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Allgemeine Zeitung, Nr. 159, 7. Juni 1860.

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welcher die Möglichkeit einer fremden Allianz durchblicken ließ. All dieses
Mißtrauen und dieser Verdacht richten sich gegen eine leicht zu benennende
Macht. Genau daraus entstehen auch die Conflicte welche die
Weisheit der Regierungen selbst nicht mehr aufhalten kann.
" --
Eine wunderbare Logik! Frankreich ist bedroht weil Deutschland sich gegen
französische Drohungen energisch zusammenrafft. Uebrigens ist dieser Kunst-
griff nicht mehr neu, nachdem im vorigen Jahr Piemont als der ungerecht
angegriffene Theil ausposaunt wurde, zu dessen Vertheidigung Frankreich
das Schwert ziehen mußte. Man weiß nicht wen man mehr bewundern soll,
den welcher solche Gründe zur Hülfe herbeizieht um einen Eroberungskrieg
zu legalisiren, oder den welchem man solche Gründe zumuthet um die Noth-
wendigkeit eines Krieges zu begreifen. -- Ueber die orientalische Frage äußert
sich die Revue ebenfalls in sehr bezeichnender Weise. Sie bezweifelt nicht die
Legalität der Intervention Rußlands, aber hält den dazu gewählten Zeitpunkt
nicht für günstig, das Vorgehen Gortschakoffs für verfrüht. Was werde bei
einer Untersuchung herauskommen bei der niemand unparteiisch seyn könne?
"Die Mächte des Occidents selbst haben solche Interessen im Orient daß ihre Mei-
nung beinahe zum voraus festgestellt ist, und nicht von mehr oder weniger tadelns-
werthen Vorgängen abhängt welche eine Untersuchung zu Ungunsten der Türken
oder der Christen ans Licht ziehen könnte. Ist die Untersuchung vollendet,
was wird daraus hervoorgehen? Eine große Menge neuer Documente über
eine schon bekannte Frage, viel Aufregung in den Provinzen welche die Com-
missäre durchreisen, und vielleicht die Keime von Feindseligkeiten unter den
Großmächten. Um alles nicht möchten wir die Augen verschließen über die
Lage der Völker, deren Unglück ein Recht darauf hat unser Interesse zu er-
wecken. Alle Freunde der Humanität werden sich freuen wenn man ihre
Lage ernsthaft verbessern kann. Aber sie werden unendlich weniger erfreut seyn
wenn man nur eine neue Frage denen welche die Regierungen bereits tren-
nen beifügen, und im Orient einen Vorwand zu Einvekleibungen suchen will
welche die in Italien vor sich gegangenen vergessen machen könnten, und um die-
ses hübschen Plans willen Europa den Uebeln eines allgemeinen Kriegs aus-
setzen wollte." Das klingt allerdings nicht als ob Rußland und Frankreich
miteinander einverstanden gewesen die orientalische Frage wieder aufs Tapet
zu bringen, aber auch nicht als ob die französische Politik nicht auf alle Even-
tualitäten in der Türkei gefaßt wäre.


Bis jetzt wurden alle Militärsträflinge nach Ablauf ihrer Strafzeit der
leichten Infanterie in Afrika einverleibt. Da eine fast 30jährige Erfahrung
die Nachtheile dieser Maßregel herausstellte, so veröffentlicht der Moniteur
ein Deeret, womit auf Antrag des Kriegsministers künftig der leichten afri-
kanischen Infanterie nur jene Militärs einverleibt werden sollen die sich nur
gegen die Militärgesetze vergiengen. Die übrigen sollen, insofern sie wenig-
stens noch 18 Monate zu dienen haben, vier Strafcompagnien, in Neu-Cale-
donien, auf Guadeloupe, am Senegal und auf der Reunions-Insel, bilden.


