſten.

Das Wolffſche Bureau verbreitet diesmal faſt ausſchließlich nur
amtliche Berichte unſeres öſterreichiſchen Bundesgenoſſen über die
Kämpfe in Galizien und Serbien, und zwar:

30. Oktober:

In Ruſſiſch-Polen wurde auch geſtern nicht gekämpft.
Am unteren San wurden ſtärkere, ſüdlich Misko über den Fluß
gegangene feindliche Kräfte nach heftigem Gefecht zurückgeworfen.
Bei Stari-Sambor ſprengte unſer Geſchützfeuer ein ruſſiſches
Munitionsdepot in die Luft. Feindliche Angriffe auf die Höhen
weſtlich dieſes Ortes wurden abgeſchlagen. Im Raume nordöſtlich
von Turka gewannen unſere angreifenden Truppen mehrere wich-
tige Höhenſtellungen, die der Feind fluchtartig räumen mußte. Unſer
Landſturm machte in dieſem Kampfe viele Gefangene. Die Geſamt-
zahl der in der Monarchie internierten Kriegsgefangenen betrug
am 26. Oktober 649 Offiziere und 73,179 Mann, nicht eingerechnet
die auf beiden Kriegsſchauplätzen ſehr zahlreichen, noch nicht ab-
geſchobenen Gefangenen aus den Kämpfen der letzten Wochen.

