Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Der erste Theil deß Frewdenspiegels.

ben/ einer gegen den andern/ in wahrer Liebe so lieblich ange-
zündet vnd entbrandt/ daß vber diesem süssen Leben/ vber die-
ser Freuwde/ vnd vber dieser Wollust der himmlischen Liebe/
jhnen düncket tausend Jahre kaum ein einzieger Tag seyn?
2. Petr. 3.Denn auff diß Geheimnuß der himmlischen Freuwde sihet
der Apostel S. Petrus/ da er schreibt: Eines sey euch vnver-
halten jhr Lieben/ daß ein Tag für dem HErrn ist/ wie tau-
send Jahr/ vnd tausent Jahr/ wie ein Tag.

Von sechs Eygenschafften deß
ewigen Lebens.

Die heylige
Schrifft legt
dem ewigen Le-
bensechs Ey-
genschafften zu.

WEn solt nun nach einem solchen Leben nicht
hertzlich verlangen? Wem solt nicht lüsten davon zu
hören? Die Pforte zu diesem Geheimnuß/ ist durch
die Definition/ oder Beschreibung deß ewigen Lebens geöff-
net: Wer wolt jhm nicht weiter nachdencken? Jch wil zu meh-
rer Erklärung deß edlen trostreichen Artickels/ mit Frewden
fortfahren/ vnnd sechs Eygenschafften anzeigen/ welche der
1.
2.
3.
4.
5.
6.heylige Geist dem ewigen Leben zueignet vnnd zuschreibet.
Die erste heisset Liebe vnnd Gegen Liebe zwischen Gott vnnd
seinen Außerwehlten. Die ander ist die Ehre vnnd Herrlig-
keit solcher Liebe. Die dritte/ Gottes liebliche Jnhabitation/
oder Eynwohnung in seinen Außerwehlten. Die vierdte heis-
set Gott alles in allen. Die fünffte ereugnet sich in der Liebe
deß Nehesten. Die sechste bestehet in der vollkommenen Ei-
nigkeit vnd Verknüpffung durch das Band der Liebe.

Von der ersten Eygenschafft.

Die erste Ey-
genschafft ist
Liebe vnnd Ge-
genliebe zwi-
schen Gott vnd
seinen Außer-
wehlten.

LJebe vnd Gegenliebe in Gott vnd seinen Auß-
erwehlten heisset die erste Eygenschafft/ vnnd das erste
Gut deß ewigen Lebens/ vnd ist voll lebendiger Frew-

de/ voll

Der erſte Theil deß Frewdenſpiegels.

ben/ einer gegen den andern/ in wahrer Liebe ſo lieblich ange-
zündet vnd entbrandt/ daß vber dieſem ſüſſen Leben/ vber die-
ſer Freuwde/ vnd vber dieſer Wolluſt der himmliſchen Liebe/
jhnen düncket tauſend Jahre kaum ein einzieger Tag ſeyn?
2. Petr. 3.Denn auff diß Geheimnuß der himmliſchen Freuwde ſihet
der Apoſtel S. Petrus/ da er ſchreibt: Eines ſey euch vnver-
halten jhr Lieben/ daß ein Tag für dem HErrn iſt/ wie tau-
ſend Jahr/ vnd tauſent Jahr/ wie ein Tag.

Von ſechs Eygenſchafften deß
ewigen Lebens.

Die heylige
Schrifft legt
dem ewigen Le-
benſechs Ey-
genſchafften zu.

