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Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.

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Der Ander Theil deß Frewden Spiegels.
deß Euangelij fasset/ vnd im Euangelio den Baum deß Le-Die nemmende
Handt ist vnser
Glaube.

bens mit allen seinen Wurtzelgütern/ Stammgütern vnnd
Fruchtgütern ergreifft/ daß sie vns appliciert vnd zugeeyg-
net werden. Vnd hie ist der Glaube (wenn er den Baum deß
Lebens fasset) auch selber wie ein fruchtbar Baum/ wann er
sihet vnd erkennet die grosse Liebe vnnd Leutseligkeit vnsers
Herrn Christi: Das kan er nicht verborgen halten/ son-
dern muß es rühmen vnd preysen das gantze Werck der Er-
lösung mit dem heylwertigen Schatz vnd theuwer erworbe-
nen Gütern/ da lobet er Christum seinen grossen Liebhaber/
vnd wolt jhn gern hertzlich wider lieben/ schreyet zu jm/ singet
jhm/ flehet jhm/ bekennet jm alles/ vnd spricht.

Ein inbrünstig Gebett/ darinn ein glaubiges Hertz
Christum lobet vnd anrüfft/ vnd die theuwer erwor-
benen Güter jhm mit Frewden appli-
ciert vnd zueygnet.

OJesu/ du mein Erlösung/ mein Liebe vnd mei-Augustinus in
Manuali. cap.

35.

nes Hertzen Wundsch/ ein wahrer Gott von Gott
geborn/ stehe mir deinem Diener bey: Dich ruff ich
an/ vnd mit grossem Geschrey ruff ich zu dir von gantzem
Hertzen: Jch ruffe dich zu meiner Seelen hineyn/ daß du
wöllest zu jhr eynkehren/ vnd sie dir zur Wohnung berei-
ten/ damit du sie ohne Runtzel/ vnd ohne Mackel besitzest.
Denn für dir gehöret eine reine Wohnung/ der du bist der
allerreineste Herr. Darvmb heylige mich dein Werck-
zeug/ das du geschaffen hast/ mach es rein von aller Boßheit/
erfülle es mit deiner Gnade/ vnd erhalt es in der Fülle/ daß
ich möge ein Tempel seyn/ wirdig deiner Eynwohnung/ hie
zeitlich vnd dort ewiglich.

Ey du allersüssester/ du allergütigster/ du aller angenem-Christum sollen
wir weit vber
alle Creaturen
loben vnd pretsen.

ster/ du allerwerhtester/ du allerlieblichster vnd du allerschö-

nester
F f

Der Ander Theil deß Frewden Spiegels.
deß Euangelij faſſet/ vnd im Euangelio den Baum deß Le-Die nemmende
Handt iſt vnſer
Glaube.

bens mit allen ſeinen Wurtzelgütern/ Stam̃gütern vnnd
Fruchtgütern ergreifft/ daß ſie vns appliciert vnd zugeeyg-
net werden. Vnd hie iſt der Glaube (wenn er den Baum deß
Lebens faſſet) auch ſelber wie ein fruchtbar Baum/ wann er
ſihet vnd erkennet die groſſe Liebe vnnd Leutſeligkeit vnſers
Herrn Chriſti: Das kan er nicht verborgen halten/ ſon-
dern muß es rühmen vnd preyſen das gantze Werck der Er-
löſung mit dem heylwertigen Schatz vnd theuwer erworbe-
nen Gütern/ da lobet er Chriſtum ſeinen groſſen Liebhaber/
vnd wolt jhn gern hertzlich wider lieben/ ſchreyet zu jm/ ſinget
jhm/ flehet jhm/ bekennet jm alles/ vnd ſpricht.

Ein inbrünſtig Gebett/ darinn ein glaubiges Hertz
Chriſtum lobet vnd anrüfft/ vnd die theuwer erwor-
benen Güter jhm mit Frewden appli-
ciert vnd zueygnet.

OJeſu/ du mein Erlöſung/ mein Liebe vnd mei-Auguſtinus in
Manuali. cap.

