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Allgemeine Zeitung, Nr. 38, 7. Februar 1850.

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[Spaltenumbruch] desregierung die Austreibung der Flüchtlinge verfügte, könnte sie in meh-
reren Kantonen auf Widerstand stoßen. Wir sind jedoch überzeugt daß
dieser Widerstand leicht zu überwinden wäre. Die Schweiz würde 1850
gegen den Radicalismus thun was sie 1847 für den Radicalismus ge-
than, und wohl zu bemerken, sie würde es mit denselben Truppen, den-
selben Chefs, und wir glauben hinzufügen zu können, mit demselben
General thun." Allein es gibt noch eine Frage, welche das J. des De-
bats
wohlweislich umgangen hat: Würden die Mächte ihr Werk voll-
bracht glauben, wenn der anarchische Feuerherd bloß in der Schweiz und
nicht auch die alte Revolutionswerkstätte in Frankreich selbst zerstört
würde? Jetzt ist die ganze altliberale Partei conservativ, fast reactionär,
die große Mehrheit der Nationalversammlung trägt diesen revolutions-
müden Charakter, der Augenblick könnte also nicht ungünstig erscheinen
den Ordnerberuf einigermaßen über die französische Gränze hinüber zu
erstrecken, und Hrn. L. Bonaparte die Herstellung der Monarchie zu er-
leichtern.

Die Nationalversammlung hat in einer Frage der Verwaltung, auf
welche die Regierung großen Werth legte, gegen sie entschieden, sie hat
das Gesetz über Verlegung des Präfectursitzes des Loiredepartements mit
335 gegen 269 Stimmen verworfen. Umsonst stellte General v. Gram-
mont vor, St. Etienne, einst die Wiege des Carbonarismus und jetzt ein
Feuerherd des Socialismus, müsse den Präfecten in seinen Mauern ha-
ben, umsonst berief man sich auf die Autorität früherer Präfecten die
auch dieser Meinung waren, und zuletzt gab Hr. L. Faucher zu beden-
ken daß wenn die Versammlung sich gegen die Maßregel entschiede, die
Folgen sehr ernster Art seyn würden. Das Gerücht von dem nahen
Rücktritt des Hrn. F. Barrot vom Ministerium des Innern hat sich nun
erneut, und Hr. L. Faucher selbst wird von einigen Blättern als wahr-
scheinlicher Nachfolger bezeichnet. Schließlich erhielt in der gestrigen
Sitzung noch die parlamentarische Genehmigung der Antrag des Hrn.
Desmousseaur de Givre auf Aufhebung des Decrets vom 8 April 1848,
durch welches mehrere Mitglieder des Rechnungshofs von ihren Stellen
entfernt, also die pragmatischen Dienstrechte (der Grundsatz der Inamo-
vibilität) an ihnen verletzt wurden. An diesem Abend bemerkte man die
Anwesenheit des Hrn. v. Lamartine -- es war das erstemal seit den letz-
ten Wahlen daß er in der gesetzgebenden Versammlung seinen Platz ein-
nahm. Einige Blätter gedenken eines Lärmgerüchts das sich während
der Sitzung verbreitet hatte, als ob die Versammlung bedroht sey. Ein
Bataillon Fußvolk war in Eile zu ihrem Schutz herbeigeholt worden.
Die Ursache scheint nur die gewesen zu seyn daß die Wegnahme der Frei-
heitsbäume einige Aufregung macht.

Die Metallvorräthe der Bank von Frankreich haben in der letzten
Woche wieder um 7 Mill. -- 5 in Paris, 2 in den Succursalanstalten --
zugenommen, und belaufen sich jetzt in den Gewölben zu Paris auf 321
Mill., mit Hinzurechnung der Baarsummen in den Succursalen auf 457
Mill. Die Notenausgabe beträgt bloß 472 Mill., also nur 15 Mill.
mehr als das Baargeld. Das Portefeuille zeigt eine Zunahme
von 5 Mill. in Paris, eine unbedeutende Abnahme auswärts, und beträgt
im ganzen nicht volle 119 Mill. Die laufende Rechnung des Schatzes hat
um 1 Mill. zugenommen, und beträgt 75,375,000 Fr.

