Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.wäldchens andere Abtheilung. Daneben der Keuschheit hochrühmliches Schertzen/Sie lohnen dir wieder des Momus sein gönnen. Und S Y L V J V S bleibet in Warheit zu nennen: Dein treuester S. Saß. VErreden tauget nichts. Jch hett' es lassen bleiben Mein kleines Dichterwerk/ und schlechtes Verse- schreibeu/ Ja auch fast gar verre dt. Und das/ weil dieser Zeit/ Wenn ein auffrichtigs Hertz vol teutscher Redligkeit/ Ein gut gemeinter Sinn/ bißweilen etwas setzet/ Obs gleich auch lobens wehrt/ vor nichtes wird geschetzet Auß lautrem Haß und Neid; weil/ sag' ich/ mancher Mann Der sonst die ädle Kunst befördern sol und kan/ So falschpolitisch ist/ daß dessen Wörter fliessen Gleich einem Nektarstrohm'/ in dem er zu versüssen Und zu verzukkern weiß/ die bittre Hertzensgall Vom Pluto selbst ererbt. Ein solcher bringt zu Fall' Offt den/ ders nicht gemeint; das sind noch gute Schwenke! Bildt er ihm gröblich ein/ und außgeübte Renke/ Damit et manchem hat ein Badchen zugericht. Oho man merkt es wol! man ist so alber nicht Wie man es wol gedänkt/ man ist auch etwas witzig Vor solcher Heucheley/ ob schon nicht allzu spitzig. Dieß wer' allein genug/ daß mancher würd' erregt/ Daß er von dieser Kunst die Feder nieder legt' Und ltesse davon ab. Doch Nein. Laß Scylla bellen; Laß stürmen Eolus; Neptun ergieß die Wellen Jn deinem Hellespont/ bald tief bald Wolken auff/ Der ädle Kafareus gibt doch nicht So viel drauf; Er wird wol etwas naß/ doch nichtes nicht beweget Durch deine Wüterey/ wenn sich dein Grimm geleget/ Dann steht er wie ein Held/ so prächtig wie zuvor/ Und hebt sein tapfres Heupt trotz deinem Grimm' empor; So ist es auch bewandt mit solchen ädlen Sinnen/ Die schon erhoben sind/ biß an Olympus Zinnen. Und G v
waͤldchens andere Abtheilung. Daneben der Keuſchheit hochruͤhmliches Schertzen/Sie lohnen dir wieder des Momus ſein goͤnnen. Und S Y L V J V S bleibet in Warheit zu nennen: Dein treueſter S. Saß. VErreden tauget nichts. Jch hett’ es laſſen bleiben Mein kleines Dichterwerk/ und ſchlechtes Verſe- ſchreibeu/ Ja auch faſt gar verre dt. Und das/ weil dieſer Zeit/ Wenn ein auffrichtigs Hertz vol teutſcher Redligkeit/ Ein gut gemeinter Sinn/ bißweilen etwas ſetzet/ Obs gleich auch lobens wehrt/ vor nichtes wird geſchetzet Auß lautrem Haß und Neid; weil/ ſag’ ich/ mancher Mañ Der ſonſt die aͤdle Kunſt befoͤrdern ſol und kan/ So falſchpolitiſch iſt/ daß deſſen Woͤrter flieſſen Gleich einem Nektarſtrohm’/ in dem er zu verſuͤſſen Und zu verzukkern weiß/ die bittre Hertzensgall Vom Pluto ſelbſt ererbt. Ein ſolcher bringt zu Fall’ Offt den/ ders nicht gemeint; das ſind noch gute Schwenke! Bildt er ihm groͤblich ein/ und außgeuͤbte Renke/ Damit et manchem hat ein Badchen zugericht. Oho man merkt es wol! man iſt ſo alber nicht Wie man es wol gedaͤnkt/ man iſt auch etwas witzig Vor ſolcher Heucheley/ ob ſchon nicht allzu ſpitzig. Dieß wer’ allein genug/ daß mancher wuͤrd’ erregt/ Daß er von dieſer Kunſt die Feder nieder legt’ Und lteſſe davon ab. Doch Nein. Laß Scylla bellen; Laß ſtuͤrmen Eolus; Neptun ergieß die Wellen Jn deinem Helleſpont/ bald tief bald Wolken auff/ Der aͤdle Kafareus gibt doch nicht So viel drauf; Er wird wol etwas naß/ doch nichtes nicht beweget Durch deine Wuͤterey/ wenn ſich dein Grimm geleget/ Dann ſteht er wie ein Held/ ſo praͤchtig wie zuvor/ Und hebt ſein tapfres Heupt trotz deinem Grimm’ empor; So iſt es auch bewandt mit ſolchen aͤdlen Sinnen/ Die ſchon erhoben ſind/ biß an Olympus Zinnen. Und G v
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waͤldchens andere Abtheilung.
Daneben der Keuſchheit hochruͤhmliches Schertzen/
Sie lohnen dir wieder des Momus ſein goͤnnen.
Und S Y L V J V S bleibet in Warheit zu nennen:
Dein treueſter S. Saß.
VErreden tauget nichts. Jch hett’ es laſſen bleiben
Mein kleines Dichterwerk/ und ſchlechtes Verſe-
ſchreibeu/
Ja auch faſt gar verre dt. Und das/ weil dieſer Zeit/
Wenn ein auffrichtigs Hertz vol teutſcher Redligkeit/
Ein gut gemeinter Sinn/ bißweilen etwas ſetzet/
Obs gleich auch lobens wehrt/ vor nichtes wird geſchetzet
Auß lautrem Haß und Neid; weil/ ſag’ ich/ mancher Mañ
Der ſonſt die aͤdle Kunſt befoͤrdern ſol und kan/
So falſchpolitiſch iſt/ daß deſſen Woͤrter flieſſen
Gleich einem Nektarſtrohm’/ in dem er zu verſuͤſſen
Und zu verzukkern weiß/ die bittre Hertzensgall
Vom Pluto ſelbſt ererbt. Ein ſolcher bringt zu Fall’
Offt den/ ders nicht gemeint; das ſind noch gute Schwenke!
Bildt er ihm groͤblich ein/ und außgeuͤbte Renke/
Damit et manchem hat ein Badchen zugericht.
Oho man merkt es wol! man iſt ſo alber nicht
Wie man es wol gedaͤnkt/ man iſt auch etwas witzig
Vor ſolcher Heucheley/ ob ſchon nicht allzu ſpitzig.
Dieß wer’ allein genug/ daß mancher wuͤrd’ erregt/
Daß er von dieſer Kunſt die Feder nieder legt’
Und lteſſe davon ab. Doch Nein. Laß Scylla bellen;
Laß ſtuͤrmen Eolus; Neptun ergieß die Wellen
Jn deinem Helleſpont/ bald tief bald Wolken auff/
Der aͤdle Kafareus gibt doch nicht So viel drauf;
Er wird wol etwas naß/ doch nichtes nicht beweget
Durch deine Wuͤterey/ wenn ſich dein Grimm geleget/
Dann ſteht er wie ein Held/ ſo praͤchtig wie zuvor/
Und hebt ſein tapfres Heupt trotz deinem Grimm’
empor;
So iſt es auch bewandt mit ſolchen aͤdlen Sinnen/
Die ſchon erhoben ſind/ biß an Olympus Zinnen.
Und
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Zitationshilfe: | Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/167>, abgerufen am 22.07.2024. |