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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Griechen. Dritte Periode.
Peiräeus, den Themistokles mehr zu einer Zuflucht in
Kriegszeit bestimmt hatte, zu einer herrlichen Stadt aus-
baute, Thurioi (Ol. 83, 3) nach winckelrechten großen
Straßen anlegte, und Rhodos (Ol. 93, 1), ebenfalls
höchst symmetrisch und regelmäßig, in einer theaterähnli-
chen Form aufbaute. Durch ihn scheint die regelmäßige2
(Jonische) Bauweise über die altgriechische, winkliche und
enge, Städteanlage die Oberhand gewonnen zu haben.

1. Ueber Hippodamos Anlagen vgl. Aristot. Pol. ii, 5 mit Schnei-
der, vii, 10. Photios u. Hesych. s. v. Ippodamou nemesis mit
Diod. xii, 10. Schol. Aristoph. Ritt. 327. (vgl. Meier zu den
Scholien, p. 457 Dindorf). Ueber Rhodos Strab. xiv, 654.
Aristeides Rhodiakos. Meurs. Rhodus i, 10. Auch die Anlage
der schönen Stadt Kos (103, 3) des neuen Halikarnass (von Mau-
solos), und der Pelop. Hauptstädte, Messene und Megalopolis,
gehört hierher.

2. Vgl. Dorier Bd. ii. S. 255.


3. Bildende Kunst.
a. Die Zeit des Phidias und Polykleitos.

112. Die höchste Blüthe der Kunst, welche in die-1
ser Periode im ganzen Griechenland aber besonders in
Athen und Argos eifrig betrieben wird, bereiten die treff-
lichen Künstler Kalamis und Pythagoras vor, von
denen jener zwar noch nicht von aller Härte des alten2
Styls frei war, aber doch in den mannigfachsten Aufga-
ben, erhabnen Götterbildern, muthvollen Rossen, zarten
und anmuthreichen Frauen, Bewunderungswürdiges lei-
stete; dieser in lebensvoller Darstellung der Muskeln und3
Adern, in genauer Kunde der Proportionen, zugleich
aber auch schon (was in dieser Zeit seltner) in ergreifen-
dem Ausdrucke, vortrefflich war.

1. Kalamis (von Athen?) Toreut Erzg. und Bildhauer.
Ol. 78 -- 87. Pythagoras von Rhegion Erzgießer, Schü-

Griechen. Dritte Periode.
Peiraͤeus, den Themiſtokles mehr zu einer Zuflucht in
Kriegszeit beſtimmt hatte, zu einer herrlichen Stadt aus-
baute, Thurioi (Ol. 83, 3) nach winckelrechten großen
Straßen anlegte, und Rhodos (Ol. 93, 1), ebenfalls
hoͤchſt ſymmetriſch und regelmaͤßig, in einer theateraͤhnli-
chen Form aufbaute. Durch ihn ſcheint die regelmaͤßige2
(Joniſche) Bauweiſe uͤber die altgriechiſche, winkliche und
enge, Staͤdteanlage die Oberhand gewonnen zu haben.

1. Ueber Hippodamos Anlagen vgl. Ariſtot. Pol. ii, 5 mit Schnei-
der, vii, 10. Photios u. Heſych. s. v. Ἱπποδάμου νέμησις mit
Diod. xii, 10. Schol. Ariſtoph. Ritt. 327. (vgl. Meier zu den
Scholien, p. 457 Dindorf). Ueber Rhodos Strab. xiv, 654.
Ariſteides Rhodiakos. Meurſ. Rhodus i, 10. Auch die Anlage
der ſchönen Stadt Kos (103, 3) des neuen Halikarnaſſ (von Mau-
ſolos), und der Pelop. Hauptſtädte, Meſſene und Megalopolis,
gehört hierher.

2. Vgl. Dorier Bd. ii. S. 255.


3. Bildende Kunſt.
a. Die Zeit des Phidias und Polykleitos.

112. Die hoͤchſte Bluͤthe der Kunſt, welche in die-1
ſer Periode im ganzen Griechenland aber beſonders in
Athen und Argos eifrig betrieben wird, bereiten die treff-
lichen Kuͤnſtler Kalamis und Pythagoras vor, von
denen jener zwar noch nicht von aller Haͤrte des alten2
Styls frei war, aber doch in den mannigfachſten Aufga-
ben, erhabnen Goͤtterbildern, muthvollen Roſſen, zarten
und anmuthreichen Frauen, Bewunderungswuͤrdiges lei-
ſtete; dieſer in lebensvoller Darſtellung der Muskeln und3
Adern, in genauer Kunde der Proportionen, zugleich
aber auch ſchon (was in dieſer Zeit ſeltner) in ergreifen-
dem Ausdrucke, vortrefflich war.

1. Kalamis (von Athen?) Toreut Erzg. und Bildhauer.
Ol. 78 — 87. Pythagoras von Rhegion Erzgießer, Schü-

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[89/0111] Griechen. Dritte Periode. Peiraͤeus, den Themiſtokles mehr zu einer Zuflucht in Kriegszeit beſtimmt hatte, zu einer herrlichen Stadt aus- baute, Thurioi (Ol. 83, 3) nach winckelrechten großen Straßen anlegte, und Rhodos (Ol. 93, 1), ebenfalls hoͤchſt ſymmetriſch und regelmaͤßig, in einer theateraͤhnli- chen Form aufbaute. Durch ihn ſcheint die regelmaͤßige (Joniſche) Bauweiſe uͤber die altgriechiſche, winkliche und enge, Staͤdteanlage die Oberhand gewonnen zu haben. 2 1. Ueber Hippodamos Anlagen vgl. Ariſtot. Pol. ii, 5 mit Schnei- der, vii, 10. Photios u. Heſych. s. v. Ἱπποδάμου νέμησις mit Diod. xii, 10. Schol. Ariſtoph. Ritt. 327. (vgl. Meier zu den Scholien, p. 457 Dindorf). Ueber Rhodos Strab. xiv, 654. Ariſteides Rhodiakos. Meurſ. Rhodus i, 10. Auch die Anlage der ſchönen Stadt Kos (103, 3) des neuen Halikarnaſſ (von Mau- ſolos), und der Pelop. Hauptſtädte, Meſſene und Megalopolis, gehört hierher. 2. Vgl. Dorier Bd. ii. S. 255. 3. Bildende Kunſt. a. Die Zeit des Phidias und Polykleitos. 112. Die hoͤchſte Bluͤthe der Kunſt, welche in die- ſer Periode im ganzen Griechenland aber beſonders in Athen und Argos eifrig betrieben wird, bereiten die treff- lichen Kuͤnſtler Kalamis und Pythagoras vor, von denen jener zwar noch nicht von aller Haͤrte des alten Styls frei war, aber doch in den mannigfachſten Aufga- ben, erhabnen Goͤtterbildern, muthvollen Roſſen, zarten und anmuthreichen Frauen, Bewunderungswuͤrdiges lei- ſtete; dieſer in lebensvoller Darſtellung der Muskeln und Adern, in genauer Kunde der Proportionen, zugleich aber auch ſchon (was in dieſer Zeit ſeltner) in ergreifen- dem Ausdrucke, vortrefflich war. 1 2 3 1. Kalamis (von Athen?) Toreut Erzg. und Bildhauer. Ol. 78 — 87. Pythagoras von Rhegion Erzgießer, Schü-

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/111>, abgerufen am 18.11.2024.