5. Als Bacchische Frauen erscheinen Thalia, Galene, Eu- dia (die melitoessa eudia Pindars, welche ich der Euoia Visconti's Hist. de l'Inst. T. iii. p. 41. vorziehen möchte), Eirene, Opora (mit Obst); s. Tischb. ii; 44. (vgl. 50.) Mil- lingen Cogh. 19. Maisson. 22. (vgl. Millin Vas. i, 5.) vgl. Welcker ad Phil. p. 213. Khoreias Neapels Ant. S. 365. Paus. ii, 20. Dione als Dionysos-Priesterin, Neap. Ant. S. 363., neben einer Mainas. Die Komodia §. 367, 3. Ueber die TRANOIDIA (doch wohl TRALOIDIA trago- dia) auf einer Vase s. Gerhard Kunstbl. 1826. N. 4. R. Rochette Journ. des Sav. 1826 p. 89. Welcker Nachtr. S. 236. Auch Telete (neben Orpheus, Paus. ix, 30, 3) darf man hier ver- muthen, sie kömmt auf einem Relief von Astron in Lakonika vor, Annali dell' Inst. di Corr. 1829. p. 132. tv. C, 1. Von der Methe §. 383, 9. Welcker ad Philostr. p. 212. Mystis, Zeitschr. i. S. 508.
6. Kentauren.
389. In die Reihe dieser Wesen dürfen wir auch1 die Kentauren einfügen, da sie, außer ihrer Stelle in der heroischen Mythologie, durch die ungebundne Roheit, in welcher sich ein sinnliches Naturleben in ihnen äußert, dem Dionysischen Kreise sich anzuschließen ganz geeignet waren. Früher stellte man sie vorn ganz als Männer2 dar, denen nach hinten ein Roßleib anwächst; hernach verschmolz man die Gestalten viel glücklicher, indem man auf den Bauch und die Brust des Rosses einen menschli- chen Oberleib fügte, dessen Gesichtsformen, spitze Ohren und borstiges Haar die Verwandschaft mit dem Satyr verrathen; dagegen in weiblichen Gestalten (Kentauriden) der menschliche Oberleib mehr dem Kreise der Nymphen- bildungen entnommen wurde, und die reizendsten For- men zeigte. So stellen sich diese, ursprünglich bizarren,3 hernach zur vollkommensten Formeneinheit ausgebildeten Gestalten in einer Reihe vortrefflicher Kunstwerke dar, bald im Gegensatze edler Heroenkraft, bald als bezwungne Unterthanen der Macht des Bakchos, meist leidend und
II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.
5. Als Bacchiſche Frauen erſcheinen Θαλία, Γαλήνη, Εὐ- δία (die μελιτόεσσα εὐδία Pindars, welche ich der Ευοῖα Viſconti’s Hist. de l’Inst. T. iii. p. 41. vorziehen möchte), Εἰρήνη, Ὀπώρα (mit Obſt); ſ. Tiſchb. ii; 44. (vgl. 50.) Mil- lingen Cogh. 19. Maiſſon. 22. (vgl. Millin Vas. i, 5.) vgl. Welcker ad Phil. p. 213. Χορείας Neapels Ant. S. 365. Pauſ. ii, 20. Διώνη als Dionyſos-Prieſterin, Neap. Ant. S. 363., neben einer Μαινάς. Die Κωμῳδία §. 367, 3. Ueber die ΤΡΑΝΟΙΔΙΑ (doch wohl ΤΡΑΛΟΙΔΙΑ τραγῳ- δία) auf einer Vaſe ſ. Gerhard Kunſtbl. 1826. N. 4. R. Rochette Journ. des Sav. 1826 p. 89. Welcker Nachtr. S. 236. Auch Telete (neben Orpheus, Pauſ. ix, 30, 3) darf man hier ver- muthen, ſie kömmt auf einem Relief von Aſtron in Lakonika vor, Annali dell’ Inst. di Corr. 1829. p. 132. tv. C, 1. Von der Methe §. 383, 9. Welcker ad Philostr. p. 212. Myſtis, Zeitſchr. i. S. 508.
