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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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II. Bildende Kunst. Gegenstände.
ner eigenthümlichen Entwickelung menschlicher Charaktere
Raum gestatten, nicht außerhalb des Kreises der alten
Kunst; welche dann freilich ganz aus ihrer Bestimmung2
heraustritt, wenn sie -- wie in Pompejanischen Gemähl-
den -- die in der Wirklichkeit fehlenden Bibliotheken,
leckern Gerichte, den Haushund, an die Wand mahlt,
und so zu einem bloßen Surrogat der Realität herabsinkt.

1. Kuaben, welche sich in einem öffentlichen Bade (DEMO-
SIA) baden, Tischb. i, 58. Frauen iii, 35 u. oft, auch
mit dienenden Eroten. Die Leiter, welche hier und oft in den
Händen badender u. sich schmückender Frauen vorkömmt, ist wohl
ein Geräth Bänder aufzubewahren oder etwas Aehnliches. Das
Anpinseln des Gesichts, Tischb. ii, 58. Das Vergnügen des
Schaukelns Millingen Un. M. i, 30. Das Mädchen beim Knö-
chelspiel (§. 120, 4. 417, 2.), eine astragalizousa, ist in
mehrern Exemplaren, im Britt. Museum, Dresden, der Wallmo-
denschen Sammlung, vorhanden. Bouill. ii, 30, 2. M. Fr.
iv,
9. Der kleine Bogen an der Plinthe (nach Andern eine Schlange)
soll wohl eine der jüngern Nymphen der Artemis bezeichnen. Vgl.
Bekker August. Th. iii. S. 21. Levezow, Amalth. i. S. 193.
Spiel mit dem Trochos, Winck. M. I. 193 -- 195.

Zwerge als Römische Luxusartikel in Bronzen, Ant. Erc.
vi,
91. 92. Gori M. E. i, 56. Pitt. Erc. v, 66 sqq.
(als Pygmäen).


6. Tod.

431. Direkte Darstellungen des Todes und der da-1
bei beobachteten Gebräuche sind in der Griechischen Kunst
selten; der todte Leib hört auf, Ausdruck des Geistes,
und eben dadurch, Gegenstand der Kunst zu sein. Zu2
den andeutenden Vorstellungen gehört, außer vielen schon
erwähnten, theils aus der Mythologie (§. 397, 2.) theils
aus dem Leben (§. 428, 2.) genommenen, das einfache
Bild eines Abschieds, einer Reise ohne weitre Bezeich-
nung des unbekannten Ortes, wohin sie gerichtet ist.

II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.
ner eigenthuͤmlichen Entwickelung menſchlicher Charaktere
Raum geſtatten, nicht außerhalb des Kreiſes der alten
Kunſt; welche dann freilich ganz aus ihrer Beſtimmung2
heraustritt, wenn ſie — wie in Pompejaniſchen Gemaͤhl-
den — die in der Wirklichkeit fehlenden Bibliotheken,
leckern Gerichte, den Haushund, an die Wand mahlt,
und ſo zu einem bloßen Surrogat der Realitaͤt herabſinkt.

1. Kuaben, welche ſich in einem öffentlichen Bade (ΔΗΜΟ-
ΣΙΑ) baden, Tiſchb. i, 58. Frauen iii, 35 u. oft, auch
mit dienenden Eroten. Die Leiter, welche hier und oft in den
Händen badender u. ſich ſchmückender Frauen vorkömmt, iſt wohl
ein Geräth Bänder aufzubewahren oder etwas Aehnliches. Das
Anpinſeln des Geſichts, Tiſchb. ii, 58. Das Vergnügen des
Schaukelns Millingen Un. M. i, 30. Das Mädchen beim Knö-
chelſpiel (§. 120, 4. 417, 2.), eine ἀστραγαλίζουσα, iſt in
mehrern Exemplaren, im Britt. Muſeum, Dresden, der Wallmo-
denſchen Sammlung, vorhanden. Bouill. ii, 30, 2. M. Fr.
iv,
9. Der kleine Bogen an der Plinthe (nach Andern eine Schlange)
ſoll wohl eine der jüngern Nymphen der Artemis bezeichnen. Vgl.
Bekker Auguſt. Th. iii. S. 21. Levezow, Amalth. i. S. 193.
Spiel mit dem Trochos, Winck. M. I. 193 — 195.

