Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.Poetisch- und Musikalisches Lust- Trauerverse Auf das Begräbnüß der hochädelgebohr- nen Frauen Katharinen von Kreutzin/ Des hochädlen Herrn Dietrichs vo[n] Leßgewangs Jhr. Königl. Maj. zu Poh[l.] und Schwed. Majors Gemah- lin. ACh heisses Hertzeleid/ was soll ich erstlich sagen/ Sol ich/ hochädler Herr erst trösten oder klagen Jn eurem Trauerstand? ach weh der grossen Noht! Die euch wird angethan durch eurer Liebsten Tod. Jch sehe leider wol daß nun auf allen Seiten Die bleiche Todesangst mang euch beginnt zustreiten; Hier weint man bitterlich/ dort steht ein ädler Sinn Und sinket fast für weh/ in tieffer Ohnmacht hin. Nun schweigt ein wenig still ihr ädlen Römerinnen; Schweig tapffer Piso schweig/ gib deinen müden Sinnen/ Ein wenig Rast und Ruh/ daß durch des Todes List Dein' ädle Tullia von dir gerissen ist Jn schwerer Kindesnoht; hemm deiner Augenflüsse Du ädler Römerheld Pompejus/ laß die Güsse/ Der herben Thränen nach/ daß deine Julia So auch gestorben ist; und du Calligula Du Bluthund hör nur auff Candillen zu bejammern/ Der du nun sitzest dort in deinen Mörderkammern/ Die überall besprützt mit armer Christenblut Und netzest ihren Tod mit einer Thränenflut. So recht! du hasts verdient. Jhr andern schweiget stille/ Jhr seit auch wer ihr seit/ die auch des Himmels Wille Durch gleichen Fall betrübt. Seht ihr Betrübten seht/ Der ädle Lesgewang der ietzo vor uns steht/ Wie der/ fast nicht sein selbst/ die schwachen Hände winde Und klaget jämmerlich/ schaut wie sich häuffig findet B[ey]
Poetiſch- und Muſikaliſches Luſt- Trauerverſe Auf das Begraͤbnuͤß der hochaͤdelgebohr- nen Frauen Katharinen von Kreutzin/ Des hochaͤdlen Herrn Dietrichs vo[n] Leßgewangs Jhr. Koͤnigl. Maj. zu Poh[l.] und Schwed. Majors Gemah- lin. ACh heiſſes Hertzeleid/ was ſoll ich erſtlich ſagen/ Sol ich/ hochaͤdler Herr erſt troͤſten oder klagen Jn eurem Trauerſtand? ach weh der groſſen Noht! Die euch wird angethan durch eurer Liebſten Tod. Jch ſehe leider wol daß nun auf allen Seiten Die bleiche Todesangſt mang euch beginnt zuſtreiten; Hier weint man bitterlich/ dort ſteht ein aͤdler Sinn Und ſinket faſt fuͤr weh/ in tieffer Ohnmacht hin. Nun ſchweigt ein wenig ſtill ihr aͤdlen Roͤmerinnen; Schweig tapffer Piſo ſchweig/ gib deinen muͤden Sinnen/ Ein wenig Raſt und Ruh/ daß durch des Todes Liſt Dein’ aͤdle Tullia von dir geriſſen iſt Jn ſchwerer Kindesnoht; hemm deiner Augenfluͤſſe Du aͤdler Roͤmerheld Pompejus/ laß die Guͤſſe/ Der herben Thraͤnen nach/ daß deine Julia So auch geſtorben iſt; und du Calligula Du Bluthund hoͤr nur auff Candillen zu bejammern/ Der du nun ſitzeſt dort in deinen Moͤrderkammern/ Die uͤberall beſpruͤtzt mit armer Chriſtenblut Und netzeſt ihren Tod mit einer Thraͤnenflut. So recht! du haſts verdient. Jhr andern ſchweiget ſtille/ Jhr ſeit auch wer ihr ſeit/ die auch des Himmels Wille Durch gleichen Fall betruͤbt. Seht ihr Betruͤbten ſeht/ Der aͤdle Leſgewang der ietzo vor uns ſteht/ Wie der/ faſt nicht ſein ſelbſt/ die ſchwachen Haͤnde winde Und klaget jaͤmmerlich/ ſchaut wie ſich haͤuffig findet B[ey]
