Wichtiger ist die nähere Bestimmung des Erzie- hungsunterrichts für die erstere Hauptclasse der- jenigen Lehrlinge, die der freien Menschenbil- dung oder der Humanitätsbildung angehören. Hier tritt auch in Absicht auf die Geschlechts- verschiedenheit ein so bedeutender Unterschied ein, daß nothwendig zwei verschiedne Hauptarten des UnterrichtsA) für die weiblichen, und B) für die männlichen Lehrlinge angeordnet werden müssen. Eine nähere Bestimmung dieser beiden Hauptarten des Erziehungsunterrichts soll den Schluß unsrer Untersu- chung machen.
A. Bestimmung des Erziehungsunterrichts für freie Bildung des weiblichen Geschlechts.
Nach dem, was oben über die Eigenthümlichkeit des weiblichen Geistes und Gemüthes, im Gegensatz des männlichen, gesagt worden, wäre hier nur an das Ideal vollendeter freier Bildung des Wei- bes zu erinnern, und dann in Absicht auf die Metho- de, die sich nach dem Ideale leicht erkennen läßt, mehr vor verkehrter Behandlung zu warnen, als das Verfah- ren der richtigeren Bildung weitläuftig zu beschreiben. Allein, was auch über diese Aufgabe gesagt werden möch- te, bleibt unvermeidlichem Mißverstande ausgesetzt, so
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Anwendung der allgemeinen Grundſaͤtze ꝛc.
Wichtiger iſt die naͤhere Beſtimmung des Erzie- hungsunterrichts fuͤr die erſtere Hauptclaſſe der- jenigen Lehrlinge, die der freien Menſchenbil- dung oder der Humanitaͤtsbildung angehoͤren. Hier tritt auch in Abſicht auf die Geſchlechts- verſchiedenheit ein ſo bedeutender Unterſchied ein, daß nothwendig zwei verſchiedne Hauptarten des UnterrichtsA) fuͤr die weiblichen, und B) fuͤr die maͤnnlichen Lehrlinge angeordnet werden muͤſſen. Eine naͤhere Beſtimmung dieſer beiden Hauptarten des Erziehungsunterrichts ſoll den Schluß unſrer Unterſu- chung machen.
A. Beſtimmung des Erziehungsunterrichts fuͤr freie Bildung des weiblichen Geſchlechts.
Nach dem, was oben uͤber die Eigenthuͤmlichkeit des weiblichen Geiſtes und Gemuͤthes, im Gegenſatz des maͤnnlichen, geſagt worden, waͤre hier nur an das Ideal vollendeter freier Bildung des Wei- bes zu erinnern, und dann in Abſicht auf die Metho- de, die ſich nach dem Ideale leicht erkennen laͤßt, mehr vor verkehrter Behandlung zu warnen, als das Verfah- ren der richtigeren Bildung weitlaͤuftig zu beſchreiben. Allein, was auch uͤber dieſe Aufgabe geſagt werden moͤch- te, bleibt unvermeidlichem Mißverſtande ausgeſetzt, ſo
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Anwendung der allgemeinen Grundſaͤtze ꝛc.
Wichtiger iſt die naͤhere Beſtimmung des Erzie-
hungsunterrichts fuͤr die erſtere Hauptclaſſe der-
jenigen Lehrlinge, die der freien Menſchenbil-
dung oder der Humanitaͤtsbildung angehoͤren.
Hier tritt auch in Abſicht auf die Geſchlechts-
verſchiedenheit ein ſo bedeutender Unterſchied ein,
daß nothwendig zwei verſchiedne Hauptarten des
Unterrichts A) fuͤr die weiblichen, und B) fuͤr die
maͤnnlichen Lehrlinge angeordnet werden muͤſſen.
Eine naͤhere Beſtimmung dieſer beiden Hauptarten des
Erziehungsunterrichts ſoll den Schluß unſrer Unterſu-
chung machen.
A.
Beſtimmung des Erziehungsunterrichts fuͤr freie Bildung
des weiblichen Geſchlechts.
Nach dem, was oben uͤber die Eigenthuͤmlichkeit
des weiblichen Geiſtes und Gemuͤthes, im Gegenſatz
des maͤnnlichen, geſagt worden, waͤre hier nur an das
Ideal vollendeter freier Bildung des Wei-
bes zu erinnern, und dann in Abſicht auf die Metho-
de, die ſich nach dem Ideale leicht erkennen laͤßt, mehr
vor verkehrter Behandlung zu warnen, als das Verfah-
ren der richtigeren Bildung weitlaͤuftig zu beſchreiben.
Allein, was auch uͤber dieſe Aufgabe geſagt werden moͤch-
te, bleibt unvermeidlichem Mißverſtande ausgeſetzt, ſo
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Niethammer, Friedrich Immanuel: Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit. Jena, 1808, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niethammer_philantropinismus_1808/351>, abgerufen am 23.02.2025.
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