tet hatte: so traten sich anderwärts die Richtungen schärfer gegenüber, wie dies in Milet der Kampf der Partheien Ploutis und Kheiromakha recht deutlich ausspricht 1.
5.
Aber in Athen wie fast überall gohr aus die- sen demokratischen Bewegungen zuerst die Tyrannis hervor, welche man als einen heftigen Krampf betrach- ten kann, der einer gänzlichen Umwälzung vorhergehen sollte. Es ist oben nachgewiesen, wie die Tyrannen von Korinth, Sikyon, Megara und Epidauros anfäng- lich dem Dorischen Adel feindliche Anführer einer Volks- parthei waren, Demagogen nach Aristoteles Ausdruck: daher auch Sparta als Schirmerin der Aristokratie sie insgesammt, so weit sein Arm reichte, vernichtete. In Jonien und Sicilien fanden die Tyrannen eine oli- garchische Timokratie vor, die aber gewöhnlich mit der Demokratie im Streit lag 2; Einzelne, wie Gelon, er- griffen wohl auch Parthei gegen die letztere. Um die Zeit der Perserkriege hatte bei den Joniern die Demo- kratie schon tiefe Wurzel geschlagen, und Mardonios, der Perser, stellte sie in ihren Städten, nach Vertrei- bung der Tyrannen, als die gewünschte Regierungsform her 3. In Athen hatte Kleisthenes die Verbindung der Geschlechter, die letzte Stütze der Aristokratie, ihrer politischen Bedeutung beraubt, aber erst Aristeides mußte, durch die Umstände gezwungen, die Timokratie
1 Plut. Qu. Gr. 32. Die Emd. Ploutis wird durch Ver- gleichung von Athen. 12, 524. noch wahrscheinlicher.
2 Haupt- stelle Arist. 5, 8, 1. ek ton timon, e censu. vgl. 5, 10, 4. Pa- nätios von Leontini war Demagog in einem vorher oligarchischen Staate, dessen Verfassung der der Hippoboten ähnlich. Vgl. Polyän 5, 47.
3 Herod. 6, 43. -- Pind. P. 2, 87. kennt drei Ver- fassungen, Thrannis, Herrschaft der stürmischen Gemeinde und Re- giment der Weisen.
tet hatte: ſo traten ſich anderwaͤrts die Richtungen ſchaͤrfer gegenuͤber, wie dies in Milet der Kampf der Partheien Πλοῦτις und Χειρομάχα recht deutlich ausſpricht 1.
5.
Aber in Athen wie faſt uͤberall gohr aus die- ſen demokratiſchen Bewegungen zuerſt die Tyrannis hervor, welche man als einen heftigen Krampf betrach- ten kann, der einer gaͤnzlichen Umwaͤlzung vorhergehen ſollte. Es iſt oben nachgewieſen, wie die Tyrannen von Korinth, Sikyon, Megara und Epidauros anfaͤng- lich dem Doriſchen Adel feindliche Anfuͤhrer einer Volks- parthei waren, Demagogen nach Ariſtoteles Ausdruck: daher auch Sparta als Schirmerin der Ariſtokratie ſie insgeſammt, ſo weit ſein Arm reichte, vernichtete. In Jonien und Sicilien fanden die Tyrannen eine oli- garchiſche Timokratie vor, die aber gewoͤhnlich mit der Demokratie im Streit lag 2; Einzelne, wie Gelon, er- griffen wohl auch Parthei gegen die letztere. Um die Zeit der Perſerkriege hatte bei den Joniern die Demo- kratie ſchon tiefe Wurzel geſchlagen, und Mardonios, der Perſer, ſtellte ſie in ihren Staͤdten, nach Vertrei- bung der Tyrannen, als die gewuͤnſchte Regierungsform her 3. In Athen hatte Kleiſthenes die Verbindung der Geſchlechter, die letzte Stuͤtze der Ariſtokratie, ihrer politiſchen Bedeutung beraubt, aber erſt Ariſteides mußte, durch die Umſtaͤnde gezwungen, die Timokratie
1 Plut. Qu. Gr. 32. Die Emd. Πλοῦτις wird durch Ver- gleichung von Athen. 12, 524. noch wahrſcheinlicher.
2 Haupt- ſtelle Ariſt. 5, 8, 1. ἐκ τῶν τιμῶν, e censu. vgl. 5, 10, 4. Pa- naͤtios von Leontini war Demagog in einem vorher oligarchiſchen Staate, deſſen Verfaſſung der der Hippoboten aͤhnlich. Vgl. Polyaͤn 5, 47.
3 Herod. 6, 43. — Pind. P. 2, 87. kennt drei Ver- faſſungen, Thrannis, Herrſchaft der ſtuͤrmiſchen Gemeinde und Re- giment der Weiſen.
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[12/0018]
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Partheien Πλοῦτις und Χειρομάχα recht deutlich
ausſpricht 1.
5.
Aber in Athen wie faſt uͤberall gohr aus die-
ſen demokratiſchen Bewegungen zuerſt die Tyrannis
hervor, welche man als einen heftigen Krampf betrach-
ten kann, der einer gaͤnzlichen Umwaͤlzung vorhergehen
ſollte. Es iſt oben nachgewieſen, wie die Tyrannen
von Korinth, Sikyon, Megara und Epidauros anfaͤng-
lich dem Doriſchen Adel feindliche Anfuͤhrer einer Volks-
parthei waren, Demagogen nach Ariſtoteles Ausdruck:
daher auch Sparta als Schirmerin der Ariſtokratie ſie
insgeſammt, ſo weit ſein Arm reichte, vernichtete.
In Jonien und Sicilien fanden die Tyrannen eine oli-
garchiſche Timokratie vor, die aber gewoͤhnlich mit der
Demokratie im Streit lag 2; Einzelne, wie Gelon, er-
griffen wohl auch Parthei gegen die letztere. Um die
Zeit der Perſerkriege hatte bei den Joniern die Demo-
kratie ſchon tiefe Wurzel geſchlagen, und Mardonios,
der Perſer, ſtellte ſie in ihren Staͤdten, nach Vertrei-
bung der Tyrannen, als die gewuͤnſchte Regierungsform
her 3. In Athen hatte Kleiſthenes die Verbindung der
Geſchlechter, die letzte Stuͤtze der Ariſtokratie, ihrer
politiſchen Bedeutung beraubt, aber erſt Ariſteides
mußte, durch die Umſtaͤnde gezwungen, die Timokratie
1 Plut. Qu. Gr. 32. Die Emd. Πλοῦτις wird durch Ver-
gleichung von Athen. 12, 524. noch wahrſcheinlicher.
2 Haupt-
ſtelle Ariſt. 5, 8, 1. ἐκ τῶν τιμῶν, e censu. vgl. 5, 10, 4. Pa-
naͤtios von Leontini war Demagog in einem vorher oligarchiſchen
Staate, deſſen Verfaſſung der der Hippoboten aͤhnlich. Vgl. Polyaͤn
5, 47.
3 Herod. 6, 43. — Pind. P. 2, 87. kennt drei Ver-
faſſungen, Thrannis, Herrſchaft der ſtuͤrmiſchen Gemeinde und Re-
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/18>, abgerufen am 22.12.2024.
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