Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

Bild:
<< vorherige Seite
Viertes Buch. Cap. XI.
Elfftes Capitul.
Von der Form zu
procedieren in Peynlichen
und Criminal-Sachen.
Von der
Form zu
procedie-
ren in Cri-
minal-

Sachen.

JN Peynlichen und Criminal-Sachen procediert
man auf zweyerley weis/ durch eine ordenliche An-
klag/ oder durch Mittel der Inquisition oder Nach-
forschung.

Wann es auf die erstere weis namlich durch eine or-
Wann ein
Ankläger.
denliche Anklag geschicht/ so gibt die Käyserliche Halßgr.
Ordnung darüber folgende Anleitung.

Wann ein Kläger die Oberkeit oder Richter anrufft/
jemand zu peinlichem Rechten in Gefängnuß zu legen/ so
soll derselbig Ankläger die Ubelthat mit redlichem Argwohn
und Verdacht/ die Peinliche Straff auf ihm tragen/ zu-
vorderst ansagen/ unangesehen ob der Ankläger den An-
geklagten auf sein Recht gefänglich einzulegen/ oder sich
bey dem Beklagten zu setzen begehren und erbiethen wurde:
Und so der Ankläger solchen Verdacht und Argwohn an-
zeigt/ soll der Angeklagte ins Gefängnüß gelegt/ und deß
Klägers Angeben eigentlich aufgeschrieben werden: Dar-
bey sonderlich zu mercken/ daß die Gefängnussen zu Behal-
tung/ und nicht zu schwärer Gefahrlicher Peynigung der
Gefangenen sollen gemacht und zugerichtet seyn: Und wann
der Gefangenen mehr dann einer ist/ soll man sie/ so viel
gefänglicher Behaltnuß halb seyn mag/ von einanderen
theilen/ damit sie sich unwahrhafftiger Sage nach mit ein-
anderen nicht vereinigen/ oder wie sie ihre That beschönen
wollen/ underreden mögen. Halß-Grichts-Ordnung. 11.
Gsatz.

So
Viertes Buch. Cap. XI.
Elfftes Capitul.
Von der Form zu
procedieren in Peynlichen
und Criminal-Sachen.
Von der
Form zu
procedie-
ren in Cri-
minal-

Sachen.

JN Peynlichen und Criminal-Sachen procediert
man auf zweyerley weis/ durch eine ordenliche An-
klag/ oder durch Mittel der Inquiſition oder Nach-
forſchung.

Wann es auf die erſtere weis namlich durch eine or-
Wann ein
Anklaͤger.
denliche Anklag geſchicht/ ſo gibt die Kaͤyſerliche Halßgr.
Ordnung daruͤber folgende Anleitung.

Wann ein Klaͤger die Oberkeit oder Richter anrufft/
jemand zu peinlichem Rechten in Gefaͤngnuß zu legen/ ſo
ſoll derſelbig Anklaͤger die Ubelthat mit redlichem Argwohn
und Verdacht/ die Peinliche Straff auf ihm tragen/ zu-
vorderſt anſagen/ unangeſehen ob der Anklaͤger den An-
geklagten auf ſein Recht gefaͤnglich einzulegen/ oder ſich
bey dem Beklagten zu ſetzen begehren und erbiethen wurde:
Und ſo der Anklaͤger ſolchen Verdacht und Argwohn an-
zeigt/ ſoll der Angeklagte ins Gefaͤngnuͤß gelegt/ und deß
Klaͤgers Angeben eigentlich aufgeſchrieben werden: Dar-
bey ſonderlich zu mercken/ daß die Gefaͤngnuſſen zu Behal-
tung/ und nicht zu ſchwaͤrer Gefahrlicher Peynigung der
Gefangenen ſollen gemacht und zugerichtet ſeyn: Und wann
der Gefangenen mehr dann einer iſt/ ſoll man ſie/ ſo viel
gefaͤnglicher Behaltnuß halb ſeyn mag/ von einanderen
theilen/ damit ſie ſich unwahrhafftiger Sage nach mit ein-
anderen nicht vereinigen/ oder wie ſie ihre That beſchoͤnen
wollen/ underꝛeden moͤgen. Halß-Grichts-Ordnung. 11.
Gſatz.