Zwerge als Römiſche Luxusartikel in Bronzen, Ant. Erc.
vi,
91. 92. Gori M. E. i, 56. Pitt. Erc. v, 66 sqq.
(als Pygmäen).


6. Tod.

431. Direkte Darſtellungen des Todes und der da-1
bei beobachteten Gebraͤuche ſind in der Griechiſchen Kunſt
ſelten; der todte Leib hoͤrt auf, Ausdruck des Geiſtes,
und eben dadurch, Gegenſtand der Kunſt zu ſein. Zu2
den andeutenden Vorſtellungen gehoͤrt, außer vielen ſchon
erwaͤhnten, theils aus der Mythologie (§. 397, 2.) theils
aus dem Leben (§. 428, 2.) genommenen, das einfache
Bild eines Abſchieds, einer Reiſe ohne weitre Bezeich-
nung des unbekannten Ortes, wohin ſie gerichtet iſt.

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[603/0625] II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde. ner eigenthuͤmlichen Entwickelung menſchlicher Charaktere Raum geſtatten, nicht außerhalb des Kreiſes der alten Kunſt; welche dann freilich ganz aus ihrer Beſtimmung heraustritt, wenn ſie — wie in Pompejaniſchen Gemaͤhl- den — die in der Wirklichkeit fehlenden Bibliotheken, leckern Gerichte, den Haushund, an die Wand mahlt, und ſo zu einem bloßen Surrogat der Realitaͤt herabſinkt. 2 1. Kuaben, welche ſich in einem öffentlichen Bade (ΔΗΜΟ- ΣΙΑ) baden, Tiſchb. i, 58. Frauen iii, 35 u. oft, auch mit dienenden Eroten. Die Leiter, welche hier und oft in den Händen badender u. ſich ſchmückender Frauen vorkömmt, iſt wohl ein Geräth Bänder aufzubewahren oder etwas Aehnliches. Das Anpinſeln des Geſichts, Tiſchb. ii, 58. Das Vergnügen des Schaukelns Millingen Un. M. i, 30. Das Mädchen beim Knö- chelſpiel (§. 120, 4. 417, 2.), eine ἀστραγαλίζουσα, iſt in mehrern Exemplaren, im Britt. Muſeum, Dresden, der Wallmo- denſchen Sammlung, vorhanden. Bouill. ii, 30, 2. M. Fr. iv, 9. Der kleine Bogen an der Plinthe (nach Andern eine Schlange) ſoll wohl eine der jüngern Nymphen der Artemis bezeichnen. Vgl. Bekker Auguſt. Th. iii. S. 21. Levezow, Amalth. i. S. 193. Spiel mit dem Trochos, Winck. M. I. 193 — 195. Zwerge als Römiſche Luxusartikel in Bronzen, Ant. Erc. vi, 91. 92. Gori M. E. i, 56. Pitt. Erc. v, 66 sqq. (als Pygmäen). 6. Tod. 431. Direkte Darſtellungen des Todes und der da- bei beobachteten Gebraͤuche ſind in der Griechiſchen Kunſt ſelten; der todte Leib hoͤrt auf, Ausdruck des Geiſtes, und eben dadurch, Gegenſtand der Kunſt zu ſein. Zu den andeutenden Vorſtellungen gehoͤrt, außer vielen ſchon erwaͤhnten, theils aus der Mythologie (§. 397, 2.) theils aus dem Leben (§. 428, 2.) genommenen, das einfache Bild eines Abſchieds, einer Reiſe ohne weitre Bezeich- nung des unbekannten Ortes, wohin ſie gerichtet iſt. 1 2

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/625>, abgerufen am 18.11.2024.