Allgemeine Zeitung. Nr. 334. München, 2. Dezember 1890.München, Dienstag Allgemeine Zeitung 2. December 1890. Morgenblatt Nr. 334. [Spaltenumbruch] an, wo die Ausbreitung der Industrie auf dem Gebiet des Armen- wesens unbaltbare Verhältnisse geschaffen habe. Redner, der sich rückhaltlos als Anhänger der Socialpolitik der Regierung bekennt, hegt indeß Bedenken, ob die geplanten Zweckverbände den gehegten Erwartungen entsprechen würden. Abg. Schröder (Pole) erklärt, daß seine Partei auf dem Die Discussion wird hierauf geschlossen. Nach persönlichen Be- Zur Reform des Schulwesens in Preußen. * Berlin, 1. Dec.Telegramm. Der "Reichs-Anzeiger" meldet: Die Verzeichniß der Mitglieder der Conferenz zur Be- Deutsches Reich. * Berlin, 1. Dec. Tel. Die heutige militärische Feier Der Kaiser hat heute folgenden Armeebefehl erlassen: Heute vor 250 Jahren bestieg mein Ahnherr, der Große Luxemburg. ch. Luxemburg, 30. Nov. Am Dienstag früh wird Groß- Oesterreich-Ungarn. S. Eger, 1. Dec. Tel. Der Führer der Deutschen, Dr. Plener, Großbritannien. [] London, 29. Nov. Das Parnell'sche Manifest Bayerische Chronik. Amtliche Nachrichten. * Orden. Der Militärverdienstorden wurde nachbenannten * Militärdienstesnachrichten. Se. kgl. Hoh. der Prinz-Regent München, Dienſtag Allgemeine Zeitung 2. December 1890. Morgenblatt Nr. 334. [Spaltenumbruch] an, wo die Ausbreitung der Induſtrie auf dem Gebiet des Armen- weſens unbaltbare Verhältniſſe geſchaffen habe. Redner, der ſich rückhaltlos als Anhänger der Socialpolitik der Regierung bekennt, hegt indeß Bedenken, ob die geplanten Zweckverbände den gehegten Erwartungen entſprechen würden. Abg. Schröder (Pole) erklärt, daß ſeine Partei auf dem Die Discuſſion wird hierauf geſchloſſen. Nach perſönlichen Be- Zur Reform des Schulweſens in Preußen. * Berlin, 1. Dec.Telegramm. Der „Reichs-Anzeiger“ meldet: Die Verzeichniß der Mitglieder der Conferenz zur Be- Deutſches Reich. * Berlin, 1. Dec. Tel. Die heutige militäriſche Feier Der Kaiſer hat heute folgenden Armeebefehl erlaſſen: Heute vor 250 Jahren beſtieg mein Ahnherr, der Große Luxemburg. ch. Luxemburg, 30. Nov. Am Dienſtag früh wird Groß- Oeſterreich-Ungarn. S. Eger, 1. Dec. Tel. Der Führer der Deutſchen, Dr. Plener, Großbritannien. [] London, 29. Nov. Das Parnell’ſche Manifeſt Bayeriſche Chronik. Amtliche Nachrichten. * Orden. Der Militärverdienſtorden wurde nachbenannten * Militärdienſtesnachrichten. Se. kgl. Hoh. der Prinz-Regent <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0002" n="2"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">München, Dienſtag Allgemeine Zeitung</hi> 2. December 1890. Morgenblatt Nr. 334.</fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><cb/> an, wo die Ausbreitung der Induſtrie auf dem Gebiet des Armen-<lb/> weſens unbaltbare Verhältniſſe geſchaffen habe. Redner, der ſich<lb/> rückhaltlos als Anhänger der Socialpolitik der Regierung bekennt,<lb/> hegt indeß Bedenken, ob die geplanten Zweckverbände den gehegten<lb/> Erwartungen entſprechen würden.</p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#g">Schröder</hi> (Pole) erklärt, daß ſeine Partei auf dem<lb/> Boden der Vorlage ſtehe, wünſcht jedoch größere Freiheit für die<lb/> Communen. Im Princip ſei er auch für Zweckverbände, doch halte<lb/> er deren obligatoriſche Einführung nicht für zweckmäßig. An der<lb/> Bildung derſelben könne man dem Bauer eine bedeutende Mit-<lb/> wirkung geſtatten. Bei der Commune ſchwinde der Unterſchied<lb/> zwiſchen Polen und Deutſchen.</p><lb/> <p>Die Discuſſion wird hierauf geſchloſſen. Nach perſönlichen Be-<lb/> merkungen der Abgg. v. <hi rendition="#g">Schalſcha, Meyer</hi> und <hi rendition="#g">Rickert</hi> wird<lb/> die Vorlage an eine Commiſſion von 28 Mitgliedern verwieſen.<lb/> Nächſte Sitzung <hi rendition="#g">Donnerſtag</hi> 11 Uhr. Tagesordnung: Antrag<lb/> Conrad, betreffend das Wildſchadengeſetz, und Antrag Strutz, be-<lb/> treffend Aenderung des Jagdpolizeigeſetzes.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head><hi rendition="#b">Zur Reform des Schulweſens in Preußen.</hi><lb/><hi rendition="#g">Telegramm</hi>.</head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 1. Dec.</dateline><lb/> <p>Der „Reichs-Anzeiger“ meldet: Die<lb/><hi rendition="#g">Conferenz</hi> zur Berathung von Fragen, das <hi rendition="#g">höhere Schul-<lb/> weſen</hi> betreffend, wird allerhöchſter Beſtimmung zufolge<lb/> Donnerſtag, den 4. December d. J., in den Räumen des Cultus-<lb/> miniſteriums eröffnet werden. <hi rendition="#g">Se. Majeſtät der Kaiſer und<lb/> König</hi> beabſichtigen, Allerhöchſtſelbſt der Eröffnung beizuwohnen.<lb/> Zur Theilnahme an der Verathung ſind mit Genehmigung Sr.<lb/> Majeſtät die in dem nachſtehenden Verzeichniß benannten Ver-<lb/> trauensmänner unter dem 31. October d. J. eingeladen worden<lb/> und haben demnächſt ſämmtlich mit Ausnahme des Geheimen<lb/> Medicinalraths Profeſſors <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Koch,</hi> welcher mit Rückſicht auf<lb/> ſeine anderweitigen dringenden Arbeiten um Diſpenſation gebeten<lb/> hat, der Einladung bereitwillig entſprochen. Die der Conferenz<lb/> vorzulegenden Fragen, welche in dem (morgen. D. N.) nachfolgenden<lb/> Fragebogen enthalten ſind, ſind unter dem 12. Nov. d. J. ſämmt-<lb/> lichen Theilnehmern der Conferenz mit getheilt worden, nachdem vorher<lb/> ſchon den von dem Unterrichtsminiſter bezeichneten Berichterſtattern<lb/> und Mitberichterſtattern die ihnen beſonders überwieſenen Fragen<lb/> zugeſtellt waren. Die von denſelben der Conferenz zu unterbrei-<lb/> tenden Theſen ſind eingegangen und durch den Druck vervielfältigt.<lb/> Was die äußere Einrichtung der Verhandlungen angeht, ſo werden<lb/> dieſelben ſich in den herkömmlichen Formen auf Grund einer be-<lb/> ſonderen, den Mitgliedern der Conferenz mitgetheilten Geſchäfts-<lb/> ordnung vollziehen. Den Vorſitz in der Verſammlung wird, ſo<lb/> weit er nicht durch anderweitige Berufspflichten, insbeſondere die<lb/> Theilnahme an den Berathungen des Hauſes der Abgeordneten in<lb/> Anſpruch genommen iſt, der <hi rendition="#g">Unterrichtsminiſter</hi> führen. Als<lb/> Vertreter der Staatsregierung werden außerdem Commiſſare<lb/> der erſten Unterrichtsabtheilung des Cultusminiſteriums, ferner<lb/> des Finanzminiſteriums, des Kriegsminiſteriums und des Mini-<lb/> ſteriums für Landwirthſchaft den Berathungen anwohnen, ohne<lb/> jedoch an den Abſtimmungen theilzunehmen. Ueber die Verhand-<lb/> lungen werden außer dem Sitzungsprotokoll ſtenographiſche Berichte<lb/> aufgenommen werden. Bezüglich der <hi rendition="#g">Veröffentlichung der<lb/> Berathungen bleibt weitere Entſchließung vorbe-<lb/> halten</hi>. Dagegen werden ſofort nach dem Schluß jeder Sitzung<lb/> in dem „Reichs- und Staats-Anzeiger“ kurze Berichte über den<lb/> Inhalt der betreffenden Verhandlungen erſcheinen.