Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

9.
1.

In diesem Kapitel wollen wir die Nachrichten zu-
sammenstellen und ordnen von den Umwandlungen der
Verfassung in solchen Dorischen Staaten, die den ur-
sprünglichen Zustand minder streng und treu bewahrten,
als es zu Sparta und Kreta geschah, und dagegen
mehr von den allgemeinen Revolutionen griechischer
Staatsverfassungen berührt, und in deren Strom hin-
eingezogen wurden.

Was zuerst Argos betrifft: so hebe ich aus dem
schon Dargelegten folgende Punkte nur mit wenigen
Worten hervor. Ein dreifacher Stand, die Bewohner
der Stadt, größtentheils Dorier, in vier Phylen;
dann Periöken; endlich Leibeigene, Gymnesier genannt 1.
Könige, zuerst Heraklidische, darauf aus einer andern
Dynastie, bis über den Perserkrieg hinaus 2; daneben
Artynen; hohe Gewalt des Rathes. Alles dies sind
Züge, die auf ziemliche Aehnlichkeit der Argeiischen Ver-
fassung mit der Lakedämonischen führen, wenigstens

1 oben S. 55.
2 oben S. 103. Die Vorstellungen
der Alten darüber sind durchaus unklar: zu den dort angeführten St.
kommt die des Plut. Lyk. 7. (vgl. Platon Ges. 3. p. 692.), daß
die Gewalt der K. in Argos u. Messene zuerst zu strenge gewesen,
u. durch Uebermuth der Herrscher u. Ungehorsam des Volkes unter-
gegangen sei, ohne Zeitbestimmung.

9.
1.

In dieſem Kapitel wollen wir die Nachrichten zu-
ſammenſtellen und ordnen von den Umwandlungen der
Verfaſſung in ſolchen Doriſchen Staaten, die den ur-
ſpruͤnglichen Zuſtand minder ſtreng und treu bewahrten,
als es zu Sparta und Kreta geſchah, und dagegen
mehr von den allgemeinen Revolutionen griechiſcher
Staatsverfaſſungen beruͤhrt, und in deren Strom hin-
eingezogen wurden.

Was zuerſt Argos betrifft: ſo hebe ich aus dem
ſchon Dargelegten folgende Punkte nur mit wenigen
Worten hervor. Ein dreifacher Stand, die Bewohner
der Stadt, groͤßtentheils Dorier, in vier Phylen;
dann Perioͤken; endlich Leibeigene, Gymneſier genannt 1.
Koͤnige, zuerſt Heraklidiſche, darauf aus einer andern
Dynaſtie, bis uͤber den Perſerkrieg hinaus 2; daneben
Artynen; hohe Gewalt des Rathes. Alles dies ſind
Zuͤge, die auf ziemliche Aehnlichkeit der Argeiiſchen Ver-
faſſung mit der Lakedaͤmoniſchen fuͤhren, wenigſtens

