Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821.7. Frühlingsgruß. Du heller linder Abendwind, Flieg hin zu meinem Schatz geschwind, Es wird dich nicht verdrießen, Und fächl' ihr sanft um Wang' und Kinn, Treib deine jüngsten Düfte hin, Und sprich: Der Lenz läßt grüßen! Die Laute nehm' ich von der Wand, Und schlinge drum ein grünes Band, Ein Vöglein hört' ich schlagen; Es schlug: Wer bindet an mit mir Zu Lieb' und Sang ein Festturnier In grünen Rosenhagen? Wohl auf im hellen Mondenschein,
Durch alle Gassen aus und ein, Mit Fiedeln und Schalmeien! Thut auf, thut auf die Fensterlein, Ihr Mägdlein, laßt den Frühling ein! Dürft euch vor ihm nicht scheuen. 7. Fruͤhlingsgruß. Du heller linder Abendwind, Flieg hin zu meinem Schatz geſchwind, Es wird dich nicht verdrießen, Und faͤchl' ihr ſanft um Wang' und Kinn, Treib deine juͤngſten Duͤfte hin, Und ſprich: Der Lenz laͤßt gruͤßen! Die Laute nehm' ich von der Wand, Und ſchlinge drum ein gruͤnes Band, Ein Voͤglein hoͤrt' ich ſchlagen; Es ſchlug: Wer bindet an mit mir Zu Lieb' und Sang ein Feſtturnier In gruͤnen Roſenhagen? Wohl auf im hellen Mondenſchein,
Durch alle Gaſſen aus und ein, Mit Fiedeln und Schalmeien! Thut auf, thut auf die Fenſterlein, Ihr Maͤgdlein, laßt den Fruͤhling ein! Duͤrft euch vor ihm nicht ſcheuen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0098" n="86"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">7.</hi> <hi rendition="#b #g">Fruͤhlingsgruß.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>u heller linder Abendwind,</l><lb/> <l>Flieg hin zu meinem Schatz geſchwind,</l><lb/> <l>Es wird dich nicht verdrießen,</l><lb/> <l>Und faͤchl' ihr ſanft um Wang' und Kinn,</l><lb/> <l>Treib deine juͤngſten Duͤfte hin,</l><lb/> <l>Und ſprich: Der Lenz laͤßt gruͤßen!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Die Laute nehm' ich von der Wand,</l><lb/> <l>Und ſchlinge drum ein gruͤnes Band,</l><lb/> <l>Ein Voͤglein hoͤrt' ich ſchlagen;</l><lb/> <l>Es ſchlug: Wer bindet an mit mir</l><lb/> <l>Zu Lieb' und Sang ein Feſtturnier</l><lb/> <l>In gruͤnen Roſenhagen?</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Wohl auf im hellen Mondenſchein,</l><lb/> <l>Durch alle Gaſſen aus und ein,</l><lb/> <l>Mit Fiedeln und Schalmeien!</l><lb/> <l>Thut auf, thut auf die Fenſterlein,</l><lb/> <l>Ihr Maͤgdlein, laßt den Fruͤhling ein!</l><lb/> <l>Duͤrft euch vor ihm nicht ſcheuen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [86/0098]
7. Fruͤhlingsgruß.
Du heller linder Abendwind,
Flieg hin zu meinem Schatz geſchwind,
Es wird dich nicht verdrießen,
Und faͤchl' ihr ſanft um Wang' und Kinn,
Treib deine juͤngſten Duͤfte hin,
Und ſprich: Der Lenz laͤßt gruͤßen!
Die Laute nehm' ich von der Wand,
Und ſchlinge drum ein gruͤnes Band,
Ein Voͤglein hoͤrt' ich ſchlagen;
Es ſchlug: Wer bindet an mit mir
Zu Lieb' und Sang ein Feſtturnier
In gruͤnen Roſenhagen?
Wohl auf im hellen Mondenſchein,
Durch alle Gaſſen aus und ein,
Mit Fiedeln und Schalmeien!
Thut auf, thut auf die Fenſterlein,
Ihr Maͤgdlein, laßt den Fruͤhling ein!
Duͤrft euch vor ihm nicht ſcheuen.
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Zitationshilfe: | Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_waldhornist_1821/98>, abgerufen am 23.02.2025. |