Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.Zwischen Raubvögeln. Wer hier hinab will, wie schnell schluckt den die Tiefe! -- Aber du, Zarathustra, liebst den Abgrund noch, thust der Tanne es gleich? -- Die schlägt Wurzeln, wo der Fels selbst schaudernd zur Tiefe blickt --, die zögert an Abgründen, wo Alles rings hinunter will: zwischen der Ungeduld wilden Gerölls, stürzenden Bachs geduldig duldend, hart, schweigsam, einsam ... Einsam!
Wer wagte es auch, hier Gast zu sein, dir Gast zu sein? ... Zwischen Raubvögeln. Wer hier hinab will, wie schnell schluckt den die Tiefe! — Aber du, Zarathustra, liebst den Abgrund noch, thust der Tanne es gleich? — Die schlägt Wurzeln, wo der Fels selbst schaudernd zur Tiefe blickt —, die zögert an Abgründen, wo Alles rings hinunter will: zwischen der Ungeduld wilden Gerölls, stürzenden Bachs geduldig duldend, hart, schweigsam, einsam ... Einsam!
Wer wagte es auch, hier Gast zu sein, dir Gast zu sein? ... <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0147" n="4"/> <div n="2"> <head>Zwischen Raubvögeln.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wer hier hinab will,</l><lb/> <l>wie schnell</l><lb/> <l>schluckt den die Tiefe!</l><lb/> <l>— Aber du, Zarathustra,</l><lb/> <l>liebst den Abgrund noch,</l><lb/> <l>thust der <hi rendition="#g">Tanne</hi> es gleich? —</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Die schlägt Wurzeln, wo</l><lb/> <l>der Fels selbst schaudernd</l><lb/> <l>zur Tiefe blickt —,</l><lb/> <l>die zögert an Abgründen,</l><lb/> <l>wo Alles rings</l><lb/> <l>hinunter will:</l><lb/> <l>zwischen der Ungeduld</l><lb/> <l>wilden Gerölls, stürzenden Bachs</l><lb/> <l>geduldig duldend, hart, schweigsam,</l><lb/> <l>einsam ...</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l><hi rendition="#g">Einsam</hi>!</l><lb/> <l>Wer wagte es auch,</l><lb/> <l>hier Gast zu sein,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">dir</hi> Gast zu sein? ...</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0147]
Zwischen Raubvögeln.
Wer hier hinab will,
wie schnell
schluckt den die Tiefe!
— Aber du, Zarathustra,
liebst den Abgrund noch,
thust der Tanne es gleich? —
Die schlägt Wurzeln, wo
der Fels selbst schaudernd
zur Tiefe blickt —,
die zögert an Abgründen,
wo Alles rings
hinunter will:
zwischen der Ungeduld
wilden Gerölls, stürzenden Bachs
geduldig duldend, hart, schweigsam,
einsam ...
Einsam!
Wer wagte es auch,
hier Gast zu sein,
dir Gast zu sein? ...
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra04_1891 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra04_1891/147 |
Zitationshilfe: | Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra04_1891/147>, abgerufen am 22.02.2025. |