Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite
Poetisch-und Musikalisches Lust-
1
HAt sich nun dein Rad gedrehet/
Du o mehr als falsches Glükk?
Hat dein Westwind außgewehet/
Ubest du nun deine Tükk?
bläsestu nun aus dem Norden/
Und bist meine Feindin worden:
Hat sich deine Heucheley/
Nun verkehrt in Tyranney?
2
Kurtz saß ich auff deinem Wagen/
Auf dem Goldgleichgläsern Thron'/
Jch war von dir ümgetragen/
Als wer' ich dein liebster Sohn.
Jeder schätzte mich für selig/
Biß ich Nun von dir allmählich
Eh' ichs dacht in meinem Sinn'/
Hoch herab gestürtzetbin.
3
Doch es ist ja deine Weise/
Du bletbst nirgends fest bestehn/
Fassestu heut' eine Reise
Und wilst hin in Oosten gehn
Morgen sieht man dich im Westen.
Wenn man meint man steh' am besten/
und man sey dein liebster Freund
So bistu der ärgste Feind.
4
Polikrat der Samianer
Weiß von dir du falsches Glükk/
und auch der Syrakusaner
Dioniß kennt deine Tükk
Bel-
Poetiſch-und Muſikaliſches Luſt-
1
HAt ſich nun dein Rad gedrehet/
Du ô mehr als falſches Gluͤkk?
Hat dein Weſtwind außgewehet/
Ubeſt du nun deine Tuͤkk?
blaͤſeſtu nun aus dem Norden/
Und biſt meine Feindin worden:
Hat ſich deine Heucheley/
Nun verkehrt in Tyranney?
2
Kurtz ſaß ich auff deinem Wagen/
Auf dem Goldgleichglaͤſern Thron’/
Jch war von dir uͤmgetragen/
Als wer’ ich dein liebſter Sohn.
Jeder ſchaͤtzte mich fuͤr ſelig/
Biß ich Nun von dir allmaͤhlich
Eh’ ichs dacht in meinem Sinn’/
Hoch herab geſtuͤrtzetbin.
3
Doch es iſt ja deine Weiſe/
Du bletbſt nirgends feſt beſtehn/
Faſſeſtu heut’ eine Reiſe
Und wilſt hin in Ooſten gehn
Morgen ſieht man dich im Weſten.
Wenn man meint man ſteh’ am beſten/
und man ſey dein liebſter Freund
So biſtu der aͤrgſte Feind.
4
Polikrat der Samianer
Weiß von dir du falſches Gluͤkk/
und auch der Syrakuſaner
Dioniß kennt deine Tuͤkk
Bel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0080" n="54"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Poeti&#x017F;ch-und Mu&#x017F;ikali&#x017F;ches Lu&#x017F;t-</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <lg type="poem">
                <lg n="1">
                  <head>1</head><lb/>
                  <l> <hi rendition="#in">H</hi> <hi rendition="#fr">At &#x017F;ich nun dein Rad gedrehet/</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Du</hi> <hi rendition="#aq">ô</hi> <hi rendition="#fr">mehr als fal&#x017F;ches Glu&#x0364;kk?</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Hat dein We&#x017F;twind außgewehet/</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">U</hi> </hi> <hi rendition="#fr">be&#x017F;t du nun deine Tu&#x0364;kk?</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">bla&#x0364;&#x017F;e&#x017F;tu nun aus dem Norden/</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">U</hi> </hi> <hi rendition="#fr">nd bi&#x017F;t meine Feindin worden:</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Hat &#x017F;ich deine Heucheley/</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Nun verkehrt in Tyranney?</hi> </l>
                </lg><lb/>
                <lg n="2">
                  <head>2</head><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Kurtz &#x017F;aß ich auff deinem Wagen/</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Auf dem Goldgleichgla&#x0364;&#x017F;ern Thron&#x2019;/</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Jch war von dir u&#x0364;mgetragen/</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Als wer&#x2019; ich dein lieb&#x017F;ter Sohn.</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Jeder &#x017F;cha&#x0364;tzte mich fu&#x0364;r &#x017F;elig/</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Biß ich Nun von dir allma&#x0364;hlich</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Eh&#x2019; ichs dacht in meinem Sinn&#x2019;/</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Hoch herab ge&#x017F;tu&#x0364;rtzetbin.</hi> </l>
                </lg><lb/>
                <lg n="3">
                  <head>3</head><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Doch es i&#x017F;t ja deine Wei&#x017F;e/</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Du bletb&#x017F;t nirgends fe&#x017F;t be&#x017F;tehn/</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Fa&#x017F;&#x017F;e&#x017F;tu heut&#x2019; eine Rei&#x017F;e</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">U</hi> </hi> <hi rendition="#fr">nd wil&#x017F;t hin in Oo&#x017F;ten gehn</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Morgen &#x017F;ieht man dich im We&#x017F;ten.</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Wenn man meint man &#x017F;teh&#x2019; am be&#x017F;ten/</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">und man &#x017F;ey dein lieb&#x017F;ter Freund</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">So bi&#x017F;tu der a&#x0364;rg&#x017F;te Feind.</hi> </l>
                </lg><lb/>
                <lg n="4">
                  <head>4</head><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Polikrat der Samianer</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Weiß von dir du fal&#x017F;ches Glu&#x0364;kk/</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">und auch der Syraku&#x017F;aner</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Dioniß kennt deine Tu&#x0364;kk</hi> </l><lb/>
                  <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Bel-</hi> </fw><lb/>
                </lg>
              </lg>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0080] Poetiſch-und Muſikaliſches Luſt- 1 HAt ſich nun dein Rad gedrehet/ Du ô mehr als falſches Gluͤkk? Hat dein Weſtwind außgewehet/ Ubeſt du nun deine Tuͤkk? blaͤſeſtu nun aus dem Norden/ Und biſt meine Feindin worden: Hat ſich deine Heucheley/ Nun verkehrt in Tyranney? 2 Kurtz ſaß ich auff deinem Wagen/ Auf dem Goldgleichglaͤſern Thron’/ Jch war von dir uͤmgetragen/ Als wer’ ich dein liebſter Sohn. Jeder ſchaͤtzte mich fuͤr ſelig/ Biß ich Nun von dir allmaͤhlich Eh’ ichs dacht in meinem Sinn’/ Hoch herab geſtuͤrtzetbin. 3 Doch es iſt ja deine Weiſe/ Du bletbſt nirgends feſt beſtehn/ Faſſeſtu heut’ eine Reiſe Und wilſt hin in Ooſten gehn Morgen ſieht man dich im Weſten. Wenn man meint man ſteh’ am beſten/ und man ſey dein liebſter Freund So biſtu der aͤrgſte Feind. 4 Polikrat der Samianer Weiß von dir du falſches Gluͤkk/ und auch der Syrakuſaner Dioniß kennt deine Tuͤkk Bel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/80
Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/80>, abgerufen am 21.12.2024.