Die Kaiserin-Wittwe von Rußland, welche zum
erstenmal in ihrem Leben, und zwar auf den ausdrücklichen Wunsch ihres kai-
serlichen Sohnes, bei Gelegenheit ihrer Rückreise von Nizza nach Deutschland
französischen Boden betreten hat, soll Ihre französischen Majestäten äußerst
kalt empfangen haben. Die persönliche Antipathie der Wittwe des Kaisers
Nikolaus trat in Lyon um so greller hervor, als man, nach den Freundschafts-
bezeugungen der russischen Regierung, auf deren Wunsch hin die Kaiserin-
Mutter bekanntlich länger in Nizza blieb als sie beabsichtigte, hier schon der
Hoffnung Raum gab dieselbe nach Fontainebleau kommen zu sehen. Die
preußische Königstochter schlug aber nicht nur diese Einladung, sondern auch
jede in Lyon selbst ihr angebotene Gastfreundschaft aus. -- Heute begab sich
der Kaiser, begleitet von seiner Familie und der ersten Serie von Besuchern,
worunter Lord Cowley, Magne, Fould und die Prinzessin Mathilde, ohne
die Kaiserin-Mutter, nach Fontainebleau. -- Man sagt Kossuth sey hier
angekommen. -- Eomond About wird nächstens wieder eine Broschüre
herausgeben, dießmal über Preußen. -- Heute fand in der Magdalenen-
kirche die Trauung des Fräuleins Mires mit dem Fürsten Polignac durch den
Erzbischof von Marseille statt. Man hat übrigens fälschlich die Nachricht
verbreitet: der alte Mires sey zur katholischen Kirche übergetreten. Er
schrieb dem hiesigen Oberrabiner daß er zwar mit einer Katholikin verhei-
rathet sey und auch seine Tochter in der katholischen Kirche erziehen ließ,
selbst aber in der Religion seiner Väter leben und sterben wolle. -- Die
Börse ist heute, vermuthlich auf die Nachricht hin daß die Stadt Paris eine
Anleihe von 150 Millionen und der Staat eine von 400 Millionen contra-
hiren wird, wieder zurückgegangen. -- Privatbriefe aus Genua melden daß
dort eine zweite, weit beträchtlichere Expedition, die schon in wenigen Tagen
abgehen soll, für die neapolitanische Insurrection im Werke sey. Bestätigend
erfährt man aus Marseille daß dort mehrere Segel- und Dampfschiffe zu
unbekanntem Zweck angekauft worden. Uebrigens hat auch die neapoli-
tanische Regierung in Marseille drei große Dampfer gemiethet (nicht gekauft),
ohne Zweifel um die in Palermo liegenden Truppen abzuholen. Der Waffen-
stillstand zwischen den Insurgenten und den königlichen Truppen auf Sicilien
ist auf unbestimmte Zeit verlängert worden.

Italien.

Nach einer Correspondenz des Monde konnte Ge-
neral Lamoriciere sich auf seiner Inspectionsreise nach Le Grotte, von den
Höhen von Orvieto bis an die See überzeugen daß überall unter dem Volk
große Anhänglichkeit für den Papst besteht. Der General empfieng die
Menge, welche nichts inniger wünsche als bewaffnet zu seyn um ihr Gebiet
zu vertheidigen, wohlwollend, und nun ist die bewaffnete und mit Munition
versehene Bevölkerung bereit die Gränzen zu schützen. In Ancona ist der
Geist besser, in den Provinzen Pesaro und Urbino ist er vortrefflich. -- Fol-
gendes ist die Uebersetzung des bei dem gefallenen Hauptmann Orsini gefun-
denen Schreibens des Maire von Manciano an den Obersten Zambianchi:
Oben das königlich sardinische Wappen, darunter die Worte:

"Uffi-
zio del gonfaloniere di Manciano"
Hochgeehrter Herr! Nach dem was mit
Eurer Hochwohlgeboren, mit dem Hrn. Adjutanten Orsini und dem Major
Siccoli vereinbart wurde, erhalten Sie die Rechnungen über die von der
Gemeinde bestrittenen Auslagen für die zwei Compagnien Alpenjäger, mit
der Bitte die Gefälligkeit zu haben sie zu unterzeichnen und mir dieselbe durch
den Boten zurückzuschicken, damit die Gemeinde durch die Regierung die
schuldige Rückerstattung erhalten könne. Außerdem empfangen Sie eire
Rechnung über die genannten Jägern von der Gemeinde Montemeramo ge-
machten Lieferungen. Belieben Sie selbe gleichfalls zurückzuschicken mit dem
Visa des Hrn. Orsini versehen, einzige Unterschriften, die, zufolge Verein-
barung mit Hrn. Siccoli, nöthig sind. Glauben Sie an meine Hochachtung,
der ich bin Eurer Hochwohlgeboren ganz ergebenster Diener. Emidio Nardicci.

Wie man sagt, soll dieser Brief photographirt und den resp. Gesandten als
"Beweisstück" zugestellt werden.


Die in voriger Woche von hier nach der tosca-
nischen Gränze berufenen Truppen kehren in kleinern Abtheilungen zurück,
die meisten ohne den Feind gesehen zu haben. Auch General Lamoriciere
ist seit gestern wieder hier. Das Eindringen der Freischaaren aus dem Flo-
rentinischen in den Kirchenstaat, die sich nach Eintreibung von einigen Kriegs-
contributionen und nach einem kleinen Scharmützel zurückziehen, wird nun
in Florenz für eine auf eigene Hand unternommene Streiferei ausgegeben.
Das ist auch, wie wir hören, die amtliche Erklärung des Abenteuers. Damit
stellt man freilich der eigenen Ueberwachung der militärischen Disciplin und
Ordnung ein schlimmes Zeugniß aus. Es scheint doch aber der Zweck des
jedenfalls nicht wohl berechneten Unternehmens besonders der gewesen zu
seyn der Gränzbevölkerung des Kirchenstaats an den Puls zu fühlen, und da
fand man zur Ueberraschung und Entmuthigung daß er gesünder war als
man erwartete. Jetzt ist General Schmidt mit seinem Corps von Perugia
aus der Gränzhut halber weiter vorgegangen. Die von hier nach Corneto
auf die Bewachung der Küste verwendeten Truppen sind noch dort. Bei der
Expedition nach Etrurien machte sich das Bedürfniß der Erweiterung der vor-
handenen Telegraphenfäden sehr fühlbar. Man hat sofort an eine von hier
direct nach Biterbo und in jener Richtung weiter führende Linie Hand gelegt.
Der Finanzminister gab eine Bekanntmachung aus, wodurch der Schluß-
termin für die öffentliche Subscription auf die römische Anleihe von zehn
Millionen Scudi modificirt wird. Jetzt ist der Termin bis zum 15 Juli
verlängert. -- In Folge der in vorletzter Woche erwähnten Entdeckung einer
Falschmünzergesellschaft sind noch andere Personen eingezogen worden. Die Unter-
suchung hat herausgestellt daß von dem nachgemachten Papiergeld der römi-
schen Bank, außer dem vorgefundenen corpus delieti von 25,000 Scudi, noch
andere nicht unbeträchtliche Summen bei Hehlern niedergelegt waren um in
Circulation gesetzt zu werden, daß dieselbe aber vor der Entdeckung des Be-
trugs noch von keiner Station aus vor sich gegangen war.