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0224" n="188[198]"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Poetiſch- und Muſikaliſches Luſt-</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b">Trauerverſe</hi><lb/> Auf das Begraͤbnuͤß der hochaͤdelgebohr-<lb/> nen Frauen<lb/><hi rendition="#b">Katharinen von Kreutzin/</hi><lb/> Des hochaͤdlen Herrn Dietrichs vo<supplied>n</supplied><lb/> Leßgewangs Jhr. Koͤnigl. Maj. zu Poh<supplied>l.</supplied><lb/> und Schwed. Majors Gemah-<lb/> lin.</head><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">A</hi>Ch heiſſes Hertzeleid/ was ſoll ich erſtlich ſagen/</l><lb/> <l>Sol ich/ hochaͤdler Herr erſt troͤſten oder klagen</l><lb/> <l>Jn eurem Trauerſtand? ach weh der groſſen Noht!</l><lb/> <l>Die euch wird angethan durch eurer Liebſten Tod.</l><lb/> <l>Jch ſehe leider wol daß nun auf allen Seiten</l><lb/> <l>Die bleiche Todesangſt mang euch beginnt zuſtreiten;</l><lb/> <l>Hier weint man bitterlich/ dort ſteht ein aͤdler Sinn</l><lb/> <l>Und ſinket faſt fuͤr weh/ in tieffer Ohnmacht hin.</l><lb/> <l>Nun ſchweigt ein wenig ſtill ihr aͤdlen Roͤmerinnen;</l><lb/> <l>Schweig tapffer Piſo ſchweig/ gib deinen muͤden Sinnen/</l><lb/> <l>Ein wenig Raſt und Ruh/ daß durch des Todes Liſt</l><lb/> <l>Dein’ aͤdle Tullia von dir geriſſen iſt</l><lb/> <l>Jn ſchwerer Kindesnoht; hemm deiner Augenfluͤſſe</l><lb/> <l>Du aͤdler Roͤmerheld Pompejus/ laß die Guͤſſe/</l><lb/> <l>Der herben Thraͤnen nach/ daß deine Julia</l><lb/> <l>So auch geſtorben iſt; und du Calligula</l><lb/> <l>Du Bluthund hoͤr nur auff Candillen zu bejammern/</l><lb/> <l>Der du nun ſitzeſt dort in deinen Moͤrderkammern/</l><lb/> <l>Die uͤberall beſpruͤtzt mit armer Chriſtenblut</l><lb/> <l>Und netzeſt ihren Tod mit einer Thraͤnenflut.</l><lb/> <l>So recht! du haſts verdient. Jhr andern ſchweiget ſtille/</l><lb/> <l>Jhr ſeit auch wer ihr ſeit/ die auch des Himmels Wille</l><lb/> <l>Durch gleichen Fall betruͤbt. Seht ihr Betruͤbten ſeht/</l><lb/> <l>Der aͤdle Leſgewang der ietzo vor uns ſteht/</l><lb/> <l>Wie der/ faſt nicht ſein ſelbſt/ die ſchwachen Haͤnde winde</l><lb/> <l>Und klaget jaͤmmerlich/ ſchaut wie ſich haͤuffig findet</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">B<supplied>ey</supplied></fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [188[198]/0224]
Poetiſch- und Muſikaliſches Luſt-
Trauerverſe
Auf das Begraͤbnuͤß der hochaͤdelgebohr-
nen Frauen
Katharinen von Kreutzin/
Des hochaͤdlen Herrn Dietrichs von
Leßgewangs Jhr. Koͤnigl. Maj. zu Pohl.
und Schwed. Majors Gemah-
lin.
ACh heiſſes Hertzeleid/ was ſoll ich erſtlich ſagen/
Sol ich/ hochaͤdler Herr erſt troͤſten oder klagen
Jn eurem Trauerſtand? ach weh der groſſen Noht!
Die euch wird angethan durch eurer Liebſten Tod.
Jch ſehe leider wol daß nun auf allen Seiten
Die bleiche Todesangſt mang euch beginnt zuſtreiten;
Hier weint man bitterlich/ dort ſteht ein aͤdler Sinn
Und ſinket faſt fuͤr weh/ in tieffer Ohnmacht hin.
Nun ſchweigt ein wenig ſtill ihr aͤdlen Roͤmerinnen;
Schweig tapffer Piſo ſchweig/ gib deinen muͤden Sinnen/
Ein wenig Raſt und Ruh/ daß durch des Todes Liſt
Dein’ aͤdle Tullia von dir geriſſen iſt
Jn ſchwerer Kindesnoht; hemm deiner Augenfluͤſſe
Du aͤdler Roͤmerheld Pompejus/ laß die Guͤſſe/
Der herben Thraͤnen nach/ daß deine Julia
So auch geſtorben iſt; und du Calligula
Du Bluthund hoͤr nur auff Candillen zu bejammern/
Der du nun ſitzeſt dort in deinen Moͤrderkammern/
Die uͤberall beſpruͤtzt mit armer Chriſtenblut
Und netzeſt ihren Tod mit einer Thraͤnenflut.
So recht! du haſts verdient. Jhr andern ſchweiget ſtille/
Jhr ſeit auch wer ihr ſeit/ die auch des Himmels Wille
Durch gleichen Fall betruͤbt. Seht ihr Betruͤbten ſeht/
Der aͤdle Leſgewang der ietzo vor uns ſteht/
Wie der/ faſt nicht ſein ſelbſt/ die ſchwachen Haͤnde winde
Und klaget jaͤmmerlich/ ſchaut wie ſich haͤuffig findet
Bey
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |