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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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5.

Auf die Dorier von Sparta wirkte die unter
allen Peloponnesiern mit Ausnahme der Arkader am
meisten binnenländische Lage, und die früher mit Ruhe
behauptete, später mit einseitiger Aufwendung aller
Lebenskraft festgehaltne Hegemonie. Die Selbständig-
keit und Absonderung war hier am größten, und so
ist der Dorische Stammgeist und die alte Sitte in
Sparta am strengsten, und oft auch in Kleinigkeiten 1,
bewahrt worden, aber auch am meisten erstarrt und
versteint. Obwohl Letztres erst in den spätern Zeiten
hervortrat, da früher, wie öfter bemerkt, in Sparta
ein mannigfaltiges, heitres und nicht anmuthlofes
Leben blühte. Damals war die Stadt wirklich der
Mittelpunkt von Hellas. Eine merkwürdige Wendung
nahm die Abgeschlossenheit des Daseins, aus der die
Kürze des Ausdrucks floß. Sie wurde zu einer Ver-
schlossenheit, die noch weiter ging als sich absichtlich zu
verbergen. Selbst das aimulon oder Verschlagne wird
seit den Perserkriegen häufig an den Spartiaten geta-
delt; man könne aus ihnen nicht klug werden 2. Oft

1 So ließen, nach Demetr. de eloc. 122. die Ephoren Ei-
nen geißeln, der am Ballspiel (über das auch ein Spart. Timokra-
tes schrieb) etwas geneuert hatte.
2 Herod. 9, 54. Lakedai-
monion alla phroneonton kai alla legonton. Grade eben so Eu-
rip. Androm. 452. Bei dieses Dichters Feindseeligkeiten gegen
Sparta (Markland ad Suppl. 187. Wüstemann Praef. ad Al-
cest. p. XV.
) ist immer besonders der Zeitpunkt zu beachten. Do-
lia bouleuteria, pseudon anaktas nennt er die Sp. in der An-
dromache, als die Athener sie des Friedensbruches anklagten, Ol.
90, 2. nach Petit und Böckh trag. princ. p. 190. Im Orest
(Ol. 92, 4.) tadelt er to astaton ton Lakedaimonion gnomes in
Bezug auf die abgelehnten Friedensvorschläge der Spart. nach Min-
daros Unfällen. Philoch. bei den Schol. V. 371. (vgl. zu 772.
903.), welcher diese 92, 2. setzt, Diodor. 13, 52. dagegen 92, 3.
Aristoph. Lysistr. 1269. nennt sie aimulas alopekas (vgl. den fal-
schen Bakis Eir. 1068. Lykophr. 1124.), dies Ol. 92, 1. in der-
5.

Auf die Dorier von Sparta wirkte die unter
allen Peloponneſiern mit Ausnahme der Arkader am
meiſten binnenlaͤndiſche Lage, und die fruͤher mit Ruhe
behauptete, ſpaͤter mit einſeitiger Aufwendung aller
Lebenskraft feſtgehaltne Hegemonie. Die Selbſtaͤndig-
keit und Abſonderung war hier am groͤßten, und ſo
iſt der Doriſche Stammgeiſt und die alte Sitte in
Sparta am ſtrengſten, und oft auch in Kleinigkeiten 1,
bewahrt worden, aber auch am meiſten erſtarrt und
verſteint. Obwohl Letztres erſt in den ſpaͤtern Zeiten
hervortrat, da fruͤher, wie oͤfter bemerkt, in Sparta
ein mannigfaltiges, heitres und nicht anmuthlofes
Leben bluͤhte. Damals war die Stadt wirklich der
Mittelpunkt von Hellas. Eine merkwuͤrdige Wendung
nahm die Abgeſchloſſenheit des Daſeins, aus der die
Kuͤrze des Ausdrucks floß. Sie wurde zu einer Ver-
ſchloſſenheit, die noch weiter ging als ſich abſichtlich zu
verbergen. Selbſt das αἱμύλον oder Verſchlagne wird
ſeit den Perſerkriegen haͤufig an den Spartiaten geta-
delt; man koͤnne aus ihnen nicht klug werden 2. Oft