Der seiner Zeit vielgenannte Bruder Leotade von Toulouse ist am
26 Jan. im Bagno zu Toulon gestorben. Vor seinem Ende hatte er den
Procurator der Republik, den Bagnocommissär, den Hausgeistlichen,
den Director der christlichen Schulen und die Oberin der Weisheitsschwe-
stern rufen lassen und in ihrer Gegenwart die Betheuerung seiner Un-
schuld wiederholt. Der Courrier de Marseille gibt seine Erklärung,
die also lautet: "Bereit vor Gott zu erscheinen bin ich es meinem Gewis-
sen, der Ehre des Instituts der christlichen Schulbrüder und der Ehre
meiner Familie schuldig zu erklären daß ich unschuldig bin an den Ver-
brechen wegen deren ich verurtheilt wurde. Ich verzeihe den Personen
die mich verurtheilt oder die zu meiner Verurtheilung beigetragen haben."

Italien.

Die officielle Gazzetta di Venezia erklärt das in sehr viele deut-
sche Blätter übergegangene Gerücht, als habe man in Padua seitens der
Behörden einige Professoren der dortigen Universität mit der Prügelstrafe
bedroht, ja sogar in ihrer Gegenwart die nöthige Bank aufstellen lassen,
und daß in Folge dieses Umstandes ein Professor aus Entsetzen vom
Schlage gerührt worden sey, für eine böswillige Lüge. Der einfache
wirkliche Sachverhalt reducire sich auf eine ernste Mahnung, welche eini-
gen Professoren zu Theil ward, von der Verlästerung einer Regierung
abzustehen deren Brod sie essen. Der gestorbene Professor Giacomini sey
nicht aus Schrecken, sondern an den Folgen einer Selbstcur gestorben.

[Spaltenumbruch]
Dänemark.

Der Reichstag ist heute eröffnet worden.
Um 12 Uhr Mittags erschienen der König mit seinem Hofftaat, der Erb-
prinz und sämmtliche Minister in dem früheren Saal der Reichsversamm-
lung, der nunmehr dem Volksthing eingeräumt ist, auf dem Schloß
Christiansborg. Der König verlas darauf vom Thron folgende Rede:
"Sowie ich früher an dieser Stelle meinem treuen dänischen Volk den
von mir gefaßten Beschluß verkündete und später an gleicher Stätte das
Grundgesetz des dänischen Reichs demselben übergab, nehme ich nun
wiederum das Wort, um diesen ersten Reichstag zu eröffnen. Noch ist
der Krieg nicht zu Ende, sondern nur unterbrochen. Doch
hoffe ich daß die begonnenen Unterhandlungen zum ge-
wünschten Ziel führen werden, wenn nur nicht die irregelei-
teten Unterthanen bei einer großen Macht Unterstützung
finden.
Es ist für mich eine Beruhigung daß das Land unter Gottes
Beistand auch im laufenden Jahr die Lasten wird tragen können
welche die Verhältnisse erfordern dürften.
Dieß wird man aus
dem Entwurf des Finanzgesetzes und dem was sonst dem Reichstag über
die Hülfsquellen des Staats mitgetheilt werden wird, ersehen. Durch
die Gesetzentwürfe die dem Reichstag werden vorgelegt werden, wird man
finden daß ein wichtiger Anfang damit gemacht worden die verschiedenen
bürgerlichen Verhältnisse mit dem Grundgesetz in Einklang zu bringen.
Ich traue nun sicher auf Euch, treue dänische Männer, daß Ihr Eure
Thätigkeit zu des Landes wahrem Wohl üben werdet. Gott stärke Euch
alle."

Hierauf constituirten sich beide Kammern abgesondert. Die Mit-
glieder des Landesthing, von denen 42 gegenwärtig waren, schritten zur
Prüfung der Vollmachten; 37 wurden sofort für legitimirt erklärt und
leisteten den vorgeschriebenen Eid. Darauf wurde Etatsrath Schouw
zum Präsidenten des Landesthings mit 27 Stimmen gewählt; derselbe
lehnte aber, seines Gesundheitszustandes wegen, die Wahl ab, die dann
mit einer gleichen Anzahl von Stimmen auf den Höchstengerichtsassessor
Brun fiel. Zum Vicepräsidenten des Landesthings wurde Justizrath
Stampe mit 20 Stimmen erwählt. (B. H.)

Griechenland.
Telegraphische Depesche.

Die englischen
Zwangsmaßregeln sind verschärft. Den griechischen Handelsschiffen ist
das Auslaufen aus griechischen Häfen untersagt. Die Gesandten von
Rußland und Frankreich haben dagegen Vorstellungen gemacht. Die
Handelsschiffe im Piräeus find heute von englischen Matrosen nach
Salamis geschleppt worden. In Athen und im ganzen Lande ist Ruhe
und Begeisterung für König und Regierung. Hr. Trikupis geht als Ge-
sandter heute nach Paris, Zographos über Wien nach Petersburg. (N.
Münchner Ztg.)

