Allgemeine Zeitung, Nr. 38, 19. September 1914.Allgemeine Zeitung 19. September 1914. [Spaltenumbruch]
10,000 Gefangene und eine Menge erbeuteter Geschütze dokumen-tieren, nicht voll ausnützen, sondern mußte auch die zweite Lem- berger Schlacht abbrechen, um weiter rückwärts in Defensive zu gehen und einen anderen günstigen Konzentrierungsabschnitt ein- zunehmen. Die Ursache für diesen Ausgang ist einzig die riesige numerische Die Resultate der neuen Situation sind noch unübersehbar. Auch Serbien rührt sich wieder. Nach einem Telegramm Dem Wolffschen Telegraphenbureau wird aus Budapest Nach Nachrichten von unterrichteter Seite haben die Truppen Das von den Serben verbreitete Gerücht, 180000 Mann rückten Die Südslawische Korrespondenz meldet über den Ein- England. Unser Reichskanzler hat Veranlassung genommen, sich neuer- Der englische Premierminister hat in seiner Guild- [Spaltenumbruch] Es ist richtig, wir haben Belgiens Neutralität verletzt, Die Neutralität Hollands und der Schweiz haben Asquith will glauben machen, daß der Kampf Englands gegen Der englische Ministerpräsident irrt. Seit England sich mit Ein kleiner deutscher Kreuzer verloren. Am 13. September vormittags wurde S. M. Kleiner Kreuzer Ueber britische Greuel wird dem "Stettiner Generalanzeiger" von seinem Berichterstatter "Fahrt von Mons nach Valenciennes unter dem Roten Kreuz. Allgemeine Zeitung 19. September 1914. [Spaltenumbruch]
10,000 Gefangene und eine Menge erbeuteter Geſchütze dokumen-tieren, nicht voll ausnützen, ſondern mußte auch die zweite Lem- berger Schlacht abbrechen, um weiter rückwärts in Defenſive zu gehen und einen anderen günſtigen Konzentrierungsabſchnitt ein- zunehmen. Die Urſache für dieſen Ausgang iſt einzig die rieſige numeriſche Die Reſultate der neuen Situation ſind noch unüberſehbar. Auch Serbien rührt ſich wieder. Nach einem Telegramm Dem Wolffſchen Telegraphenbureau wird aus Budapeſt Nach Nachrichten von unterrichteter Seite haben die Truppen Das von den Serben verbreitete Gerücht, 180000 Mann rückten Die Südſlawiſche Korreſpondenz meldet über den Ein- England. Unſer Reichskanzler hat Veranlaſſung genommen, ſich neuer- Der engliſche Premierminiſter hat in ſeiner Guild- [Spaltenumbruch] Es iſt richtig, wir haben Belgiens Neutralität verletzt, Die Neutralität Hollands und der Schweiz haben Asquith will glauben machen, daß der Kampf Englands gegen Der engliſche Miniſterpräſident irrt. Seit England ſich mit Ein kleiner deutſcher Kreuzer verloren. Am 13. September vormittags wurde S. M. Kleiner Kreuzer Ueber britiſche Greuel wird dem „Stettiner Generalanzeiger“ von ſeinem Berichterſtatter „Fahrt von Mons nach Valenciennes unter dem Roten Kreuz. <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p><pb facs="#f0004" n="566"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi> 19. 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Die öſterreichiſchen Verluſte ſind natürlich ſehr erheblich, aber<lb/> die Ruſſen ſind noch ſtärker mitgenommen.</p><lb/> <p>Die Reſultate der neuen Situation ſind noch unüberſehbar.<lb/> Zunächſt iſt ein Stillſtand der Operationen eingetreten, der der<lb/> Armee Ausruhen, Neuverproviantierung und Verluſterſatz ermöglicht.<lb/> Die Ablöſung der öſterreichiſchen Hauptarmee ſowie der Armee des<lb/> Generals Dankl vom Feinde erfolgte glatt. Ernſtere Schwierig-<lb/> keiten hat infolge ſchlechter rückwärtiger Verbindungen nur die<lb/> Armee Auffenberg zu überwinden.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Auch <hi rendition="#g">Serbien</hi> rührt ſich wieder. 