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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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die alten Athener die Todten Demetrische, der Mutter
Erde Hingegebne, nannten. Dagegen unterschied sich
die Weise der Bestattung bei den Athenern und Doriern
bedeutend; jene legten ihre Todten mit den Häuptern
gegen Abend, diese, -- wenigstens die Megarer, wie
berichtet wird, doch auch dies nicht ohne Wider-
spruch, -- gegen Morgen 1. Fand dieser Unterschied
so durchgängig und allgemein statt, wie wir ihn hier
aussprechen, so könnte man ihn mit dem Cultus in
Bezug setzen; den Gebrauch der Athener mit dem
Dienst der Athena, die man im Monde wirkend glaubte,
den Dorischen mit dem des Apoll, für den doch die
Sonne in mancher Hinsicht Symbol sein konnte: doch
überlassen wir diese Idee zu verfolgen den Liebhabern
kühnerer Combinationen.



3.

Uns scheint dagegen noch obzuliegen, unter
einen Gesichtspunkt zusammenzufassen, was bisher
an verschiednen Stellen über den eigentlichen Grund-
charakter des Dorischen Stammes gesagt ist, und aus
den Betrachtungen einzelner Richtungen desselben ein
Endergebniß über dessen innerstes Wesen zu ziehn.
So sehr ich diese Aufforderung anerkenne, so muß ich
mich doch auf der andern Seite gegen Diejenigen ver-
wahren, die diesen Grundcharakter wie einen Begriff
aufgestellt haben wollen; und wenn sie gesagt haben:
die Dorier seien subjectiv, die Jonier objectiv, damit
den innersten Kern des Wesens dieser Stämme bezeich-
net glauben. Ist es denn möglich, den Charakter

1 Plut. Solon 9. 10. vgl. Aelian V. G. 5, 14. und Mi-
nervae Poliad. p.
27. Oben Bd. 2. S. 271, 3.
III. 26

die alten Athener die Todten Demetriſche, der Mutter
Erde Hingegebne, nannten. Dagegen unterſchied ſich
die Weiſe der Beſtattung bei den Athenern und Doriern
bedeutend; jene legten ihre Todten mit den Haͤuptern
gegen Abend, dieſe, — wenigſtens die Megarer, wie
berichtet wird, doch auch dies nicht ohne Wider-
ſpruch, — gegen Morgen 1. Fand dieſer Unterſchied
ſo durchgaͤngig und allgemein ſtatt, wie wir ihn hier
ausſprechen, ſo koͤnnte man ihn mit dem Cultus in
Bezug ſetzen; den Gebrauch der Athener mit dem
Dienſt der Athena, die man im Monde wirkend glaubte,
den Doriſchen mit dem des Apoll, fuͤr den doch die
Sonne in mancher Hinſicht Symbol ſein konnte: doch
uͤberlaſſen wir dieſe Idee zu verfolgen den Liebhabern
kuͤhnerer Combinationen.



3.

Uns ſcheint dagegen noch obzuliegen, unter
einen Geſichtspunkt zuſammenzufaſſen, was bisher
an verſchiednen Stellen uͤber den eigentlichen Grund-
charakter des Doriſchen Stammes geſagt iſt, und aus
den Betrachtungen einzelner Richtungen deſſelben ein
Endergebniß uͤber deſſen innerſtes Weſen zu ziehn.
So ſehr ich dieſe Aufforderung anerkenne, ſo muß ich
mich doch auf der andern Seite gegen Diejenigen ver-
wahren, die dieſen Grundcharakter wie einen Begriff
aufgeſtellt haben wollen; und wenn ſie geſagt haben:
die Dorier ſeien ſubjectiv, die Jonier objectiv, damit
den innerſten Kern des Weſens dieſer Staͤmme bezeich-
net glauben. Iſt es denn moͤglich, den Charakter

1 Plut. Solon 9. 10. vgl. Aelian V. G. 5, 14. und Mi-
nervae Poliad. p.
27. Oben Bd. 2. S. 271, 3.
III. 26
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[401/0407] die alten Athener die Todten Demetriſche, der Mutter Erde Hingegebne, nannten. Dagegen unterſchied ſich die Weiſe der Beſtattung bei den Athenern und Doriern bedeutend; jene legten ihre Todten mit den Haͤuptern gegen Abend, dieſe, — wenigſtens die Megarer, wie berichtet wird, doch auch dies nicht ohne Wider- ſpruch, — gegen Morgen 1. Fand dieſer Unterſchied ſo durchgaͤngig und allgemein ſtatt, wie wir ihn hier ausſprechen, ſo koͤnnte man ihn mit dem Cultus in Bezug ſetzen; den Gebrauch der Athener mit dem Dienſt der Athena, die man im Monde wirkend glaubte, den Doriſchen mit dem des Apoll, fuͤr den doch die Sonne in mancher Hinſicht Symbol ſein konnte: doch uͤberlaſſen wir dieſe Idee zu verfolgen den Liebhabern kuͤhnerer Combinationen. 3. Uns ſcheint dagegen noch obzuliegen, unter einen Geſichtspunkt zuſammenzufaſſen, was bisher an verſchiednen Stellen uͤber den eigentlichen Grund- charakter des Doriſchen Stammes geſagt iſt, und aus den Betrachtungen einzelner Richtungen deſſelben ein Endergebniß uͤber deſſen innerſtes Weſen zu ziehn. So ſehr ich dieſe Aufforderung anerkenne, ſo muß ich mich doch auf der andern Seite gegen Diejenigen ver- wahren, die dieſen Grundcharakter wie einen Begriff aufgeſtellt haben wollen; und wenn ſie geſagt haben: die Dorier ſeien ſubjectiv, die Jonier objectiv, damit den innerſten Kern des Weſens dieſer Staͤmme bezeich- net glauben. Iſt es denn moͤglich, den Charakter 1 Plut. Solon 9. 10. vgl. Aelian V. G. 5, 14. und Mi- nervae Poliad. p. 27. Oben Bd. 2. S. 271, 3. III. 26

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/407>, abgerufen am 21.11.2024.