Da die obige, von der bayerischen Regierung in dem halbofficiellen
Blatt verkündigte Depesche gestern Nachmittag nur in einem Theil der Bei-
lage der Allg. Ztg. noch gedruckt werden konnte, so wird sie heute wieder-
holt. In kurzer Frist wird der Telegraph auch zur Privatbenützung offen
stehen, worauf wir derlei Meldungen aus erster Quelle werden geben
können. Heute Nachmittag erwarten wir übrigens mit der Triefter Post
directe Berichte aus Athen.
Handels- und Börsennachrichten.

3proc. 291/2 P.

Consols 961/4.

Bayer. 31/2proc. Obl. 813/4 P. 4proc. 91 P. 4proc.
Grundrenten-Ablösungsoblig. 88 P. Bankactien I. Sem. 635 G. Promessen
58 G. Oesterr. 5pro.: Metall. 86 P. Bankactien I. Sem. 1020 P. Württemb.
31/2proc. 81 G. 41/2proc. 95 G.

Hamb.-Berged. E.-B.-A. 931/2 P. Berl.-Hamb. 80.
Altona-Kiel 921/2 P. Mecklenb. 331/2 P. Rendsb.-Neum. --. Glück.-Elmsh. 25
P. Kopenh.-Rothsch. 40 P. Neue 31/2proc. Hamb. Anleh. 863/4. Hannov. 5proc.
1051/2. Ruff. engl. Anl. 1053/4. Dän. 3proc. Anl. 701/2 P. Schwed. 4proc.
98 P. Norw. 4proc. 993/4. Amerik. 6proc. 105 1/8 .

(Telegraphische Depesche. Exp. München
3 Uhr 26 Minuten Nachmittags.
) 5proc. Met. 94; 41/2proc. 84;
21/2proc. 501/4; Bankactien 1135. Wechselcurse: Amsterdam 2 M. 158 G.;
Augsburg uso 1133/4; Frankfurt a. M. 3 M. 1131/4 G.; Genua 2 M. 133
G.; Hamburg 2 M. 1661/4; Livorno 2 M. 1121/2 P.; London 3 M. 11-26;
Mailand 2 M. 1011/2; Marseille 2 M. 1343/4 G.; Paris 2 M. 135; k. k.
Münzducaten 20 3/8 Proc. Agio.



Verantw. Redaction: Dr. Gustav Kolb. Dr. A. J. Altenhöser. Dr. E. A. Mebald.

Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung.

[Spaltenumbruch] desregierung die Austreibung der Flüchtlinge verfügte, könnte ſie in meh-
reren Kantonen auf Widerſtand ſtoßen. Wir ſind jedoch überzeugt daß
dieſer Widerſtand leicht zu überwinden wäre. Die Schweiz würde 1850
gegen den Radicalismus thun was ſie 1847 für den Radicalismus ge-
than, und wohl zu bemerken, ſie würde es mit denſelben Truppen, den-
ſelben Chefs, und wir glauben hinzufügen zu können, mit demſelben
General thun.“ Allein es gibt noch eine Frage, welche das J. des Dé-
bats
wohlweislich umgangen hat: Würden die Mächte ihr Werk voll-
bracht glauben, wenn der anarchiſche Feuerherd bloß in der Schweiz und
nicht auch die alte Revolutionswerkſtätte in Frankreich ſelbſt zerſtört
würde? Jetzt iſt die ganze altliberale Partei conſervativ, faſt reactionär,
die große Mehrheit der Nationalverſammlung trägt dieſen revolutions-
müden Charakter, der Augenblick könnte alſo nicht ungünſtig erſcheinen
den Ordnerberuf einigermaßen über die franzöſiſche Gränze hinüber zu
erſtrecken, und Hrn. L. Bonaparte die Herſtellung der Monarchie zu er-
leichtern.

