seines Todes ein). Verwandte Vorstellungen V. Borgh. st. i, 17. M. Nap. i, 14. Bouill. iii, 41, 2.; Millin Voy. dans le midi iii, p. 544. Bouill. 41, 1. (Wie das Chal- däische in der Parze, die das thema genethliacum nachweist, so scheint auch die alttestamentalische Sage von Adam u. Eva und der Schlange hier aufgenommen zu seyn). Neapels Ant. S. 52. Pandora gebildet und beschenkt, Winck. M. I. 82, bei Bouill. iii, 42, 1.
Kabiren sicher auf M. von Thessalonike (Kybele auf der andern Seite) mit Hammer, Schlüssel, Rhyton (nicht dem Zodiacal- Steinbock, Creuzer Abbildungen S. 17) bei Combe 5, 3. Welcker Prometh. zu S. 261.
5. Unterwelt.
1397. Der ernste Hades unterscheidet sich durch stär- kere Bekleidung, ausgenommen wenn er als Räuber der Kora in rascher Thätigkeit erscheint, durch das in die Stirn hereinhängende Haar und sein düstres Ansehn ge- nug von seinen Brüdern; neben ihm thront mit entspre- 2chendem Charakter Persephone als Stygische Hera. Dar- stellungen dieser Gottheiten und der gesammten Unterwelt sind indeß auf Todtenurnen und Sarkophagen nicht so häufig als man erwarten sollte; das Alterthum liebt durch Scenen aus ganz andern Mythenkreisen heitere Vorstel- 3lungen vom jenseitigen Leben zu erwecken. Die freund- liche Ansicht von Grab und Tod, welche sich das Alter- thum zu erhalten suchte, bewirkt, daß wir Schlaf und Tod in seinen Kunstwerken nicht zu unterscheiden vermö- gen, wenn nicht überhaupt der scheinbare Todesgenius immer 4blos ein Schlafgott ist. Die zauberische und gespenstische Hekate ist hin und wieder für Cultusbedarf, und zwar schon seit Alkamenes mit drei Körpern, dargestellt wor- den, aber jetzt fast nur in kleineren Bronzen erhalten.
1. Visconti hält für den einzigen ächten Kopf des H. eine treffliche Büste des Princ. Chigi PCl. ii, A. 9. Doch ist wohl
Syſtematiſcher Theil.
ſeines Todes ein). Verwandte Vorſtellungen V. Borgh. st. i, 17. M. Nap. i, 14. Bouill. iii, 41, 2.; Millin Voy. dans le midi iii, p. 544. Bouill. 41, 1. (Wie das Chal- däiſche in der Parze, die das thema genethliacum nachweist, ſo ſcheint auch die altteſtamentaliſche Sage von Adam u. Eva und der Schlange hier aufgenommen zu ſeyn). Neapels Ant. S. 52. Pandora gebildet und beſchenkt, Winck. M. I. 82, bei Bouill. iii, 42, 1.
Kabiren ſicher auf M. von Theſſalonike (Kybele auf der andern Seite) mit Hammer, Schlüſſel, Rhyton (nicht dem Zodiacal- Steinbock, Creuzer Abbildungen S. 17) bei Combe 5, 3. Welcker Prometh. zu S. 261.
5. Unterwelt.
1397. Der ernſte Hades unterſcheidet ſich durch ſtaͤr- kere Bekleidung, ausgenommen wenn er als Raͤuber der Kora in raſcher Thaͤtigkeit erſcheint, durch das in die Stirn hereinhaͤngende Haar und ſein duͤſtres Anſehn ge- nug von ſeinen Bruͤdern; neben ihm thront mit entſpre- 2chendem Charakter Perſephone als Stygiſche Hera. Dar- ſtellungen dieſer Gottheiten und der geſammten Unterwelt ſind indeß auf Todtenurnen und Sarkophagen nicht ſo haͤufig als man erwarten ſollte; das Alterthum liebt durch Scenen aus ganz andern Mythenkreiſen heitere Vorſtel- 3lungen vom jenſeitigen Leben zu erwecken. Die freund- liche Anſicht von Grab und Tod, welche ſich das Alter- thum zu erhalten ſuchte, bewirkt, daß wir Schlaf und Tod in ſeinen Kunſtwerken nicht zu unterſcheiden vermoͤ- gen, wenn nicht uͤberhaupt der ſcheinbare Todesgenius immer 4blos ein Schlafgott iſt. Die zauberiſche und geſpenſtiſche Hekate iſt hin und wieder fuͤr Cultusbedarf, und zwar ſchon ſeit Alkamenes mit drei Koͤrpern, dargeſtellt wor- den, aber jetzt faſt nur in kleineren Bronzen erhalten.
1. Viſconti hält für den einzigen ächten Kopf des H. eine treffliche Büſte des Princ. Chigi PCl. ii, A. 9. Doch iſt wohl
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Syſtematiſcher Theil.
ſeines Todes ein). Verwandte Vorſtellungen V. Borgh. st. i,
17. M. Nap. i, 14. Bouill. iii, 41, 2.; Millin Voy.
dans le midi iii, p. 544. Bouill. 41, 1. (Wie das Chal-
däiſche in der Parze, die das thema genethliacum nachweist,
ſo ſcheint auch die altteſtamentaliſche Sage von Adam u. Eva und
der Schlange hier aufgenommen zu ſeyn). Neapels Ant. S. 52.
Pandora gebildet und beſchenkt, Winck. M. I. 82, bei Bouill.
iii, 42, 1.
Kabiren ſicher auf M. von Theſſalonike (Kybele auf der
andern Seite) mit Hammer, Schlüſſel, Rhyton (nicht dem Zodiacal-
Steinbock, Creuzer Abbildungen S. 17) bei Combe 5, 3. Welcker
Prometh. zu S. 261.
5. Unterwelt.
397. Der ernſte Hades unterſcheidet ſich durch ſtaͤr-
kere Bekleidung, ausgenommen wenn er als Raͤuber der
Kora in raſcher Thaͤtigkeit erſcheint, durch das in die
Stirn hereinhaͤngende Haar und ſein duͤſtres Anſehn ge-
nug von ſeinen Bruͤdern; neben ihm thront mit entſpre-
chendem Charakter Perſephone als Stygiſche Hera. Dar-
ſtellungen dieſer Gottheiten und der geſammten Unterwelt
ſind indeß auf Todtenurnen und Sarkophagen nicht ſo
haͤufig als man erwarten ſollte; das Alterthum liebt durch
Scenen aus ganz andern Mythenkreiſen heitere Vorſtel-
lungen vom jenſeitigen Leben zu erwecken. Die freund-
liche Anſicht von Grab und Tod, welche ſich das Alter-
thum zu erhalten ſuchte, bewirkt, daß wir Schlaf und
Tod in ſeinen Kunſtwerken nicht zu unterſcheiden vermoͤ-
gen, wenn nicht uͤberhaupt der ſcheinbare Todesgenius immer
blos ein Schlafgott iſt. Die zauberiſche und geſpenſtiſche
Hekate iſt hin und wieder fuͤr Cultusbedarf, und zwar
ſchon ſeit Alkamenes mit drei Koͤrpern, dargeſtellt wor-
den, aber jetzt faſt nur in kleineren Bronzen erhalten.
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treffliche Büſte des Princ. Chigi PCl. ii, A. 9. Doch iſt wohl
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/560>, abgerufen am 18.11.2024.
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