Läßt sich noch über anderes schreiben als über
die Löwen des Tages, Garibaldi und Sicilien? Ich will's versuchen, wenn
anders Triumphgeschrei und Hymnen der gesammten Revolution mich dazu
kommen lassen -- Triumphgeschrei, das, ungeachtet der obligaten Verwah-
rungen des Grafen Cavour, welche jetzt im vollen Glanz ihrer Wahrheit
und Aufrichtigkeit stehen, etwas von officiellen Fanfaren an sich trägt, ob-
gleich man keine Cardinäle und Erzbischöfe zum Tedeum aufgefordert hat,
welchem der Canonicus Bianchi in Florenz bei seiner Freundschaft für Hrn.
Salvagnoli vielleicht ungebeten abhilft. Ich habe Pisa verlassen, wo es an
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in Siena mehr Bewegung und Leben als in der Arnostadt. Das Leben
concentrirt sich freilich so ziemlich in einer Straße, welche, die Stadt der Länge
nach durchschneidend, vom Florentinischen zum römischen Thor geht; da die
Straßen eng sind, fällt die Menge mehr ins Auge. Das Volk ist lebendig,
weit mehr als das pisanische; die untere Classe geht aber den allgemeinen
Weg der toscanischen Städter, piemontesirt wacker drauf los, läßt im gegen-
wärtigen Fall Garibaldi und Victor Emmanuel leben, nimmt von dem Protest
des Ministeriums des Re galantuomo keine Notiz, und erklärt beide einver-
standen und herzenseinig zur Befreiung Italiens. So das Volk, von wel-
chem ein Florentinischer Correspondent eines englischen Blattes erzählt: es habe

welcher die Möglichkeit einer fremden Allianz durchblicken ließ. All dieſes
Mißtrauen und dieſer Verdacht richten ſich gegen eine leicht zu benennende
Macht. Genau daraus entſtehen auch die Conflicte welche die
Weisheit der Regierungen ſelbſt nicht mehr aufhalten kann.
“ —
Eine wunderbare Logik! Frankreich iſt bedroht weil Deutſchland ſich gegen
franzöſiſche Drohungen energiſch zuſammenrafft. Uebrigens iſt dieſer Kunſt-
griff nicht mehr neu, nachdem im vorigen Jahr Piemont als der ungerecht
angegriffene Theil auspoſaunt wurde, zu deſſen Vertheidigung Frankreich
das Schwert ziehen mußte. Man weiß nicht wen man mehr bewundern ſoll,
den welcher ſolche Gründe zur Hülfe herbeizieht um einen Eroberungskrieg
zu legaliſiren, oder den welchem man ſolche Gründe zumuthet um die Noth-
wendigkeit eines Krieges zu begreifen. — Ueber die orientaliſche Frage äußert
ſich die Revue ebenfalls in ſehr bezeichnender Weiſe. Sie bezweifelt nicht die
Legalität der Intervention Rußlands, aber hält den dazu gewählten Zeitpunkt
nicht für günſtig, das Vorgehen Gortſchakoffs für verfrüht. Was werde bei
einer Unterſuchung herauskommen bei der niemand unparteiiſch ſeyn könne?
„Die Mächte des Occidents ſelbſt haben ſolche Intereſſen im Orient daß ihre Mei-
nung beinahe zum voraus feſtgeſtellt iſt, und nicht von mehr oder weniger tadelns-
werthen Vorgängen abhängt welche eine Unterſuchung zu Ungunſten der Türken
oder der Chriſten ans Licht ziehen könnte. Iſt die Unterſuchung vollendet,
was wird daraus hervoorgehen? Eine große Menge neuer Documente über
eine ſchon bekannte Frage, viel Aufregung in den Provinzen welche die Com-
miſſäre durchreiſen, und vielleicht die Keime von Feindſeligkeiten unter den
Großmächten. Um alles nicht möchten wir die Augen verſchließen über die
Lage der Völker, deren Unglück ein Recht darauf hat unſer Intereſſe zu er-
wecken. Alle Freunde der Humanität werden ſich freuen wenn man ihre
Lage ernſthaft verbeſſern kann. Aber ſie werden unendlich weniger erfreut ſeyn
wenn man nur eine neue Frage denen welche die Regierungen bereits tren-
nen beifügen, und im Orient einen Vorwand zu Einvekleibungen ſuchen will
welche die in Italien vor ſich gegangenen vergeſſen machen könnten, und um die-
ſes hübſchen Plans willen Europa den Uebeln eines allgemeinen Kriegs aus-
ſetzen wollte.“ Das klingt allerdings nicht als ob Rußland und Frankreich
miteinander einverſtanden geweſen die orientaliſche Frage wieder aufs Tapet
zu bringen, aber auch nicht als ob die franzöſiſche Politik nicht auf alle Even-
tualitäten in der Türkei gefaßt wäre.


