Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.in die größte Nähe des Geliebten brachten, und ihm 9. So kommen wir zu dem Resultate, daß dies 1 De rep. 4, 4. p. 279. Mal. 2 Aelian V. G. 3,
12. Wegen dieser cautio heißt der Laked, nomos bei Platon Symp. p. 182. poikilos. Die Reinheit der Laked. Knabenliebe bezeugt der beste Kenner Dorischer Sitten, Xenoph. Staat 2, 13. Symp. 8, 35. Platon hat indeß auch von ihr üble Begriffe, Ges. 1, 636. 8, 836. Die Kretische ist mehr anrüchig geworden als die Lakonische, Plut. de educ. 14. Beide rühmt als gleich unschuldig Mar. Tyr. diss. 10. p. 113. An den zweideutigen Urtheilen sind sicher fast ganz die Attischen Komiker Schuld. Eupolis bei Athen 1, 17 d. Hesych u. aa. Lexikogr. kusolakon, lakonizein. vgl. Suid. Apo- stol. 11, 73. Lakonikon tropon perainein. in die groͤßte Naͤhe des Geliebten brachten, und ihm 9. So kommen wir zu dem Reſultate, daß dies 1 De rep. 4, 4. p. 279. Mal. 2 Aelian V. G. 3,
12. Wegen dieſer cautio heißt der Λακεδ, νόμος bei Platon Symp. p. 182. ποικίλος. Die Reinheit der Laked. Knabenliebe bezeugt der beſte Kenner Doriſcher Sitten, Xenoph. Staat 2, 13. Symp. 8, 35. Platon hat indeß auch von ihr uͤble Begriffe, Geſ. 1, 636. 8, 836. Die Kretiſche iſt mehr anruͤchig geworden als die Lakoniſche, Plut. de educ. 14. Beide ruͤhmt als gleich unſchuldig Mar. Tyr. diss. 10. p. 113. An den zweideutigen Urtheilen ſind ſicher faſt ganz die Attiſchen Komiker Schuld. Eupolis bei Athen 1, 17 d. Heſych u. aa. Lexikogr. κυσολάκων, λακωνίζειν. vgl. Suid. Apo- ſtol. 11, 73. Λακωνικὸν τϱόπον πεϱαίνειν. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0302" n="296"/> in die groͤßte Naͤhe des Geliebten brachten, und ihm<lb/> jedes Zeichen der Zuneigung erlaubten <hi rendition="#aq">praeter stu-<lb/> prum</hi> <note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq">De rep. 4, 4. p.</hi> 279. Mal.</note>; denn wenn auch allerdings dieſe Naͤhe in<lb/> der Zeit des Sittenverderbs hoͤchſt gefaͤhrlich ſein moch-<lb/> te: ſo beweist ſie doch fuͤr die aͤltern Zeiten das Ge-<lb/> gentheil. Daß dieſes <hi rendition="#aq">stuprum</hi> ſelbſt die Lakedaͤmonier<lb/> ſehr hart ſtraften, mit Landesverweiſung oder Tod,<lb/> wiſſen wir ſonſt <note place="foot" n="2">Aelian V. G. 3,<lb/> 12. Wegen dieſer <hi rendition="#aq">cautio</hi> heißt der Λακεδ, νόμος bei Platon Symp.<lb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 182. ποικίλος. Die Reinheit der Laked. Knabenliebe bezeugt der<lb/> beſte Kenner Doriſcher Sitten, Xenoph. Staat 2, 13. Symp. 8,<lb/> 35. Platon hat indeß auch von ihr uͤble Begriffe, Geſ. 1, 636. 8,<lb/> 836. Die Kretiſche iſt mehr anruͤchig geworden als die Lakoniſche,<lb/> Plut. <hi rendition="#aq">de educ.</hi> 14. Beide ruͤhmt als gleich unſchuldig Mar. Tyr.<lb/><hi rendition="#aq">diss. 10. p. 113.</hi> An den zweideutigen Urtheilen ſind ſicher faſt<lb/> ganz die Attiſchen Komiker Schuld. Eupolis bei Athen 1, 17 <hi rendition="#aq">d.