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Allgemeine Zeitung, Nr. 40, 3. Oktober 1914.

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Allgemeine Zeitung 3. Oktober 1914.
[Spaltenumbruch]

Gebe Gott, daß die Wahrheit über die europäische Sachlage trotz
englischer Zensur bald bis zum Oranjefluß durchdringt. Mögen Hoch-
und Niederdeutsche sich noch einmal die Hand reichen zu gemeinsamer
christlicher Kulturarbeit und zur Ehre des gesamten Germanentums.




Von großem Interesse ist, was Staatssekretär Dr. Solf über
den Krieg und unsere Kolonien denkt:

Der Hamburger Korrespondent bringt einen Brief, den der
Direktor der Deutschen Handels- und Plantagen-Gesellschaft der Süd-
seeinseln zu Hamburg, Herr Otto Riedel, vom Staatssekretär
Dr. Solf erhalten hat. Dr. Solf schreibt:

"Daß das Geschick Samoas mir persönlich besonders nahegeht,
dessen brauche ich Sie nicht zu versichern. Niemand weiß besser als
Sie, wie sehr mir die Perle der Südsee, dieses Kleinod unter unseren
deutschen Schutzgebieten, im Laufe einer mehr denn zehnjährigen
Gouverneurtätigkeit ans Herzen gewachsen ist. War es mir doch
vergönnt, auf diesem viel umstrittenen und von drei Nationen heiß
begehrten Inselreich die deutsche Flagge zu hissen, und habe ich doch,
wie auch Sie und eine lange Zeit mit Ihnen, die besten Jahre meines
Lebens dort zugebracht und darangesetzt, auf den Inseln Frieden zu
stiften, eine geordnete Verwaltung einzuführen und Samoa einer
gesunden wirtschaftlichen Entwicklung näherzubringen. Und jetzt,
da nach jahrelanger mühseliger Arbeit das Feld bestellt und die Zeit
der Ernte gekommen ist, soll sie von schnöden, wehrlose Ansiedler
überfallenden Eindringlingen eingeheimst werden. Zum Glück wird
das Geschick unserer Kolonien nicht in Afrika und in der Südsee, son-
dern auf den Schlachtfeldern Europas entschieden, und bei den bis-
herigen Erfolgen unserer Waffen hege ich felsenfestes Vertrauen,
daß es uns gelingen wird, schließlich auch unsere schlimmsten
Feinde, die Engländer
niederzuringen. Das aber ist eine
schwere Aufgabe, viel schwerer, als sich ein großer Teil unserer
Landsleute denkt, der das englische Weltreich nur vom Hörensagen
kennt und durch eine vom gerechten Zorn über sein jetziges Ver-
halten getrübte Brille ansieht. Die militärischen Machtmittel Eng-
lands zu Lande brauchen wir nicht zu fürchten; mit den Künsten Kit-
cheners und Frenchs werden Moltke und unsere Kommandierenden
fertig. Zur See steht unsere junge, zahlenmäßig unterlegene Flotte
gegen die größte Seemacht aller Zeiten, die es noch nötig fand,
außer dem französischen Verbündeten auch Japan heranzuziehen.
Es möchte vermessen klingen, in diesem ungleichen Kampfe mehr
zu erwarten als eine tödliche Schädigung des englischen Gegners.
Hat nicht aber auch Nelson bei Trafalgar gegen eine Uebermacht ge-
siegt? Das Beispiel unseres Feindes berechtigt uns zu den kühnsten
Hoffnungen, und Großbritanniens Prestige, schon erschüttert durch
unsere Siege über seine Truppen, wird jede Schlappe zur See schwer
überwinden können. Denn Englands Macht über die ihm botmäßi-
gen eingeborenen Völkerschaften liegt in dem Glauben an die Unbe-
siegbarkeit des Mutterlandes. Trotz alledem heißt es kühl bleiben
und auf der Hut sein; denn selbst bei einer Schwächung Englands
dürfen wir die der britischen Kriegführung eigentümlichen, den
Mangel an militärischer Bereitschaft ersetzenden Mittel nicht unter-
schätzen. So verwerflich und hinterlistig die Waffen sind, mit denen
England unseren Handel und unsere Industrie bekämpft, es sind
Waffen, die an Gefährlichkeit unseren gefürchteten Haubitzen gleich-
kommen. Einem Hamburger brauche ich diese Gefahr nicht weiter
zu beschreiben. Sie, mein lieber Herr Riedel, und alle Hanseaten
fühlen sie am eigenen Leibe und -- mit gesteigerter Bitterkeit. Denn
mit Ihnen und Ihren Landsleuten weiß ich mich in dem ehrlichen
Geständnis einig, daß wir den Engländern das Maß skrupelloser Ge-
hässigkeit, das sie seit dem 4. August in der Welt zeigen, nie und
nimmer zugetraut haben. Klagen nützt aber nichts. Wir müssen
auch gegen diese Mittel kämpfen und durchhalten, durchhalten nach
beiden Fronten, militärisch und wirtschaftlich, bis wir die Ruhe und
Sicherheit wenigstens für ein Jahrhundert erstritten haben. Während
wir mit unseren kontinentalen Feinden um den Sieg kämpfen, geht
der Kampf mit England um die Siegesbeute, und die darf nach den
opferfreudigen Heldenleistungen unseres Volkes nicht klein sein.