</p><lb/> <floatingText> <body> <div n="1"> <p><hi rendition="#g">Verzeichniß der Mitglieder der Conferenz</hi> zur Be-<lb/> rathung von Fragen, das höhere Schulweſen betreffend: 1) <hi rendition="#aq">Dr.</hi><lb/><hi rendition="#g">Albrecht,</hi> kaiſerlicher Oberſchulrath, Geh. Regierungsrath in<lb/> Straßburg i. Elſaß; 2) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Betram,</hi> Stadtſchulrath in Berlin;<lb/> 3) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> v. <hi rendition="#g">Bodelſchwingh,</hi> Paſtor in Bielefeld; 4) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Deiters,</hi><lb/> königlicher Provincialſchulrath in Koblenz; 5) <hi rendition="#g">Graf Douglas,</hi><lb/> Bergwerksbeſitzer und Mitglied des Hauſes der Abgeordneten in<lb/> Berlin; 6) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Eitner,</hi> Gymnaſialdirector in Görlitz; 7) <hi rendition="#g">Ende,</hi><lb/> königlicher Geh. Regierungsrath, Profeſſor in Wannſee bei Berlin;<lb/> 8) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Fiedler,</hi> Oberrealſchuldirector in Breslau; 9) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Frick,</hi><lb/> Director der Francke’ſchen Stiftungen in Halle a. S.; 10) <hi rendition="#aq">D.</hi><lb/><hi rendition="#g">Frommel,</hi> Hofprediger und Militäroberpfarrer in Berlin;<lb/> 11) <hi rendition="#g">Frowein,</hi> Fabrikbeſitzer in Elberfeld; 12) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Göring</hi> in<lb/> Berlin; 13) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Graf,</hi> königlicher Geh. Sanitätsrath, Vorſitzender<lb/> des Deutſchen Aerztevereins, in Elberfeld; 14) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Güßfeldt,</hi><lb/> Privatgelehrter, Rittmeiſter der Reſerve des Leib-Garde-Huſaren-<lb/> Negiments, in Berlin; 15) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Hartwig,</hi> Gymnaſialdirector,<lb/> Profeſſor in Frankfurt a. M.; 16) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> v. <hi rendition="#g">Helmholtz,</hi> königlicher<lb/> ordentlicher Profeſſor, Präſident der Phyſikaliſch-Techniſchen Reichs-<lb/> anſtalt in Charlottenburg; 17) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Frhr. v. <hi rendition="#g">Heereman,</hi> Regie-<lb/> rungsrath a. D. in Münſter; 18) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Hinzpeter,</hi> königlicher<lb/> Geh. Oberregierungsrath in Bielefeld; 19) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Holzmüller,</hi><lb/> Gewerbeſchuldirector in Hagen; 20) <hi rendition="#g">Hornemann,</hi> Oberlehrer an<lb/> Lyceum in Hannover; 21) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Jäger,</hi> königlicher Gymnaſial-<lb/> director in Köln; 22) <hi rendition="#g">Kaſelowsky,</hi> Director der Berliner<lb/> Maſchinenbauactiengeſellſchaft, Commercienrath in Berlin; 23)<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Klix,</hi> königlicher Geh. Regierungs- und Provincialſchulrath in<lb/> Berlin; 24) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Koch,</hi> königlicher Geh. Medicinalrath, Profeſſor<lb/> in Berlin; 25) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Kopp,</hi> Fürſtbiſchof in Breslau; 26) <hi rendition="#aq">Dr.</hi><lb/><hi rendition="#g">Kropatſcheck,</hi> Oberlehrer a. D., Mitglied des Reichstages und<lb/> des Hauſes der Abgeordneten, in Berlin; 27) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Kruſe,</hi> könig-<lb/> licher Geh. Regierungs- und Provincialſchulrath in Danzig; 28) <hi rendition="#aq">Dr.</hi><lb/><hi rendition="#g">Matthias,</hi> Realgymnaſialdirector in Düſſeldorf; 29) <hi rendition="#aq">D.</hi> <hi rendition="#g">Mosler,</hi><lb/> Domherr und Profeſſor in Trier; 30) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Paulſen,</hi> königlicher<lb/> außerordentlicher Profeſſor, in Steglitz bei Berlin; 31) <hi rendition="#aq">Dr.</hi><lb/><hi rendition="#g">Paehler,</hi> königlicher Gymnaſtaldirector in Wiesbaden; 32) <hi rendition="#aq">Dr.</hi><lb/><hi rendition="#g">Schauenburg,</hi> Realgymnaſialdirector in Krefeld; 33) v. <hi rendition="#g">Schencken-<lb/> dorff,</hi> Telegraphendirectionsrath a. D., Mitglied des Hauſes der<lb/> Abgeordneten, in Görlitz; 34) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Schiller,</hi> großherzoglich<lb/> heſſiſcher Gymnaſialdirector, Profeſſor und Geh. Oberſchulrath in<lb/> Gießen; 35) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Schlee,</hi> königlicher Realgymnaſialdirector in<lb/> Altona; 36) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Schottmüller,</hi> königlicher Geh. Regierungs-<lb/> rath, Profeſſor, in Zehlendorf bei Berlin; 37) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Schrader,</hi><lb/> königlicher Univerſitätscurator, Geh. Oberregierungsrath, in Halle a. S.<lb/> 38) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Schulze,</hi> königlicher Gymnaſialdirector in Berlin; 39) <hi rendition="#aq">Dr.</hi><lb/><hi rendition="#g">Tobler,</hi> königlicher ordentlicher Profeſſor, Rector der Univerſität<lb/> in Berlin; 40) <hi rendition="#aq">D.</hi> <hi rendition="#g">Uhlhorn,</hi> Abt zu Loccum, königlicher Ober-<lb/> conſiſtorialrath in Hannover; 41) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Uhlig,</hi> großherzoglich<lb/> badiſcher Gymnaſialdirector, Profeſſor in Heidelberg; 42) <hi rendition="#aq">Dr.</hi><lb/><hi rendition="#g">Bolkmann,</hi> Rector der Landesſchule in Pforta; 43) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Birchow,</hi><lb/> königlicher ordentlicher Profeſſor, Geh. Medicinalrath in Berlin;<lb/> 44) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Zeller,</hi> königlicher ordentlicher Profeſſor, Geh. Regie-<lb/> rungsrath in Berlin.</p> </div> </body> </floatingText> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Deutſches Reich.</hi> </head><lb/> <div type="jComment" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 1. Dec.