Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

Pausanias von den Hermioneern, deren Verwandte sich
in Messenien angesiedelt, empfangen 1.

5.

Poseidon war ursprünglich kein Gott der
Dorier, sondern mehr der Natur Jonischer Völker an-
gemessen, die als Anwohner des Meers auch dessen
unruhige Bewegtheit in ihr Gemüth aufgenommen hat-
ten. Er findet sich daher nur hie und da, wie auf
Taenaron 2 (von wo er nach Tarent überging), in
Kyrene 3, auf Aegina 4, besonders auf dem Isthmos,
und zu Trözen nebst Kalauria, von welchen letztern
Orten oben schon nachgewiesen ist, daß sie zu den alt-
ionischen Stiftungen um den Saronischen Meerbusen
her gehören 5, auf die sich besonders die Mythen von
Theseus beziehn 6. Von Trözen aber wurden die Po-
seidonien nach Poseidonia in Großgriechenland, und,
besonders durch eine Familie der Antheaden, nach Ha-
likarnaß übertragen.

6.

Der Dienst des Dionysos war nicht bei allen
Doriern gleich angesehn. Zwar war der Gott auch
nach Sparta gekommen, und hatte auch die Lakedämo-
nischen Frauen mit seiner Wuth erfüllt 7; und das
Delphische Orakel selbst hatte geboten, ihm einen Wett-
lauf Dionysischer Jungfrauen zu veranstalten 8. Aber
von prächtigen Festen oder einer ausgezeichnet sorgsa-

1 3, 14. 5. Vgl. Hesych Epipolla, Epikrenai.
2 Die
Priester wahrscheinlich hießen Tainaristai, s. Hesych s. v. Taina-
rias.
3 Amphibaios i. e. Amphi-aios daselbst. Böckh Expl.
Pind. P. 4. p. 268.
auch Pellanios Hesych.
4 Aegin. p. 148.
adde
Plut. Sympos. 9, 6. p. 410 H.
5 Daher auch der
heilige Monat Gerästios zu Trözen (Athen. 14, 639.) der nach Eu-
böa hinweist.
6 Vgl. was S. 251. über den alten Gegensatz
zwischen den Isthmischen und Olympischen Agonen gesagt worden
ist.
7 Aelian V. G. 3, 42. Schol. Arist. Vög. 963. Fried.
1071.
8 Paus. 3, 13, 4. Auch hier Dion. en limnais Str.
8, 363. Vgl. oben S. 374. von den Dymänen.
26 *

Pauſanias von den Hermioneern, deren Verwandte ſich
in Meſſenien angeſiedelt, empfangen 1.

5.

Poſeidon war urſpruͤnglich kein Gott der
Dorier, ſondern mehr der Natur Joniſcher Voͤlker an-
gemeſſen, die als Anwohner des Meers auch deſſen
unruhige Bewegtheit in ihr Gemuͤth aufgenommen hat-
ten. Er findet ſich daher nur hie und da, wie auf
Taenaron 2 (von wo er nach Tarent uͤberging), in
Kyrene 3, auf Aegina 4, beſonders auf dem Iſthmos,
und zu Troͤzen nebſt Kalauria, von welchen letztern
Orten oben ſchon nachgewieſen iſt, daß ſie zu den alt-
ioniſchen Stiftungen um den Saroniſchen Meerbuſen
her gehoͤren 5, auf die ſich beſonders die Mythen von
Theſeus beziehn 6. Von Troͤzen aber wurden die Po-
ſeidonien nach Poſeidonia in Großgriechenland, und,
beſonders durch eine Familie der Antheaden, nach Ha-
likarnaß uͤbertragen.

6.

Der Dienſt des Dionyſos war nicht bei allen
Doriern gleich angeſehn. Zwar war der Gott auch
nach Sparta gekommen, und hatte auch die Lakedaͤmo-
niſchen Frauen mit ſeiner Wuth erfuͤllt 7; und das
Delphiſche Orakel ſelbſt hatte geboten, ihm einen Wett-
lauf Dionyſiſcher Jungfrauen zu veranſtalten 8. Aber
von praͤchtigen Feſten oder einer ausgezeichnet ſorgſa-