Ich will zunächst unsere Kolonien wieder haben. Was sonst
vom Friedensschluß erhofft wird und erreichbar ist, dorüber wollen
wir uns etwas später unterhalten. Vom Standpunkte meines Res-
sorts werden Sie es aber nicht verübeln, wenn ich jetzt schon den
Wunsch hege, die Friedenspalme für ein größeres Deutschland in
Afrika zu pflanzen. Da gedeihen Palmen gut! Und Samoa, lieber
Herr Riedel, daß ich mich dafür einsetzen werde, diese herrlichen
Inseln wieder mit dem deutschen Vaterlande vereinigt zu sehen, des
seien Sie unbesorgt."

Solf.

[Spaltenumbruch]

Ueber die Stimmung in Amerika werden wir durch ein
längeres Telegramm des Wolffschen Bureaus unterrichtet, das be-
sonders in München von Interesse sein dürfte, denn es erzählt
uns von den Bemühungen der in ihre Heimat aus München
zurückgekehrten Amerikaner,
der Wahrheit dort zum
Durchbruch zu verhelfen. Es heißt dort:

New-Yorker Zeitungen berichten über die Ankunft der Ameri-
kaner, die sich zurzeit des Kriegsausbruches in Deutschland befan-
den, und unter denen auch ein großer Teil jener war, die mit Extra-
zügen von München nach Holland befördert worden sind. Sie alle
sprechen den deutschen, besonders den bayerischen Behörden
einmütig ihr Lob und ihren Dank aus für die überaus zuvorkom-
mende Behandlung, die ihnen zuteil geworden ist.

Vor ihrer Abreise von München verpflichteten sich die scheiden-
den Gäste, die durch die liebenswürdige Aufmerksamkeit des Ober-
bürgermeisters v. Borscht tief gerührt waren, mit allen Kräften da-
hin zu wirken, daß die Oeffentlichkeit in den Vereinigten Staaten
über die Entstehung des Krieges, Deutschlands korrekte
Haltung
und Englands falsches Spiel genau informiert
würde, und daß diese Bemühungen in Verbindung mit dem hiesigen
Aufklärungskomitee bereits gute Früchte bringen, ersieht man in
letzter Zeit deutlich aus den Nachrichten und Leitartikeln amerikani-
scher Blätter, in denen die von diesen selbst als zweifelhaft bezeich-
neten Nachrichten der Agence Havas eine recht klägliche Rolle spielen
gegenüber den in großer Kopffchrift gedruckten deutschen Sieges-
nachrichten.

Unter den Passagieren des Dampfers "Rotterdam", der am
7. September in Newyork ankam, befand sich eine große Anzahl
hervorragender Männer in öffentlicher Stellung. Diese verfaßten
und unterzeichneten gemeinsam einen längeren Bericht, der dem
Präsidenten Wilson und dem Staatssekretär Bryan übermittelt
wurde, und in dem ausgeführt wird:

Die unterzeichneten amerikanischen Bürger, die sich zu Beginn
der gegenwärtigen Feindseligkeiten alle in Deutschland aufhielten,
ersuchen die Vereinigte Presse um weiteste Verbreitung folgender
Feststellung:

Die aus französischen und englischen Quellen stammenden Nach-
richten, wonach Amerikaner von Deutschen schlecht behandelt worden
seien, sind absolut falsch. Die Reise durch Deutschland war unter
den gegebenen Umständen vollständig sicher und die Behörden so-
wohl wie das Volk zeigten sich ohne Ausnahme sehr seeundlich und
hilfsbereit. Die deutschen Truppen machten sich keiner nachgewiese-
nen Grausamkeiten schuldig.