Bis jetzt wurden alle Militärſträflinge nach Ablauf ihrer Strafzeit der
leichten Infanterie in Afrika einverleibt. Da eine faſt 30jährige Erfahrung
die Nachtheile dieſer Maßregel herausſtellte, ſo veröffentlicht der Moniteur
ein Deeret, womit auf Antrag des Kriegsminiſters künftig der leichten afri-
kaniſchen Infanterie nur jene Militärs einverleibt werden ſollen die ſich nur
gegen die Militärgeſetze vergiengen. Die übrigen ſollen, inſofern ſie wenig-
ſtens noch 18 Monate zu dienen haben, vier Strafcompagnien, in Neu-Cale-
donien, auf Guadeloupe, am Senegal und auf der Reunions-Inſel, bilden.


Die Kaiſerin-Wittwe von Rußland, welche zum
erſtenmal in ihrem Leben, und zwar auf den ausdrücklichen Wunſch ihres kai-
ſerlichen Sohnes, bei Gelegenheit ihrer Rückreiſe von Nizza nach Deutſchland
franzöſiſchen Boden betreten hat, ſoll Ihre franzöſiſchen Majeſtäten äußerſt
kalt empfangen haben. Die perſönliche Antipathie der Wittwe des Kaiſers
Nikolaus trat in Lyon um ſo greller hervor, als man, nach den Freundſchafts-
bezeugungen der ruſſiſchen Regierung, auf deren Wunſch hin die Kaiſerin-
Mutter bekanntlich länger in Nizza blieb als ſie beabſichtigte, hier ſchon der
Hoffnung Raum gab dieſelbe nach Fontainebleau kommen zu ſehen. Die
preußiſche Königstochter ſchlug aber nicht nur dieſe Einladung, ſondern auch
jede in Lyon ſelbſt ihr angebotene Gaſtfreundſchaft aus. — Heute begab ſich
der Kaiſer, begleitet von ſeiner Familie und der erſten Serie von Beſuchern,
worunter Lord Cowley, Magne, Fould und die Prinzeſſin Mathilde, ohne
die Kaiſerin-Mutter, nach Fontainebleau. — Man ſagt Koſſuth ſey hier
angekommen. — Eomond About wird nächſtens wieder eine Broſchüre
herausgeben, dießmal über Preußen. — Heute fand in der Magdalenen-
kirche die Trauung des Fräuleins Mirès mit dem Fürſten Polignac durch den
Erzbiſchof von Marſeille ſtatt. Man hat übrigens fälſchlich die Nachricht
verbreitet: der alte Mirès ſey zur katholiſchen Kirche übergetreten. Er
ſchrieb dem hieſigen Oberrabiner daß er zwar mit einer Katholikin verhei-
rathet ſey und auch ſeine Tochter in der katholiſchen Kirche erziehen ließ,
ſelbſt aber in der Religion ſeiner Väter leben und ſterben wolle. — Die
Börſe iſt heute, vermuthlich auf die Nachricht hin daß die Stadt Paris eine
Anleihe von 150 Millionen und der Staat eine von 400 Millionen contra-
hiren wird, wieder zurückgegangen. — Privatbriefe aus Genua melden daß
dort eine zweite, weit beträchtlichere Expedition, die ſchon in wenigen Tagen
abgehen ſoll, für die neapolitaniſche Inſurrection im Werke ſey. Beſtätigend
erfährt man aus Marſeille daß dort mehrere Segel- und Dampfſchiffe zu
unbekanntem Zweck angekauft worden. Uebrigens hat auch die neapoli-
taniſche Regierung in Marſeille drei große Dampfer gemiethet (nicht gekauft),
ohne Zweifel um die in Palermo liegenden Truppen abzuholen. Der Waffen-
ſtillſtand zwiſchen den Inſurgenten und den königlichen Truppen auf Sicilien
iſt auf unbeſtimmte Zeit verlängert worden.

Italien.

