Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.Verkrieche sich, wer eine letzte Decke hat! In's Bett mit euch, ihr Zärtlinge! Nun rollen Donner über die Gewölbe, nun zittert, was Gebälk und Mauer ist, nun zucken Blitze und schwefelgelbe Wahrheiten -- Zarathustra flucht ... 2. Diese Münze, mit der alle Welt bezahlt, Ruhm --, mit Handschuhen fasse ich diese Münze an, mit Ekel trete ich sie unter mich. Wer will bezahlt sein? Die Käuflichen ... Wer feil steht, greift mit fetten Händen nach diesem Allerwelts-Blechklingklang Ruhm! -- Willst du sie kaufen? sie sind Alle käuflich. Aber biete Viel! klingle mit vollem Beutel! -- du stärkst sie sonst, du stärkst sonst ihre Tugend ... Sie sind Alle tugendhaft.
Ruhm und Tugend -- das reimt sich. So lange die Welt lebt, Verkrieche sich, wer eine letzte Decke hat! In's Bett mit euch, ihr Zärtlinge! Nun rollen Donner über die Gewölbe, nun zittert, was Gebälk und Mauer ist, nun zucken Blitze und schwefelgelbe Wahrheiten — Zarathustra flucht ... 2. Diese Münze, mit der alle Welt bezahlt, Ruhm —, mit Handschuhen fasse ich diese Münze an, mit Ekel trete ich sie unter mich. Wer will bezahlt sein? Die Käuflichen ... Wer feil steht, greift mit fetten Händen nach diesem Allerwelts-Blechklingklang Ruhm! — Willst du sie kaufen? sie sind Alle käuflich. Aber biete Viel! klingle mit vollem Beutel! — du stärkst sie sonst, du stärkst sonst ihre Tugend ... Sie sind Alle tugendhaft.
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Verkrieche sich, wer eine letzte Decke hat!
In's Bett mit euch, ihr Zärtlinge!
Nun rollen Donner über die Gewölbe,
nun zittert, was Gebälk und Mauer ist,
nun zucken Blitze und schwefelgelbe Wahrheiten —
Zarathustra flucht ...
2.
Diese Münze, mit der
alle Welt bezahlt,
Ruhm —,
mit Handschuhen fasse ich diese Münze an,
mit Ekel trete ich sie unter mich.
Wer will bezahlt sein?
Die Käuflichen ...
Wer feil steht, greift
mit fetten Händen
nach diesem Allerwelts-Blechklingklang Ruhm!
— Willst du sie kaufen?
sie sind Alle käuflich.
Aber biete Viel!
klingle mit vollem Beutel!
— du stärkst sie sonst,
du stärkst sonst ihre Tugend ...
Sie sind Alle tugendhaft.
Ruhm und Tugend — das reimt sich.
So lange die Welt lebt,
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Zitationshilfe: | Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra04_1891/157>, abgerufen am 22.02.2025. |