So
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0230" n="214"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Viertes Buch. Cap. <hi rendition="#aq">XI.</hi></hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b">Elfftes Capitul.<lb/>
Von der Form zu</hi><hi rendition="#aq">procedi</hi><hi rendition="#b">eren in Peynlichen</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">Criminal</hi>-Sachen.</head><lb/>
          <note place="left">Von der<lb/>
Form zu<lb/><hi rendition="#aq">procedie-</hi><lb/>
ren in <hi rendition="#aq">Cri-<lb/>
minal-</hi><lb/>
Sachen.</note>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>N Peynlichen und <hi rendition="#aq">Criminal-</hi>Sachen <hi rendition="#aq">procedi</hi>ert<lb/>
man auf zweyerley weis/ durch eine ordenliche An-<lb/>
klag/ oder durch Mittel der <hi rendition="#aq">Inqui&#x017F;ition</hi> oder Nach-<lb/>
for&#x017F;chung.</p><lb/>
          <p>Wann es auf die er&#x017F;tere weis namlich durch eine or-<lb/><note place="left">Wann ein<lb/>
Ankla&#x0364;ger.</note>denliche Anklag ge&#x017F;chicht/ &#x017F;o gibt die Ka&#x0364;y&#x017F;erliche Halßgr.<lb/>
Ordnung daru&#x0364;ber folgende Anleitung.</p><lb/>
          <p>Wann ein Kla&#x0364;ger die Oberkeit oder Richter anrufft/<lb/>
jemand zu peinlichem Rechten in Gefa&#x0364;ngnuß zu legen/ &#x017F;o<lb/>
&#x017F;oll der&#x017F;elbig Ankla&#x0364;ger die Ubelthat mit redlichem Argwohn<lb/>
und Verdacht/ die Peinliche Straff auf ihm tragen/ zu-<lb/>
vorder&#x017F;t an&#x017F;agen/ unange&#x017F;ehen ob der Ankla&#x0364;ger den An-<lb/>
geklagten auf &#x017F;ein Recht gefa&#x0364;nglich einzulegen/ oder &#x017F;ich<lb/>
bey dem Beklagten zu &#x017F;etzen begehren und erbiethen wurde:<lb/>
Und &#x017F;o der Ankla&#x0364;ger &#x017F;olchen Verdacht und Argwohn an-<lb/>
zeigt/ &#x017F;oll der Angeklagte ins Gefa&#x0364;ngnu&#x0364;ß gelegt/ und deß<lb/>
Kla&#x0364;gers Angeben eigentlich aufge&#x017F;chrieben werden: Dar-<lb/>
bey &#x017F;onderlich zu mercken/ daß die Gefa&#x0364;ngnu&#x017F;&#x017F;en zu Behal-<lb/>
tung/ und nicht zu &#x017F;chwa&#x0364;rer Gefahrlicher Peynigung der<lb/>
Gefangenen &#x017F;ollen gemacht und zugerichtet &#x017F;eyn: Und wann<lb/>
der Gefangenen mehr dann einer i&#x017F;t/ &#x017F;oll man &#x017F;ie/ &#x017F;o viel<lb/>
gefa&#x0364;nglicher Behaltnuß halb &#x017F;eyn mag/ von einanderen<lb/>
theilen/ damit &#x017F;ie &#x017F;ich unwahrhafftiger Sage nach mit ein-<lb/>
anderen nicht vereinigen/ oder wie &#x017F;ie ihre That be&#x017F;cho&#x0364;nen<lb/>
wollen/ under&#xA75B;eden mo&#x0364;gen. Halß-Grichts-Ordnung. 11.<lb/>
G&#x017F;atz.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0230] Viertes Buch. Cap. XI. Elfftes Capitul. Von der Form zu procedieren in Peynlichen und Criminal-Sachen. JN Peynlichen und Criminal-Sachen procediert man auf zweyerley weis/ durch eine ordenliche An- klag/ oder durch Mittel der Inquiſition oder Nach- forſchung. Wann es auf die erſtere weis namlich durch eine or- denliche Anklag geſchicht/ ſo gibt die Kaͤyſerliche Halßgr. Ordnung daruͤber folgende Anleitung. Wann ein Anklaͤger. Wann ein Klaͤger die Oberkeit oder Richter anrufft/ jemand zu peinlichem Rechten in Gefaͤngnuß zu legen/ ſo ſoll derſelbig Anklaͤger die Ubelthat mit redlichem Argwohn und Verdacht/ die Peinliche Straff auf ihm tragen/ zu- vorderſt anſagen/ unangeſehen ob der Anklaͤger den An- geklagten auf ſein Recht gefaͤnglich einzulegen/ oder ſich bey dem Beklagten zu ſetzen begehren und erbiethen wurde: Und ſo der Anklaͤger ſolchen Verdacht und Argwohn an- zeigt/ ſoll der Angeklagte ins Gefaͤngnuͤß gelegt/ und deß Klaͤgers Angeben eigentlich aufgeſchrieben werden: Dar- bey ſonderlich zu mercken/ daß die Gefaͤngnuſſen zu Behal- tung/ und nicht zu ſchwaͤrer Gefahrlicher Peynigung der Gefangenen ſollen gemacht und zugerichtet ſeyn: Und wann der Gefangenen mehr dann einer iſt/ ſoll man ſie/ ſo viel gefaͤnglicher Behaltnuß halb ſeyn mag/ von einanderen theilen/ damit ſie ſich unwahrhafftiger Sage nach mit ein- anderen nicht vereinigen/ oder wie ſie ihre That beſchoͤnen wollen/ underꝛeden moͤgen. Halß-Grichts-Ordnung. 11. Gſatz. So

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/230
Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/230>, abgerufen am 21.11.2024.