Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweiter Hauptabschnitt.

Bildende Kunst.
(Bildnerei und Mahlerei).

303. Wir verbinden in diesem Abschnitt diejenigen
Künste, welche, unabhängig von äußern Bedürfnissen
und Zwecken, dagegen gebunden an Naturnachahmung
(§. 24. ff.), das Leben durch die damit natürlich verbund-
nen Formen darstellen. Indem wir den Gang, wel-
chen die Schöpfung der Kunstwerke selbst nehmen muß,
in der Betrachtung nothwendig umkehren müssen: be-
ginnen wir mit der Behandlung des Stoffes, durch welche
demselben gewisse Formen mitgetheilt und eingeprägt wer-
den (die Lehre von der Technik der alten Kunst); ge-
hen dann zu diesen Formen über, insofern dieselben
getrennt von den Gegenständen betrachtet werden können
(Lehre von den Kunstformen); und schließen mit der
Betrachtung der innern Anschauungen und geistigen Vor-
stellungen, welche das eigentliche Dargestellte der Kunst
sind (die Lehre von den Gegenständen).


Erster Theil.
Von der Technik der alten Kunst
.

304. Zur Technik rechnen wir zweierlei. Erstens
das Verfahren, wodurch überhaupt dem menschlichen
Auge der Eindruck einer Form durch eine gewisse Gestal-
tung des dem Künstler gegebnen Stoffes verschafft wird,

Zweiter Hauptabſchnitt.

Bildende Kunſt.
(Bildnerei und Mahlerei).

303. Wir verbinden in dieſem Abſchnitt diejenigen
Kuͤnſte, welche, unabhaͤngig von aͤußern Beduͤrfniſſen
und Zwecken, dagegen gebunden an Naturnachahmung
(§. 24. ff.), das Leben durch die damit natuͤrlich verbund-
nen Formen darſtellen. Indem wir den Gang, wel-
chen die Schoͤpfung der Kunſtwerke ſelbſt nehmen muß,
in der Betrachtung nothwendig umkehren muͤſſen: be-
ginnen wir mit der Behandlung des Stoffes, durch welche
demſelben gewiſſe Formen mitgetheilt und eingepraͤgt wer-
den (die Lehre von der Technik der alten Kunſt); ge-
hen dann zu dieſen Formen uͤber, inſofern dieſelben
getrennt von den Gegenſtaͤnden betrachtet werden koͤnnen
(Lehre von den Kunſtformen); und ſchließen mit der
Betrachtung der innern Anſchauungen und geiſtigen Vor-
ſtellungen, welche das eigentliche Dargeſtellte der Kunſt
ſind (die Lehre von den Gegenſtaͤnden).


Erſter Theil.
Von der Technik der alten Kunſt
.

304. Zur Technik rechnen wir zweierlei. Erſtens
das Verfahren, wodurch uͤberhaupt dem menſchlichen
Auge der Eindruck einer Form durch eine gewiſſe Geſtal-
tung des dem Kuͤnſtler gegebnen Stoffes verſchafft wird,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0387" n="365"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Zweiter Hauptab&#x017F;chnitt</hi>.</hi><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><hi rendition="#g">Bildende Kun&#x017F;t</hi>.<lb/>
(Bildnerei und Mahlerei).</head><lb/>
            <p>303. Wir verbinden in die&#x017F;em Ab&#x017F;chnitt diejenigen<lb/>
Ku&#x0364;n&#x017F;te, welche, unabha&#x0364;ngig von a&#x0364;ußern Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und Zwecken, dagegen gebunden an Naturnachahmung<lb/>
(§. 24. ff.), das Leben durch die damit natu&#x0364;rlich verbund-<lb/>
nen Formen dar&#x017F;tellen. Indem wir den Gang, wel-<lb/>
chen die <hi rendition="#g">Scho&#x0364;pfung</hi> der Kun&#x017F;twerke &#x017F;elb&#x017F;t nehmen muß,<lb/>
in der <hi rendition="#g">Betrachtung</hi> nothwendig umkehren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: be-<lb/>
ginnen wir mit der Behandlung des Stoffes, durch welche<lb/>
dem&#x017F;elben gewi&#x017F;&#x017F;e Formen mitgetheilt und eingepra&#x0364;gt wer-<lb/>
den (die Lehre von der <hi rendition="#g">Technik</hi> der alten Kun&#x017F;t); ge-<lb/>
hen dann zu die&#x017F;en Formen u&#x0364;ber, in&#x017F;ofern die&#x017F;elben<lb/>
getrennt von den Gegen&#x017F;ta&#x0364;nden betrachtet werden ko&#x0364;nnen<lb/>
(Lehre von den <hi rendition="#g">Kun&#x017F;tformen</hi>); und &#x017F;chließen mit der<lb/>
Betrachtung der innern An&#x017F;chauungen und gei&#x017F;tigen Vor-<lb/>
&#x017F;tellungen, welche das eigentliche Darge&#x017F;tellte der Kun&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ind (die Lehre von den <hi rendition="#g">Gegen&#x017F;ta&#x0364;nden</hi>).</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#g">Er&#x017F;ter Theil.<lb/>
Von der Technik der alten Kun&#x017F;t</hi>.</head><lb/>
              <p>304. Zur Technik rechnen wir zweierlei. Er&#x017F;tens<lb/>
das Verfahren, wodurch u&#x0364;berhaupt dem men&#x017F;chlichen<lb/>
Auge der Eindruck einer Form durch eine gewi&#x017F;&#x017F;e Ge&#x017F;tal-<lb/>
tung des dem Ku&#x0364;n&#x017F;tler gegebnen Stoffes ver&#x017F;chafft wird,<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[365/0387] Zweiter Hauptabſchnitt. Bildende Kunſt. (Bildnerei und Mahlerei). 303. Wir verbinden in dieſem Abſchnitt diejenigen Kuͤnſte, welche, unabhaͤngig von aͤußern Beduͤrfniſſen und Zwecken, dagegen gebunden an Naturnachahmung (§. 24. ff.), das Leben durch die damit natuͤrlich verbund- nen Formen darſtellen. Indem wir den Gang, wel- chen die Schoͤpfung der Kunſtwerke ſelbſt nehmen muß, in der Betrachtung nothwendig umkehren muͤſſen: be- ginnen wir mit der Behandlung des Stoffes, durch welche demſelben gewiſſe Formen mitgetheilt und eingepraͤgt wer- den (die Lehre von der Technik der alten Kunſt); ge- hen dann zu dieſen Formen uͤber, inſofern dieſelben getrennt von den Gegenſtaͤnden betrachtet werden koͤnnen (Lehre von den Kunſtformen); und ſchließen mit der Betrachtung der innern Anſchauungen und geiſtigen Vor- ſtellungen, welche das eigentliche Dargeſtellte der Kunſt ſind (die Lehre von den Gegenſtaͤnden). Erſter Theil. Von der Technik der alten Kunſt. 304. Zur Technik rechnen wir zweierlei. Erſtens das Verfahren, wodurch uͤberhaupt dem menſchlichen Auge der Eindruck einer Form durch eine gewiſſe Geſtal- tung des dem Kuͤnſtler gegebnen Stoffes verſchafft wird,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/387
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/387>, abgerufen am 18.11.2024.