Alle amtlichen deutschen Berichte über den Verlauf des Krieges
waren in jeder Hinsicht zuverlässig, während die englischen, franzö-
sischen und belgischen Nachrichten sich fast durchweg als falsch er-
wiesen. Wir haben die Meinung, daß diese falschen und verdrehten
Berichte mit der ausgesprochenen Absicht nach Amerika gesandt wur-
den, das amerikanische Volk zu täuschen und bei demselben ein Vor-
urteil gegen Deutschland wachzurufen.

Wir ersuchen alle Amerikaner, nicht vorschnell zu urteilen, son-
dern die Ursachen, die zum Ausbruch des Krieges geführt haben, un-
parteiisch zu untersuchen und besonders die diplomatische Korrespon-
denz genau zu prüfen. (Das deutsche Weißbuch ist ins Englische
übersetzt und in einer großen Anzahl von Exemplaren nach Amerika
befördert worden.)

Es ist unsere feste Ueberzeugung, daß Deutschland nicht der an-
greifende Teil war, sondern daß ihm der Krieg aufgezwungen wurde
durch den Neid und die Habgier jener Völker, die auf seine wachsende
Macht in Industrie und Handel eifersüchtig waren und deshalb sich
verschworen, das deutsche Volk zu vernichten.


Der Bericht ist von mehreren hundert Namen sehr einflußreicher
Männer aus allen Staaten Amerikas unterzeichnet und wird seine
gute Wirkung nicht verfehlen.



4.46 Milliarden Kriegsanleihe.

Durch nachträgliche Eingänge von Zeichnungen, deren postalische
Erledigung sich verzögert hatte, hat sich die Gesamtsumme der Zeich-
nungen noch um 70 Millionen Mark über den letztbekanntgegebenen
Gesamtbetrag von 4,389,576,000 Mark erhöht. Die über den aufge-
legten Betrag von 1 Milliarde Mark Reichsschatzanweisungen hin-
ausgezeichneten 318 Millionen Mark sind mit der Bestimmung ge-
zeichnet worden, daß hierfür Reichsanleihe zugeteilt werden kann,
womit sich die Zeichnungsziffer der Reichsanleihe entsprechend erhöht.



Allgemeine Zeitung 3. Oktober 1914.
[Spaltenumbruch]

Gebe Gott, daß die Wahrheit über die europäiſche Sachlage trotz
engliſcher Zenſur bald bis zum Oranjefluß durchdringt. Mögen Hoch-
und Niederdeutſche ſich noch einmal die Hand reichen zu gemeinſamer
chriſtlicher Kulturarbeit und zur Ehre des geſamten Germanentums.




Von großem Intereſſe iſt, was Staatsſekretär Dr. Solf über
den Krieg und unſere Kolonien denkt:

Der Hamburger Korreſpondent bringt einen Brief, den der
Direktor der Deutſchen Handels- und Plantagen-Geſellſchaft der Süd-
ſeeinſeln zu Hamburg, Herr Otto Riedel, vom Staatsſekretär
Dr. Solf erhalten hat. Dr. Solf ſchreibt:

„Daß das Geſchick Samoas mir perſönlich beſonders nahegeht,
deſſen brauche ich Sie nicht zu verſichern. Niemand weiß beſſer als
Sie, wie ſehr mir die Perle der Südſee, dieſes Kleinod unter unſeren
deutſchen Schutzgebieten, im Laufe einer mehr denn zehnjährigen
Gouverneurtätigkeit ans Herzen gewachſen iſt. War es mir doch
vergönnt, auf dieſem viel umſtrittenen und von drei Nationen heiß
begehrten Inſelreich die deutſche Flagge zu hiſſen, und habe ich doch,
wie auch Sie und eine lange Zeit mit Ihnen, die beſten Jahre meines
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ſtiften, eine geordnete Verwaltung einzuführen und Samoa einer
geſunden wirtſchaftlichen Entwicklung näherzubringen. Und jetzt,
da nach jahrelanger mühſeliger Arbeit das Feld beſtellt und die Zeit
der Ernte gekommen iſt, ſoll ſie von ſchnöden, wehrloſe Anſiedler
überfallenden Eindringlingen eingeheimſt werden. Zum Glück wird
das Geſchick unſerer Kolonien nicht in Afrika und in der Südſee, ſon-
dern auf den Schlachtfeldern Europas entſchieden, und bei den bis-
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daß es uns gelingen wird, ſchließlich auch unſere ſchlimmſten
Feinde, die Engländer
niederzuringen. Das aber iſt eine
ſchwere Aufgabe, viel ſchwerer, als ſich ein großer Teil unſerer
Landsleute denkt, der das engliſche Weltreich nur vom Hörenſagen
kennt und durch eine vom gerechten Zorn über ſein jetziges Ver-
halten getrübte Brille anſieht. Die militäriſchen Machtmittel Eng-
lands zu Lande brauchen wir nicht zu fürchten; mit den Künſten Kit-
cheners und Frenchs werden Moltke und unſere Kommandierenden
fertig. Zur See ſteht unſere junge, zahlenmäßig unterlegene Flotte
gegen die größte Seemacht aller Zeiten, die es noch nötig fand,
außer dem franzöſiſchen Verbündeten auch Japan heranzuziehen.
Es möchte vermeſſen klingen, in dieſem ungleichen Kampfe mehr
zu erwarten als eine tödliche Schädigung des engliſchen Gegners.
Hat nicht aber auch Nelſon bei Trafalgar gegen eine Uebermacht ge-
ſiegt? Das Beiſpiel unſeres Feindes berechtigt uns zu den kühnſten
Hoffnungen, und Großbritanniens Preſtige, ſchon erſchüttert durch
unſere Siege über ſeine Truppen, wird jede Schlappe zur See ſchwer
überwinden können. Denn Englands Macht über die ihm botmäßi-
gen eingeborenen Völkerſchaften liegt in dem Glauben an die Unbe-
ſiegbarkeit des Mutterlandes. Trotz alledem heißt es kühl bleiben
und auf der Hut ſein; denn ſelbſt bei einer Schwächung Englands
dürfen wir die der britiſchen Kriegführung eigentümlichen, den
Mangel an militäriſcher Bereitſchaft erſetzenden Mittel nicht unter-
ſchätzen. So verwerflich und hinterliſtig die Waffen ſind, mit denen
England unſeren Handel und unſere Induſtrie bekämpft, es ſind
Waffen, die an Gefährlichkeit unſeren gefürchteten Haubitzen gleich-
kommen. Einem Hamburger brauche ich dieſe Gefahr nicht weiter
zu beſchreiben. Sie, mein lieber Herr Riedel, und alle Hanſeaten
fühlen ſie am eigenen Leibe und — mit geſteigerter Bitterkeit. Denn
mit Ihnen und Ihren Landsleuten weiß ich mich in dem ehrlichen
Geſtändnis einig, daß wir den Engländern das Maß ſkrupelloſer Ge-
häſſigkeit, das ſie ſeit dem 4. Auguſt in der Welt zeigen, nie und
nimmer zugetraut haben. Klagen nützt aber nichts. Wir müſſen
auch gegen dieſe Mittel kämpfen und durchhalten, durchhalten nach
beiden Fronten, militäriſch und wirtſchaftlich, bis wir die Ruhe und
Sicherheit wenigſtens für ein Jahrhundert erſtritten haben. Während
wir mit unſeren kontinentalen Feinden um den Sieg kämpfen, geht
der Kampf mit England um die Siegesbeute, und die darf nach den
opferfreudigen Heldenleiſtungen unſeres Volkes nicht klein ſein.

Ich will zunächſt unſere Kolonien wieder haben. Was ſonſt
vom Friedensſchluß erhofft wird und erreichbar iſt, dorüber wollen
wir uns etwas ſpäter unterhalten. Vom Standpunkte meines Reſ-
ſorts werden Sie es aber nicht verübeln, wenn ich jetzt ſchon den
Wunſch hege, die Friedenspalme für ein größeres Deutſchland in
Afrika zu pflanzen. Da gedeihen Palmen gut! Und Samoa, lieber
Herr Riedel, daß ich mich dafür einſetzen werde, dieſe herrlichen
Inſeln wieder mit dem deutſchen Vaterlande vereinigt zu ſehen, des
ſeien Sie unbeſorgt.“

Solf.