</dateline><lb/> <p><hi rendition="#g">Tel</hi>. Die heutige <hi rendition="#g">militäriſche Feier</hi><lb/> anläßlich der Thronbeſteigung des Großen Kurfürſten nahm<lb/> einen glänzenden Verlauf. Der <hi rendition="#g">Kaiſer</hi> hatte ſchon früh einen<lb/> prachtvollen großen Lorbeerkranz, deſſen Atlasſchleifen den<lb/> Namenszug des Kaiſers und eine Krone trugen, vor dem Stand-<lb/> bilde des Kurfürſten niederlegen laſſen; über dem Standbild<lb/> war ein Baldachin mit Fahnenſchmuck errichtet; bei demſelben<lb/><cb/> hielten zwei Leibcüraſſiere, ein Gardecüraſſier und ein Grenadier<lb/> des zweiten Garderegiments die Ehrenwache. Nachdem die dazu<lb/> befohlenen hieſigen Truppen und die Deputationen auswärtiger<lb/> Regimenter mit den Fahnen und Standarten in der Nähe des<lb/> Standbildes auf dem Schloßplatze Aufſtellung genommen, trat<lb/> der Kaiſer in der Uniform des Leibcüraſſierregiments „Großer<lb/> Kurfürſt“ Punkt 11 Uhr, umgeben von dem Kronprinzen von<lb/> Griechenland, den Prinzen Leopold, Albrecht und Alexander<lb/> und zahlreichen anderen Fürſtlichkeiten, mit glänzender Suite<lb/> aus dem Schloßportale. Die Truppen präſentirten, der Kaiſer<lb/> hielt eine kurze, auf die Feier bezügliche Anſprache, an deren<lb/> Schluſſe die Leibbatterie mit 101 Schüſſen ſalutirte. Die<lb/> Truppen rückten ſodann durch den Luſtgarten ab, der Kaiſer<lb/> ſtieg zu Pferde, ritt die Front der Unter den Linden zur<lb/> Parade aufgeſtellten Truppen entlang und nahm alsdann vor<lb/> dem Blücherdenkmal den Vorbeimarſch ab. Der Kaiſer ſprach ſich<lb/> höchſt befriedigt über den Verlauf der Parade, ſowie darüber aus,<lb/> daß er die früher übliche Abnahme der Parade Unter den<lb/> Linden wieder eingeführt habe. Die Generalfeldmarſchälle<lb/> Grafen Moltke und Blumenthal wohnten ebenfalls der Parade<lb/> bei. Der Kaiſer wurde überall mit begeiſtertem Jubel begrüßt.<lb/> — Der „<hi rendition="#g">Reichs-Anzeiger</hi>“ hebt in einem dieſem Jahres-<lb/> tage gewidmeten Artikel hervor: „Drei Gedanken durchziehen die<lb/> Politik des Großen Kurfürſten: den Staat militäriſch ſtark und<lb/> kräſtig zu machen und ihn von fremden Gewalten zu befreien,<lb/> die Unterthanen mit dem Bewußtſein des einheitlichen Staates<lb/> zu durchdringen und die Staatsgewalt im Sinne ausgleichen-<lb/> der Gerechtigkeit zu handhaben. Auf dem Wahrſpruche des<lb/> Großen Kurfürſten: „<hi rendition="#g">Ich werde die fürſtliche Gewalt<lb/> ſo führen, daß Ich weiß, es iſt nicht Meine Privat-<lb/> ſache, ſondern Volksſache</hi>“, arbeiteten die Könige und<lb/> Kaiſer weiter bis heute, wo das damals begonnene Werk<lb/> blühend, glänzend, geſund und kräſtig als Bürgſchaft des<lb/> Friedens im Innern und nach außen daſteht. Der Kaiſer gab<lb/> heute am Denkmal des Großen Kurfürſten den Gefühlen der<lb/> Dankbarkeit, der Ehrfurcht und der Bewunderung vor dem<lb/> Geiſte Ausdruck, welcher Preußen geſchaffen und erhalten; mit<lb/> dem Kaiſer ſchlagen heute alle Preußenherzen höher und ge-<lb/> loben, feſtzuhalten an den Grundlagen, welche der Große<lb/> Kurfürſt geſchaffen, und auf ihnen weiterzubauen.“</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Kaiſer</hi> hat heute folgenden <hi rendition="#g">Armeebefehl</hi> erlaſſen:</p><lb/> <floatingText> <body> <div n="1"> <p>Heute vor 250 Jahren beſtieg mein Ahnherr, der Große<lb/> Kurfürſt, den Thron Meiner Väter. Sein Regierungsantritt<lb/> bedeutet für Mein Haus und Preußen den Auſſchwung zu poli-<lb/> tiſcher Macht, zur Wohlfahrt und zu hohen geiſtigen Be-<lb/> ſtrebungen; die Schaffung eines ſtehenden Heeres legte den<lb/> Grund zu der militäriſchen Machtentfaltung des Staates. Ich<lb/> habe die Feldzeichen, welche aus jener glorreichen Zeit in der<lb/> Armee vorhanden ſind, bier um das Denkmal des Großen Kur-<lb/> fürſten verſammelt, damit ſie die Erinnerung wachrufen an ſeine<lb/> Thaten und an diejenigen ſeines Heeres. Dieſe Thaten konnten<lb/> nur vollbracht werden durch den Geiſt der Treue, der Gottes-<lb/> furcht, des Gehorſams und der Tapferkeit, welchen der Große<lb/> Kurfürſt in ſeinem Heere zu erwecken und zu erhalten wußte.<lb/> Dieſer Geiſt iſt durch mehr als zwei Jahrhunderte Eigenthum<lb/> des Heeres geblieben; auf ihm beruht die Größe und Stärke<lb/> des Vaterlandes; ihn zu bewahren und zu pflegen, iſt auch<lb/> heute noch die heiligſte Pflicht der Armee, und im Hinblick auf<lb/> den Großen Kurfürſten von Brandenburg und ſein ruhmreiches<lb/> Heer ſoll und wird jeder Einzelne Meiner Armee dieſer Pflicht<lb/> eingedenk bleiben.<lb/></p> <dateline>Berlin, den 1. December 1890.</dateline><lb/> <byline>(gez.) Wilhelm <hi rendition="#aq">R.</hi></byline> </div> </body> </floatingText> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Luxemburg.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">ch.</hi><hi rendition="#b">Luxemburg,</hi> 30. Nov.</dateline><lb/> <p>Am Dienſtag früh wird Groß-<lb/> herzog <hi rendition="#g">Adolf</hi> von Luxemburg Frankfurt a. M. verlaſſen, um ſich<lb/> über Koblenz und Köln nach dem Haag zu den Beſtattungsfeier-<lb/> lichkeiten weiland Wilhelms <hi rendition="#aq">III.</hi> zu begeben. Der Erbgroßherzog<lb/> Wilhelm und einige Herren des Gefolges werden ihn begleiten.<lb/> In Koblenz wird Staatsminiſter <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Eyſchen ſich dem Großherzog<lb/> anſchließen. Von der großherzoglichen Regierung werden außer-<lb/> dem in Delft anweſend ſein die Herren Generaldirectoren Kirpach<lb/> und Mongenaſt, ſowie Hr. Regierungsrath Ruppert. Die Depu-<lb/> tirtenkammer wird vertreten durch ihren Präſidenten de Waequant<lb/> und die durch das Loos bezeichneten Abgg. Crocius und Bech;<lb/> der Staatsrath durch ſeinen Vicepräſidenten Bannerus, Vorſitzenden<lb/> des Obergerichtshofes, und Staatsrath Chom<hi rendition="#aq">é</hi>, Oberſtaatsanwalt.<lb/> Die Hauptſtadt des Landes iſt repräſentirt durch den Bürgermeiſter<lb/> E. Fiſcher. Sämmtliche Abordnungen werden prachtvolle Kränze<lb/> niederlegen. — Auf Wunſch J. Maj. der Königin Emma wird<lb/> der Großherzog im k. Palais abſteigen. Am Samſtag erfolgt die<lb/> Rückreiſe des Großherzogs nach Frankfurt a. M.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Oeſterreich-Ungarn.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">S.</hi><hi rendition="#b">Eger,</hi> 1. Dec.