1 oben S. 55.
2 oben S. 103. Die Vorſtellungen
der Alten daruͤber ſind durchaus unklar: zu den dort angefuͤhrten St.
kommt die des Plut. Lyk. 7. (vgl. Platon Geſ. 3. p. 692.), daß
die Gewalt der K. in Argos u. Meſſene zuerſt zu ſtrenge geweſen,
u. durch Uebermuth der Herrſcher u. Ungehorſam des Volkes unter-
gegangen ſei, ohne Zeitbeſtimmung.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0148" n="142"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>9.</head><lb/>
          <div n="3">
            <head>1.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">I</hi>n die&#x017F;em Kapitel wollen wir die Nachrichten zu-<lb/>
&#x017F;ammen&#x017F;tellen und ordnen von den Umwandlungen der<lb/>
Verfa&#x017F;&#x017F;ung in &#x017F;olchen Dori&#x017F;chen Staaten, die den ur-<lb/>
&#x017F;pru&#x0364;nglichen Zu&#x017F;tand minder &#x017F;treng und treu bewahrten,<lb/>
als es zu Sparta und Kreta ge&#x017F;chah, und dagegen<lb/>
mehr von den allgemeinen Revolutionen griechi&#x017F;cher<lb/>
Staatsverfa&#x017F;&#x017F;ungen beru&#x0364;hrt, und in deren Strom hin-<lb/>
eingezogen wurden.</p><lb/>
            <p>Was zuer&#x017F;t <hi rendition="#g">Argos</hi> betrifft: &#x017F;o hebe ich aus dem<lb/>
&#x017F;chon Dargelegten folgende Punkte nur mit wenigen<lb/>
Worten hervor. Ein dreifacher Stand, die Bewohner<lb/>
der Stadt, gro&#x0364;ßtentheils Dorier, in vier Phylen;<lb/>
dann Perio&#x0364;ken; endlich Leibeigene, Gymne&#x017F;ier genannt <note place="foot" n="1">oben S. 55.</note>.<lb/>
Ko&#x0364;nige, zuer&#x017F;t Heraklidi&#x017F;che, darauf aus einer andern<lb/>
Dyna&#x017F;tie, bis u&#x0364;ber den Per&#x017F;erkrieg hinaus <note place="foot" n="2">oben S. 103. Die Vor&#x017F;tellungen<lb/>
der Alten daru&#x0364;ber &#x017F;ind durchaus unklar: zu den dort angefu&#x0364;hrten St.<lb/>
kommt die des Plut. Lyk. 7. (vgl. Platon Ge&#x017F;. 3. <hi rendition="#aq">p.</hi> 692.), daß<lb/>
die Gewalt der K. in Argos u. Me&#x017F;&#x017F;ene zuer&#x017F;t zu &#x017F;trenge gewe&#x017F;en,<lb/>
u. durch Uebermuth der Herr&#x017F;cher u. Ungehor&#x017F;am des Volkes unter-<lb/>
gegangen &#x017F;ei, ohne Zeitbe&#x017F;timmung.</note>; daneben<lb/>
Artynen; hohe Gewalt des Rathes. Alles dies &#x017F;ind<lb/>
Zu&#x0364;ge, die auf ziemliche Aehnlichkeit der Argeii&#x017F;chen Ver-<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;ung mit der Lakeda&#x0364;moni&#x017F;chen fu&#x0364;hren, wenig&#x017F;tens<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0148] 9. 1. In dieſem Kapitel wollen wir die Nachrichten zu- ſammenſtellen und ordnen von den Umwandlungen der Verfaſſung in ſolchen Doriſchen Staaten, die den ur- ſpruͤnglichen Zuſtand minder ſtreng und treu bewahrten, als es zu Sparta und Kreta geſchah, und dagegen mehr von den allgemeinen Revolutionen griechiſcher Staatsverfaſſungen beruͤhrt, und in deren Strom hin- eingezogen wurden. Was zuerſt Argos betrifft: ſo hebe ich aus dem ſchon Dargelegten folgende Punkte nur mit wenigen Worten hervor. Ein dreifacher Stand, die Bewohner der Stadt, groͤßtentheils Dorier, in vier Phylen; dann Perioͤken; endlich Leibeigene, Gymneſier genannt 1. Koͤnige, zuerſt Heraklidiſche, darauf aus einer andern Dynaſtie, bis uͤber den Perſerkrieg hinaus 2; daneben Artynen; hohe Gewalt des Rathes. Alles dies ſind Zuͤge, die auf ziemliche Aehnlichkeit der Argeiiſchen Ver- faſſung mit der Lakedaͤmoniſchen fuͤhren, wenigſtens 1 oben S. 55. 2 oben S. 103. Die Vorſtellungen der Alten daruͤber ſind durchaus unklar: zu den dort angefuͤhrten St. kommt die des Plut. Lyk. 7. (vgl. Platon Geſ. 3. p. 692.), daß die Gewalt der K. in Argos u. Meſſene zuerſt zu ſtrenge geweſen, u. durch Uebermuth der Herrſcher u. Ungehorſam des Volkes unter- gegangen ſei, ohne Zeitbeſtimmung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/148
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/148>, abgerufen am 22.12.2024.