WEn ſolt nun nach einem ſolchen Leben nicht
hertzlich verlangen? Wem ſolt nicht lüſten davon zu
hören? Die Pforte zu dieſem Geheimnuß/ iſt durch
die Definition/ oder Beſchreibung deß ewigen Lebens geöff-
net: Wer wolt jhm nicht weiter nachdencken? Jch wil zu meh-
rer Erklärung deß edlen troſtreichen Artickels/ mit Frewden
fortfahren/ vnnd ſechs Eygenſchafften anzeigen/ welche der
1.
2.
3.
4.
5.
6.heylige Geiſt dem ewigen Leben zueignet vnnd zuſchreibet.
Die erſte heiſſet Liebe vnnd Gegen Liebe zwiſchen Gott vnnd
ſeinen Außerwehlten. Die ander iſt die Ehre vnnd Herrlig-
keit ſolcher Liebe. Die dritte/ Gottes liebliche Jnhabitation/
oder Eynwohnung in ſeinen Außerwehlten. Die vierdte heiſ-
ſet Gott alles in allen. Die fünffte ereugnet ſich in der Liebe
deß Neheſten. Die ſechſte beſtehet in der vollkommenen Ei-
nigkeit vnd Verknüpffung durch das Band der Liebe.

Von der erſten Eygenſchafft.

Die erſte Ey-
genſchafft iſt
Liebe vnnd Ge-
genliebe zwi-
ſchen Gott vnd
ſeinen Außer-
wehlten.

LJebe vnd Gegenliebe in Gott vnd ſeinen Auß-
erwehlten heiſſet die erſte Eygenſchafft/ vnnd das erſte
Gut deß ewigen Lebens/ vnd iſt voll lebendiger Frew-