</dateline><lb/> <p><hi rendition="#g">Tel</hi>. Der Führer der Deutſchen, <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Plener,</hi><lb/> ſprach heute vor ſeinen Wählern, der hieſigen Handelskammer, und<lb/> äußerte ſich über die <hi rendition="#g">Lage</hi> im weſentlichen folgendermaßen: Der<lb/> Inhalt der <hi rendition="#g">Ausgleichsgeſetze iſt Regierungsprogramm</hi><lb/> geworden. Keine Negierung darf dieſelben mehr ignoriren. Das<lb/> jetzige Cabinet läßt es bisher allerdings an Energie fehlen, doch<lb/> kann es davon nicht mehr zurückweichen. Ueber die Nichtbeſchickung<lb/> der <hi rendition="#g">Ausſtellung</hi> ſagte <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Plener: Angeſichts der politiſchen<lb/> Lage im Lande und im Landtage, ſowie angeſichts der Unmöglich-<lb/> keit, ein politiſches Ausgleichsgeſetz durchzubringen, konnten wir<lb/> als ernſthafte Politiker nicht anders, als die Nichtbeſchickung der<lb/> Ausſtellung den deutſchen Induſtriellen zu empfehlen. Es hat uns<lb/> bei unſerm Beſchluſſe ſchmerzlich berührt, daß es ſich dabei um ein<lb/> Unternehmen handelt, welchem das Protectorat des Kaiſers zutheil<lb/> wurde. In unſrer gegenwärtigen <hi rendition="#g">in neren Politik</hi> herrſcht keine<lb/> einfache, natürliche Logik, ſonſt hätten im Januar die Conſequenzen<lb/> der damaligen politiſchen Wendung, die ſchon in der Einberufung<lb/> der Conferenz lag, gezogen werden müſſen, und müßten jetzt hin-<lb/> wiederum die Folgerungen des theilweiſen Scheiterns des Ausgleichs<lb/> gezogen werden. Dieſe einfachen und klaren Folgen werden aber<lb/> bei uns nicht gezogen, und darum enthalte ich mich aller<lb/> Conjecturalpolitik. Die Forderungen unſrer Partei, die ſich aus<lb/> der gegenwärtigen Situation ergeben, werden wir am paſſenden<lb/> Orte und zu paſſender Zeit vorbringen, und es wird ſich zeigen,<lb/> ob die Regierung der Entwicklung der Dinge in Böhmen einfach<lb/> mit verſchränkten Armen ferner wird zuſehen können. Unſre Partei<lb/> ſteht nach außen Achtung gebietend vor der Oeffentlichkeit und<lb/> wird hoffentlich dieſe Stellung auch im letzten Seſſionsabſchnitt<lb/> der Wahlperiode des Reichsrathes behaupten. (Beifall.) Redner<lb/> ſpricht über die bevorſtehenden Arbeiten der <hi rendition="#g">nächſten Seſſion</hi><lb/> und über die bevorſtehenden <hi rendition="#g">Handelsvertragsverhandlungen</hi><lb/> mit <hi rendition="#g">Deutſchland</hi>. Oeſterreich ſei hiebei in einer günſtigen Lage.<lb/> Jn Deutſchland ſei die frühere Coalition der Großgrundbeſitzer<lb/> und der Großinduſtriellen, die als Cartellparteien die Neichstagsmehr-<lb/> heit bildeten, gelöst, in der Bevölkerung herrſche große Bewegung<lb/> auf Verbilligung der Lebensmittel, Aufhebung der Getreidezölle<lb/> und Freigebung der Vieheinfuhr. Deutſchland müſſe dabei aus<lb/><cb/> innerpolitiſchen Gründen hier Ermäßigungen unter allen Umſtänden<lb/> eintreten laſſen, ohne dafür erſt von Oeſterreich-Ungarn beſondere<lb/> Compenſationen verlangen zu können. Die öſterreichiſchen Unter-<lb/> händler müßten darum beſtrebt ſein, öſterreichiſcherſeits Conceſſionen<lb/> erſt für differentielle Begünſtigung der öſterreichiſchen landwirth-<lb/> ſchaftlichen Ausfuhr zu gewähren. Erſt auf dieſer Baſis werde den<lb/> gegenwärtig in Deutſchland herrſchenden Verhältniſſen Rechnung<lb/> getragen. Der Abſchluß eines <hi rendition="#g">Tarifvertrages</hi> ſei lebhaft zu<lb/> wünſchen, damit der für zwei international ſo eng verbündete<lb/> Staaten unverſtändliche und ſchädliche Zollkampf hinwegfalle und<lb/> die Induſtrie Sicherung gegen ſprunghafte einſeitige Tariferhöhungen<lb/> erhalte. <cit><quote>„Die unter der Herrſchaft der Zollpolitik der letzten<lb/> 12 Jahre entſtandenen induſtriellen Intereſſen verdienen forgſamſte<lb/> Beachtung, und wir wollen hoffen, daß es unſern Unterhändlern<lb/> gelingen wird, bei allem Entgegenkommen gegen Deutſchland den<lb/> richtigen Standpunkt zur Wahrung unſrer Intereſſen zu finden.“</quote></cit><lb/> (Zuſtimmung.)</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/> <div type="jComment" n="3"> <dateline><supplied>&#xfffc;</supplied><hi rendition="#b">London,</hi> 29. Nov.</dateline><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">Parnell</hi>’ſche <hi rendition="#g">Manifeſt</hi><lb/> an das iriſche Volk hat in den hieſigen Clubs und maßgebenden<lb/> politiſchen Kreiſen eine ungeheuere Senſation erregt, nicht ſo-<lb/> wohl deshalb weil er auf den unmittelbaren Anlaß ſeiner Aech-<lb/> tung, den O’Shea’ſchen Scheidungsproceß, mit keiner Silbe<lb/> eingeht, ſondern hauptſächlich weil er Gladſtone und Morley,<lb/> ſeinen alten Bundesgenoſſen, in der unverſchämteſten Weiſe den<lb/> Fehdehandſchuh hinwirft und eine Reihe von vertraulichen<lb/> Unterhandlungen mit grober Verletzung des parlamentariſchen<lb/> Ehrencodex an die Oeffentlichkeit zerrt. Allerdings gewähren<lb/> dieſe Indiscretionen einen Einblick in die radicalen Meinungsver-<lb/> ſchiedenheiten innerhalb des Parnell-Gladſtone’ſchen Bündniſſes,<lb/> worüber die Conſervativen ſich ins Fäuſichen lachen werden, da ſie<lb/> eine Wiederverföhnung dieſer beiden „Obſtructionsparteien“ un-<lb/> möglich zu machen ſcheinen. Parnells Taktik zielt offenbar<lb/> darauf ab, durch ſein Zerwürfniß mit der Gladſtone’ſchen<lb/> Partei den Riß zwiſchen dieſer letzteren und den Unioniſten<lb/> zu heilen, die Conſervativen durch die Rückkehr dieſer<lb/> Letzteren ins liberale Lager zu ſchwächen und ſomit die nume-<lb/> riſche Gleichheit der beiden Hauptparteien wieder herzuſtellen,<lb/> wobei dann eine unabhängige iriſche Partei das Zünglein der<lb/> Wage bei jeder Abſtimmung je nach Belieben nach rechts oder<lb/> nach links dirigiren könnte. Auch die Abtrünnigkeit einer<lb/> großen Anzahl der nationaliſtiſchen Abgeordneten ſcheint ihm<lb/> nur wenig Kopfzerbrechen zu machen. Er behandelt ſie mit<lb/> der nämlichen Verachtung, mit welcher er ſie ſtets behandelt<lb/> hat, und über ſie hinweg appellirt er an das ſouveräne iriſche<lb/> Volk. Wird dieſe Berufung zu ſeinen Gunſten ausfallen?<lb/> Wir können natürlich nur mit bekannten Factoren rechnen; dieſe<lb/> zeigen uns allerdings einen tiefgehenden Riß in dem nationali-<lb/> ſtiſchen Lager, den auch das Manifeſt nicht verringert hat,<lb/> aber faſt ſcheint es, als ob Parnell für ſich eine Unterſtützung von<lb/> Seiten des iriſchen Epiſkopats oder doch des niederen Klerus<lb/> erwarte; bisher haben die Biſchöfe ſich jeder Meinungs-<lb/> äußerung enthalten, nur Erzbiſchof Walſh hat einen<lb/> Brief geſchrieben, in welchem er ſich ſehr unbeſtimmt aus-<lb/> drückt und ſeine Stellungnahme bis nach dem Mee-<lb/> ting der iriſchen Abgeordneten am Montag hinausſchiebt.