Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Bildende Kunst. Technik.

4. Von ausländischen Hölzern Ebenholz (§. 84, 2. 147, 4.),
Citrus (thuon? Mongez Hist. de l'Inst. roy. T. iii. p. 31.),
Lotos, besonders Cedernholz (vgl. 52, 5. 57, 2.). Thyon nebst Cy-
pressen an Phidias Olympischem Zeus (inwendig oder am Thron)
Dio Chrys. xii. p. 399. R. Cedrinus est Romae in delubro
Apollo Sosianus, Seleucia advectus,
Pl. xiii, 11. Askle-
pios von Eetion Anth. Pal. vi, 337. Kedrou zodia khru-
so dienthismena Paus. vi, 19, 9. als runde Figuren beschrie-
ben. Mehr s. bei Siebelis zu Paus. v, 17, 2. Amalth. ii.
S. 259.

Vom Drechseln in Holz, torneuein, tornoun, tornare
s. Schneider Lex. u. toreuo. Tornus, torneuterion, das
Dreheisen, von Theodoros erfunden, §. 60.


2. Bildhauerei (sculptura).

309. Als das eigentliche Material für die Sculptur1
wurde frühzeitig der feste und politurfähige Kalkstein,
welchen man eben von diesem Glanze Marmor (marmaron
von marmairo) nannte, und zwar der weiße anerkannt,
und in ganz Griechenland vor allen andern der Parische,
wie hernach in Rom der von Luna gesucht. Indeß wur-2
den für Werke minder sorgfältiger Kunst in Griechen-
land wie in Italien auch allerlei Tuffe angewandt: da-3
gegen bunte Marmors, so wie andre colorirte Steinarten,
erst im Römischen Kaiserreiche, besonders für die Dar-
stellung Aegyptischer Gottheiten und barbarischer Könige,
für angefügte Harnische und Bekleidungen u. dgl., be-
liebt wurden. Bewundernswürdig, ja räthselhaft, ist4
die Vollendung der Arbeit an den spröden und widerstre-
benden Massen des Porphyrs und Granits, wo vorn
zugespitzte und immer neu geschärfte Pinkeisen den Stein
bis zur erforderlichen Tiefe wegbohren, und hernach müh-
sames Reiben und Schleifen die glatte Fläche sehr allmählig
zu Wege bringen mußte.

II. Bildende Kunſt. Technik.

4. Von ausländiſchen Hölzern Ebenholz (§. 84, 2. 147, 4.),
Citrus (ϑύον? Mongez Hist. de l’Inst. roy. T. iii. p. 31.),
Lotos, beſonders Cedernholz (vgl. 52, 5. 57, 2.). Thyon nebſt Cy-
preſſen an Phidias Olympiſchem Zeus (inwendig oder am Thron)
Dio Chryſ. xii. p. 399. R. Cedrinus est Romae in delubro
Apollo Sosianus, Seleucia advectus,
Pl. xiii, 11. Askle-
pios von Eetion Anth. Pal. vi, 337. Κέδρου ζώδια χρυ-
σῷ διηνϑιςμένα Pauſ. vi, 19, 9. als runde Figuren beſchrie-
ben. Mehr ſ. bei Siebelis zu Pauſ. v, 17, 2. Amalth. ii.
S. 259.

Vom Drechſeln in Holz, τορνεύειν, τορνοῦν, tornare
ſ. Schneider Lex. u. τορεύω. Tornus, τορνευτήριον, das
Dreheiſen, von Theodoros erfunden, §. 60.