de/ voll

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0042" n="24"/><fw place="top" type="header">Der er&#x017F;te Theil deß Frewden&#x017F;piegels.</fw><lb/>
ben/ einer gegen den andern/ in wahrer Liebe &#x017F;o lieblich ange-<lb/>
zündet vnd entbrandt/ daß vber die&#x017F;em &#x017F;ü&#x017F;&#x017F;en Leben/ vber die-<lb/>
&#x017F;er Freuwde/ vnd vber die&#x017F;er Wollu&#x017F;t der himmli&#x017F;chen Liebe/<lb/>
jhnen düncket tau&#x017F;end Jahre kaum ein einzieger Tag &#x017F;eyn?<lb/><note place="left">2. Petr. 3.</note>Denn auff diß Geheimnuß der himmli&#x017F;chen Freuwde &#x017F;ihet<lb/>
der Apo&#x017F;tel S. Petrus/ da er &#x017F;chreibt: Eines &#x017F;ey euch vnver-<lb/>
halten jhr Lieben/ daß ein Tag für dem HErrn i&#x017F;t/ wie tau-<lb/>
&#x017F;end Jahr/ vnd tau&#x017F;ent Jahr/ wie ein Tag.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Von &#x017F;echs Eygen&#x017F;chafften deß<lb/>
ewigen Lebens.</head><lb/>
            <note place="left">Die heylige<lb/>
Schrifft legt<lb/>
dem ewigen Le-<lb/>
ben&#x017F;echs Ey-<lb/>
gen&#x017F;chafften zu.</note>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>En &#x017F;olt nun nach einem &#x017F;olchen Leben nicht<lb/>
hertzlich verlangen? Wem &#x017F;olt nicht lü&#x017F;ten davon zu<lb/>
hören? Die Pforte zu die&#x017F;em Geheimnuß/ i&#x017F;t durch<lb/>
die Definition/ oder Be&#x017F;chreibung deß ewigen Lebens geöff-<lb/>
net: Wer wolt jhm nicht weiter nachdencken? Jch wil zu meh-<lb/>
rer Erklärung deß edlen tro&#x017F;treichen Artickels/ mit Frewden<lb/>
fortfahren/ vnnd &#x017F;echs Eygen&#x017F;chafften anzeigen/ welche der<lb/><note place="left">1.<lb/>
2.<lb/>
3.<lb/>
4.<lb/>
5.<lb/>
6.</note>heylige Gei&#x017F;t dem ewigen Leben zueignet vnnd zu&#x017F;chreibet.<lb/>
Die er&#x017F;te hei&#x017F;&#x017F;et Liebe vnnd Gegen Liebe zwi&#x017F;chen Gott vnnd<lb/>
&#x017F;einen Außerwehlten. Die ander i&#x017F;t die Ehre vnnd Herrlig-<lb/>
keit &#x017F;olcher Liebe. Die dritte/ Gottes liebliche Jnhabitation/<lb/>
oder Eynwohnung in &#x017F;einen Außerwehlten. Die vierdte hei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et Gott alles in allen. Die fünffte ereugnet &#x017F;ich in der Liebe<lb/>
deß Nehe&#x017F;ten. Die &#x017F;ech&#x017F;te be&#x017F;tehet in der vollkommenen Ei-<lb/>
nigkeit vnd Verknüpffung durch das Band der Liebe.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Von der er&#x017F;ten Eygen&#x017F;chafft.</head><lb/>
          <note place="left">Die er&#x017F;te Ey-<lb/>
gen&#x017F;chafft i&#x017F;t<lb/>
Liebe vnnd Ge-<lb/>
genliebe zwi-<lb/>
&#x017F;chen Gott vnd<lb/>
&#x017F;einen Außer-<lb/>
wehlten.</note>
          <p><hi rendition="#in">L</hi>Jebe vnd Gegenliebe in Gott vnd &#x017F;einen Auß-<lb/>
erwehlten hei&#x017F;&#x017F;et die er&#x017F;te Eygen&#x017F;chafft/ vnnd das er&#x017F;te<lb/>
Gut deß ewigen Lebens/ vnd i&#x017F;t voll lebendiger Frew-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">de/ voll</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[24/0042] Der erſte Theil deß Frewdenſpiegels. ben/ einer gegen den andern/ in wahrer Liebe ſo lieblich ange- zündet vnd entbrandt/ daß vber dieſem ſüſſen Leben/ vber die- ſer Freuwde/ vnd vber dieſer Wolluſt der himmliſchen Liebe/ jhnen düncket tauſend Jahre kaum ein einzieger Tag ſeyn? Denn auff diß Geheimnuß der himmliſchen Freuwde ſihet der Apoſtel S. Petrus/ da er ſchreibt: Eines ſey euch vnver- halten jhr Lieben/ daß ein Tag für dem HErrn iſt/ wie tau- ſend Jahr/ vnd tauſent Jahr/ wie ein Tag. 2. Petr. 3. Von ſechs Eygenſchafften deß ewigen Lebens. WEn ſolt nun nach einem ſolchen Leben nicht hertzlich verlangen? Wem ſolt nicht lüſten davon zu hören? Die Pforte zu dieſem Geheimnuß/ iſt durch die Definition/ oder Beſchreibung deß ewigen Lebens geöff- net: Wer wolt jhm nicht weiter nachdencken? Jch wil zu meh- rer Erklärung deß edlen troſtreichen Artickels/ mit Frewden fortfahren/ vnnd ſechs Eygenſchafften anzeigen/ welche der heylige Geiſt dem ewigen Leben zueignet vnnd zuſchreibet. Die erſte heiſſet Liebe vnnd Gegen Liebe zwiſchen Gott vnnd ſeinen Außerwehlten. Die ander iſt die Ehre vnnd Herrlig- keit ſolcher Liebe. Die dritte/ Gottes liebliche Jnhabitation/ oder Eynwohnung in ſeinen Außerwehlten. Die vierdte heiſ- ſet Gott alles in allen. Die fünffte ereugnet ſich in der Liebe deß Neheſten. Die ſechſte beſtehet in der vollkommenen Ei- nigkeit vnd Verknüpffung durch das Band der Liebe. 1. 2. 3. 4. 5. 6. Von der erſten Eygenſchafft. LJebe vnd Gegenliebe in Gott vnd ſeinen Auß- erwehlten heiſſet die erſte Eygenſchafft/ vnnd das erſte Gut deß ewigen Lebens/ vnd iſt voll lebendiger Frew- de/ voll

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): NoC-NC 1.0
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/42
Zitationshilfe:	Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/42>, abgerufen am 22.12.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.