<lb/> (S. indeſſen die telegraph. Meldungen im geſtrigen Abend-<lb/> blatt. D. N.) Nach Veröffentlichung ſeines Manifeſtes, welche<lb/> der „große Taktiker“, wie ihn ſeine Freunde zu nennen pflegten,<lb/> bis gegen Mitternacht verſchob, wohl um eine Erwiderung<lb/> feiner parlamentariſchen Collegen unmöglich zu machen, wollte ſich<lb/> Parnell heute nach Cork begeben, um ſich von ſeinen Wählern<lb/> ein Vertrauensvotum zu holen. Die augenblickliche Lage —<lb/> bei dem ſchnellen Wechſel der Poſitionen ſind nur Moment-<lb/> photographien möglich — läßt ſich nicht beſſer ſkizziren, als<lb/> durch Wiedergabe der folgenden Zeilen aus dem „Star“, dem<lb/> Londoner Organ der nationaliſtiſchen Partei. <cit><quote>„Mit raſchen<lb/> Schritten conſolidirt ſich die Lage hier in London gegen Parnell.<lb/> Die feindliche Majorität iſt im Wachſen begriffen und wird<lb/> ohne Zweifel noch weiter zunehmen in Folge dieſes Mani-<lb/> feſtes, welches er veröffentlicht hat, ohne die Zuſtimmung ſeiner<lb/> Collegen oder der ganzen Partei zu erhalten, ja ohne ſie auch nur<lb/> zu Nathe gezogen zu haben. Alle maßgebenden Mitglieder der<lb/> Partei ſind gegen ihn: Dillon, O’Brien, Healey, Sexton,<lb/> T. P. O’Connor, McCarthy und Clancy. Tim Harrington<lb/> hat ſich noch nicht geäußert, und ſo ſind denn die HH.<lb/> John Nedmond und <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Kenny die einzigen Männer von<lb/> Gewicht, die an Parnells Führerſchaft hangen. Ja, trotz der Oppo-<lb/> ſition des „Freeman“ (des in Dublin erſcheinenden Partei-<lb/> organs) conſolidirt die Partei ſich ſchleunigſt auf anti-parnelli-<lb/> ſtiſchen Grundlagen. Die erklärten Gegner zählen 43 und haben<lb/> ſonach die Majorität, da nur 23 erklärte Anhänger Parnells<lb/> ſind, während 13 ſich neutral verhalten; indeß auch von dieſen<lb/> letzteren werden immerbin einige gegen eine Dictatur ſtimmen,<lb/> wie Hr. Parnell ſie jetzt für ſich beanſprucht. Im Parlaments-<lb/> foyer kam es geſtern Abend zu ganz ungeſchminkten Meinungs-<lb/> äußerungen. Hrn. Parnells befremdende Abſchließung, ſeine<lb/> Weigerung, den Nath der Collegen zu befragen, ſeine bittere<lb/> Feindſchaft gegen die früheren Verbündeten, alles dies gab zu<lb/> recht derben Bemerkungen Anlaß ſeitens der Männer, die ſo<lb/> lange Jahre ihr ganzes Vertrauen auf ihn geſetzt hatten.“</quote></cit><lb/> An einer anderen Stelle bringt das nämliche Blatt einen Leit-<lb/> artikel unter der Ueberſchrift „Parnells Selbſtmord“, in welchem<lb/> nach iriſcher Art die Kraftausdrücke nicht geſpart werden.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bayeriſche Chronik.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Amtliche Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head>* <hi rendition="#g">Orden</hi>.</head><lb/> <p>Der Militärverdienſtorden wurde nachbenannten<lb/> k. preußiſchen Officieren verliehen: dem General der Cavallerie Grafen<lb/> v. <hi rendition="#g">Häſeler,</hi> commandirender General des <hi rendition="#aq">XVI.</hi> Armeecorps, das<lb/> Großkrenz; den Generallientenants v. <hi rendition="#g">Fiſcher,</hi> Gonverneur von Metz,<lb/> v. <hi rendition="#g">Laue,</hi> Commandant von Metz, v. <hi rendition="#g">Bergmann,</hi> Commandeur der<lb/> 33. 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Train-Bat. wieder angeſtellt; die Stabs- und Bat.-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2/0002]
München, Dienſtag Allgemeine Zeitung 2. December 1890. Morgenblatt Nr. 334.
an, wo die Ausbreitung der Induſtrie auf dem Gebiet des Armen-
weſens unbaltbare Verhältniſſe geſchaffen habe. Redner, der ſich
rückhaltlos als Anhänger der Socialpolitik der Regierung bekennt,
hegt indeß Bedenken, ob die geplanten Zweckverbände den gehegten
Erwartungen entſprechen würden.
Abg. Schröder (Pole) erklärt, daß ſeine Partei auf dem
Boden der Vorlage ſtehe, wünſcht jedoch größere Freiheit für die
Communen. Im Princip ſei er auch für Zweckverbände, doch halte
er deren obligatoriſche Einführung nicht für zweckmäßig. An der
Bildung derſelben könne man dem Bauer eine bedeutende Mit-
wirkung geſtatten. Bei der Commune ſchwinde der Unterſchied
zwiſchen Polen und Deutſchen.
Die Discuſſion wird hierauf geſchloſſen. Nach perſönlichen Be-
merkungen der Abgg. v. Schalſcha, Meyer und Rickert wird
die Vorlage an eine Commiſſion von 28 Mitgliedern verwieſen.
Nächſte Sitzung Donnerſtag 11 Uhr. Tagesordnung: Antrag
Conrad, betreffend das Wildſchadengeſetz, und Antrag Strutz, be-
treffend Aenderung des Jagdpolizeigeſetzes.
Zur Reform des Schulweſens in Preußen.
Telegramm.
* Berlin, 1. Dec.
Der „Reichs-Anzeiger“ meldet: Die
Conferenz zur Berathung von Fragen, das höhere Schul-
weſen betreffend, wird allerhöchſter Beſtimmung zufolge
Donnerſtag, den 4. December d. J., in den Räumen des Cultus-
miniſteriums eröffnet werden. Se. Majeſtät der Kaiſer und
König beabſichtigen, Allerhöchſtſelbſt der Eröffnung beizuwohnen.
Zur Theilnahme an der Verathung ſind mit Genehmigung Sr.
Majeſtät die in dem nachſtehenden Verzeichniß benannten Ver-
trauensmänner unter dem 31. October d. J. eingeladen worden
und haben demnächſt ſämmtlich mit Ausnahme des Geheimen
Medicinalraths Profeſſors Dr. Koch, welcher mit Rückſicht auf
ſeine anderweitigen dringenden Arbeiten um Diſpenſation gebeten
hat, der Einladung bereitwillig entſprochen. Die der Conferenz
vorzulegenden Fragen, welche in dem (morgen. D. N.) nachfolgenden
Fragebogen enthalten ſind, ſind unter dem 12. Nov. d. J. ſämmt-
lichen Theilnehmern der Conferenz mit getheilt worden, nachdem vorher
ſchon den von dem Unterrichtsminiſter bezeichneten Berichterſtattern
und Mitberichterſtattern die ihnen beſonders überwieſenen Fragen
zugeſtellt waren. Die von denſelben der Conferenz zu unterbrei-
tenden Theſen ſind eingegangen und durch den Druck vervielfältigt.
Was die äußere Einrichtung der Verhandlungen angeht, ſo werden
dieſelben ſich in den herkömmlichen Formen auf Grund einer be-
ſonderen, den Mitgliedern der Conferenz mitgetheilten Geſchäfts-
ordnung vollziehen. Den Vorſitz in der Verſammlung wird, ſo
weit er nicht durch anderweitige Berufspflichten, insbeſondere die
Theilnahme an den Berathungen des Hauſes der Abgeordneten in
Anſpruch genommen iſt, der Unterrichtsminiſter führen. Als
Vertreter der Staatsregierung werden außerdem Commiſſare
der erſten Unterrichtsabtheilung des Cultusminiſteriums, ferner
des Finanzminiſteriums, des Kriegsminiſteriums und des Mini-
ſteriums für Landwirthſchaft den Berathungen anwohnen, ohne
jedoch an den Abſtimmungen theilzunehmen. Ueber die Verhand-
lungen werden außer dem Sitzungsprotokoll ſtenographiſche Berichte
aufgenommen werden. Bezüglich der Veröffentlichung der
Berathungen bleibt weitere Entſchließung vorbe-
halten. Dagegen werden ſofort nach dem Schluß jeder Sitzung
in dem „Reichs- und Staats-Anzeiger“ kurze Berichte über den
Inhalt der betreffenden Verhandlungen erſcheinen.