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Aber wir hatten Belgien volle<lb/> Integrität und Schadloshaltung zugeſagt, wenn es mit dieſer Not-<lb/> lage rechnen wollte. Belgien wäre ebenſowenig etwas geſchehen<lb/> wie z. B. Luxemburg. Hätte England als Beſchützer der ſchwächeren<lb/> Staaten Belgien unendliches Leid erſparen wollen, dann hätte es<lb/> ihm den Rat erteilen müſſen, unſer Anerbieten anzunehmen. „Ge-<lb/> ſchützt“ hat es unſeres Wiſſens Belgien nicht. Iſt alſo England<lb/> wirklich ein ſo ſelbſtloſer Beſchützer? Wir wiſſen genau, daß der<lb/> franzöſiſche Kriegsplan den Durchmarſch durch Belgien zum Angriff<lb/> auf die unbeſchützten Rheinlande vorſah. Gibt es jemanden, der<lb/> glaubt, England würde dann zum Schutze der belgiſchen Freiheit<lb/> gegen Frankreich eingeſchritten ſein?</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>Die <hi rendition="#g">Neutralität Hollands</hi> und der <hi rendition="#g">Schweiz</hi> haben<lb/> wir ſtreng reſpektiert und auch die geringſte Grenzüberſchreitung des<lb/> niederländiſchen Limburgs peinlichſt vermieden. Es iſt auffällig,<lb/> daß Asquith nur Belgien, Holland und die Schweiz erwähnt, nicht<lb/> aber auch die <hi rendition="#g">ſkandinaviſchen Länder.</hi> Die Schweiz mag<lb/> er genannt haben im Hinblick auf Frankreich. Holland und Belgien<lb/> aber liegen England gegenüber auf der anderen Seite des Kanals.<lb/> Darum iſt England um der Neutralität dieſer Länder ſo beſorgt.<lb/> Warum ſchweigt Asquith von den ſkandinaviſchen Reichen? Viel-<lb/> leicht weil er weiß, daß es uns nicht in den Sinn kommt, die Neu-<lb/> tralität dieſer Länder anzutaſten? Oder ſollte England etwa für<lb/> einen Vorſtoß in der Oſtſee oder für die Kriegführung Rußlands<lb/> die <hi rendition="#g">däniſche Neutralität</hi> doch nicht für ein <hi rendition="#aq">noli me tangere</hi><lb/> halten?</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>Asquith will glauben machen, daß der Kampf Englands gegen<lb/> uns ein Kampf der <hi rendition="#g">Freiheit</hi> gegen die Gewalt ſei. An dieſe<lb/> Ausdrucksweiſe iſt die Welt gewöhnt. Im Namen der Freiheit hat<lb/> England mit Gewalt und einer Politik des rückſichtsloſeſten Egois-<lb/> mus ſein gewaltiges Kolonialreich begründet. Im Namen der Frei-<lb/> heit hat es noch um die Wende dieſes Jahrhunderts die Selbſtändig-<lb/> keit der Burenrepubliken vernichtet. 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Nicht<lb/> genug, daß ſie die Hände aufheben, weiße Fahnen ſchwenken, um<lb/> beim Herannahen unſerer Soldaten hinterrücks zu ſchießen, viel<lb/> ſchlimmer ſind die Entſetzlichkeiten gegen unſere Verwundete. Und<lb/> das ſind behördlich beglaubigte Tatſachen, nicht Gerücht und nicht<lb/> Gerede. Der deutſchen Anſprache unſeres prächtigen Majors folgte<lb/> eine zwar recht deutlich ſtiliſierte, aber dafür um ſo verſtändlichere<lb/> engliſche an die britiſchen Beſtien: „Bei der geringſten Aufſäſſigkeit<lb/> Maſchinengewehre in 50 Meter Entfernung, und niemand von euch<lb/> bleibt am Leben.“ Unbeſchreiblich war die Erbitterung unſerer<lb/> Aerzte, die ſelbſt unſere verſtümmelten Verwundeten geſehen haben.<lb/> Warum ich Ihnen das ſchreibe? Damit unſere deutſchen Frauen<lb/></quote> </cit> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [566/0004]
Allgemeine Zeitung 19. September 1914.
10,000 Gefangene und eine Menge erbeuteter Geſchütze dokumen-
tieren, nicht voll ausnützen, ſondern mußte auch die zweite Lem-
berger Schlacht abbrechen, um weiter rückwärts in Defenſive zu
gehen und einen anderen günſtigen Konzentrierungsabſchnitt ein-
zunehmen.
Die Urſache für dieſen Ausgang iſt einzig die rieſige numeriſche
Ueberlegenheit der Ruſſen, die mindeſtens 17 Diviſionen, gleich
370,000 Mann mehr haben und artilleriſtiſch überdies weit ſtärker
ſind. Ueberdies haben die Ruſſen das Doppelte an Munition ver-
ſchoſſen. Dazu kamen ruſſiſcherſeits fortwährend friſche Nach-
ſchübe, während die öſterreichiſch-ungariſchen Truppen ſeit drei
Wochen mit Unterbrechung anſtrengender Märſche in ſtetigen ver-
luſtreichen Kämpfen tagsüber fochten und nachts beunruhigt wur-
den. Die öſterreichiſchen Verluſte ſind natürlich ſehr erheblich, aber
die Ruſſen ſind noch ſtärker mitgenommen.