Die Nationalverſammlung hat in einer Frage der Verwaltung, auf
welche die Regierung großen Werth legte, gegen ſie entſchieden, ſie hat
das Geſetz über Verlegung des Präfecturſitzes des Loiredepartements mit
335 gegen 269 Stimmen verworfen. Umſonſt ſtellte General v. Gram-
mont vor, St. Etienne, einſt die Wiege des Carbonarismus und jetzt ein
Feuerherd des Socialismus, müſſe den Präfecten in ſeinen Mauern ha-
ben, umſonſt berief man ſich auf die Autorität früherer Präfecten die
auch dieſer Meinung waren, und zuletzt gab Hr. L. Faucher zu beden-
ken daß wenn die Verſammlung ſich gegen die Maßregel entſchiede, die
Folgen ſehr ernſter Art ſeyn würden. Das Gerücht von dem nahen
Rücktritt des Hrn. F. Barrot vom Miniſterium des Innern hat ſich nun
erneut, und Hr. L. Faucher ſelbſt wird von einigen Blättern als wahr-
ſcheinlicher Nachfolger bezeichnet. Schließlich erhielt in der geſtrigen
Sitzung noch die parlamentariſche Genehmigung der Antrag des Hrn.
Desmouſſeaur de Givré auf Aufhebung des Decrets vom 8 April 1848,
durch welches mehrere Mitglieder des Rechnungshofs von ihren Stellen
entfernt, alſo die pragmatiſchen Dienſtrechte (der Grundſatz der Inamo-
vibilität) an ihnen verletzt wurden. An dieſem Abend bemerkte man die
Anweſenheit des Hrn. v. Lamartine — es war das erſtemal ſeit den letz-
ten Wahlen daß er in der geſetzgebenden Verſammlung ſeinen Platz ein-
nahm. Einige Blätter gedenken eines Lärmgerüchts das ſich während
der Sitzung verbreitet hatte, als ob die Verſammlung bedroht ſey. Ein
Bataillon Fußvolk war in Eile zu ihrem Schutz herbeigeholt worden.
Die Urſache ſcheint nur die geweſen zu ſeyn daß die Wegnahme der Frei-
heitsbäume einige Aufregung macht.

Die Metallvorräthe der Bank von Frankreich haben in der letzten
Woche wieder um 7 Mill. — 5 in Paris, 2 in den Succurſalanſtalten —
zugenommen, und belaufen ſich jetzt in den Gewölben zu Paris auf 321
Mill., mit Hinzurechnung der Baarſummen in den Succurſalen auf 457
Mill. Die Notenausgabe beträgt bloß 472 Mill., alſo nur 15 Mill.
mehr als das Baargeld. Das Portefeuille zeigt eine Zunahme
von 5 Mill. in Paris, eine unbedeutende Abnahme auswärts, und beträgt
im ganzen nicht volle 119 Mill. Die laufende Rechnung des Schatzes hat
um 1 Mill. zugenommen, und beträgt 75,375,000 Fr.

Der ſeiner Zeit vielgenannte Bruder Léotade von Toulouſe iſt am
26 Jan. im Bagno zu Toulon geſtorben. Vor ſeinem Ende hatte er den
Procurator der Republik, den Bagnocommiſſär, den Hausgeiſtlichen,
den Director der chriſtlichen Schulen und die Oberin der Weisheitsſchwe-
ſtern rufen laſſen und in ihrer Gegenwart die Betheuerung ſeiner Un-
ſchuld wiederholt. Der Courrier de Marſeille gibt ſeine Erklärung,
die alſo lautet: „Bereit vor Gott zu erſcheinen bin ich es meinem Gewiſ-
ſen, der Ehre des Inſtituts der chriſtlichen Schulbrüder und der Ehre
meiner Familie ſchuldig zu erklären daß ich unſchuldig bin an den Ver-
brechen wegen deren ich verurtheilt wurde. Ich verzeihe den Perſonen
die mich verurtheilt oder die zu meiner Verurtheilung beigetragen haben.“

Italien.

Die officielle Gazzetta di Venezia erklärt das in ſehr viele deut-
ſche Blätter übergegangene Gerücht, als habe man in Padua ſeitens der
Behörden einige Profeſſoren der dortigen Univerſität mit der Prügelſtrafe
bedroht, ja ſogar in ihrer Gegenwart die nöthige Bank aufſtellen laſſen,
und daß in Folge dieſes Umſtandes ein Profeſſor aus Entſetzen vom
Schlage gerührt worden ſey, für eine böswillige Lüge. Der einfache
wirkliche Sachverhalt reducire ſich auf eine ernſte Mahnung, welche eini-
gen Profeſſoren zu Theil ward, von der Verläſterung einer Regierung
abzuſtehen deren Brod ſie eſſen. Der geſtorbene Profeſſor Giacomini ſey
nicht aus Schrecken, ſondern an den Folgen einer Selbſtcur geſtorben.

[Spaltenumbruch]
Dänemark.

Der Reichstag iſt heute eröffnet worden.
Um 12 Uhr Mittags erſchienen der König mit ſeinem Hofftaat, der Erb-
prinz und ſämmtliche Miniſter in dem früheren Saal der Reichsverſamm-
lung, der nunmehr dem Volksthing eingeräumt iſt, auf dem Schloß
Chriſtiansborg. Der König verlas darauf vom Thron folgende Rede:
„Sowie ich früher an dieſer Stelle meinem treuen däniſchen Volk den
von mir gefaßten Beſchluß verkündete und ſpäter an gleicher Stätte das
Grundgeſetz des däniſchen Reichs demſelben übergab, nehme ich nun
wiederum das Wort, um dieſen erſten Reichstag zu eröffnen. Noch iſt
der Krieg nicht zu Ende, ſondern nur unterbrochen. Doch
hoffe ich daß die begonnenen Unterhandlungen zum ge-
wünſchten Ziel führen werden, wenn nur nicht die irregelei-
teten Unterthanen bei einer großen Macht Unterſtützung
finden.
Es iſt für mich eine Beruhigung daß das Land unter Gottes
Beiſtand auch im laufenden Jahr die Laſten wird tragen können
welche die Verhältniſſe erfordern dürften.
Dieß wird man aus
dem Entwurf des Finanzgeſetzes und dem was ſonſt dem Reichstag über
die Hülfsquellen des Staats mitgetheilt werden wird, erſehen. Durch
die Geſetzentwürfe die dem Reichstag werden vorgelegt werden, wird man
finden daß ein wichtiger Anfang damit gemacht worden die verſchiedenen
bürgerlichen Verhältniſſe mit dem Grundgeſetz in Einklang zu bringen.
Ich traue nun ſicher auf Euch, treue däniſche Männer, daß Ihr Eure
Thätigkeit zu des Landes wahrem Wohl üben werdet. Gott ſtärke Euch
alle.“

Hierauf conſtituirten ſich beide Kammern abgeſondert. Die Mit-
glieder des Landesthing, von denen 42 gegenwärtig waren, ſchritten zur
Prüfung der Vollmachten; 37 wurden ſofort für legitimirt erklärt und
leiſteten den vorgeſchriebenen Eid. Darauf wurde Etatsrath Schouw
zum Präſidenten des Landesthings mit 27 Stimmen gewählt; derſelbe
lehnte aber, ſeines Geſundheitszuſtandes wegen, die Wahl ab, die dann
mit einer gleichen Anzahl von Stimmen auf den Höchſtengerichtsaſſeſſor
Brun fiel. Zum Vicepräſidenten des Landesthings wurde Juſtizrath
Stampe mit 20 Stimmen erwählt. (B. H.)

Griechenland.
Telegraphiſche Depeſche.

Die engliſchen
Zwangsmaßregeln ſind verſchärft. Den griechiſchen Handelsſchiffen iſt
das Auslaufen aus griechiſchen Häfen unterſagt. Die Geſandten von
Rußland und Frankreich haben dagegen Vorſtellungen gemacht. Die
Handelsſchiffe im Piräeus find heute von engliſchen Matroſen nach
Salamis geſchleppt worden. In Athen und im ganzen Lande iſt Ruhe
und Begeiſterung für König und Regierung. Hr. Trikupis geht als Ge-
ſandter heute nach Paris, Zographos über Wien nach Petersburg. (N.
Münchner Ztg.)

Da die obige, von der bayeriſchen Regierung in dem halbofficiellen
Blatt verkündigte Depeſche geſtern Nachmittag nur in einem Theil der Bei-
lage der Allg. Ztg. noch gedruckt werden konnte, ſo wird ſie heute wieder-
holt. In kurzer Friſt wird der Telegraph auch zur Privatbenützung offen
ſtehen, worauf wir derlei Meldungen aus erſter Quelle werden geben
können. Heute Nachmittag erwarten wir übrigens mit der Triefter Poſt
directe Berichte aus Athen.
Handels- und Börſennachrichten.

3proc. 29½ P.

Conſols 96¼.

Bayer. 3½proc. Obl. 81¾ P. 4proc. 91 P. 4proc.
Grundrenten-Ablöſungsoblig. 88 P. Bankactien I. Sem. 635 G. Promeſſen
58 G. Oeſterr. 5pro.: Metall. 86 P. Bankactien I. Sem. 1020 P. Württemb.
3½proc. 81 G. 4½proc. 95 G.