Verzeichniß der Mitglieder der Conferenz zur Be-
rathung von Fragen, das höhere Schulweſen betreffend: 1) Dr.
Albrecht, kaiſerlicher Oberſchulrath, Geh. Regierungsrath in
Straßburg i. Elſaß; 2) Dr. Betram, Stadtſchulrath in Berlin;
3) Dr. v. Bodelſchwingh, Paſtor in Bielefeld; 4) Dr. Deiters,
königlicher Provincialſchulrath in Koblenz; 5) Graf Douglas,
Bergwerksbeſitzer und Mitglied des Hauſes der Abgeordneten in
Berlin; 6) Dr. Eitner, Gymnaſialdirector in Görlitz; 7) Ende,
königlicher Geh. Regierungsrath, Profeſſor in Wannſee bei Berlin;
8) Dr. Fiedler, Oberrealſchuldirector in Breslau; 9) Dr. Frick,
Director der Francke’ſchen Stiftungen in Halle a. S.; 10) D.
Frommel, Hofprediger und Militäroberpfarrer in Berlin;
11) Frowein, Fabrikbeſitzer in Elberfeld; 12) Dr. Göring in
Berlin; 13) Dr. Graf, königlicher Geh. Sanitätsrath, Vorſitzender
des Deutſchen Aerztevereins, in Elberfeld; 14) Dr. Güßfeldt,
Privatgelehrter, Rittmeiſter der Reſerve des Leib-Garde-Huſaren-
Negiments, in Berlin; 15) Dr. Hartwig, Gymnaſialdirector,
Profeſſor in Frankfurt a. M.; 16) Dr. v. Helmholtz, königlicher
ordentlicher Profeſſor, Präſident der Phyſikaliſch-Techniſchen Reichs-
anſtalt in Charlottenburg; 17) Dr. Frhr. v. Heereman, Regie-
rungsrath a. D. in Münſter; 18) Dr. Hinzpeter, königlicher
Geh. Oberregierungsrath in Bielefeld; 19) Dr. Holzmüller,
Gewerbeſchuldirector in Hagen; 20) Hornemann, Oberlehrer an
Lyceum in Hannover; 21) Dr. Jäger, königlicher Gymnaſial-
director in Köln; 22) Kaſelowsky, Director der Berliner
Maſchinenbauactiengeſellſchaft, Commercienrath in Berlin; 23)
Dr. Klix, königlicher Geh. Regierungs- und Provincialſchulrath in
Berlin; 24) Dr. Koch, königlicher Geh. Medicinalrath, Profeſſor
in Berlin; 25) Dr. Kopp, Fürſtbiſchof in Breslau; 26) Dr.
Kropatſcheck, Oberlehrer a. D., Mitglied des Reichstages und
des Hauſes der Abgeordneten, in Berlin; 27) Dr. Kruſe, könig-
licher Geh. Regierungs- und Provincialſchulrath in Danzig; 28) Dr.
Matthias, Realgymnaſialdirector in Düſſeldorf; 29) D. Mosler,
Domherr und Profeſſor in Trier; 30) Dr. Paulſen, königlicher
außerordentlicher Profeſſor, in Steglitz bei Berlin; 31) Dr.
Paehler, königlicher Gymnaſtaldirector in Wiesbaden; 32) Dr.
Schauenburg, Realgymnaſialdirector in Krefeld; 33) v. Schencken-
dorff, Telegraphendirectionsrath a. D., Mitglied des Hauſes der
Abgeordneten, in Görlitz; 34) Dr. Schiller, großherzoglich
heſſiſcher Gymnaſialdirector, Profeſſor und Geh. Oberſchulrath in
Gießen; 35) Dr. Schlee, königlicher Realgymnaſialdirector in
Altona; 36) Dr. Schottmüller, königlicher Geh. Regierungs-
rath, Profeſſor, in Zehlendorf bei Berlin; 37) Dr. Schrader,
königlicher Univerſitätscurator, Geh. Oberregierungsrath, in Halle a. S.
38) Dr. Schulze, königlicher Gymnaſialdirector in Berlin; 39) Dr.
Tobler, königlicher ordentlicher Profeſſor, Rector der Univerſität
in Berlin; 40) D. Uhlhorn, Abt zu Loccum, königlicher Ober-
conſiſtorialrath in Hannover; 41) Dr. Uhlig, großherzoglich
badiſcher Gymnaſialdirector, Profeſſor in Heidelberg; 42) Dr.
Bolkmann, Rector der Landesſchule in Pforta; 43) Dr. Birchow,
königlicher ordentlicher Profeſſor, Geh. Medicinalrath in Berlin;
44) Dr. Zeller, königlicher ordentlicher Profeſſor, Geh. Regie-
rungsrath in Berlin.
Deutſches Reich.
* Berlin, 1. Dec.
Tel. Die heutige militäriſche Feier
anläßlich der Thronbeſteigung des Großen Kurfürſten nahm
einen glänzenden Verlauf. Der Kaiſer hatte ſchon früh einen
prachtvollen großen Lorbeerkranz, deſſen Atlasſchleifen den
Namenszug des Kaiſers und eine Krone trugen, vor dem Stand-
bilde des Kurfürſten niederlegen laſſen; über dem Standbild
war ein Baldachin mit Fahnenſchmuck errichtet; bei demſelben
hielten zwei Leibcüraſſiere, ein Gardecüraſſier und ein Grenadier
des zweiten Garderegiments die Ehrenwache. Nachdem die dazu
befohlenen hieſigen Truppen und die Deputationen auswärtiger
Regimenter mit den Fahnen und Standarten in der Nähe des
Standbildes auf dem Schloßplatze Aufſtellung genommen, trat
der Kaiſer in der Uniform des Leibcüraſſierregiments „Großer
Kurfürſt“ Punkt 11 Uhr, umgeben von dem Kronprinzen von
Griechenland, den Prinzen Leopold, Albrecht und Alexander
und zahlreichen anderen Fürſtlichkeiten, mit glänzender Suite
aus dem Schloßportale. Die Truppen präſentirten, der Kaiſer
hielt eine kurze, auf die Feier bezügliche Anſprache, an deren
Schluſſe die Leibbatterie mit 101 Schüſſen ſalutirte. Die
Truppen rückten ſodann durch den Luſtgarten ab, der Kaiſer
ſtieg zu Pferde, ritt die Front der Unter den Linden zur
Parade aufgeſtellten Truppen entlang und nahm alsdann vor
dem Blücherdenkmal den Vorbeimarſch ab. Der Kaiſer ſprach ſich
höchſt befriedigt über den Verlauf der Parade, ſowie darüber aus,
daß er die früher übliche Abnahme der Parade Unter den
Linden wieder eingeführt habe. Die Generalfeldmarſchälle
Grafen Moltke und Blumenthal wohnten ebenfalls der Parade
bei. Der Kaiſer wurde überall mit begeiſtertem Jubel begrüßt.