35.

nes Hertzen Wundſch/ ein wahrer Gott von Gott
geborn/ ſtehe mir deinem Diener bey: Dich ruff ich
an/ vnd mit groſſem Geſchrey ruff ich zu dir von gantzem
Hertzen: Jch ruffe dich zu meiner Seelen hineyn/ daß du
wölleſt zu jhr eynkehren/ vnd ſie dir zur Wohnung berei-
ten/ damit du ſie ohne Runtzel/ vnd ohne Mackel beſitzeſt.
Denn für dir gehöret eine reine Wohnung/ der du biſt der
allerreineſte Herr. Darvmb heylige mich dein Werck-
zeug/ das du geſchaffen haſt/ mach es rein von aller Boßheit/
erfülle es mit deiner Gnade/ vnd erhalt es in der Fülle/ daß
ich möge ein Tempel ſeyn/ wirdig deiner Eynwohnung/ hie
zeitlich vnd dort ewiglich.

Ey du allerſüſſeſter/ du allergütigſter/ du aller angenem-Chriſtum ſollen
wir weit vber
alle Creaturen
loben vñ pretſen.

ſter/ du allerwerhteſter/ du allerlieblichſter vnd du allerſchö-

neſter
F f
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[225/0243] Der Ander Theil deß Frewden Spiegels. deß Euangelij faſſet/ vnd im Euangelio den Baum deß Le- bens mit allen ſeinen Wurtzelgütern/ Stam̃gütern vnnd Fruchtgütern ergreifft/ daß ſie vns appliciert vnd zugeeyg- net werden. Vnd hie iſt der Glaube (wenn er den Baum deß Lebens faſſet) auch ſelber wie ein fruchtbar Baum/ wann er ſihet vnd erkennet die groſſe Liebe vnnd Leutſeligkeit vnſers Herrn Chriſti: Das kan er nicht verborgen halten/ ſon- dern muß es rühmen vnd preyſen das gantze Werck der Er- löſung mit dem heylwertigen Schatz vnd theuwer erworbe- nen Gütern/ da lobet er Chriſtum ſeinen groſſen Liebhaber/ vnd wolt jhn gern hertzlich wider lieben/ ſchreyet zu jm/ ſinget jhm/ flehet jhm/ bekennet jm alles/ vnd ſpricht. Die nemmende Handt iſt vnſer Glaube. Ein inbrünſtig Gebett/ darinn ein glaubiges Hertz Chriſtum lobet vnd anrüfft/ vnd die theuwer erwor- benen Güter jhm mit Frewden appli- ciert vnd zueygnet. OJeſu/ du mein Erlöſung/ mein Liebe vnd mei- nes Hertzen Wundſch/ ein wahrer Gott von Gott geborn/ ſtehe mir deinem Diener bey: Dich ruff ich an/ vnd mit groſſem Geſchrey ruff ich zu dir von gantzem Hertzen: Jch ruffe dich zu meiner Seelen hineyn/ daß du wölleſt zu jhr eynkehren/ vnd ſie dir zur Wohnung berei- ten/ damit du ſie ohne Runtzel/ vnd ohne Mackel beſitzeſt. Denn für dir gehöret eine reine Wohnung/ der du biſt der allerreineſte Herr. Darvmb heylige mich dein Werck- zeug/ das du geſchaffen haſt/ mach es rein von aller Boßheit/ erfülle es mit deiner Gnade/ vnd erhalt es in der Fülle/ daß ich möge ein Tempel ſeyn/ wirdig deiner Eynwohnung/ hie zeitlich vnd dort ewiglich. Auguſtinus in Manuali. cap. 35. Ey du allerſüſſeſter/ du allergütigſter/ du aller angenem- ſter/ du allerwerhteſter/ du allerlieblichſter vnd du allerſchö- neſter Chriſtum ſollen wir weit vber alle Creaturen loben vñ pretſen. F f

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Zitationshilfe: Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/243>, abgerufen am 17.11.2024.