[Spaltenumbruch]

Ueber die Stimmung in Amerika werden wir durch ein
längeres Telegramm des Wolffſchen Bureaus unterrichtet, das be-
ſonders in München von Intereſſe ſein dürfte, denn es erzählt
uns von den Bemühungen der in ihre Heimat aus München
zurückgekehrten Amerikaner,
der Wahrheit dort zum
Durchbruch zu verhelfen. Es heißt dort:

New-Yorker Zeitungen berichten über die Ankunft der Ameri-
kaner, die ſich zurzeit des Kriegsausbruches in Deutſchland befan-
den, und unter denen auch ein großer Teil jener war, die mit Extra-
zügen von München nach Holland befördert worden ſind. Sie alle
ſprechen den deutſchen, beſonders den bayeriſchen Behörden
einmütig ihr Lob und ihren Dank aus für die überaus zuvorkom-
mende Behandlung, die ihnen zuteil geworden iſt.

Vor ihrer Abreiſe von München verpflichteten ſich die ſcheiden-
den Gäſte, die durch die liebenswürdige Aufmerkſamkeit des Ober-
bürgermeiſters v. Borſcht tief gerührt waren, mit allen Kräften da-
hin zu wirken, daß die Oeffentlichkeit in den Vereinigten Staaten
über die Entſtehung des Krieges, Deutſchlands korrekte
Haltung
und Englands falſches Spiel genau informiert
würde, und daß dieſe Bemühungen in Verbindung mit dem hieſigen
Aufklärungskomitee bereits gute Früchte bringen, erſieht man in
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ſcher Blätter, in denen die von dieſen ſelbſt als zweifelhaft bezeich-
neten Nachrichten der Agence Havas eine recht klägliche Rolle ſpielen
gegenüber den in großer Kopffchrift gedruckten deutſchen Sieges-
nachrichten.

Unter den Paſſagieren des Dampfers „Rotterdam“, der am
7. September in Newyork ankam, befand ſich eine große Anzahl
hervorragender Männer in öffentlicher Stellung. Dieſe verfaßten
und unterzeichneten gemeinſam einen längeren Bericht, der dem
Präſidenten Wilſon und dem Staatsſekretär Bryan übermittelt
wurde, und in dem ausgeführt wird:

Die unterzeichneten amerikaniſchen Bürger, die ſich zu Beginn
der gegenwärtigen Feindſeligkeiten alle in Deutſchland aufhielten,
erſuchen die Vereinigte Preſſe um weiteſte Verbreitung folgender
Feſtſtellung:

Die aus franzöſiſchen und engliſchen Quellen ſtammenden Nach-
richten, wonach Amerikaner von Deutſchen ſchlecht behandelt worden
ſeien, ſind abſolut falſch. Die Reiſe durch Deutſchland war unter
den gegebenen Umſtänden vollſtändig ſicher und die Behörden ſo-
wohl wie das Volk zeigten ſich ohne Ausnahme ſehr ſeeundlich und
hilfsbereit. Die deutſchen Truppen machten ſich keiner nachgewieſe-
nen Grauſamkeiten ſchuldig.

Alle amtlichen deutſchen Berichte über den Verlauf des Krieges
waren in jeder Hinſicht zuverläſſig, während die engliſchen, franzö-
ſiſchen und belgiſchen Nachrichten ſich faſt durchweg als falſch er-
wieſen. Wir haben die Meinung, daß dieſe falſchen und verdrehten
Berichte mit der ausgeſprochenen Abſicht nach Amerika geſandt wur-
den, das amerikaniſche Volk zu täuſchen und bei demſelben ein Vor-
urteil gegen Deutſchland wachzurufen.

Wir erſuchen alle Amerikaner, nicht vorſchnell zu urteilen, ſon-
dern die Urſachen, die zum Ausbruch des Krieges geführt haben, un-
parteiiſch zu unterſuchen und beſonders die diplomatiſche Korreſpon-
denz genau zu prüfen. (Das deutſche Weißbuch iſt ins Engliſche
überſetzt und in einer großen Anzahl von Exemplaren nach Amerika
befördert worden.)