Hamb.-Berged. E.-B.-A. 93½ P. Berl.-Hamb. 80.
Altona-Kiel 92½ P. Mecklenb. 33½ P. Rendsb.-Neum. —. Glück.-Elmsh. 25
P. Kopenh.-Rothſch. 40 P. Neue 3½proc. Hamb. Anleh. 86¾. Hannov. 5proc.
105½. Ruff. engl. Anl. 105¾. Dän. 3proc. Anl. 70½ P. Schwed. 4proc.
98 P. Norw. 4proc. 99¾. Amerik. 6proc. 105⅛.

(Telegraphiſche Depeſche. Exp. München
3 Uhr 26 Minuten Nachmittags.
) 5proc. Met. 94; 4½proc. 84;
2½proc. 50¼; Bankactien 1135. Wechſelcurſe: Amſterdam 2 M. 158 G.;
Augsburg uso 113¾; Frankfurt a. M. 3 M. 113¼ G.; Genua 2 M. 133
G.; Hamburg 2 M. 166¼; Livorno 2 M. 112½ P.; London 3 M. 11-26;
Mailand 2 M. 101½; Marſeille 2 M. 134¾ G.; Paris 2 M. 135; k. k.
Münzducaten 20⅜ Proc. Agio.



Verantw. Redaction: Dr. Guſtav Kolb. Dr. A. J. Altenhöſer. Dr. E. A. Mebald.

Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung.

