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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Dritte Vorlesung.

Daß der Nutzen und das Recht, die als Begriffe einander
widersprechen, sich versöhnen, sobald sie ideenweise
erkannt werden.


Es ist hinreichend erörtert worden, daß die
Idee des Rechtes gerade so alt ist, wie die
Menschheit, oder vielmehr, daß sie das einzige,
erste, echte Kennzeichen der Menschheit ausmacht.
Das Recht aber ist, der allgemeinen Meinung
nach, das Wesentliche am Staate. Also ist der
Staat, wenn man von allem Unwesentlichen,
Conventionellen und Localen seiner Form abse-
hen will, auch nicht um einen Tag jünger, als
das menschliche Geschlecht. Sobald die Na-
tur den Gedanken der Menschheit in zwei ver-
schiedenen Formen oder Geschlechtern ausgeprägt
hatte -- und damit mußte sie doch anfangen, um
die Menschheit fortpflanzen zu können --: so-


Dritte Vorleſung.

Daß der Nutzen und das Recht, die als Begriffe einander
widerſprechen, ſich verſöhnen, ſobald ſie ideenweiſe
erkannt werden.


Es iſt hinreichend eroͤrtert worden, daß die
Idee des Rechtes gerade ſo alt iſt, wie die
Menſchheit, oder vielmehr, daß ſie das einzige,
erſte, echte Kennzeichen der Menſchheit ausmacht.
Das Recht aber iſt, der allgemeinen Meinung
nach, das Weſentliche am Staate. Alſo iſt der
Staat, wenn man von allem Unweſentlichen,
Conventionellen und Localen ſeiner Form abſe-
hen will, auch nicht um einen Tag juͤnger, als
das menſchliche Geſchlecht. Sobald die Na-
tur den Gedanken der Menſchheit in zwei ver-
ſchiedenen Formen oder Geſchlechtern ausgepraͤgt
hatte — und damit mußte ſie doch anfangen, um
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[70/0104] Dritte Vorleſung. Daß der Nutzen und das Recht, die als Begriffe einander widerſprechen, ſich verſöhnen, ſobald ſie ideenweiſe erkannt werden. Es iſt hinreichend eroͤrtert worden, daß die Idee des Rechtes gerade ſo alt iſt, wie die Menſchheit, oder vielmehr, daß ſie das einzige, erſte, echte Kennzeichen der Menſchheit ausmacht. Das Recht aber iſt, der allgemeinen Meinung nach, das Weſentliche am Staate. Alſo iſt der Staat, wenn man von allem Unweſentlichen, Conventionellen und Localen ſeiner Form abſe- hen will, auch nicht um einen Tag juͤnger, als das menſchliche Geſchlecht. Sobald die Na- tur den Gedanken der Menſchheit in zwei ver- ſchiedenen Formen oder Geſchlechtern ausgepraͤgt hatte — und damit mußte ſie doch anfangen, um die Menſchheit fortpflanzen zu koͤnnen —: ſo-

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/104>, abgerufen am 23.11.2024.