Es iſt unſere feſte Ueberzeugung, daß Deutſchland nicht der an-
greifende Teil war, ſondern daß ihm der Krieg aufgezwungen wurde
durch den Neid und die Habgier jener Völker, die auf ſeine wachſende
Macht in Induſtrie und Handel eiferſüchtig waren und deshalb ſich
verſchworen, das deutſche Volk zu vernichten.


Der Bericht iſt von mehreren hundert Namen ſehr einflußreicher
Männer aus allen Staaten Amerikas unterzeichnet und wird ſeine
gute Wirkung nicht verfehlen.



4.46 Milliarden Kriegsanleihe.

Durch nachträgliche Eingänge von Zeichnungen, deren poſtaliſche
Erledigung ſich verzögert hatte, hat ſich die Geſamtſumme der Zeich-
nungen noch um 70 Millionen Mark über den letztbekanntgegebenen
Geſamtbetrag von 4,389,576,000 Mark erhöht. Die über den aufge-
legten Betrag von 1 Milliarde Mark Reichsſchatzanweiſungen hin-
ausgezeichneten 318 Millionen Mark ſind mit der Beſtimmung ge-
zeichnet worden, daß hierfür Reichsanleihe zugeteilt werden kann,
womit ſich die Zeichnungsziffer der Reichsanleihe entſprechend erhöht.