1 3, 14. 5. Vgl. Heſych Ἐπιπολλὰ, Ἐπικϱῆναι.
2 Die
Prieſter wahrſcheinlich hießen Ταιναϱισταί, ſ. Heſych ſ. v. Ταινα-
ϱίας.
3 Ἀμφιβᾶιος i. e. Αμφι-ᾶιος daſelbſt. Boͤckh Expl.
Pind. P. 4. p. 268.
auch Πελλάνιος Heſych.
4 Aegin. p. 148.
adde
Plut. Sympoſ. 9, 6. p. 410 H.
5 Daher auch der
heilige Monat Geraͤſtios zu Troͤzen (Athen. 14, 639.) der nach Eu-
boͤa hinweist.
6 Vgl. was S. 251. uͤber den alten Gegenſatz
zwiſchen den Iſthmiſchen und Olympiſchen Agonen geſagt worden
iſt.
7 Aelian V. G. 3, 42. Schol. Ariſt. Voͤg. 963. Fried.
1071.
8 Pauſ. 3, 13, 4. Auch hier Διον. ἐν λίμναις Str.
8, 363. Vgl. oben S. 374. von den Dymaͤnen.
26 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0433" n="403"/>
Pau&#x017F;anias von den Hermioneern, deren Verwandte &#x017F;ich<lb/>
in Me&#x017F;&#x017F;enien ange&#x017F;iedelt, empfangen <note place="foot" n="1">3, 14. 5. Vgl. He&#x017F;ych &#x1F18;&#x03C0;&#x03B9;&#x03C0;&#x03BF;&#x03BB;&#x03BB;&#x1F70;, &#x1F18;&#x03C0;&#x03B9;&#x03BA;&#x03F1;&#x1FC6;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9;.</note>.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>5.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Po&#x017F;eidon</hi> war ur&#x017F;pru&#x0364;nglich kein Gott der<lb/>
Dorier, &#x017F;ondern mehr der Natur Joni&#x017F;cher Vo&#x0364;lker an-<lb/>
geme&#x017F;&#x017F;en, die als Anwohner des Meers auch de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
unruhige Bewegtheit in ihr Gemu&#x0364;th aufgenommen hat-<lb/>
ten. Er findet &#x017F;ich daher nur hie und da, wie auf<lb/>
Taenaron <note place="foot" n="2">Die<lb/>
Prie&#x017F;ter wahr&#x017F;cheinlich hießen &#x03A4;&#x03B1;&#x03B9;&#x03BD;&#x03B1;&#x03F1;&#x03B9;&#x03C3;&#x03C4;&#x03B1;&#x03AF;, &#x017F;. He&#x017F;ych &#x017F;. v. &#x03A4;&#x03B1;&#x03B9;&#x03BD;&#x03B1;-<lb/>
&#x03F1;&#x03AF;&#x03B1;&#x03C2;.</note> (von wo er nach Tarent u&#x0364;berging), in<lb/>
Kyrene <note place="foot" n="3">&#x1F08;&#x03BC;&#x03C6;&#x03B9;&#x03B2;&#x1FB6;&#x03B9;&#x03BF;&#x03C2; <hi rendition="#aq">i. e.</hi> &#x0391;&#x03BC;&#x03C6;&#x03B9;-&#x1FB6;&#x03B9;&#x03BF;&#x03C2; da&#x017F;elb&#x017F;t. Bo&#x0364;ckh <hi rendition="#aq">Expl.<lb/>
Pind. P. 4. p. 268.</hi> auch &#x03A0;&#x03B5;&#x03BB;&#x03BB;&#x03AC;&#x03BD;&#x03B9;&#x03BF;&#x03C2; He&#x017F;ych.</note>, auf Aegina <note place="foot" n="4"><hi rendition="#aq">Aegin. p. 148.<lb/>
adde</hi> Plut. Sympo&#x017F;. 9, 6. <hi rendition="#aq">p.</hi> 410 H.</note>, be&#x017F;onders auf dem I&#x017F;thmos,<lb/>
und zu Tro&#x0364;zen neb&#x017F;t Kalauria, von welchen letztern<lb/>
Orten oben &#x017F;chon nachgewie&#x017F;en i&#x017F;t, daß &#x017F;ie zu den alt-<lb/>
ioni&#x017F;chen Stiftungen um den Saroni&#x017F;chen Meerbu&#x017F;en<lb/>
her geho&#x0364;ren <note place="foot" n="5">Daher auch der<lb/>
heilige Monat Gera&#x0364;&#x017F;tios zu Tro&#x0364;zen (Athen. 14, 639.) der nach Eu-<lb/>
bo&#x0364;a hinweist.</note>, auf die &#x017F;ich be&#x017F;onders die Mythen von<lb/>
The&#x017F;eus beziehn <note place="foot" n="6">Vgl. was S. 251. u&#x0364;ber den alten Gegen&#x017F;atz<lb/>
zwi&#x017F;chen den I&#x017F;thmi&#x017F;chen und Olympi&#x017F;chen Agonen ge&#x017F;agt worden<lb/>
i&#x017F;t.</note>. Von Tro&#x0364;zen aber wurden die Po-<lb/>