6. Kentauren.
389. In die Reihe dieſer Weſen duͤrfen wir auch1 die Kentauren einfuͤgen, da ſie, außer ihrer Stelle in der heroiſchen Mythologie, durch die ungebundne Roheit, in welcher ſich ein ſinnliches Naturleben in ihnen aͤußert, dem Dionyſiſchen Kreiſe ſich anzuſchließen ganz geeignet waren. Fruͤher ſtellte man ſie vorn ganz als Maͤnner2 dar, denen nach hinten ein Roßleib anwaͤchſt; hernach verſchmolz man die Geſtalten viel gluͤcklicher, indem man auf den Bauch und die Bruſt des Roſſes einen menſchli- chen Oberleib fuͤgte, deſſen Geſichtsformen, ſpitze Ohren und borſtiges Haar die Verwandſchaft mit dem Satyr verrathen; dagegen in weiblichen Geſtalten (Kentauriden) der menſchliche Oberleib mehr dem Kreiſe der Nymphen- bildungen entnommen wurde, und die reizendſten For- men zeigte. So ſtellen ſich dieſe, urſpruͤnglich bizarren,3 hernach zur vollkommenſten Formeneinheit ausgebildeten Geſtalten in einer Reihe vortrefflicher Kunſtwerke dar, bald im Gegenſatze edler Heroenkraft, bald als bezwungne Unterthanen der Macht des Bakchos, meiſt leidend und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><pbfacs="#f0545"n="523"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">II.</hi> Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.</fw><lb/><p>5. Als Bacchiſche Frauen erſcheinen Θαλία, Γαλήνη, Εὐ-<lb/>δία (die μελιτόεσσαεὐδία Pindars, welche ich der Ευοῖα<lb/>
Viſconti’s <hirendition="#aq">Hist. de l’Inst. T. <hirendition="#k">iii</hi>. p.</hi> 41. vorziehen möchte),<lb/>Εἰρήνη, Ὀπώρα (mit Obſt); ſ. Tiſchb. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">ii;</hi></hi> 44. (vgl. 50.) Mil-<lb/>
lingen <hirendition="#aq">Cogh.</hi> 19. Maiſſon. 22. (vgl. Millin <hirendition="#aq">Vas. <hirendition="#k">i</hi>,</hi> 5.) vgl.<lb/>
Welcker <hirendition="#aq">ad Phil. p.</hi> 213. Χορείας Neapels Ant. S. 365.<lb/>
Pauſ. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">ii,</hi></hi> 20. Διώνη als Dionyſos-Prieſterin, Neap. Ant.<lb/>
S. 363., neben einer Μαινάς. Die Κωμῳδία §. 367, 3.<lb/>
Ueber die ΤΡΑΝΟΙΔΙΑ (doch wohl ΤΡΑΛΟΙΔΙΑτραγῳ-<lb/>δία) auf einer Vaſe ſ. Gerhard Kunſtbl. 1826. N. 4. R. Rochette<lb/><hirendition="#aq">Journ. des Sav. 1826 p.</hi> 89. Welcker Nachtr. S. 236. Auch<lb/>
Telete (neben Orpheus, Pauſ. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">ix,</hi></hi> 30, 3) darf man hier ver-<lb/>
muthen, ſie kömmt auf einem Relief von Aſtron in Lakonika vor,<lb/><hirendition="#aq">Annali dell’ Inst. di Corr. 1829. p. 132. tv. C,</hi> 1. Von<lb/>
der Methe §. 383, 9. Welcker <hirendition="#aq">ad Philostr. p.</hi> 212. Myſtis,<lb/>
Zeitſchr. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">i.</hi></hi> S. 508.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="7"><head>6. Kentauren.</head><lb/><p>389. In die Reihe dieſer Weſen duͤrfen wir auch<noteplace="right">1</note><lb/>
die Kentauren einfuͤgen, da ſie, außer ihrer Stelle in der<lb/>
heroiſchen Mythologie, durch die ungebundne Roheit, in<lb/>
welcher ſich ein ſinnliches Naturleben in ihnen aͤußert,<lb/>
dem Dionyſiſchen Kreiſe ſich anzuſchließen ganz geeignet<lb/>
waren. Fruͤher ſtellte man ſie vorn ganz als Maͤnner<noteplace="right">2</note><lb/>
dar, denen nach hinten ein Roßleib anwaͤchſt; hernach<lb/>
verſchmolz man die Geſtalten viel gluͤcklicher, indem man<lb/>
auf den Bauch und die Bruſt des Roſſes einen menſchli-<lb/>
chen Oberleib fuͤgte, deſſen Geſichtsformen, ſpitze Ohren<lb/>
und borſtiges Haar die Verwandſchaft mit dem Satyr<lb/>
verrathen; dagegen in weiblichen Geſtalten (Kentauriden)<lb/>
der menſchliche Oberleib mehr dem Kreiſe der Nymphen-<lb/>
bildungen entnommen wurde, und die reizendſten For-<lb/>
men zeigte. So ſtellen ſich dieſe, urſpruͤnglich bizarren,<noteplace="right">3</note><lb/>
hernach zur vollkommenſten Formeneinheit ausgebildeten<lb/>
Geſtalten in einer Reihe vortrefflicher Kunſtwerke dar,<lb/>
bald im Gegenſatze edler Heroenkraft, bald als bezwungne<lb/>
Unterthanen der Macht des Bakchos, meiſt leidend und<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[523/0545]
II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.