2. Bildhauerei (sculptura).

309. Als das eigentliche Material fuͤr die Sculptur1
wurde fruͤhzeitig der feſte und politurfaͤhige Kalkſtein,
welchen man eben von dieſem Glanze Marmor (μάρμαρον
von μαρμαίρω) nannte, und zwar der weiße anerkannt,
und in ganz Griechenland vor allen andern der Pariſche,
wie hernach in Rom der von Luna geſucht. Indeß wur-2
den fuͤr Werke minder ſorgfaͤltiger Kunſt in Griechen-
land wie in Italien auch allerlei Tuffe angewandt: da-3
gegen bunte Marmors, ſo wie andre colorirte Steinarten,
erſt im Roͤmiſchen Kaiſerreiche, beſonders fuͤr die Dar-
ſtellung Aegyptiſcher Gottheiten und barbariſcher Koͤnige,
fuͤr angefuͤgte Harniſche und Bekleidungen u. dgl., be-
liebt wurden. Bewundernswuͤrdig, ja raͤthſelhaft, iſt4
die Vollendung der Arbeit an den ſproͤden und widerſtre-
benden Maſſen des Porphyrs und Granits, wo vorn
zugeſpitzte und immer neu geſchaͤrfte Pinkeiſen den Stein
bis zur erforderlichen Tiefe wegbohren, und hernach muͤh-
ſames Reiben und Schleifen die glatte Flaͤche ſehr allmaͤhlig
zu Wege bringen mußte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <pb facs="#f0395" n="373"/>
                      <fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">II.</hi> Bildende Kun&#x017F;t. Technik.</fw><lb/>
                      <p>4. Von ausländi&#x017F;chen Hölzern Ebenholz (§. 84, 2. 147, 4.),<lb/>
Citrus (&#x03D1;&#x03CD;&#x03BF;&#x03BD;? Mongez <hi rendition="#aq">Hist. de l&#x2019;Inst. roy. T. <hi rendition="#k">iii</hi>. p.</hi> 31.),<lb/>
Lotos, be&#x017F;onders Cedernholz (vgl. 52, 5. 57, 2.). Thyon neb&#x017F;t Cy-<lb/>
pre&#x017F;&#x017F;en an Phidias Olympi&#x017F;chem Zeus (inwendig oder am Thron)<lb/>
Dio Chry&#x017F;. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">xii</hi>. p.</hi> 399. R. <hi rendition="#aq">Cedrinus est Romae in delubro<lb/>
Apollo Sosianus, Seleucia advectus,</hi> Pl. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">xiii</hi>,</hi> 11. Askle-<lb/>
pios von Eetion <hi rendition="#aq">Anth. Pal. <hi rendition="#k">vi</hi>,</hi> 337. &#x039A;&#x03AD;&#x03B4;&#x03C1;&#x03BF;&#x03C5; &#x03B6;&#x03CE;&#x03B4;&#x03B9;&#x03B1; &#x03C7;&#x03C1;&#x03C5;-<lb/>
&#x03C3;&#x1FF7; &#x03B4;&#x03B9;&#x03B7;&#x03BD;&#x03D1;&#x03B9;&#x03C2;&#x03BC;&#x03AD;&#x03BD;&#x03B1; Pau&#x017F;. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">vi</hi>,</hi> 19, 9. als runde Figuren be&#x017F;chrie-<lb/>
ben. Mehr &#x017F;. bei Siebelis zu Pau&#x017F;. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">v</hi>,</hi> 17, 2. Amalth. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">ii</hi>.</hi><lb/>
S. 259.</p><lb/>
                      <p>Vom <hi rendition="#g">Drech&#x017F;eln</hi> in Holz, &#x03C4;&#x03BF;&#x03C1;&#x03BD;&#x03B5;&#x03CD;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BD;, &#x03C4;&#x03BF;&#x03C1;&#x03BD;&#x03BF;&#x1FE6;&#x03BD;, <hi rendition="#aq">tornare</hi><lb/>
&#x017F;. Schneider Lex. u. &#x03C4;&#x03BF;&#x03C1;&#x03B5;&#x03CD;&#x03C9;. <hi rendition="#aq">Tornus,</hi> &#x03C4;&#x03BF;&#x03C1;&#x03BD;&#x03B5;&#x03C5;&#x03C4;&#x03AE;&#x03C1;&#x03B9;&#x03BF;&#x03BD;, das<lb/>
Drehei&#x017F;en, von Theodoros erfunden, §. 60.</p>
                    </div><lb/>
                    <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
                    <div n="8">
                      <head>2. Bildhauerei (<hi rendition="#aq">sculptura</hi>).</head><lb/>
                      <p>309. Als das eigentliche Material fu&#x0364;r die Sculptur<note place="right">1</note><lb/>