&#x017F;eidonien nach Po&#x017F;eidonia in Großgriechenland, und,<lb/>
be&#x017F;onders durch eine Familie der Antheaden, nach Ha-<lb/>
likarnaß u&#x0364;bertragen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>6.</head><lb/>
              <p>Der Dien&#x017F;t des <hi rendition="#g">Diony&#x017F;os</hi> war nicht bei allen<lb/>
Doriern gleich ange&#x017F;ehn. Zwar war der Gott auch<lb/>
nach Sparta gekommen, und hatte auch die Lakeda&#x0364;mo-<lb/>
ni&#x017F;chen Frauen mit &#x017F;einer Wuth erfu&#x0364;llt <note place="foot" n="7">Aelian V. G. 3, 42. Schol. Ari&#x017F;t. Vo&#x0364;g. 963. Fried.<lb/>
1071.</note>; und das<lb/>
Delphi&#x017F;che Orakel &#x017F;elb&#x017F;t hatte geboten, ihm einen Wett-<lb/>
lauf Diony&#x017F;i&#x017F;cher Jungfrauen zu veran&#x017F;talten <note place="foot" n="8">Pau&#x017F;. 3, 13, 4. Auch hier &#x0394;&#x03B9;&#x03BF;&#x03BD;. &#x1F10;&#x03BD; &#x03BB;&#x03AF;&#x03BC;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9;&#x03C2; Str.<lb/>
8, 363. Vgl. oben S. 374. von den Dyma&#x0364;nen.</note>. Aber<lb/>
von pra&#x0364;chtigen Fe&#x017F;ten oder einer ausgezeichnet &#x017F;org&#x017F;a-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">26 *</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[403/0433] Pauſanias von den Hermioneern, deren Verwandte ſich in Meſſenien angeſiedelt, empfangen 1. 5. Poſeidon war urſpruͤnglich kein Gott der Dorier, ſondern mehr der Natur Joniſcher Voͤlker an- gemeſſen, die als Anwohner des Meers auch deſſen unruhige Bewegtheit in ihr Gemuͤth aufgenommen hat- ten. Er findet ſich daher nur hie und da, wie auf Taenaron 2 (von wo er nach Tarent uͤberging), in Kyrene 3, auf Aegina 4, beſonders auf dem Iſthmos, und zu Troͤzen nebſt Kalauria, von welchen letztern Orten oben ſchon nachgewieſen iſt, daß ſie zu den alt- ioniſchen Stiftungen um den Saroniſchen Meerbuſen her gehoͤren 5, auf die ſich beſonders die Mythen von Theſeus beziehn 6. Von Troͤzen aber wurden die Po- ſeidonien nach Poſeidonia in Großgriechenland, und, beſonders durch eine Familie der Antheaden, nach Ha- likarnaß uͤbertragen. 6. Der Dienſt des Dionyſos war nicht bei allen Doriern gleich angeſehn. Zwar war der Gott auch nach Sparta gekommen, und hatte auch die Lakedaͤmo- niſchen Frauen mit ſeiner Wuth erfuͤllt 7; und das Delphiſche Orakel ſelbſt hatte geboten, ihm einen Wett- lauf Dionyſiſcher Jungfrauen zu veranſtalten 8. Aber von praͤchtigen Feſten oder einer ausgezeichnet ſorgſa- 1 3, 14. 5. Vgl. Heſych Ἐπιπολλὰ, Ἐπικϱῆναι. 2 Die Prieſter wahrſcheinlich hießen Ταιναϱισταί, ſ. Heſych ſ. v. Ταινα- ϱίας. 3 Ἀμφιβᾶιος i. e. Αμφι-ᾶιος daſelbſt. Boͤckh Expl. Pind. P. 4. p. 268. auch Πελλάνιος Heſych. 4 Aegin. p. 148. adde Plut. Sympoſ. 9, 6. p. 410 H. 5 Daher auch der heilige Monat Geraͤſtios zu Troͤzen (Athen. 14, 639.) der nach Eu- boͤa hinweist. 6 Vgl. was S. 251. uͤber den alten Gegenſatz zwiſchen den Iſthmiſchen und Olympiſchen Agonen geſagt worden iſt. 7 Aelian V. G. 3, 42. Schol. Ariſt. Voͤg. 963. Fried. 1071. 8 Pauſ. 3, 13, 4. Auch hier Διον. ἐν λίμναις Str. 8, 363. Vgl. oben S. 374. von den Dymaͤnen. 26 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/433
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/433>, abgerufen am 21.11.2024.