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[590/0006] Allgemeine Zeitung 3. Oktober 1914. Gebe Gott, daß die Wahrheit über die europäiſche Sachlage trotz engliſcher Zenſur bald bis zum Oranjefluß durchdringt. Mögen Hoch- und Niederdeutſche ſich noch einmal die Hand reichen zu gemeinſamer chriſtlicher Kulturarbeit und zur Ehre des geſamten Germanentums. Von großem Intereſſe iſt, was Staatsſekretär Dr. Solf über den Krieg und unſere Kolonien denkt: Der Hamburger Korreſpondent bringt einen Brief, den der Direktor der Deutſchen Handels- und Plantagen-Geſellſchaft der Süd- ſeeinſeln zu Hamburg, Herr Otto Riedel, vom Staatsſekretär Dr. Solf erhalten hat. Dr. Solf ſchreibt: „Daß das Geſchick Samoas mir perſönlich beſonders nahegeht, deſſen brauche ich Sie nicht zu verſichern. Niemand weiß beſſer als Sie, wie ſehr mir die Perle der Südſee, dieſes Kleinod unter unſeren deutſchen Schutzgebieten, im Laufe einer mehr denn zehnjährigen Gouverneurtätigkeit ans Herzen gewachſen iſt. War es mir doch vergönnt, auf dieſem viel umſtrittenen und von drei Nationen heiß begehrten Inſelreich die deutſche Flagge zu hiſſen, und habe ich doch, wie auch Sie und eine lange Zeit mit Ihnen, die beſten Jahre meines Lebens dort zugebracht und darangeſetzt, auf den Inſeln Frieden zu ſtiften, eine geordnete Verwaltung einzuführen und Samoa einer geſunden wirtſchaftlichen Entwicklung näherzubringen. Und jetzt, da nach jahrelanger mühſeliger Arbeit das Feld beſtellt und die Zeit der Ernte gekommen iſt, ſoll ſie von ſchnöden, wehrloſe Anſiedler überfallenden Eindringlingen eingeheimſt werden. Zum Glück wird das Geſchick unſerer Kolonien nicht in Afrika und in der Südſee, ſon- dern auf den Schlachtfeldern Europas entſchieden, und bei den bis- herigen Erfolgen unſerer Waffen hege ich felſenfeſtes Vertrauen, daß es uns gelingen wird, ſchließlich auch unſere ſchlimmſten Feinde, die Engländer niederzuringen. Das aber iſt eine ſchwere Aufgabe, viel ſchwerer, als ſich ein großer Teil unſerer Landsleute denkt, der das engliſche Weltreich nur vom Hörenſagen kennt und durch eine vom gerechten Zorn über ſein jetziges Ver- halten getrübte Brille anſieht. Die militäriſchen Machtmittel Eng- lands zu Lande brauchen wir nicht zu fürchten; mit den Künſten Kit- cheners und Frenchs werden Moltke und unſere Kommandierenden fertig. Zur See ſteht unſere junge, zahlenmäßig unterlegene Flotte gegen die größte Seemacht aller Zeiten, die es noch nötig fand, außer dem franzöſiſchen Verbündeten auch Japan heranzuziehen. Es möchte vermeſſen klingen, in dieſem ungleichen Kampfe mehr zu erwarten als eine tödliche Schädigung des engliſchen Gegners. Hat nicht aber auch Nelſon bei Trafalgar gegen eine Uebermacht ge- ſiegt? Das Beiſpiel unſeres Feindes berechtigt uns zu den kühnſten Hoffnungen, und Großbritanniens Preſtige, ſchon erſchüttert durch unſere Siege über ſeine Truppen, wird jede Schlappe zur See ſchwer überwinden können. Denn Englands Macht über die ihm botmäßi- gen eingeborenen Völkerſchaften liegt in dem Glauben an die Unbe- ſiegbarkeit des Mutterlandes. Trotz alledem heißt es kühl bleiben und auf der Hut ſein; denn ſelbſt bei einer Schwächung Englands dürfen wir die der britiſchen Kriegführung eigentümlichen, den Mangel an militäriſcher Bereitſchaft erſetzenden Mittel nicht unter- ſchätzen. So verwerflich und hinterliſtig die Waffen ſind, mit denen England unſeren Handel und unſere Induſtrie bekämpft, es ſind Waffen, die an Gefährlichkeit unſeren gefürchteten Haubitzen gleich- kommen. Einem Hamburger brauche ich dieſe Gefahr nicht weiter zu beſchreiben. Sie, mein lieber Herr Riedel, und alle Hanſeaten fühlen ſie am eigenen Leibe und — mit geſteigerter Bitterkeit. Denn mit Ihnen und Ihren Landsleuten weiß ich mich in dem ehrlichen Geſtändnis einig, daß wir den Engländern das Maß ſkrupelloſer Ge- häſſigkeit, das ſie ſeit dem 4. Auguſt in der Welt zeigen, nie und nimmer zugetraut haben. Klagen nützt aber nichts. Wir müſſen auch gegen dieſe Mittel kämpfen und durchhalten, durchhalten nach beiden Fronten, militäriſch und wirtſchaftlich, bis wir die Ruhe und Sicherheit wenigſtens für ein Jahrhundert erſtritten haben. Während wir mit unſeren kontinentalen Feinden um den Sieg kämpfen, geht der Kampf mit England um die Siegesbeute, und die darf nach den opferfreudigen Heldenleiſtungen unſeres Volkes nicht klein ſein. Ich will zunächſt unſere Kolonien wieder haben. Was ſonſt vom Friedensſchluß erhofft wird und erreichbar iſt, dorüber wollen wir uns etwas ſpäter unterhalten. Vom Standpunkte meines Reſ- ſorts werden Sie es aber nicht verübeln, wenn ich jetzt ſchon den Wunſch hege, die Friedenspalme für ein größeres Deutſchland in Afrika zu pflanzen. Da gedeihen Palmen gut! Und Samoa, lieber Herr Riedel, daß ich mich dafür einſetzen werde, dieſe herrlichen Inſeln wieder mit dem deutſchen Vaterlande vereinigt zu ſehen, des ſeien Sie unbeſorgt.