Nach einer Correſpondenz des Monde konnte Ge-
neral Lamoricière ſich auf ſeiner Inſpectionsreiſe nach Le Grotte, von den
Höhen von Orvieto bis an die See überzeugen daß überall unter dem Volk
große Anhänglichkeit für den Papſt beſteht. Der General empfieng die
Menge, welche nichts inniger wünſche als bewaffnet zu ſeyn um ihr Gebiet
zu vertheidigen, wohlwollend, und nun iſt die bewaffnete und mit Munition
verſehene Bevölkerung bereit die Gränzen zu ſchützen. In Ancona iſt der
Geiſt beſſer, in den Provinzen Peſaro und Urbino iſt er vortrefflich. — Fol-
gendes iſt die Ueberſetzung des bei dem gefallenen Hauptmann Orſini gefun-
denen Schreibens des Maire von Manciano an den Oberſten Zambianchi:
Oben das königlich ſardiniſche Wappen, darunter die Worte:

„Uffi-
zio del gonfaloniere di Manciano“
Hochgeehrter Herr! Nach dem was mit
Eurer Hochwohlgeboren, mit dem Hrn. Adjutanten Orſini und dem Major
Siccoli vereinbart wurde, erhalten Sie die Rechnungen über die von der
Gemeinde beſtrittenen Auslagen für die zwei Compagnien Alpenjäger, mit
der Bitte die Gefälligkeit zu haben ſie zu unterzeichnen und mir dieſelbe durch
den Boten zurückzuſchicken, damit die Gemeinde durch die Regierung die
ſchuldige Rückerſtattung erhalten könne. Außerdem empfangen Sie eire
Rechnung über die genannten Jägern von der Gemeinde Montemeramo ge-
machten Lieferungen. Belieben Sie ſelbe gleichfalls zurückzuſchicken mit dem
Viſa des Hrn. Orſini verſehen, einzige Unterſchriften, die, zufolge Verein-
barung mit Hrn. Siccoli, nöthig ſind. Glauben Sie an meine Hochachtung,
der ich bin Eurer Hochwohlgeboren ganz ergebenſter Diener. Emidio Nardicci.

Wie man ſagt, ſoll dieſer Brief photographirt und den reſp. Geſandten als
„Beweisſtück“ zugeſtellt werden.


Die in voriger Woche von hier nach der tosca-
niſchen Gränze berufenen Truppen kehren in kleinern Abtheilungen zurück,
die meiſten ohne den Feind geſehen zu haben. Auch General Lamoricière
iſt ſeit geſtern wieder hier. Das Eindringen der Freiſchaaren aus dem Flo-
rentiniſchen in den Kirchenſtaat, die ſich nach Eintreibung von einigen Kriegs-
contributionen und nach einem kleinen Scharmützel zurückziehen, wird nun
in Florenz für eine auf eigene Hand unternommene Streiferei ausgegeben.
Das iſt auch, wie wir hören, die amtliche Erklärung des Abenteuers. Damit
ſtellt man freilich der eigenen Ueberwachung der militäriſchen Disciplin und
Ordnung ein ſchlimmes Zeugniß aus. Es ſcheint doch aber der Zweck des
jedenfalls nicht wohl berechneten Unternehmens beſonders der geweſen zu
ſeyn der Gränzbevölkerung des Kirchenſtaats an den Puls zu fühlen, und da
fand man zur Ueberraſchung und Entmuthigung daß er geſünder war als
man erwartete. Jetzt iſt General Schmidt mit ſeinem Corps von Perugia
aus der Gränzhut halber weiter vorgegangen. Die von hier nach Corneto
auf die Bewachung der Küſte verwendeten Truppen ſind noch dort. Bei der
Expedition nach Etrurien machte ſich das Bedürfniß der Erweiterung der vor-
handenen Telegraphenfäden ſehr fühlbar. Man hat ſofort an eine von hier
direct nach Biterbo und in jener Richtung weiter führende Linie Hand gelegt.
Der Finanzminiſter gab eine Bekanntmachung aus, wodurch der Schluß-
termin für die öffentliche Subſcription auf die römiſche Anleihe von zehn
Millionen Scudi modificirt wird. Jetzt iſt der Termin bis zum 15 Juli
verlängert. — In Folge der in vorletzter Woche erwähnten Entdeckung einer
Falſchmünzergeſellſchaft ſind noch andere Perſonen eingezogen worden. Die Unter-
ſuchung hat herausgeſtellt daß von dem nachgemachten Papiergeld der römi-
ſchen Bank, außer dem vorgefundenen corpus delieti von 25,000 Scudi, noch
andere nicht unbeträchtliche Summen bei Hehlern niedergelegt waren um in
Circulation geſetzt zu werden, daß dieſelbe aber vor der Entdeckung des Be-
trugs noch von keiner Station aus vor ſich gegangen war.