— Der „Reichs-Anzeiger“ hebt in einem dieſem Jahres-
tage gewidmeten Artikel hervor: „Drei Gedanken durchziehen die
Politik des Großen Kurfürſten: den Staat militäriſch ſtark und
kräſtig zu machen und ihn von fremden Gewalten zu befreien,
die Unterthanen mit dem Bewußtſein des einheitlichen Staates
zu durchdringen und die Staatsgewalt im Sinne ausgleichen-
der Gerechtigkeit zu handhaben. Auf dem Wahrſpruche des
Großen Kurfürſten: „Ich werde die fürſtliche Gewalt
ſo führen, daß Ich weiß, es iſt nicht Meine Privat-
ſache, ſondern Volksſache“, arbeiteten die Könige und
Kaiſer weiter bis heute, wo das damals begonnene Werk
blühend, glänzend, geſund und kräſtig als Bürgſchaft des
Friedens im Innern und nach außen daſteht. Der Kaiſer gab
heute am Denkmal des Großen Kurfürſten den Gefühlen der
Dankbarkeit, der Ehrfurcht und der Bewunderung vor dem
Geiſte Ausdruck, welcher Preußen geſchaffen und erhalten; mit
dem Kaiſer ſchlagen heute alle Preußenherzen höher und ge-
loben, feſtzuhalten an den Grundlagen, welche der Große
Kurfürſt geſchaffen, und auf ihnen weiterzubauen.“
Der Kaiſer hat heute folgenden Armeebefehl erlaſſen:
Heute vor 250 Jahren beſtieg mein Ahnherr, der Große
Kurfürſt, den Thron Meiner Väter. Sein Regierungsantritt
bedeutet für Mein Haus und Preußen den Auſſchwung zu poli-
tiſcher Macht, zur Wohlfahrt und zu hohen geiſtigen Be-
ſtrebungen; die Schaffung eines ſtehenden Heeres legte den
Grund zu der militäriſchen Machtentfaltung des Staates. Ich
habe die Feldzeichen, welche aus jener glorreichen Zeit in der
Armee vorhanden ſind, bier um das Denkmal des Großen Kur-
fürſten verſammelt, damit ſie die Erinnerung wachrufen an ſeine
Thaten und an diejenigen ſeines Heeres. Dieſe Thaten konnten
nur vollbracht werden durch den Geiſt der Treue, der Gottes-
furcht, des Gehorſams und der Tapferkeit, welchen der Große
Kurfürſt in ſeinem Heere zu erwecken und zu erhalten wußte.
Dieſer Geiſt iſt durch mehr als zwei Jahrhunderte Eigenthum
des Heeres geblieben; auf ihm beruht die Größe und Stärke
des Vaterlandes; ihn zu bewahren und zu pflegen, iſt auch
heute noch die heiligſte Pflicht der Armee, und im Hinblick auf
den Großen Kurfürſten von Brandenburg und ſein ruhmreiches
Heer ſoll und wird jeder Einzelne Meiner Armee dieſer Pflicht
eingedenk bleiben.
Berlin, den 1. December 1890.
(gez.) Wilhelm R.
Luxemburg.
ch. Luxemburg, 30. Nov.
Am Dienſtag früh wird Groß-
herzog Adolf von Luxemburg Frankfurt a. M. verlaſſen, um ſich
über Koblenz und Köln nach dem Haag zu den Beſtattungsfeier-
lichkeiten weiland Wilhelms III. zu begeben. Der Erbgroßherzog
Wilhelm und einige Herren des Gefolges werden ihn begleiten.
In Koblenz wird Staatsminiſter Dr. Eyſchen ſich dem Großherzog
anſchließen. Von der großherzoglichen Regierung werden außer-
dem in Delft anweſend ſein die Herren Generaldirectoren Kirpach
und Mongenaſt, ſowie Hr. Regierungsrath Ruppert. Die Depu-
tirtenkammer wird vertreten durch ihren Präſidenten de Waequant
und die durch das Loos bezeichneten Abgg. Crocius und Bech;
der Staatsrath durch ſeinen Vicepräſidenten Bannerus, Vorſitzenden
des Obergerichtshofes, und Staatsrath Chomé, Oberſtaatsanwalt.
Die Hauptſtadt des Landes iſt repräſentirt durch den Bürgermeiſter
E. Fiſcher. Sämmtliche Abordnungen werden prachtvolle Kränze
niederlegen. — Auf Wunſch J. Maj. der Königin Emma wird
der Großherzog im k. Palais abſteigen. Am Samſtag erfolgt die
Rückreiſe des Großherzogs nach Frankfurt a. M.
Oeſterreich-Ungarn.
S. Eger, 1. Dec.
Tel. Der Führer der Deutſchen, Dr. Plener,
ſprach heute vor ſeinen Wählern, der hieſigen Handelskammer, und
äußerte ſich über die Lage im weſentlichen folgendermaßen: Der
Inhalt der Ausgleichsgeſetze iſt Regierungsprogramm
geworden. Keine Negierung darf dieſelben mehr ignoriren. Das
jetzige Cabinet läßt es bisher allerdings an Energie fehlen, doch
kann es davon nicht mehr zurückweichen. Ueber die Nichtbeſchickung
der Ausſtellung ſagte Dr. Plener: Angeſichts der politiſchen
Lage im Lande und im Landtage, ſowie angeſichts der Unmöglich-
keit, ein politiſches Ausgleichsgeſetz durchzubringen, konnten wir
als ernſthafte Politiker nicht anders, als die Nichtbeſchickung der
Ausſtellung den deutſchen Induſtriellen zu empfehlen. Es hat uns
bei unſerm Beſchluſſe ſchmerzlich berührt, daß es ſich dabei um ein
Unternehmen handelt, welchem das Protectorat des Kaiſers zutheil
wurde. In unſrer gegenwärtigen in neren Politik herrſcht keine
einfache, natürliche Logik, ſonſt hätten im Januar die Conſequenzen
der damaligen politiſchen Wendung, die ſchon in der Einberufung
der Conferenz lag, gezogen werden müſſen, und müßten jetzt hin-
wiederum die Folgerungen des theilweiſen Scheiterns des Ausgleichs
gezogen werden. Dieſe einfachen und klaren Folgen werden aber
bei uns nicht gezogen, und darum enthalte ich mich aller
Conjecturalpolitik. Die Forderungen unſrer Partei, die ſich aus
der gegenwärtigen Situation ergeben, werden wir am paſſenden
Orte und zu paſſender Zeit vorbringen, und es wird ſich zeigen,
ob die Regierung der Entwicklung der Dinge in Böhmen einfach
mit verſchränkten Armen ferner wird zuſehen können. Unſre Partei
ſteht nach außen Achtung gebietend vor der Oeffentlichkeit und
wird hoffentlich dieſe Stellung auch im letzten Seſſionsabſchnitt
der Wahlperiode des Reichsrathes behaupten. (Beifall.) Redner
ſpricht über die bevorſtehenden Arbeiten der nächſten Seſſion
und über die bevorſtehenden Handelsvertragsverhandlungen
mit Deutſchland. Oeſterreich ſei hiebei in einer günſtigen Lage.
Jn Deutſchland ſei die frühere Coalition der Großgrundbeſitzer
und der Großinduſtriellen, die als Cartellparteien die Neichstagsmehr-
heit bildeten, gelöst, in der Bevölkerung herrſche große Bewegung
auf Verbilligung der Lebensmittel, Aufhebung der Getreidezölle
und Freigebung der Vieheinfuhr. Deutſchland müſſe dabei aus
innerpolitiſchen Gründen hier Ermäßigungen unter allen Umſtänden
eintreten laſſen, ohne dafür erſt von Oeſterreich-Ungarn beſondere
Compenſationen verlangen zu können. Die öſterreichiſchen Unter-
händler müßten darum beſtrebt ſein, öſterreichiſcherſeits Conceſſionen
erſt für differentielle Begünſtigung der öſterreichiſchen landwirth-
ſchaftlichen Ausfuhr zu gewähren. Erſt auf dieſer Baſis werde den
gegenwärtig in Deutſchland herrſchenden Verhältniſſen Rechnung
getragen. Der Abſchluß eines Tarifvertrages ſei lebhaft zu
wünſchen, damit der für zwei international ſo eng verbündete
Staaten unverſtändliche und ſchädliche Zollkampf hinwegfalle und
die Induſtrie Sicherung gegen ſprunghafte einſeitige Tariferhöhungen
erhalte. „Die unter der Herrſchaft der Zollpolitik der letzten
12 Jahre entſtandenen induſtriellen Intereſſen verdienen forgſamſte
Beachtung, und wir wollen hoffen, daß es unſern Unterhändlern
gelingen wird, bei allem Entgegenkommen gegen Deutſchland den
richtigen Standpunkt zur Wahrung unſrer Intereſſen zu finden.“
(Zuſtimmung.)
Großbritannien.
 London, 29. Nov.