“ Solf. Ueber die Stimmung in Amerika werden wir durch ein längeres Telegramm des Wolffſchen Bureaus unterrichtet, das be- ſonders in München von Intereſſe ſein dürfte, denn es erzählt uns von den Bemühungen der in ihre Heimat aus München zurückgekehrten Amerikaner, der Wahrheit dort zum Durchbruch zu verhelfen. Es heißt dort: New-Yorker Zeitungen berichten über die Ankunft der Ameri- kaner, die ſich zurzeit des Kriegsausbruches in Deutſchland befan- den, und unter denen auch ein großer Teil jener war, die mit Extra- zügen von München nach Holland befördert worden ſind. Sie alle ſprechen den deutſchen, beſonders den bayeriſchen Behörden einmütig ihr Lob und ihren Dank aus für die überaus zuvorkom- mende Behandlung, die ihnen zuteil geworden iſt. Vor ihrer Abreiſe von München verpflichteten ſich die ſcheiden- den Gäſte, die durch die liebenswürdige Aufmerkſamkeit des Ober- bürgermeiſters v. Borſcht tief gerührt waren, mit allen Kräften da- hin zu wirken, daß die Oeffentlichkeit in den Vereinigten Staaten über die Entſtehung des Krieges, Deutſchlands korrekte Haltung und Englands falſches Spiel genau informiert würde, und daß dieſe Bemühungen in Verbindung mit dem hieſigen Aufklärungskomitee bereits gute Früchte bringen, erſieht man in letzter Zeit deutlich aus den Nachrichten und Leitartikeln amerikani- ſcher Blätter, in denen die von dieſen ſelbſt als zweifelhaft bezeich- neten Nachrichten der Agence Havas eine recht klägliche Rolle ſpielen gegenüber den in großer Kopffchrift gedruckten deutſchen Sieges- nachrichten. Unter den Paſſagieren des Dampfers „Rotterdam“, der am 7. September in Newyork ankam, befand ſich eine große Anzahl hervorragender Männer in öffentlicher Stellung. Dieſe verfaßten und unterzeichneten gemeinſam einen längeren Bericht, der dem Präſidenten Wilſon und dem Staatsſekretär Bryan übermittelt wurde, und in dem ausgeführt wird: Die unterzeichneten amerikaniſchen Bürger, die ſich zu Beginn der gegenwärtigen Feindſeligkeiten alle in Deutſchland aufhielten, erſuchen die Vereinigte Preſſe um weiteſte Verbreitung folgender Feſtſtellung: Die aus franzöſiſchen und engliſchen Quellen ſtammenden Nach- richten, wonach Amerikaner von Deutſchen ſchlecht behandelt worden ſeien, ſind abſolut falſch. Die Reiſe durch Deutſchland war unter den gegebenen Umſtänden vollſtändig ſicher und die Behörden ſo- wohl wie das Volk zeigten ſich ohne Ausnahme ſehr ſeeundlich und hilfsbereit. Die deutſchen Truppen machten ſich keiner nachgewieſe- nen Grauſamkeiten ſchuldig. Alle amtlichen deutſchen Berichte über den Verlauf des Krieges waren in jeder Hinſicht zuverläſſig, während die engliſchen, franzö- ſiſchen und belgiſchen Nachrichten ſich faſt durchweg als falſch er- wieſen. Wir haben die Meinung, daß dieſe falſchen und verdrehten Berichte mit der ausgeſprochenen Abſicht nach Amerika geſandt wur- den, das amerikaniſche Volk zu täuſchen und bei demſelben ein Vor- urteil gegen Deutſchland wachzurufen. Wir erſuchen alle Amerikaner, nicht vorſchnell zu urteilen, ſon- dern die Urſachen, die zum Ausbruch des Krieges geführt haben, un- parteiiſch zu unterſuchen und beſonders die diplomatiſche Korreſpon- denz genau zu prüfen. (Das deutſche Weißbuch iſt ins Engliſche überſetzt und in einer großen Anzahl von Exemplaren nach Amerika befördert worden.) Es iſt unſere feſte Ueberzeugung, daß Deutſchland nicht der an- greifende Teil war, ſondern daß ihm der Krieg aufgezwungen wurde durch den Neid und die Habgier jener Völker, die auf ſeine wachſende Macht in Induſtrie und Handel eiferſüchtig waren und deshalb ſich verſchworen, das deutſche Volk zu vernichten. Der Bericht iſt von mehreren hundert Namen ſehr einflußreicher Männer aus allen Staaten Amerikas unterzeichnet und wird ſeine gute Wirkung nicht verfehlen. 4.46 Milliarden Kriegsanleihe. Durch nachträgliche Eingänge von Zeichnungen, deren poſtaliſche Erledigung ſich verzögert hatte, hat ſich die Geſamtſumme der Zeich- nungen noch um 70 Millionen Mark über den letztbekanntgegebenen Geſamtbetrag von 4,389,576,000 Mark erhöht. Die über den aufge- legten Betrag von 1 Milliarde Mark Reichsſchatzanweiſungen hin- ausgezeichneten 318 Millionen Mark ſind mit der Beſtimmung ge- zeichnet worden, daß hierfür Reichsanleihe zugeteilt werden kann, womit ſich die Zeichnungsziffer der Reichsanleihe entſprechend erhöht.

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 40, 3. Oktober 1914, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine40_1914/6>, abgerufen am 21.12.2024.