Läßt ſich noch über anderes ſchreiben als über
die Löwen des Tages, Garibaldi und Sicilien? Ich will’s verſuchen, wenn
anders Triumphgeſchrei und Hymnen der geſammten Revolution mich dazu
kommen laſſen — Triumphgeſchrei, das, ungeachtet der obligaten Verwah-
rungen des Grafen Cavour, welche jetzt im vollen Glanz ihrer Wahrheit
und Aufrichtigkeit ſtehen, etwas von officiellen Fanfaren an ſich trägt, ob-
gleich man keine Cardinäle und Erzbiſchöfe zum Tedeum aufgefordert hat,
welchem der Canonicus Bianchi in Florenz bei ſeiner Freundſchaft für Hrn.
Salvagnoli vielleicht ungebeten abhilft. Ich habe Piſa verlaſſen, wo es an
warmen Tagen drückend, an windig kalten ſehr ſtürmiſch war, und finde
in Siena mehr Bewegung und Leben als in der Arnoſtadt. Das Leben
concentrirt ſich freilich ſo ziemlich in einer Straße, welche, die Stadt der Länge
nach durchſchneidend, vom Florentiniſchen zum römiſchen Thor geht; da die
Straßen eng ſind, fällt die Menge mehr ins Auge. Das Volk iſt lebendig,
weit mehr als das piſaniſche; die untere Claſſe geht aber den allgemeinen
Weg der toscaniſchen Städter, piemonteſirt wacker drauf los, läßt im gegen-
wärtigen Fall Garibaldi und Victor Emmanuel leben, nimmt von dem Proteſt
des Miniſteriums des Rè galantuomo keine Notiz, und erklärt beide einver-
ſtanden und herzenseinig zur Befreiung Italiens. So das Volk, von wel-
chem ein Florentiniſcher Correſpondent eines engliſchen Blattes erzählt: es habe