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[600/0008] desregierung die Austreibung der Flüchtlinge verfügte, könnte ſie in meh- reren Kantonen auf Widerſtand ſtoßen. Wir ſind jedoch überzeugt daß dieſer Widerſtand leicht zu überwinden wäre. Die Schweiz würde 1850 gegen den Radicalismus thun was ſie 1847 für den Radicalismus ge- than, und wohl zu bemerken, ſie würde es mit denſelben Truppen, den- ſelben Chefs, und wir glauben hinzufügen zu können, mit demſelben General thun.“ Allein es gibt noch eine Frage, welche das J. des Dé- bats wohlweislich umgangen hat: Würden die Mächte ihr Werk voll- bracht glauben, wenn der anarchiſche Feuerherd bloß in der Schweiz und nicht auch die alte Revolutionswerkſtätte in Frankreich ſelbſt zerſtört würde? Jetzt iſt die ganze altliberale Partei conſervativ, faſt reactionär, die große Mehrheit der Nationalverſammlung trägt dieſen revolutions- müden Charakter, der Augenblick könnte alſo nicht ungünſtig erſcheinen den Ordnerberuf einigermaßen über die franzöſiſche Gränze hinüber zu erſtrecken, und Hrn. L. Bonaparte die Herſtellung der Monarchie zu er- leichtern. Die Nationalverſammlung hat in einer Frage der Verwaltung, auf welche die Regierung großen Werth legte, gegen ſie entſchieden, ſie hat das Geſetz über Verlegung des Präfecturſitzes des Loiredepartements mit 335 gegen 269 Stimmen verworfen. Umſonſt ſtellte General v. Gram- mont vor, St. Etienne, einſt die Wiege des Carbonarismus und jetzt ein Feuerherd des Socialismus, müſſe den Präfecten in ſeinen Mauern ha- ben, umſonſt berief man ſich auf die Autorität früherer Präfecten die auch dieſer Meinung waren, und zuletzt gab Hr. L. Faucher zu beden- ken daß wenn die Verſammlung ſich gegen die Maßregel entſchiede, die Folgen ſehr ernſter Art ſeyn würden. Das Gerücht von dem nahen Rücktritt des Hrn. F. Barrot vom Miniſterium des Innern hat ſich nun erneut, und Hr. L. Faucher ſelbſt wird von einigen Blättern als wahr- ſcheinlicher Nachfolger bezeichnet. Schließlich erhielt in der geſtrigen Sitzung noch die parlamentariſche Genehmigung der Antrag des Hrn. Desmouſſeaur de Givré auf Aufhebung des Decrets vom 8 April 1848, durch welches mehrere Mitglieder des Rechnungshofs von ihren Stellen entfernt, alſo die pragmatiſchen Dienſtrechte (der Grundſatz der Inamo- vibilität) an ihnen verletzt wurden. An dieſem Abend bemerkte man die Anweſenheit des Hrn. v. Lamartine — es war das erſtemal ſeit den letz- ten Wahlen daß er in der geſetzgebenden Verſammlung ſeinen Platz ein- nahm. Einige Blätter gedenken eines Lärmgerüchts das ſich während der Sitzung verbreitet hatte, als ob die Verſammlung bedroht ſey. Ein Bataillon Fußvolk war in Eile zu ihrem Schutz herbeigeholt worden. Die Urſache ſcheint nur die geweſen zu ſeyn daß die Wegnahme der Frei- heitsbäume einige Aufregung macht. Die Metallvorräthe der Bank von Frankreich haben in der letzten Woche wieder um 7 Mill. — 5 in Paris, 2 in den Succurſalanſtalten — zugenommen, und belaufen ſich jetzt in den Gewölben zu Paris auf 321 Mill., mit Hinzurechnung der Baarſummen in den Succurſalen auf 457 Mill. Die Notenausgabe beträgt bloß 472 Mill., alſo nur 15 Mill. mehr als das Baargeld. Das Portefeuille zeigt eine Zunahme von 5 Mill. in Paris, eine unbedeutende Abnahme auswärts, und beträgt im ganzen nicht volle 119 Mill. Die laufende Rechnung des Schatzes hat um 1 Mill. zugenommen, und beträgt 75,375,000 Fr. Der ſeiner Zeit vielgenannte Bruder Léotade von Toulouſe iſt am 26 Jan. im Bagno zu Toulon geſtorben. Vor ſeinem Ende hatte er den Procurator der Republik, den Bagnocommiſſär, den Hausgeiſtlichen, den Director der chriſtlichen Schulen und die Oberin der Weisheitsſchwe- ſtern rufen laſſen und in ihrer Gegenwart die Betheuerung ſeiner Un- ſchuld wiederholt. Der Courrier de Marſeille gibt ſeine Erklärung, die alſo lautet: „Bereit vor Gott zu erſcheinen bin ich es meinem Gewiſ- ſen, der Ehre des Inſtituts der chriſtlichen Schulbrüder und der Ehre meiner Familie ſchuldig zu erklären daß ich unſchuldig bin an den Ver- brechen wegen deren ich verurtheilt wurde. Ich verzeihe den Perſonen die mich verurtheilt oder die zu meiner Verurtheilung beigetragen haben.