</hi><lb/> Heſych u. aa. Lexikogr. κυσολάκων, λακωνίζειν. vgl. Suid. Apo-<lb/> ſtol. 11, 73. Λακωνικὸν τϱόπον πεϱαίνειν.</note>.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>9.</head><lb/> <p>So kommen wir zu dem Reſultate, daß dies<lb/> eigenthuͤmliche Verhaͤltniß ſich bei den nordhelleniſchen<lb/> Voͤlkerſchaften durchaus unbefangen und edel gebildet<lb/> hatte, ehe Knabenſchaͤnderei, wahrſcheinlich von Lydien<lb/> her, in Griechenland bekannt geworden war. Und nur<lb/> ſo, wenn wir ein Doppeltes, von Grund aus Ver-<lb/> ſchiednes, annehmen, welches in der Griechiſchen Kna-<lb/> benliebe zuſammengefloſſen, iſt uͤberhaupt die geſammte<lb/> Anſicht und Betrachtungsweiſe derſelben auch in der<lb/> Zeit der Attiſchen Bildung erklaͤrlich, in der immer<lb/> ein reines und edles Element mit einem unreinen und<lb/> niedern auf ſeltſame Weiſe vereinigt erſcheint. Merk-<lb/> wuͤrdig iſt es, daß die alten Achaͤer, deren Leben wir<lb/> in Homers Geſaͤngen erblicken, offenbar dies Verhaͤlt-<lb/> niß nicht kannten, da Achilleus und Patroklos Freund-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [296/0302]
in die groͤßte Naͤhe des Geliebten brachten, und ihm
jedes Zeichen der Zuneigung erlaubten praeter stu-
prum 1; denn wenn auch allerdings dieſe Naͤhe in
der Zeit des Sittenverderbs hoͤchſt gefaͤhrlich ſein moch-
te: ſo beweist ſie doch fuͤr die aͤltern Zeiten das Ge-
gentheil. Daß dieſes stuprum ſelbſt die Lakedaͤmonier
ſehr hart ſtraften, mit Landesverweiſung oder Tod,
wiſſen wir ſonſt 2.
9.
So kommen wir zu dem Reſultate, daß dies
eigenthuͤmliche Verhaͤltniß ſich bei den nordhelleniſchen
Voͤlkerſchaften durchaus unbefangen und edel gebildet
hatte, ehe Knabenſchaͤnderei, wahrſcheinlich von Lydien
her, in Griechenland bekannt geworden war. Und nur
ſo, wenn wir ein Doppeltes, von Grund aus Ver-
ſchiednes, annehmen, welches in der Griechiſchen Kna-
benliebe zuſammengefloſſen, iſt uͤberhaupt die geſammte
Anſicht und Betrachtungsweiſe derſelben auch in der
Zeit der Attiſchen Bildung erklaͤrlich, in der immer
ein reines und edles Element mit einem unreinen und
niedern auf ſeltſame Weiſe vereinigt erſcheint. Merk-
wuͤrdig iſt es, daß die alten Achaͤer, deren Leben wir
in Homers Geſaͤngen erblicken, offenbar dies Verhaͤlt-
niß nicht kannten, da Achilleus und Patroklos Freund-
1 De rep. 4, 4. p. 279. Mal.
2 Aelian V. G. 3,
12. Wegen dieſer cautio heißt der Λακεδ, νόμος bei Platon Symp.
p. 182. ποικίλος. Die Reinheit der Laked. Knabenliebe bezeugt der
beſte Kenner Doriſcher Sitten, Xenoph. Staat 2, 13. Symp. 8,
35. Platon hat indeß auch von ihr uͤble Begriffe, Geſ. 1, 636. 8,
836. Die Kretiſche iſt mehr anruͤchig geworden als die Lakoniſche,
Plut. de educ. 14. Beide ruͤhmt als gleich unſchuldig Mar. Tyr.
diss. 10. p. 113. An den zweideutigen Urtheilen ſind ſicher faſt
ganz die Attiſchen Komiker Schuld. Eupolis bei Athen 1, 17 d.
Heſych u. aa. Lexikogr. κυσολάκων, λακωνίζειν. vgl. Suid. Apo-
ſtol. 11, 73. Λακωνικὸν τϱόπον πεϱαίνειν.
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