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[2650/0006] welcher die Möglichkeit einer fremden Allianz durchblicken ließ. All dieſes Mißtrauen und dieſer Verdacht richten ſich gegen eine leicht zu benennende Macht. Genau daraus entſtehen auch die Conflicte welche die Weisheit der Regierungen ſelbſt nicht mehr aufhalten kann.“ — Eine wunderbare Logik! Frankreich iſt bedroht weil Deutſchland ſich gegen franzöſiſche Drohungen energiſch zuſammenrafft. Uebrigens iſt dieſer Kunſt- griff nicht mehr neu, nachdem im vorigen Jahr Piemont als der ungerecht angegriffene Theil auspoſaunt wurde, zu deſſen Vertheidigung Frankreich das Schwert ziehen mußte. Man weiß nicht wen man mehr bewundern ſoll, den welcher ſolche Gründe zur Hülfe herbeizieht um einen Eroberungskrieg zu legaliſiren, oder den welchem man ſolche Gründe zumuthet um die Noth- wendigkeit eines Krieges zu begreifen. — Ueber die orientaliſche Frage äußert ſich die Revue ebenfalls in ſehr bezeichnender Weiſe. Sie bezweifelt nicht die Legalität der Intervention Rußlands, aber hält den dazu gewählten Zeitpunkt nicht für günſtig, das Vorgehen Gortſchakoffs für verfrüht. Was werde bei einer Unterſuchung herauskommen bei der niemand unparteiiſch ſeyn könne? „Die Mächte des Occidents ſelbſt haben ſolche Intereſſen im Orient daß ihre Mei- nung beinahe zum voraus feſtgeſtellt iſt, und nicht von mehr oder weniger tadelns- werthen Vorgängen abhängt welche eine Unterſuchung zu Ungunſten der Türken oder der Chriſten ans Licht ziehen könnte. Iſt die Unterſuchung vollendet, was wird daraus hervoorgehen? Eine große Menge neuer Documente über eine ſchon bekannte Frage, viel Aufregung in den Provinzen welche die Com- miſſäre durchreiſen, und vielleicht die Keime von Feindſeligkeiten unter den Großmächten. Um alles nicht möchten wir die Augen verſchließen über die Lage der Völker, deren Unglück ein Recht darauf hat unſer Intereſſe zu er- wecken. Alle Freunde der Humanität werden ſich freuen wenn man ihre Lage ernſthaft verbeſſern kann. Aber ſie werden unendlich weniger erfreut ſeyn wenn man nur eine neue Frage denen welche die Regierungen bereits tren- nen beifügen, und im Orient einen Vorwand zu Einvekleibungen ſuchen will welche die in Italien vor ſich gegangenen vergeſſen machen könnten, und um die- ſes hübſchen Plans willen Europa den Uebeln eines allgemeinen Kriegs aus- ſetzen wollte.“ Das klingt allerdings nicht als ob Rußland und Frankreich miteinander einverſtanden geweſen die orientaliſche Frage wieder aufs Tapet zu bringen, aber auch nicht als ob die franzöſiſche Politik nicht auf alle Even- tualitäten in der Türkei gefaßt wäre. Bis jetzt wurden alle Militärſträflinge nach Ablauf ihrer Strafzeit der leichten Infanterie in Afrika einverleibt. Da eine faſt 30jährige Erfahrung die Nachtheile dieſer Maßregel herausſtellte, ſo veröffentlicht der Moniteur ein Deeret, womit auf Antrag des Kriegsminiſters künftig der leichten afri- kaniſchen Infanterie nur jene Militärs einverleibt werden ſollen die ſich nur gegen die Militärgeſetze vergiengen. Die übrigen ſollen, inſofern ſie wenig- ſtens noch 18 Monate zu dienen haben, vier Strafcompagnien, in Neu-Cale- donien, auf Guadeloupe, am Senegal und auf der Reunions-Inſel, bilden. △ Paris, 5 Juni. Die Kaiſerin-Wittwe von Rußland, welche zum erſtenmal in ihrem Leben, und zwar auf den ausdrücklichen Wunſch ihres kai- ſerlichen Sohnes, bei Gelegenheit ihrer Rückreiſe von Nizza nach Deutſchland franzöſiſchen Boden betreten hat, ſoll Ihre franzöſiſchen Majeſtäten äußerſt kalt empfangen haben. Die perſönliche Antipathie der Wittwe des Kaiſers Nikolaus trat in Lyon um ſo greller hervor, als man, nach den Freundſchafts- bezeugungen der ruſſiſchen Regierung, auf deren Wunſch hin die Kaiſerin- Mutter bekanntlich länger in Nizza blieb als ſie beabſichtigte, hier ſchon der Hoffnung Raum gab dieſelbe nach Fontainebleau kommen zu ſehen. Die preußiſche Königstochter ſchlug aber nicht nur dieſe Einladung, ſondern auch jede in Lyon ſelbſt ihr angebotene Gaſtfreundſchaft aus. — Heute begab ſich der Kaiſer, begleitet von ſeiner Familie und der erſten Serie von Beſuchern, worunter Lord Cowley, Magne, Fould und die Prinzeſſin Mathilde, ohne die Kaiſerin-Mutter, nach Fontainebleau. — Man ſagt Koſſuth ſey hier angekommen. — Eomond About wird nächſtens wieder eine Broſchüre herausgeben, dießmal über Preußen. — Heute fand in der Magdalenen- kirche die Trauung des Fräuleins Mirès mit dem Fürſten Polignac durch den Erzbiſchof von Marſeille ſtatt. Man hat übrigens fälſchlich die Nachricht verbreitet: der alte Mirès ſey zur katholiſchen Kirche übergetreten. Er ſchrieb dem hieſigen Oberrabiner daß er zwar mit einer Katholikin verhei- rathet ſey und auch ſeine Tochter in der katholiſchen Kirche erziehen ließ, ſelbſt aber in der Religion ſeiner Väter leben und ſterben wolle. — Die Börſe iſt heute, vermuthlich auf die Nachricht hin daß die Stadt Paris eine Anleihe von 150 Millionen und der Staat eine von 400 Millionen contra- hiren wird, wieder zurückgegangen. — Privatbriefe aus Genua melden daß dort eine zweite, weit beträchtlichere Expedition, die ſchon in wenigen Tagen abgehen ſoll, für die neapolitaniſche Inſurrection im Werke ſey. Beſtätigend erfährt man aus Marſeille daß dort mehrere Segel- und Dampfſchiffe zu unbekanntem Zweck angekauft worden. Uebrigens hat auch die neapoli- taniſche Regierung in Marſeille drei große Dampfer gemiethet (nicht gekauft), ohne Zweifel um die in Palermo liegenden Truppen abzuholen. Der Waffen- ſtillſtand zwiſchen den Inſurgenten und den königlichen Truppen auf Sicilien iſt auf unbeſtimmte