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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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sie einen völlig eben so leichten Cours haben,
wie baares Geld: sie werden die Nation gleich-
förmig durchströmen; die Taxen-zahlende Nation
und die Zinsen-erhaltende wird eine und dieselbe
seyn: mit sehr geringem Verluste wird die ge-
sammte Taxenzahlung in die Masse der Nation
unmittelbar wieder zurückströmen. Die Regie-
rung wird die National-Kraft realisirt haben,
ohne daß der Nation etwas verloren gegangen wä-
re; vielmehr wird die Betriebsamkeit, die Bewe-
gung derselben, noch erhöhet worden seyn. --
In einer solchen Lage der Dinge ist demnach die
Realisation bereits vorhandener National-Kräfte
nur sehr uneigentlich "Anleihe" zu nennen. Der
Staat hat ein vorhandenes Capital benutzt, und
die Nation ist übereingekommen, Denen, welche
dies Capital hergegeben haben, auf ewige Zeiten
die Zinsen fort zu bezahlen, die Staatspapiere
für das aufgewendete Capital gerade eben so an-
zunehmen, als wenn das Capital noch existirte.
Sie sind übereingekommen? etwa aus Groß-
muth? Gewiß nicht! Die Großmuth einer Na-
tion wäre wohl nicht mächtig genug, über den
Verlust von 3000 Millionen Thalern Herr zu
werden; also, weil der Abgang jener Summe
wirklich schon ersetzt ist. Alles dies sage ich in
der Voraussetzung, daß die Nation die Zinsen-

Taxen

ſie einen voͤllig eben ſo leichten Cours haben,
wie baares Geld: ſie werden die Nation gleich-
foͤrmig durchſtroͤmen; die Taxen-zahlende Nation
und die Zinſen-erhaltende wird eine und dieſelbe
ſeyn: mit ſehr geringem Verluſte wird die ge-
ſammte Taxenzahlung in die Maſſe der Nation
unmittelbar wieder zuruͤckſtroͤmen. Die Regie-
rung wird die National-Kraft realiſirt haben,
ohne daß der Nation etwas verloren gegangen waͤ-
re; vielmehr wird die Betriebſamkeit, die Bewe-
gung derſelben, noch erhoͤhet worden ſeyn. —
In einer ſolchen Lage der Dinge iſt demnach die
Realiſation bereits vorhandener National-Kraͤfte
nur ſehr uneigentlich „Anleihe” zu nennen. Der
Staat hat ein vorhandenes Capital benutzt, und
die Nation iſt uͤbereingekommen, Denen, welche
dies Capital hergegeben haben, auf ewige Zeiten
die Zinſen fort zu bezahlen, die Staatspapiere
fuͤr das aufgewendete Capital gerade eben ſo an-
zunehmen, als wenn das Capital noch exiſtirte.
Sie ſind uͤbereingekommen? etwa aus Groß-
muth? Gewiß nicht! Die Großmuth einer Na-
tion waͤre wohl nicht maͤchtig genug, uͤber den
Verluſt von 3000 Millionen Thalern Herr zu
werden; alſo, weil der Abgang jener Summe
wirklich ſchon erſetzt iſt. Alles dies ſage ich in
der Vorausſetzung, daß die Nation die Zinſen-

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[352/0360] ſie einen voͤllig eben ſo leichten Cours haben, wie baares Geld: ſie werden die Nation gleich- foͤrmig durchſtroͤmen; die Taxen-zahlende Nation und die Zinſen-erhaltende wird eine und dieſelbe ſeyn: mit ſehr geringem Verluſte wird die ge- ſammte Taxenzahlung in die Maſſe der Nation unmittelbar wieder zuruͤckſtroͤmen. Die Regie- rung wird die National-Kraft realiſirt haben, ohne daß der Nation etwas verloren gegangen waͤ- re; vielmehr wird die Betriebſamkeit, die Bewe- gung derſelben, noch erhoͤhet worden ſeyn. — In einer ſolchen Lage der Dinge iſt demnach die Realiſation bereits vorhandener National-Kraͤfte nur ſehr uneigentlich „Anleihe” zu nennen. Der Staat hat ein vorhandenes Capital benutzt, und die Nation iſt uͤbereingekommen, Denen, welche dies Capital hergegeben haben, auf ewige Zeiten die Zinſen fort zu bezahlen, die Staatspapiere fuͤr das aufgewendete Capital gerade eben ſo an- zunehmen, als wenn das Capital noch exiſtirte. Sie ſind uͤbereingekommen? etwa aus Groß- muth? Gewiß nicht! Die Großmuth einer Na- tion waͤre wohl nicht maͤchtig genug, uͤber den Verluſt von 3000 Millionen Thalern Herr zu werden; alſo, weil der Abgang jener Summe wirklich ſchon erſetzt iſt. Alles dies ſage ich in der Vorausſetzung, daß die Nation die Zinſen- Taxen

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/360>, abgerufen am 26.04.2024.