Die Reſultate der neuen Situation ſind noch unüberſehbar.
Zunächſt iſt ein Stillſtand der Operationen eingetreten, der der
Armee Ausruhen, Neuverproviantierung und Verluſterſatz ermöglicht.
Die Ablöſung der öſterreichiſchen Hauptarmee ſowie der Armee des
Generals Dankl vom Feinde erfolgte glatt. Ernſtere Schwierig-
keiten hat infolge ſchlechter rückwärtiger Verbindungen nur die
Armee Auffenberg zu überwinden.
Auch Serbien rührt ſich wieder. Nach einem Telegramm
des öſterreichiſchen Generalſtabs wurden die über die Save ein-
gebrochenen ſerbiſchen Kräfte überall zurückgeſchlagen; Syrmien
und das Banat ſind daher vom Feinde vollſtändig frei.
Dem Wolffſchen Telegraphenbureau wird aus Budapeſt
unterm 17. ds. vom k. Ungariſchen Korreſpondenzbureau nicht
amtlich gemeldet:
Nach Nachrichten von unterrichteter Seite haben die Truppen
gegen Serbien die Offenſive ergriffen, die mit entſprechendem Erfolg
fortſchreitet.
Das von den Serben verbreitete Gerücht, 180000 Mann rückten
auf Budapeſt vor nach Beſiegung der öſterreichiſch-ungariſchen
Armee, iſt vollſtändig erlogen.
Die Südſlawiſche Korreſpondenz meldet über den Ein-
bruchsverſuch der Serben bei Panscowa: In dem
Raume von Veliko Selo auf ſerbiſchem Ufer verſammelten ſich die
Serben, etwa eine halbe Diviſion ſtark, und eröffneten am 12. Sep-
tember die Beſchießung auf die offene Stadt Panſcowa. Unſere
Beobachtungstruppen zogen ſich bei Beginn des Bombardements
zurück, nachdem feſtgeſtellt war, daß die Serben einen Uebergang
über die Donau durchführen wollten. Nach kurzem markiertem
Widerſtand ließen unſere Truppen die Serben den Uebergang voll-
ziehen. Nachdem die Serben, 7000—8000 Mann ſtark, den Ueber-
gang vollzogen hatten, rückte ein Teil derſelben gegen Panscowa,
während das Gros den Marſch in der Richtung auf Dolovo fortſetzte.
Hier wurden die Serben von unſeren Truppen geſtellt und nach
kurzem Artilleriegefecht mit dem Bajonett angegriffen und geradezu
über den Haufen geworfen. Sie erlitten ungeheuere Verluſte. Un-
ſere Truppen machten Scharen von Gefangenen und erbeuteten faſt
das ganze Artilleriematerial. Der Reſt der Serben ging über die
Donau zurück. Der Rückzug koſtete Hunderten das Leben. Ein
Monitor beſchoß die Fliehenden und demontierte die ſerbiſchen Bat-
terieſtellungen gegenüber Panscowa. Die in Panscowa eingedrun-
genen Serben konnten nur zum Teil den Rückzug bewerkſtelligen,
die Mehrzahl fand den Tod.
England.
Unſer Reichskanzler hat Veranlaſſung genommen, ſich neuer-
dings gegen die Heuchelei Englands auszuſprechen. „Ritz-
aus Bureau“ in Kopenhagen empfing vom Reichskanzler
v. Bethmann Hollweg nachſtehende Mitteilung:
Der engliſche Premierminiſter hat in ſeiner Guild-
hall-Rede für England die Beſchützerrolle der kleinen und ſchwäche-
ren Staaten in Anſpruch genommen und von der Neutralität Bel-
giens, Hollands und der Schweiz geſprochen, die von Deutſchland
gefährdet ſei.
Es iſt richtig, wir haben Belgiens Neutralität verletzt,
weil uns die bittere Not zwang. Aber wir hatten Belgien volle
Integrität und Schadloshaltung zugeſagt, wenn es mit dieſer Not-
lage rechnen wollte. Belgien wäre ebenſowenig etwas geſchehen
wie z. B. Luxemburg. Hätte England als Beſchützer der ſchwächeren
Staaten Belgien unendliches Leid erſparen wollen, dann hätte es
ihm den Rat erteilen müſſen, unſer Anerbieten anzunehmen. „Ge-
ſchützt“ hat es unſeres Wiſſens Belgien nicht. Iſt alſo England
wirklich ein ſo ſelbſtloſer Beſchützer? Wir wiſſen genau, daß der
franzöſiſche Kriegsplan den Durchmarſch durch Belgien zum Angriff
auf die unbeſchützten Rheinlande vorſah. Gibt es jemanden, der
glaubt, England würde dann zum Schutze der belgiſchen Freiheit
gegen Frankreich eingeſchritten ſein?