5. Als Bacchiſche Frauen erſcheinen Θαλία, Γαλήνη, Εὐ-
δία (die μελιτόεσσα εὐδία Pindars, welche ich der Ευοῖα
Viſconti’s Hist. de l’Inst. T. iii. p. 41. vorziehen möchte),
Εἰρήνη, Ὀπώρα (mit Obſt); ſ. Tiſchb. ii; 44. (vgl. 50.) Mil-
lingen Cogh. 19. Maiſſon. 22. (vgl. Millin Vas. i, 5.) vgl.
Welcker ad Phil. p. 213. Χορείας Neapels Ant. S. 365.
Pauſ. ii, 20. Διώνη als Dionyſos-Prieſterin, Neap. Ant.
S. 363., neben einer Μαινάς. Die Κωμῳδία §. 367, 3.
Ueber die ΤΡΑΝΟΙΔΙΑ (doch wohl ΤΡΑΛΟΙΔΙΑ τραγῳ-
δία) auf einer Vaſe ſ. Gerhard Kunſtbl. 1826. N. 4. R. Rochette
Journ. des Sav. 1826 p. 89. Welcker Nachtr. S. 236. Auch
Telete (neben Orpheus, Pauſ. ix, 30, 3) darf man hier ver-
muthen, ſie kömmt auf einem Relief von Aſtron in Lakonika vor,
Annali dell’ Inst. di Corr. 1829. p. 132. tv. C, 1. Von
der Methe §. 383, 9. Welcker ad Philostr. p. 212. Myſtis,
Zeitſchr. i. S. 508.
6. Kentauren.
389. In die Reihe dieſer Weſen duͤrfen wir auch
die Kentauren einfuͤgen, da ſie, außer ihrer Stelle in der
heroiſchen Mythologie, durch die ungebundne Roheit, in
welcher ſich ein ſinnliches Naturleben in ihnen aͤußert,
dem Dionyſiſchen Kreiſe ſich anzuſchließen ganz geeignet
waren. Fruͤher ſtellte man ſie vorn ganz als Maͤnner
dar, denen nach hinten ein Roßleib anwaͤchſt; hernach
verſchmolz man die Geſtalten viel gluͤcklicher, indem man
auf den Bauch und die Bruſt des Roſſes einen menſchli-
chen Oberleib fuͤgte, deſſen Geſichtsformen, ſpitze Ohren
und borſtiges Haar die Verwandſchaft mit dem Satyr
verrathen; dagegen in weiblichen Geſtalten (Kentauriden)
der menſchliche Oberleib mehr dem Kreiſe der Nymphen-
bildungen entnommen wurde, und die reizendſten For-
men zeigte. So ſtellen ſich dieſe, urſpruͤnglich bizarren,
hernach zur vollkommenſten Formeneinheit ausgebildeten
Geſtalten in einer Reihe vortrefflicher Kunſtwerke dar,
bald im Gegenſatze edler Heroenkraft, bald als bezwungne
Unterthanen der Macht des Bakchos, meiſt leidend und
1
2
3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/545>, abgerufen am 18.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.