Das Parnell’ſche Manifeſt
an das iriſche Volk hat in den hieſigen Clubs und maßgebenden
politiſchen Kreiſen eine ungeheuere Senſation erregt, nicht ſo-
wohl deshalb weil er auf den unmittelbaren Anlaß ſeiner Aech-
tung, den O’Shea’ſchen Scheidungsproceß, mit keiner Silbe
eingeht, ſondern hauptſächlich weil er Gladſtone und Morley,
ſeinen alten Bundesgenoſſen, in der unverſchämteſten Weiſe den
Fehdehandſchuh hinwirft und eine Reihe von vertraulichen
Unterhandlungen mit grober Verletzung des parlamentariſchen
Ehrencodex an die Oeffentlichkeit zerrt. Allerdings gewähren
dieſe Indiscretionen einen Einblick in die radicalen Meinungsver-
ſchiedenheiten innerhalb des Parnell-Gladſtone’ſchen Bündniſſes,
worüber die Conſervativen ſich ins Fäuſichen lachen werden, da ſie
eine Wiederverföhnung dieſer beiden „Obſtructionsparteien“ un-
möglich zu machen ſcheinen. Parnells Taktik zielt offenbar
darauf ab, durch ſein Zerwürfniß mit der Gladſtone’ſchen
Partei den Riß zwiſchen dieſer letzteren und den Unioniſten
zu heilen, die Conſervativen durch die Rückkehr dieſer
Letzteren ins liberale Lager zu ſchwächen und ſomit die nume-
riſche Gleichheit der beiden Hauptparteien wieder herzuſtellen,
wobei dann eine unabhängige iriſche Partei das Zünglein der
Wage bei jeder Abſtimmung je nach Belieben nach rechts oder
nach links dirigiren könnte. Auch die Abtrünnigkeit einer
großen Anzahl der nationaliſtiſchen Abgeordneten ſcheint ihm
nur wenig Kopfzerbrechen zu machen. Er behandelt ſie mit
der nämlichen Verachtung, mit welcher er ſie ſtets behandelt
hat, und über ſie hinweg appellirt er an das ſouveräne iriſche
Volk. Wird dieſe Berufung zu ſeinen Gunſten ausfallen?
Wir können natürlich nur mit bekannten Factoren rechnen; dieſe
zeigen uns allerdings einen tiefgehenden Riß in dem nationali-
ſtiſchen Lager, den auch das Manifeſt nicht verringert hat,
aber faſt ſcheint es, als ob Parnell für ſich eine Unterſtützung von
Seiten des iriſchen Epiſkopats oder doch des niederen Klerus
erwarte; bisher haben die Biſchöfe ſich jeder Meinungs-
äußerung enthalten, nur Erzbiſchof Walſh hat einen
Brief geſchrieben, in welchem er ſich ſehr unbeſtimmt aus-
drückt und ſeine Stellungnahme bis nach dem Mee-
ting der iriſchen Abgeordneten am Montag hinausſchiebt.
(S. indeſſen die telegraph. Meldungen im geſtrigen Abend-
blatt. D. N.) Nach Veröffentlichung ſeines Manifeſtes, welche
der „große Taktiker“, wie ihn ſeine Freunde zu nennen pflegten,
bis gegen Mitternacht verſchob, wohl um eine Erwiderung
feiner parlamentariſchen Collegen unmöglich zu machen, wollte ſich
Parnell heute nach Cork begeben, um ſich von ſeinen Wählern
ein Vertrauensvotum zu holen. Die augenblickliche Lage —
bei dem ſchnellen Wechſel der Poſitionen ſind nur Moment-
photographien möglich — läßt ſich nicht beſſer ſkizziren, als
durch Wiedergabe der folgenden Zeilen aus dem „Star“, dem
Londoner Organ der nationaliſtiſchen Partei. „Mit raſchen
Schritten conſolidirt ſich die Lage hier in London gegen Parnell.
Die feindliche Majorität iſt im Wachſen begriffen und wird
ohne Zweifel noch weiter zunehmen in Folge dieſes Mani-
feſtes, welches er veröffentlicht hat, ohne die Zuſtimmung ſeiner
Collegen oder der ganzen Partei zu erhalten, ja ohne ſie auch nur
zu Nathe gezogen zu haben. Alle maßgebenden Mitglieder der
Partei ſind gegen ihn: Dillon, O’Brien, Healey, Sexton,
T. P. O’Connor, McCarthy und Clancy. Tim Harrington
hat ſich noch nicht geäußert, und ſo ſind denn die HH.
John Nedmond und Dr. Kenny die einzigen Männer von
Gewicht, die an Parnells Führerſchaft hangen. Ja, trotz der Oppo-
ſition des „Freeman“ (des in Dublin erſcheinenden Partei-
organs) conſolidirt die Partei ſich ſchleunigſt auf anti-parnelli-
ſtiſchen Grundlagen. Die erklärten Gegner zählen 43 und haben
ſonach die Majorität, da nur 23 erklärte Anhänger Parnells
ſind, während 13 ſich neutral verhalten; indeß auch von dieſen
letzteren werden immerbin einige gegen eine Dictatur ſtimmen,
wie Hr. Parnell ſie jetzt für ſich beanſprucht. Im Parlaments-
foyer kam es geſtern Abend zu ganz ungeſchminkten Meinungs-
äußerungen. Hrn. Parnells befremdende Abſchließung, ſeine
Weigerung, den Nath der Collegen zu befragen, ſeine bittere
Feindſchaft gegen die früheren Verbündeten, alles dies gab zu
recht derben Bemerkungen Anlaß ſeitens der Männer, die ſo
lange Jahre ihr ganzes Vertrauen auf ihn geſetzt hatten.“
An einer anderen Stelle bringt das nämliche Blatt einen Leit-
artikel unter der Ueberſchrift „Parnells Selbſtmord“, in welchem
nach iriſcher Art die Kraftausdrücke nicht geſpart werden.
Bayeriſche Chronik.
Amtliche Nachrichten.
* Orden.
Der Militärverdienſtorden wurde nachbenannten
k. preußiſchen Officieren verliehen: dem General der Cavallerie Grafen
v. Häſeler, commandirender General des XVI. Armeecorps, das
Großkrenz; den Generallientenants v. Fiſcher, Gonverneur von Metz,
v. Laue, Commandant von Metz, v. Bergmann, Commandeur der
33. Diviſion, v. Goetze, Commandeur der 30. Diviſion, und
v. Bartenwerffer, Commandeur der 34. Diviſion, das Groß-
comthurkrenz; dem Major v. Hausmann im Generalſtabe der
34. Diviſion das Ritterkrenz erſter Claſſe; dem Hauptmann des Barres
vom 5. badiſchen Infanterieregiment Nr. 113, Adjutanten bei der
34. Diviſion, das Ritterkrenz zweiter Claſſe; der Oberſt z. D. Eder,
Adjutant bei der Inſpection der Militärbildungsanſtalten, wurde aus
der zweiten in die erſte Claſſe der Ritter des Militärverdienſtordens
befördert. Ferner wurde dem Oberſtlientenant Frhrn. v. Waldenfels,
à la suite des 4. Infanterieregiments König Karl von Württemberg
und Commandeur des Cadettencorps, die Erlaubniß zur Annahme und
zum Tragen des k. preußiſchen Kronenordens dritter Claſſe ertheilt.
* Militärdienſtesnachrichten.
Se. kgl. Hoh. der Prinz-Regent
hat dem Major Hartmann, etatsmäßiger Stabsofficier des 2. Schw.
Reiter-Reg., den Abſchied mit Penſion und mit der Erlaubniß zum
Tragen der Uniform bewilligt; den Major Roſenbuſch vom General-
ſtabe der 1. Diviſion als etatsm. Stabsofficier zum 2. Schw. Reiter-
Reg. und den Major Frhrn. Kreß v. Kreßenſtein von der Central-
ſtelle des Generalſtabs zum Generalſtabe der 1. Diviſion verſetzt; den
Second-Lientenant a. D. Friedrich Wagner mit einem Patent vom
1. Juli 1885 im 2. Train-Bat. wieder angeſtellt; die Stabs- und Bat.-
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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