1 So ließen, nach Demetr. de eloc. 122. die Ephoren Ei-
nen geißeln, der am Ballſpiel (uͤber das auch ein Spart. Timokra-
tes ſchrieb) etwas geneuert hatte.
2 Herod. 9, 54. Λακεδαι-
μονίων ἄλλα φϱονεόντων καὶ ἄλλα λεγόντων. Grade eben ſo Eu-
rip. Androm. 452. Bei dieſes Dichters Feindſeeligkeiten gegen
Sparta (Markland ad Suppl. 187. Wuͤſtemann Praef. ad Al-
cest. p. XV.
) iſt immer beſonders der Zeitpunkt zu beachten. Δὁ-
λια βουλευτήϱια, ψευδῶν ἄνακτας nennt er die Sp. in der An-
dromache, als die Athener ſie des Friedensbruches anklagten, Ol.
90, 2. nach Petit und Boͤckh trag. princ. p. 190. Im Oreſt
(Ol. 92, 4.) tadelt er τὸ ἄστατον τῶν Λακεδαιμονίων γνώμης in
Bezug auf die abgelehnten Friedensvorſchlaͤge der Spart. nach Min-
daros Unfaͤllen. Philoch. bei den Schol. V. 371. (vgl. zu 772.
903.), welcher dieſe 92, 2. ſetzt, Diodor. 13, 52. dagegen 92, 3.
Ariſtoph. Lyſiſtr. 1269. nennt ſie αἱμὑλας ἀλώπεκας (vgl. den fal-
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[408/0414] 5. Auf die Dorier von Sparta wirkte die unter allen Peloponneſiern mit Ausnahme der Arkader am meiſten binnenlaͤndiſche Lage, und die fruͤher mit Ruhe behauptete, ſpaͤter mit einſeitiger Aufwendung aller Lebenskraft feſtgehaltne Hegemonie. Die Selbſtaͤndig- keit und Abſonderung war hier am groͤßten, und ſo iſt der Doriſche Stammgeiſt und die alte Sitte in Sparta am ſtrengſten, und oft auch in Kleinigkeiten 1, bewahrt worden, aber auch am meiſten erſtarrt und verſteint. Obwohl Letztres erſt in den ſpaͤtern Zeiten hervortrat, da fruͤher, wie oͤfter bemerkt, in Sparta ein mannigfaltiges, heitres und nicht anmuthlofes Leben bluͤhte. Damals war die Stadt wirklich der Mittelpunkt von Hellas. Eine merkwuͤrdige Wendung nahm die Abgeſchloſſenheit des Daſeins, aus der die Kuͤrze des Ausdrucks floß. Sie wurde zu einer Ver- ſchloſſenheit, die noch weiter ging als ſich abſichtlich zu verbergen. Selbſt das αἱμύλον oder Verſchlagne wird ſeit den Perſerkriegen haͤufig an den Spartiaten geta- delt; man koͤnne aus ihnen nicht klug werden 2. Oft 1 So ließen, nach Demetr. de eloc. 122. die Ephoren Ei- nen geißeln, der am Ballſpiel (uͤber das auch ein Spart. Timokra- tes ſchrieb) etwas geneuert hatte. 2 Herod. 9, 54. Λακεδαι- μονίων ἄλλα φϱονεόντων καὶ ἄλλα λεγόντων. Grade eben ſo Eu- rip. Androm. 452. Bei dieſes Dichters Feindſeeligkeiten gegen Sparta (Markland ad Suppl. 187. Wuͤſtemann Praef. ad Al- cest. p. XV.) iſt immer beſonders der Zeitpunkt zu beachten. Δὁ- λια βουλευτήϱια, ψευδῶν ἄνακτας nennt er die Sp. in der An- dromache, als die Athener ſie des Friedensbruches anklagten, Ol. 90, 2. nach Petit und Boͤckh trag. princ. p. 190. Im Oreſt (Ol. 92, 4.) tadelt er τὸ ἄστατον τῶν Λακεδαιμονίων γνώμης in Bezug auf die abgelehnten Friedensvorſchlaͤge der Spart. nach Min- daros Unfaͤllen. Philoch. bei den Schol. V. 371. (vgl. zu 772. 903.), welcher dieſe 92, 2. ſetzt, Diodor. 13, 52. dagegen 92, 3. Ariſtoph. Lyſiſtr. 1269. nennt ſie αἱμὑλας ἀλώπεκας (vgl. den fal- ſchen Bakis Εἰϱ. 1068. Lykophr. 1124.), dies Ol. 92, 1. in der-

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/414>, abgerufen am 21.11.2024.