wurde fru&#x0364;hzeitig der fe&#x017F;te und politurfa&#x0364;hige Kalk&#x017F;tein,<lb/>
welchen man eben von die&#x017F;em Glanze Marmor (&#x03BC;&#x03AC;&#x03C1;&#x03BC;&#x03B1;&#x03C1;&#x03BF;&#x03BD;<lb/>
von &#x03BC;&#x03B1;&#x03C1;&#x03BC;&#x03B1;&#x03AF;&#x03C1;&#x03C9;) nannte, und zwar der weiße anerkannt,<lb/>
und in ganz Griechenland vor allen andern der Pari&#x017F;che,<lb/>
wie hernach in Rom der von Luna ge&#x017F;ucht. Indeß wur-<note place="right">2</note><lb/>
den fu&#x0364;r Werke minder &#x017F;orgfa&#x0364;ltiger Kun&#x017F;t in Griechen-<lb/>
land wie in Italien auch allerlei Tuffe angewandt: da-<note place="right">3</note><lb/>
gegen bunte Marmors, &#x017F;o wie andre colorirte Steinarten,<lb/>
er&#x017F;t im Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Kai&#x017F;erreiche, be&#x017F;onders fu&#x0364;r die Dar-<lb/>
&#x017F;tellung Aegypti&#x017F;cher Gottheiten und barbari&#x017F;cher Ko&#x0364;nige,<lb/>
fu&#x0364;r angefu&#x0364;gte Harni&#x017F;che und Bekleidungen u. dgl., be-<lb/>
liebt wurden. Bewundernswu&#x0364;rdig, ja ra&#x0364;th&#x017F;elhaft, i&#x017F;t<note place="right">4</note><lb/>
die Vollendung der Arbeit an den &#x017F;pro&#x0364;den und wider&#x017F;tre-<lb/>
benden Ma&#x017F;&#x017F;en des Porphyrs und Granits, wo vorn<lb/>
zuge&#x017F;pitzte und immer neu ge&#x017F;cha&#x0364;rfte Pinkei&#x017F;en den Stein<lb/>
bis zur erforderlichen Tiefe wegbohren, und hernach mu&#x0364;h-<lb/>
&#x017F;ames Reiben und Schleifen die glatte Fla&#x0364;che &#x017F;ehr allma&#x0364;hlig<lb/>
zu Wege bringen mußte.</p><lb/>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[373/0395] II. Bildende Kunſt. Technik. 4. Von ausländiſchen Hölzern Ebenholz (§. 84, 2. 147, 4.), Citrus (ϑύον? Mongez Hist. de l’Inst. roy. T. iii. p. 31.), Lotos, beſonders Cedernholz (vgl. 52, 5. 57, 2.). Thyon nebſt Cy- preſſen an Phidias Olympiſchem Zeus (inwendig oder am Thron) Dio Chryſ. xii. p. 399. R. Cedrinus est Romae in delubro Apollo Sosianus, Seleucia advectus, Pl. xiii, 11. Askle- pios von Eetion Anth. Pal. vi, 337. Κέδρου ζώδια χρυ- σῷ διηνϑιςμένα Pauſ. vi, 19, 9. als runde Figuren beſchrie- ben. Mehr ſ. bei Siebelis zu Pauſ. v, 17, 2. Amalth. ii. S. 259. Vom Drechſeln in Holz, τορνεύειν, τορνοῦν, tornare ſ. Schneider Lex. u. τορεύω. Tornus, τορνευτήριον, das Dreheiſen, von Theodoros erfunden, §. 60. 2. Bildhauerei (sculptura). 309. Als das eigentliche Material fuͤr die Sculptur wurde fruͤhzeitig der feſte und politurfaͤhige Kalkſtein, welchen man eben von dieſem Glanze Marmor (μάρμαρον von μαρμαίρω) nannte, und zwar der weiße anerkannt, und in ganz Griechenland vor allen andern der Pariſche, wie hernach in Rom der von Luna geſucht. Indeß wur- den fuͤr Werke minder ſorgfaͤltiger Kunſt in Griechen- land wie in Italien auch allerlei Tuffe angewandt: da- gegen bunte Marmors, ſo wie andre colorirte Steinarten, erſt im Roͤmiſchen Kaiſerreiche, beſonders fuͤr die Dar- ſtellung Aegyptiſcher Gottheiten und barbariſcher Koͤnige, fuͤr angefuͤgte Harniſche und Bekleidungen u. dgl., be- liebt wurden. Bewundernswuͤrdig, ja raͤthſelhaft, iſt die Vollendung der Arbeit an den ſproͤden und widerſtre- benden Maſſen des Porphyrs und Granits, wo vorn zugeſpitzte und immer neu geſchaͤrfte Pinkeiſen den Stein bis zur erforderlichen Tiefe wegbohren, und hernach muͤh- ſames Reiben und Schleifen die glatte Flaͤche ſehr allmaͤhlig zu Wege bringen mußte. 1 2 3 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/395
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/395>, abgerufen am 21.12.2024.