Griechenland ist auf eine wunderbare Weise von der Natur physisch so organisirt, daß jeder seiner Theile eine eigenthümliche Bestimmung und einen besondern Charakter erhalten hat, es ist wie ein Körper mit ver- schiedenartigen aber nothwendig verbundenen Gliedern. Die nördlichen Gegenden bis nach Thessalien hinein sind die nährenden Organe, welche von Zeit zu Zeit neue kräftige Substanzen herbeiführten; das Leben wird ausgebildeter, individueller gestaltet, je weiter nach Süden; Attika und die Inseln sind die beweglichen nach außen wirkenden Extremitäten; der Peloponnes da- gegen ist für ein in sich beschlossenes, abgerundetes, con- centrirtes Leben gemacht, mehr intensiv und gesammelt, als sich ausdehnend und verbreitend. Weil nichts mehr vor ihm liegt, hat gewissermaßen das Streben hier sein Ziel, und es tritt in ihm ein stetiger, fester, ab- schließender Zustand an die Stelle. Mit Recht galt er den Griechen als das Innerste, und als die Akropole Griechenlands, und die ihn besitzen, waren nach alter Uebereinstimmung die anerkannten Ersten Griechenlands.
2.
Dieses Wesen des Peloponnes wird besonders deutlich, wenn man die Gebirgszüge betrachtet. Denn obgleich der Isthmos die Halbinsel mit dem Festlande
Die Größe des Peloponnes beträgt nach meiner Karte 385 #Meilen, ohne die Inseln.
4.
1.
Griechenland iſt auf eine wunderbare Weiſe von der Natur phyſiſch ſo organiſirt, daß jeder ſeiner Theile eine eigenthuͤmliche Beſtimmung und einen beſondern Charakter erhalten hat, es iſt wie ein Koͤrper mit ver- ſchiedenartigen aber nothwendig verbundenen Gliedern. Die noͤrdlichen Gegenden bis nach Theſſalien hinein ſind die naͤhrenden Organe, welche von Zeit zu Zeit neue kraͤftige Subſtanzen herbeifuͤhrten; das Leben wird ausgebildeter, individueller geſtaltet, je weiter nach Suͤden; Attika und die Inſeln ſind die beweglichen nach außen wirkenden Extremitaͤten; der Peloponnes da- gegen iſt fuͤr ein in ſich beſchloſſenes, abgerundetes, con- centrirtes Leben gemacht, mehr intenſiv und geſammelt, als ſich ausdehnend und verbreitend. Weil nichts mehr vor ihm liegt, hat gewiſſermaßen das Streben hier ſein Ziel, und es tritt in ihm ein ſtetiger, feſter, ab- ſchließender Zuſtand an die Stelle. Mit Recht galt er den Griechen als das Innerſte, und als die Akropole Griechenlands, und die ihn beſitzen, waren nach alter Uebereinſtimmung die anerkannten Erſten Griechenlands.
2.
Dieſes Weſen des Peloponnes wird beſonders deutlich, wenn man die Gebirgszuͤge betrachtet. Denn obgleich der Iſthmos die Halbinſel mit dem Feſtlande
Die Groͤße des Peloponnes betraͤgt nach meiner Karte 385 □Meilen, ohne die Inſeln.
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1.
Griechenland iſt auf eine wunderbare Weiſe von
der Natur phyſiſch ſo organiſirt, daß jeder ſeiner Theile
eine eigenthuͤmliche Beſtimmung und einen beſondern
Charakter erhalten hat, es iſt wie ein Koͤrper mit ver-
ſchiedenartigen aber nothwendig verbundenen Gliedern.
Die noͤrdlichen Gegenden bis nach Theſſalien hinein
ſind die naͤhrenden Organe, welche von Zeit zu Zeit
neue kraͤftige Subſtanzen herbeifuͤhrten; das Leben wird
ausgebildeter, individueller geſtaltet, je weiter nach
Suͤden; Attika und die Inſeln ſind die beweglichen nach
außen wirkenden Extremitaͤten; der Peloponnes da-
gegen iſt fuͤr ein in ſich beſchloſſenes, abgerundetes, con-
centrirtes Leben gemacht, mehr intenſiv und geſammelt,
als ſich ausdehnend und verbreitend. Weil nichts mehr
vor ihm liegt, hat gewiſſermaßen das Streben hier
ſein Ziel, und es tritt in ihm ein ſtetiger, feſter, ab-
ſchließender Zuſtand an die Stelle. Mit Recht galt
er den Griechen als das Innerſte, und als die Akropole
Griechenlands, und die ihn beſitzen, waren nach alter
Uebereinſtimmung die anerkannten Erſten Griechenlands.
2.
Dieſes Weſen des Peloponnes wird beſonders
deutlich, wenn man die Gebirgszuͤge betrachtet. Denn
obgleich der Iſthmos die Halbinſel mit dem Feſtlande
Die Groͤße des Peloponnes betraͤgt nach meiner Karte 385
□Meilen, ohne die Inſeln.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/96>, abgerufen am 21.11.2024.
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