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[646/0002] Allgemeine Zeitung 7. November 1914. Der Feind im Weſten. Die Mitteilungen unſerer oberſten Heeresleitung aus dem Großen Hauptquartier der letzten Tage lauten: 30. Oktober: Unſere Angriffe ſüdlich Nieuport und öſtlich Ypres wurden erfolgreich fortgeſetzt. 8 Maſchinengewehre wurden er- beutet und 200 Engländer zu Gefangenen gemacht. Im Argonnerwalde nahmen unſere Truppen mehrere Block- häuſer und Stützpunkte. Nordweſtlich Verdun griffen die Fran- zoſen ohne Erfolg an. 31. Oktober: Unſere Armee in Belgien nahm geſtern Ramscappelle und Bixſchote. Der Angriff auf Ypern ſchreitet gleichfalls fort. Zandvoorde, Schloß Hollebeke und Wambeke wurden geſtürmt. Auch weiter ſüdlich gewannen wir Boden. Oeſtlich Soiſſons wurde der Gegner gleichfalls angegriffen und im Laufe des Tages aus mehreren ſtark verſchanzten Stellungen nördlich von Vailly vertrieben. Am Nachmittag wurde dann Vailly geſtürmt und der Feind unter ſchweren Verluſten über die Aisne zurückgeworfen. Wir machten tauſend Gefangene und er- beuteten zwei Maſchinengewehre. Im Argonnenwalde ſo- wie weſtlich von Verdun und nördlich von Toul brachen wiederholt feindliche Angriffe unter ſchweren Verluſten der Fran- zoſen zuſammen. 1. November: In Belgien werden die Operationen durch Ueberſchwem- mungen erſchwert, die im Yſer-Ypernkanal durch Zerſtörung der Schleuſen bei Nieuport herbeigeführt wurden. Bei Ypern ſind unſere Truppen weiter vorgedrungen, es wurden mindeſtens 600 Gefangene gemacht und einige Geſchütze der Engländer er- beutet. Auch die weſtlich Lille kämpfenden Truppen ſind vorwärts gekommen. Die Zahl der bei Vailly gemachten Gefangenen hat ſich auf etwa 1500 Mann erhöht. In der Gegend von Verdun und Toul fanden nur kleinere Kämpfe ſtatt. 2. November: Im Angriff auf Ypern wurde weiter Gelände gewonnen. Meſſines iſt in unſeren Händen. Gegenüber unſerem rechten Flügel ſind jetzt mit Sicherheit Jnder feſtgeſtellt. Dieſe kämpfen nach den bisherigen Feſtſtellungen nicht in eigenen geſchloſſenen Verbänden, ſondern ſind auf der ganzen Front der Engländer verteilt. Auch in den Kämpfen im Argonnerwalde wurden Fortſchritte gemacht. Der Gegner erlitt hier ſtarke Verluſte. 3. November: Die Ueberſchwemmungen ſüdlich Nieuport ſchließen jede Operation in dieſer Gegend aus. Die Ländereien ſind für lange Zeit vernichtet. Das Waſſer ſteht zum Teil über mannshoch. Unſere Truppen ſind aus dem überſchwemmten Gebiet ohne jeden Verluſt an Mann, Pferden, Geſchützen und Fahrzeugen heraus- gezogen. Unſere Angriffe auf Ypres ſchreiten vorwärts. Ueber 2300 Mann, meiſt Engländer, wurden zu Gefangenen gemacht und mehrere Maſchinengewehre erbeutet. In der Gegend weſtlich Roye fanden erbitterte, für beide Seiten verluſtreiche Kämpfe ſtatt, die aber keine Veränderung der dortigen Lage brachten. Wir verloren dabei in einem Dorfgefecht einige hundert Mann als Ver- mißte und zwei Geſchütze. Von gutem Erfolge waren unſere Angriffe an der Aisne öſtlich Soiſſons. Unſere Truppen nahmen trotz heftigen Wider- ſtandes mehrere ſtark befeſtigte Stellungen im Sturm, ſetzten ſich in Beſitz von Chaponne und Soupir, machten über 1000 Franzoſen zu Gefangenen und eroberten drei Geſchütze und vier Maſchinen- gewehre. Neben der Kathedrale von Soiſſons brachten die Fran- zoſen eine ſchwere Batterie in Stellung, deren Beobachter auf dem Kathedraleturm erkannt wurde. Die Folgen eines ſolchen Ver- fahrens, in dem ein Syſtem erblickt werden muß, liegen auf der Hand. Zwiſchen Verdun und Toul wurden verſchiedene An- griffe der Franzoſen abgewieſen. Die Franzoſen trugen teilweiſe deutſche Mäntel und Helme. In den Vogeſen in Gegend Mar- kirch wurde ein Angriff der Franzoſen abgeſchlagen. Unſere Truppen gingen hier zum Gegenangriff über. 4. November: Unſere Angriffe auf Ypern, nördlich Arras und öſtlich Soiſſons ſchreiten langſam aber erfolgreich fort. Südlich Verdun und in den Vogeſen wurden franzöſiſche Angriffe abgewieſen. * Das Wolffſche Bureau nimmt eine Meldung der Agence Havas vom 31. Oktober auf, die aus Paris telegraphiert: Am Freitag wurden 30 deutſche und öſterreichiſch- ungariſche Firmen unter Staatsaufſicht geſtellt. * Franzöſiſcher Proteſt gegen plündernde Franzoſen. Aus einem Armeebefehl des franzöſiſchen Generaliſſimus Joffre wiſſen wir, daß die Zivilbehörden bei ihm ſehr energiſch Klage geführt haben über unerträgliche Plünderungszüge der eigenen Truppen. Joffre ſah ſich gezwungen — und ſein Befehl iſt von allen Generalkommandos an die nachgeordneten Befehls- ſtellen weitergegeben worden —, darauf hinzuweiſen, daß auf Plünderung die Todesſtrafe ſtehe. Nun iſt uns auch ein unleugbares Zeugnis für die Plünderungs- ſucht der Franzoſen in die Hände gefallen. Am 14. Oktober wurde von einer Patrouille in Mogeville nordöſtlich von Verdun ein ge- ſtempeltes Dienſtſchreiben des dortigen Bürgermeiſters an ſeinen Unterpräfekten gefunden, in dem genau die Truppenteile bezeichnet werden, die ſich der Plünderung an ihren Landsleuten ſchuldig ge- macht haben. Das intereſſante Schriftſtück lautet in deutſcher Ueberſetzung: Mogeville, 26. Auguſt. Geehrter Herr Unterpräfekt! Geſtern befürchtete faſt die ganze Bevölkerung eine Beſchießung von den Deutſchen und iſt geflohen, während tagsüber die fran- zöſiſchen 59. Jäger z. F., das 211. und 220. Regiment die Um- gegend beſetzten. Da ſeitens der Franzoſen vor Ankunft der 220er unglaubliche Sachen vorgekommen ſind, was der Kommandeur des letzteren Regiments und Herr Dantremepuits, Leutnant d. R. V. P., des Viehdepots des 6. Korps beſtätigen können — ſie waren teilweiſe Augenzeugen jener unwürdigen Vorkommniſſe —, ſo proteſtiere ich aufs energiſchſte gegen die begangene Plünderung und Miß- bräuche jeder Art. Heute will ich nur erwähnen, daß die Fahne zerfetzt und in eine Ecke geworfen wurde, daß die Poſten beleidigt, die Keller durchwühlt, daß den Hühnern, den Kaninchen der Hals umgedreht und ſie ſogar in die Gärten geworfen wurden uſw., und daß Diebſtahl und Verwüſtung an der Tagesordnung ſind. Ich warte, bis die ganze Bevölkerung zurückgekehrt, um die Höhe der Schäden feſtzuſetzen. Mitteilen möchte ich noch, daß der Bei- geordnete, der Bürgermeiſtereiſekretär und ich gegen 7 Uhr abends zurückgekommen ſind und daß alle dieſe Diebſtähle und nichts- würdigen Vorkommniſſe bereits geſchehen waren. Ich verlange daher, daß hierüber ſobald wie möglich eine Unterſuchung angeſtellt wird. Die Bevölkerung iſt darüber aufgeregt. Der Bürgermeiſter (gez.) Huret. Dieſem unanzweifelbaren Zeugnis gegenüber iſt wohl jeder Kommentar überflüſſig. Der Feind im Oſten. Das Wolffſche Bureau verbreitet diesmal faſt ausſchließlich nur amtliche Berichte unſeres öſterreichiſchen Bundesgenoſſen über die Kämpfe in Galizien und Serbien, und zwar: 30. Oktober: In Ruſſiſch-Polen wurde auch geſtern nicht gekämpft. Am unteren San wurden ſtärkere, ſüdlich Misko über den Fluß gegangene feindliche Kräfte nach heftigem Gefecht zurückgeworfen. Bei Stari-Sambor ſprengte unſer Geſchützfeuer ein ruſſiſches Munitionsdepot in die Luft. Feindliche Angriffe auf die Höhen weſtlich dieſes Ortes wurden abgeſchlagen. Im Raume nordöſtlich von Turka gewannen unſere angreifenden Truppen mehrere wich- tige Höhenſtellungen, die der Feind fluchtartig räumen mußte. Unſer Landſturm machte in dieſem Kampfe viele Gefangene. Die Geſamt- zahl der in der Monarchie internierten Kriegsgefangenen betrug am 26. Oktober 649 Offiziere und 73,179 Mann, nicht eingerechnet die auf beiden Kriegsſchauplätzen ſehr zahlreichen, noch nicht ab- geſchobenen Gefangenen aus den Kämpfen der letzten Wochen.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-04-27T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 45, 7. November 1914, S. 646. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine45_1914/2>, abgerufen am 21.11.2024.