Zeit verlängert worden. Italien. Rom, 29 Mai. Nach einer Correſpondenz des Monde konnte Ge- neral Lamoricière ſich auf ſeiner Inſpectionsreiſe nach Le Grotte, von den Höhen von Orvieto bis an die See überzeugen daß überall unter dem Volk große Anhänglichkeit für den Papſt beſteht. Der General empfieng die Menge, welche nichts inniger wünſche als bewaffnet zu ſeyn um ihr Gebiet zu vertheidigen, wohlwollend, und nun iſt die bewaffnete und mit Munition verſehene Bevölkerung bereit die Gränzen zu ſchützen. In Ancona iſt der Geiſt beſſer, in den Provinzen Peſaro und Urbino iſt er vortrefflich. — Fol- gendes iſt die Ueberſetzung des bei dem gefallenen Hauptmann Orſini gefun- denen Schreibens des Maire von Manciano an den Oberſten Zambianchi: Oben das königlich ſardiniſche Wappen, darunter die Worte: „Uffi- zio del gonfaloniere di Manciano“ Hochgeehrter Herr! Nach dem was mit Eurer Hochwohlgeboren, mit dem Hrn. Adjutanten Orſini und dem Major Siccoli vereinbart wurde, erhalten Sie die Rechnungen über die von der Gemeinde beſtrittenen Auslagen für die zwei Compagnien Alpenjäger, mit der Bitte die Gefälligkeit zu haben ſie zu unterzeichnen und mir dieſelbe durch den Boten zurückzuſchicken, damit die Gemeinde durch die Regierung die ſchuldige Rückerſtattung erhalten könne. Außerdem empfangen Sie eire Rechnung über die genannten Jägern von der Gemeinde Montemeramo ge- machten Lieferungen. Belieben Sie ſelbe gleichfalls zurückzuſchicken mit dem Viſa des Hrn. Orſini verſehen, einzige Unterſchriften, die, zufolge Verein- barung mit Hrn. Siccoli, nöthig ſind. Glauben Sie an meine Hochachtung, der ich bin Eurer Hochwohlgeboren ganz ergebenſter Diener. Emidio Nardicci. Wie man ſagt, ſoll dieſer Brief photographirt und den reſp. Geſandten als „Beweisſtück“ zugeſtellt werden. = Rom, 29 Mai. Die in voriger Woche von hier nach der tosca- niſchen Gränze berufenen Truppen kehren in kleinern Abtheilungen zurück, die meiſten ohne den Feind geſehen zu haben. Auch General Lamoricière iſt ſeit geſtern wieder hier. Das Eindringen der Freiſchaaren aus dem Flo- rentiniſchen in den Kirchenſtaat, die ſich nach Eintreibung von einigen Kriegs- contributionen und nach einem kleinen Scharmützel zurückziehen, wird nun in Florenz für eine auf eigene Hand unternommene Streiferei ausgegeben. Das iſt auch, wie wir hören, die amtliche Erklärung des Abenteuers. Damit ſtellt man freilich der eigenen Ueberwachung der militäriſchen Disciplin und Ordnung ein ſchlimmes Zeugniß aus. Es ſcheint doch aber der Zweck des jedenfalls nicht wohl berechneten Unternehmens beſonders der geweſen zu ſeyn der Gränzbevölkerung des Kirchenſtaats an den Puls zu fühlen, und da fand man zur Ueberraſchung und Entmuthigung daß er geſünder war als man erwartete. Jetzt iſt General Schmidt mit ſeinem Corps von Perugia aus der Gränzhut halber weiter vorgegangen. Die von hier nach Corneto auf die Bewachung der Küſte verwendeten Truppen ſind noch dort. Bei der Expedition nach Etrurien machte ſich das Bedürfniß der Erweiterung der vor- handenen Telegraphenfäden ſehr fühlbar. Man hat ſofort an eine von hier direct nach Biterbo und in jener Richtung weiter führende Linie Hand gelegt. Der Finanzminiſter gab eine Bekanntmachung aus, wodurch der Schluß- termin für die öffentliche Subſcription auf die römiſche Anleihe von zehn Millionen Scudi modificirt wird. Jetzt iſt der Termin bis zum 15 Juli verlängert. — In Folge der in vorletzter Woche erwähnten Entdeckung einer Falſchmünzergeſellſchaft ſind noch andere Perſonen eingezogen worden. Die Unter- ſuchung hat herausgeſtellt daß von dem nachgemachten Papiergeld der römi- ſchen Bank, außer dem vorgefundenen corpus delieti von 25,000 Scudi, noch andere nicht unbeträchtliche Summen bei Hehlern niedergelegt waren um in Circulation geſetzt zu werden, daß dieſelbe aber vor der Entdeckung des Be- trugs noch von keiner Station aus vor ſich gegangen war. = Siena, 28 Mai. Läßt ſich noch über anderes ſchreiben als über die Löwen des Tages, Garibaldi und Sicilien? Ich will’s verſuchen, wenn anders Triumphgeſchrei und Hymnen der geſammten Revolution mich dazu kommen laſſen — Triumphgeſchrei, das, ungeachtet der obligaten Verwah- rungen des Grafen Cavour, welche jetzt im vollen Glanz ihrer Wahrheit und Aufrichtigkeit ſtehen, etwas von officiellen Fanfaren an ſich trägt, ob- gleich man keine Cardinäle und Erzbiſchöfe zum Tedeum aufgefordert hat, welchem der Canonicus Bianchi in Florenz bei ſeiner Freundſchaft für Hrn. Salvagnoli vielleicht ungebeten abhilft. Ich habe Piſa verlaſſen, wo es an warmen Tagen drückend, an windig kalten ſehr ſtürmiſch war, und finde in Siena mehr Bewegung und Leben als in der Arnoſtadt. Das Leben concentrirt ſich freilich ſo ziemlich in einer Straße, welche, die Stadt der Länge nach durchſchneidend, vom Florentiniſchen zum römiſchen Thor geht; da die Straßen eng ſind, fällt die Menge mehr ins Auge. Das Volk iſt lebendig, weit mehr als das piſaniſche; die untere Claſſe geht aber den allgemeinen Weg der toscaniſchen Städter, piemonteſirt wacker drauf los, läßt im gegen- wärtigen Fall Garibaldi und Victor Emmanuel leben, nimmt von dem Proteſt des Miniſteriums des Rè galantuomo keine Notiz, und erklärt beide einver- ſtanden und herzenseinig zur Befreiung Italiens. So das Volk, von wel- chem ein Florentiniſcher Correſpondent eines engliſchen Blattes erzählt: es habe

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2021-01-12T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 159, 7. Juni 1860, S. 2650. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine159_1860/6>, abgerufen am 22.12.2024.