hatten, als es vielmehr undenkbar ist daß sie in hundert und siebzig Jahren nach dem Uebergang über den Rhein, in Gegenden wo keine feste Städte ihren Fortgang auf- hielten, noch nicht so weit vorgedrungen wären.
Der gallische Krieg und die Ein- nahme Roms.
Fast über keinen Theil der römischen Geschichte weichen die Sagen so widersprechend ab, als über die- sen gallischen Krieg. Denn die ursprüngliche Wahrheit hat sich nur in schwachen Umrissen erhalten: dagegen hat geflissentliche Verfälschung ein glänzend ausgemahl- tes Bild aufgestellt, welches jener gewaltsam unterge- schoben ist: als ob der Schutt der Stadt und das un- austilgbare Andenken der Niederlage nicht jedes Ver- suchs spottete, die Schmach auf dem Papier wegzudich- ten. Ich werde aber dennoch was nicht durchaus thö- richt ist zusammenstellen; die Reste alter Dichtung be- wahren; vieles muß, weil es historische Farbe angenom- men hat, als historisch behandelt werden, obwohl es ohne das Alter des Glaubens als auffallende Erdichtung schnell und ganz verworfen werden müßte.
Vor Clusium soll der Vormund eines Lucumo, un- versöhnlich von ihm durch die Verführung seines Wei- bes gekränkt, die furchtbaren Feinde gerufen haben, wie Graf Julian die Araber nach Spanien. Eine andere Sage, und vielleicht meint Polybius diese, sagt, durch einen solchen Unglücklichen wären sie über die Alpen ein- geladen worden, und er habe sie durch den Reiz des
hatten, als es vielmehr undenkbar iſt daß ſie in hundert und ſiebzig Jahren nach dem Uebergang uͤber den Rhein, in Gegenden wo keine feſte Staͤdte ihren Fortgang auf- hielten, noch nicht ſo weit vorgedrungen waͤren.
Der galliſche Krieg und die Ein- nahme Roms.
Faſt uͤber keinen Theil der roͤmiſchen Geſchichte weichen die Sagen ſo widerſprechend ab, als uͤber die- ſen galliſchen Krieg. Denn die urſpruͤngliche Wahrheit hat ſich nur in ſchwachen Umriſſen erhalten: dagegen hat gefliſſentliche Verfaͤlſchung ein glaͤnzend ausgemahl- tes Bild aufgeſtellt, welches jener gewaltſam unterge- ſchoben iſt: als ob der Schutt der Stadt und das un- austilgbare Andenken der Niederlage nicht jedes Ver- ſuchs ſpottete, die Schmach auf dem Papier wegzudich- ten. Ich werde aber dennoch was nicht durchaus thoͤ- richt iſt zuſammenſtellen; die Reſte alter Dichtung be- wahren; vieles muß, weil es hiſtoriſche Farbe angenom- men hat, als hiſtoriſch behandelt werden, obwohl es ohne das Alter des Glaubens als auffallende Erdichtung ſchnell und ganz verworfen werden muͤßte.
Vor Cluſium ſoll der Vormund eines Lucumo, un- verſoͤhnlich von ihm durch die Verfuͤhrung ſeines Wei- bes gekraͤnkt, die furchtbaren Feinde gerufen haben, wie Graf Julian die Araber nach Spanien. Eine andere Sage, und vielleicht meint Polybius dieſe, ſagt, durch einen ſolchen Ungluͤcklichen waͤren ſie uͤber die Alpen ein- geladen worden, und er habe ſie durch den Reiz des
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hatten, als es vielmehr undenkbar iſt daß ſie in hundert
und ſiebzig Jahren nach dem Uebergang uͤber den Rhein,
in Gegenden wo keine feſte Staͤdte ihren Fortgang auf-
hielten, noch nicht ſo weit vorgedrungen waͤren.
Der galliſche Krieg und die Ein-
nahme Roms.
Faſt uͤber keinen Theil der roͤmiſchen Geſchichte
weichen die Sagen ſo widerſprechend ab, als uͤber die-
ſen galliſchen Krieg. Denn die urſpruͤngliche Wahrheit
hat ſich nur in ſchwachen Umriſſen erhalten: dagegen
hat gefliſſentliche Verfaͤlſchung ein glaͤnzend ausgemahl-
tes Bild aufgeſtellt, welches jener gewaltſam unterge-
ſchoben iſt: als ob der Schutt der Stadt und das un-
austilgbare Andenken der Niederlage nicht jedes Ver-
ſuchs ſpottete, die Schmach auf dem Papier wegzudich-
ten. Ich werde aber dennoch was nicht durchaus thoͤ-
richt iſt zuſammenſtellen; die Reſte alter Dichtung be-
wahren; vieles muß, weil es hiſtoriſche Farbe angenom-
men hat, als hiſtoriſch behandelt werden, obwohl es
ohne das Alter des Glaubens als auffallende Erdichtung
ſchnell und ganz verworfen werden muͤßte.
Vor Cluſium ſoll der Vormund eines Lucumo, un-
verſoͤhnlich von ihm durch die Verfuͤhrung ſeines Wei-
bes gekraͤnkt, die furchtbaren Feinde gerufen haben, wie
Graf Julian die Araber nach Spanien. Eine andere
Sage, und vielleicht meint Polybius dieſe, ſagt, durch
einen ſolchen Ungluͤcklichen waͤren ſie uͤber die Alpen ein-
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/280>, abgerufen am 21.11.2024.
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