Diese Attischen Tragiker liegen nun offenbar der Erzäh- lung zu Grunde, welche Apollodor der Athener giebt, was sich im Einzelnen nachweisen lassen wird. Mehr hielt sich vielleicht Ephoros an die früheren Dichter und Logographen, so viel ihm davon zur Hand war, in- dessen könnte seine Darstellung, wenn wir sie hätten, eben so wenig als hervorgegangen aus kritischer Prüfung gelten, weil er erstens mit Verkennung des Sagencha- rakters überall historischen Zusammenhang hineinzwängte, und dann die Lücken der Tradition durch Räsonnement zu ersetzen strebte, von dessen Gehaltlosigkeit wir Be- weise geben werden.
4.
Nach dem Gesagten ersparen wir die Rechtferti- gung, daß wir keine Historie der Dorischen Wanderung zu geben versuchen, sondern nichts als Erwägungen des Ursprungs und der Bedeutung der dieselbe betreffenden Sagen. Und zwar mögen wir gleich einige recht wun- derliche aber um desto geeignetere vorausstellen, Jeden zu überzeugen, auf was für Boden wir uns hier be- finden.
In den Eoeen stand, daß Polykaon, Butes Sohn, dessen Name die ältere (Lelegische) Bevölkerung von Messene vorstellt, geehlicht habe die Euächme (Wohl- lanze) Tochter des Hyllos, Enkelin des Herakles. So einfach und anspruchslos drückte die ältere Sage den Gedanken aus, daß die Hylleer und Dorier durch die Kraft der Lanze sich Messeniens bemächtigten und mit den Ureinwohnern verbanden.
In dem Lakonischen Städtchen Abia war ein Hera- klestempel, dessen Erbauung man der Abia Amme des Hyllos zuschrieb. Man ließ also Hyllos selbst nach Lakonien kommen. Pausanias versucht die lokale Tra- dition mit der angenommenen Erzählungsweise in Ein- klang zu bringen, und nimmt an, daß Abia nach Hyl-
Dieſe Attiſchen Tragiker liegen nun offenbar der Erzaͤh- lung zu Grunde, welche Apollodor der Athener giebt, was ſich im Einzelnen nachweiſen laſſen wird. Mehr hielt ſich vielleicht Ephoros an die fruͤheren Dichter und Logographen, ſo viel ihm davon zur Hand war, in- deſſen koͤnnte ſeine Darſtellung, wenn wir ſie haͤtten, eben ſo wenig als hervorgegangen aus kritiſcher Pruͤfung gelten, weil er erſtens mit Verkennung des Sagencha- rakters uͤberall hiſtoriſchen Zuſammenhang hineinzwaͤngte, und dann die Luͤcken der Tradition durch Raͤſonnement zu erſetzen ſtrebte, von deſſen Gehaltloſigkeit wir Be- weiſe geben werden.
4.
Nach dem Geſagten erſparen wir die Rechtferti- gung, daß wir keine Hiſtorie der Doriſchen Wanderung zu geben verſuchen, ſondern nichts als Erwaͤgungen des Urſprungs und der Bedeutung der dieſelbe betreffenden Sagen. Und zwar moͤgen wir gleich einige recht wun- derliche aber um deſto geeignetere vorausſtellen, Jeden zu uͤberzeugen, auf was fuͤr Boden wir uns hier be- finden.
In den Eoeen ſtand, daß Polykaon, Butes Sohn, deſſen Name die aͤltere (Lelegiſche) Bevoͤlkerung von Meſſene vorſtellt, geehlicht habe die Euaͤchme (Wohl- lanze) Tochter des Hyllos, Enkelin des Herakles. So einfach und anſpruchslos druͤckte die aͤltere Sage den Gedanken aus, daß die Hylleer und Dorier durch die Kraft der Lanze ſich Meſſeniens bemaͤchtigten und mit den Ureinwohnern verbanden.
In dem Lakoniſchen Staͤdtchen Abia war ein Hera- klestempel, deſſen Erbauung man der Abia Amme des Hyllos zuſchrieb. Man ließ alſo Hyllos ſelbſt nach Lakonien kommen. Pauſanias verſucht die lokale Tra- dition mit der angenommenen Erzaͤhlungsweiſe in Ein- klang zu bringen, und nimmt an, daß Abia nach Hyl-
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Dieſe Attiſchen Tragiker liegen nun offenbar der Erzaͤh-
lung zu Grunde, welche Apollodor der Athener giebt,
was ſich im Einzelnen nachweiſen laſſen wird. Mehr
hielt ſich vielleicht Ephoros an die fruͤheren Dichter
und Logographen, ſo viel ihm davon zur Hand war, in-
deſſen koͤnnte ſeine Darſtellung, wenn wir ſie haͤtten,
eben ſo wenig als hervorgegangen aus kritiſcher Pruͤfung
gelten, weil er erſtens mit Verkennung des Sagencha-
rakters uͤberall hiſtoriſchen Zuſammenhang hineinzwaͤngte,
und dann die Luͤcken der Tradition durch Raͤſonnement
zu erſetzen ſtrebte, von deſſen Gehaltloſigkeit wir Be-
weiſe geben werden.
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Nach dem Geſagten erſparen wir die Rechtferti-
gung, daß wir keine Hiſtorie der Doriſchen Wanderung
zu geben verſuchen, ſondern nichts als Erwaͤgungen des
Urſprungs und der Bedeutung der dieſelbe betreffenden
Sagen. Und zwar moͤgen wir gleich einige recht wun-
derliche aber um deſto geeignetere vorausſtellen, Jeden
zu uͤberzeugen, auf was fuͤr Boden wir uns hier be-
finden.
In den Eoeen ſtand, daß Polykaon, Butes Sohn,
deſſen Name die aͤltere (Lelegiſche) Bevoͤlkerung von
Meſſene vorſtellt, geehlicht habe die Euaͤchme (Wohl-
lanze) Tochter des Hyllos, Enkelin des Herakles. So
einfach und anſpruchslos druͤckte die aͤltere Sage den
Gedanken aus, daß die Hylleer und Dorier durch die
Kraft der Lanze ſich Meſſeniens bemaͤchtigten und mit
den Ureinwohnern verbanden.
In dem Lakoniſchen Staͤdtchen Abia war ein Hera-
klestempel, deſſen Erbauung man der Abia Amme
des Hyllos zuſchrieb. Man ließ alſo Hyllos ſelbſt nach
Lakonien kommen. Pauſanias verſucht die lokale Tra-
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/83>, abgerufen am 21.12.2024.
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