Hebt an mit dem zweyten und letzten Wort des Verfassers an die Leser.
'S ist was närrisches mit dem in Weg treten, wenn einer geruhig seiner Straßen ziehen will. Als ich im Begriff war mein Bündlein Manustript in die Druckerey zu bringen, lief mir einer von den Ungestümen nach, die immer ihre Nasen in andrer Leute Töpfe stecken, und zusehn wollen was sie gekocht haben, rief mich an, und ließ nicht von mir ab, bis ich ihm zur Rede stund, und Bescheid gab von meinem Thun und Vorhaben. War mein Gevat- tersmann und guter Freund, Mag. Delgötz aus meinem Kirchsprengel, ein rechtlicher Mann, für den sich kein Käfer darf blicken lassen, ohne gespießt zu werden, auch Mit- glied der deutschen Gesellschaft zu Bernburg. Blättert mein Büchlein durch vom Anfang
bis
Phyſiognomiſch Tagebuch
Hebt an mit dem zweyten und letzten Wort des Verfaſſers an die Leſer.
’S iſt was naͤrriſches mit dem in Weg treten, wenn einer geruhig ſeiner Straßen ziehen will. Als ich im Begriff war mein Buͤndlein Manuſtript in die Druckerey zu bringen, lief mir einer von den Ungeſtuͤmen nach, die immer ihre Naſen in andrer Leute Toͤpfe ſtecken, und zuſehn wollen was ſie gekocht haben, rief mich an, und ließ nicht von mir ab, bis ich ihm zur Rede ſtund, und Beſcheid gab von meinem Thun und Vorhaben. War mein Gevat- tersmann und guter Freund, Mag. Delgoͤtz aus meinem Kirchſprengel, ein rechtlicher Mann, fuͤr den ſich kein Kaͤfer darf blicken laſſen, ohne geſpießt zu werden, auch Mit- glied der deutſchen Geſellſchaft zu Bernburg. Blaͤttert mein Buͤchlein durch vom Anfang
bis
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Phyſiognomiſch
Tagebuch
Hebt an mit dem zweyten und letzten
Wort des Verfaſſers an die Leſer.
’S iſt was naͤrriſches mit dem in Weg
treten, wenn einer geruhig ſeiner
Straßen ziehen will. Als ich im Begriff
war mein Buͤndlein Manuſtript in die
Druckerey zu bringen, lief mir einer von
den Ungeſtuͤmen nach, die immer ihre Naſen
in andrer Leute Toͤpfe ſtecken, und zuſehn
wollen was ſie gekocht haben, rief mich an,
und ließ nicht von mir ab, bis ich ihm zur
Rede ſtund, und Beſcheid gab von meinem
Thun und Vorhaben. War mein Gevat-
tersmann und guter Freund, Mag. Delgoͤtz
aus meinem Kirchſprengel, ein rechtlicher
Mann, fuͤr den ſich kein Kaͤfer darf blicken
laſſen, ohne geſpießt zu werden, auch Mit-
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/21>, abgerufen am 22.12.2024.
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