“ Italien. Die officielle Gazzetta di Venezia erklärt das in ſehr viele deut- ſche Blätter übergegangene Gerücht, als habe man in Padua ſeitens der Behörden einige Profeſſoren der dortigen Univerſität mit der Prügelſtrafe bedroht, ja ſogar in ihrer Gegenwart die nöthige Bank aufſtellen laſſen, und daß in Folge dieſes Umſtandes ein Profeſſor aus Entſetzen vom Schlage gerührt worden ſey, für eine böswillige Lüge. Der einfache wirkliche Sachverhalt reducire ſich auf eine ernſte Mahnung, welche eini- gen Profeſſoren zu Theil ward, von der Verläſterung einer Regierung abzuſtehen deren Brod ſie eſſen. Der geſtorbene Profeſſor Giacomini ſey nicht aus Schrecken, ſondern an den Folgen einer Selbſtcur geſtorben. Dänemark. Kopenhagen, 30 Jan. Der Reichstag iſt heute eröffnet worden. Um 12 Uhr Mittags erſchienen der König mit ſeinem Hofftaat, der Erb- prinz und ſämmtliche Miniſter in dem früheren Saal der Reichsverſamm- lung, der nunmehr dem Volksthing eingeräumt iſt, auf dem Schloß Chriſtiansborg. Der König verlas darauf vom Thron folgende Rede: „Sowie ich früher an dieſer Stelle meinem treuen däniſchen Volk den von mir gefaßten Beſchluß verkündete und ſpäter an gleicher Stätte das Grundgeſetz des däniſchen Reichs demſelben übergab, nehme ich nun wiederum das Wort, um dieſen erſten Reichstag zu eröffnen. Noch iſt der Krieg nicht zu Ende, ſondern nur unterbrochen. Doch hoffe ich daß die begonnenen Unterhandlungen zum ge- wünſchten Ziel führen werden, wenn nur nicht die irregelei- teten Unterthanen bei einer großen Macht Unterſtützung finden. Es iſt für mich eine Beruhigung daß das Land unter Gottes Beiſtand auch im laufenden Jahr die Laſten wird tragen können welche die Verhältniſſe erfordern dürften. Dieß wird man aus dem Entwurf des Finanzgeſetzes und dem was ſonſt dem Reichstag über die Hülfsquellen des Staats mitgetheilt werden wird, erſehen. Durch die Geſetzentwürfe die dem Reichstag werden vorgelegt werden, wird man finden daß ein wichtiger Anfang damit gemacht worden die verſchiedenen bürgerlichen Verhältniſſe mit dem Grundgeſetz in Einklang zu bringen. Ich traue nun ſicher auf Euch, treue däniſche Männer, daß Ihr Eure Thätigkeit zu des Landes wahrem Wohl üben werdet. Gott ſtärke Euch alle.“ Hierauf conſtituirten ſich beide Kammern abgeſondert. Die Mit- glieder des Landesthing, von denen 42 gegenwärtig waren, ſchritten zur Prüfung der Vollmachten; 37 wurden ſofort für legitimirt erklärt und leiſteten den vorgeſchriebenen Eid. Darauf wurde Etatsrath Schouw zum Präſidenten des Landesthings mit 27 Stimmen gewählt; derſelbe lehnte aber, ſeines Geſundheitszuſtandes wegen, die Wahl ab, die dann mit einer gleichen Anzahl von Stimmen auf den Höchſtengerichtsaſſeſſor Brun fiel. Zum Vicepräſidenten des Landesthings wurde Juſtizrath Stampe mit 20 Stimmen erwählt. (B. H.) Griechenland. Telegraphiſche Depeſche. Athen, 29 Jan. Die engliſchen Zwangsmaßregeln ſind verſchärft. Den griechiſchen Handelsſchiffen iſt das Auslaufen aus griechiſchen Häfen unterſagt. Die Geſandten von Rußland und Frankreich haben dagegen Vorſtellungen gemacht. Die Handelsſchiffe im Piräeus find heute von engliſchen Matroſen nach Salamis geſchleppt worden. In Athen und im ganzen Lande iſt Ruhe und Begeiſterung für König und Regierung. Hr. Trikupis geht als Ge- ſandter heute nach Paris, Zographos über Wien nach Petersburg. (N. Münchner Ztg.) Da die obige, von der bayeriſchen Regierung in dem halbofficiellen Blatt verkündigte Depeſche geſtern Nachmittag nur in einem Theil der Bei- lage der Allg. Ztg. noch gedruckt werden konnte, ſo wird ſie heute wieder- holt. In kurzer Friſt wird der Telegraph auch zur Privatbenützung offen ſtehen, worauf wir derlei Meldungen aus erſter Quelle werden geben können. Heute Nachmittag erwarten wir übrigens mit der Triefter Poſt directe Berichte aus Athen. Handels- und Börſennachrichten. Madrid, 29 Jan. 3proc. 29½ P. London, 2 Febr. Conſols 96¼. Augsburg, 6 Febr. Bayer. 3½proc. Obl. 81¾ P. 4proc. 91 P. 4proc. Grundrenten-Ablöſungsoblig. 88 P. Bankactien I. Sem. 635 G. Promeſſen 58 G. Oeſterr. 5pro.: Metall. 86 P. Bankactien I. Sem. 1020 P. Württemb. 3½proc. 81 G. 4½proc. 95 G. Hamburg, 1 Febr. Hamb.-Berged. E.-B.-A. 93½ P. Berl.-Hamb. 80. Altona-Kiel 92½ P. Mecklenb. 33½ P. Rendsb.-Neum. —. Glück.-Elmsh. 25 P. Kopenh.-Rothſch. 40 P. Neue 3½proc. Hamb. Anleh. 86¾. Hannov. 5proc. 105½. Ruff. engl. Anl. 105¾. Dän. 3proc. Anl. 70½ P. Schwed. 4proc. 98 P. Norw. 4proc. 99¾. Amerik. 6proc. 105⅛. Wien, 6 Febr. (Telegraphiſche Depeſche. Exp. München 3 Uhr 26 Minuten Nachmittags.) 5proc. Met. 94[FORMEL]; 4½proc. 84; 2½proc. 50¼; Bankactien 1135. Wechſelcurſe: Amſterdam 2 M. 158 G.; Augsburg uso 113¾; Frankfurt a. M. 3 M. 113¼ G.; Genua 2 M. 133 G.; Hamburg 2 M. 166¼; Livorno 2 M. 112½ P.; London 3 M. 11-26; Mailand 2 M. 101½; Marſeille 2 M. 134¾ G.; Paris 2 M. 135; k. k. Münzducaten 20⅜ Proc. Agio. Verantw. Redaction: Dr. Guſtav Kolb. Dr. A. J. Altenhöſer. Dr. E. A. Mebald. Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 38, 7. Februar 1850, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine38_1850/8>, abgerufen am 21.12.2024.