Die Neutralität Hollands und der Schweiz haben
wir ſtreng reſpektiert und auch die geringſte Grenzüberſchreitung des
niederländiſchen Limburgs peinlichſt vermieden. Es iſt auffällig,
daß Asquith nur Belgien, Holland und die Schweiz erwähnt, nicht
aber auch die ſkandinaviſchen Länder. Die Schweiz mag
er genannt haben im Hinblick auf Frankreich. Holland und Belgien
aber liegen England gegenüber auf der anderen Seite des Kanals.
Darum iſt England um der Neutralität dieſer Länder ſo beſorgt.
Warum ſchweigt Asquith von den ſkandinaviſchen Reichen? Viel-
leicht weil er weiß, daß es uns nicht in den Sinn kommt, die Neu-
tralität dieſer Länder anzutaſten? Oder ſollte England etwa für
einen Vorſtoß in der Oſtſee oder für die Kriegführung Rußlands
die däniſche Neutralität doch nicht für ein noli me tangere
halten?
Asquith will glauben machen, daß der Kampf Englands gegen
uns ein Kampf der Freiheit gegen die Gewalt ſei. An dieſe
Ausdrucksweiſe iſt die Welt gewöhnt. Im Namen der Freiheit hat
England mit Gewalt und einer Politik des rückſichtsloſeſten Egois-
mus ſein gewaltiges Kolonialreich begründet. Im Namen der Frei-
heit hat es noch um die Wende dieſes Jahrhunderts die Selbſtändig-
keit der Burenrepubliken vernichtet. Im Namen der Freiheit be-
handelt es jetzt Aegypten unter Verletzung internationaler Verträge
und eines feierlich gegebenen Verſprechens als engliſche Kolonie, im
Namen der Freiheit verliert einer der malayiſchen Schutzſtaaten
nach dem anderen ſeine Selbſtändigkeit zugunſten Englands, im
Namen der Freiheit ſucht es durch Zerſchneidung der deutſchen Kabel
zu verhindern, daß die Wahrheit in die Welt dringt!
Der engliſche Miniſterpräſident irrt. Seit England ſich mit
Rußland und Japan gegen Deutſchland verband, hat es in einer in
der Geſchichte der Welt einzig daſtehenden Verblendung die Zivili-
ſation verraten und die Sache der Freiheit der europäiſchen Völker
und Staaten dem deutſchen Schwert zur Wahrung übertragen.
Ein kleiner deutſcher Kreuzer verloren.
Am 13. September vormittags wurde S. M. Kleiner Kreuzer
„Hela“ durch einen Torpedoſchuß eines feindlichen Unterſeebootes
zum Sinken gebracht. Faſt die geſamte Beſatzung iſt gerettet.
Ueber britiſche Greuel
wird dem „Stettiner Generalanzeiger“ von ſeinem Berichterſtatter
im Weſtheere, Hugo Caeker, folgendes geſchrieben:
„Fahrt von Mons nach Valenciennes unter dem Roten Kreuz.
Kein Stimmungsbild! Dafür fehlt nach fünfzigſtündiger Bahnfahrt
und nach dem eben Erlebten die Stimmung. Nun ein kurzes Wort
der Aufklärung und Warnung. Keine halbe Stunde iſt es her, da
wurden uns in Mons etwa 800 gefangene Engländer vorgeführt,
und dabei wurde uns durch einen Major bekanntgegeben, welche
unglaublichen und unmenſchlichen Greueltaten ſich die Träger der
britiſchen Humanität gegen unſere braven Truppen und vor allem
gegen unſere Verwundeten haben zuſchulden kommen laſſen. Nicht
genug, daß ſie die Hände aufheben, weiße Fahnen ſchwenken, um
beim Herannahen unſerer Soldaten hinterrücks zu ſchießen, viel
ſchlimmer ſind die Entſetzlichkeiten gegen unſere Verwundete. Und
das ſind behördlich beglaubigte Tatſachen, nicht Gerücht und nicht
Gerede. Der deutſchen Anſprache unſeres prächtigen Majors folgte
eine zwar recht deutlich ſtiliſierte, aber dafür um ſo verſtändlichere
engliſche an die britiſchen Beſtien: „Bei der geringſten Aufſäſſigkeit
Maſchinengewehre in 50 Meter Entfernung, und niemand von euch
bleibt am Leben.“ Unbeſchreiblich war die Erbitterung unſerer
Aerzte, die ſelbſt unſere verſtümmelten Verwundeten geſehen haben.
Warum ich Ihnen das ſchreibe? Damit unſere deutſchen Frauen
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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