gehörten die Pelagonen am Axios, die auch nach Thes- salien vordrangen, wie unten näher nachgewiesen werden wird. Von den Teukrern aber wissen wir sonst nichts, als daß sie mit (Pelasgischen) Dardanern zusammen den Troischen Staat bildeten, dessen Sprache dem Griechi- schen wohl verwandt, vom Phrygischen verschieden war 1.
8.
Der oben bezeichnete Gebirgsbezirk ist es nun weiter, in welchem der Ursprung der Völkerstämme zu suchen ist, die in der heroischen Mythologie als die herr- schenden und gewaltigen, und überall im Gegensatze einer früheren Urbevölkerung auftreten. Es sind dies nach meinem Dafürhalten nichts als nördlichere Zweige der griechischen Nation, welche sich über die südlicheren ge- worfen und sie unterjocht haben. Das älteste Vaterland der eigentlichen Hellenen, die in der Mythologie nur einen kleinen Stamm in Phthia bezeichnen 2, lag nach Aristoteles in Epeiros um Dodona, dessen Gott Achil- leus als den urväterlichen Schirmer seiner Familie an- fleht. Wahrscheinlich waren die Achaeer, das herr- schende Volk sowohl Thessaliens als des Peloponnes in mythischer Zeit, gleichen Stammes und Ursprungs mit jenem. Die Minyer, Phlegyer, Lapithen, Aeoler zu Korinth und Salmone wurzeln in den Gegenden oberhalb Pierien an Makedoniens Gränzen, wo das älteste Orcho- menos, Minya, Salmonia oder Halmopia liegen 3.
kountes. Dies geht indeß wohl auf die Sage, wonach die Myser (wie die Thyner u. Andre) aus Thrake nach Asien gekommen, nach Str. und Plin. 5, 32, 41.
1 Hymn. Hom. auf Aphrod. V. 113.
2Aeginet. p. 12. 155. vgl. noch Phavorin Akhaious arxosin S. 144. Sie lagen wahr- scheinlich später noch in den Molossern, die für Griechen galten. Herod. 6, 127.
3 S. Band 1. S. 139. 248 ff. Zwar läugnet Buttmann über die Minyae (Berl. Akad. 1820. S. 13.) die Exi- stenz dieser Orte, allein unter den von mir angeführten Stellen sind mehrere ganz entscheidende.
gehoͤrten die Pelagonen am Axios, die auch nach Theſ- ſalien vordrangen, wie unten naͤher nachgewieſen werden wird. Von den Teukrern aber wiſſen wir ſonſt nichts, als daß ſie mit (Pelasgiſchen) Dardanern zuſammen den Troiſchen Staat bildeten, deſſen Sprache dem Griechi- ſchen wohl verwandt, vom Phrygiſchen verſchieden war 1.
8.
Der oben bezeichnete Gebirgsbezirk iſt es nun weiter, in welchem der Urſprung der Voͤlkerſtaͤmme zu ſuchen iſt, die in der heroiſchen Mythologie als die herr- ſchenden und gewaltigen, und uͤberall im Gegenſatze einer fruͤheren Urbevoͤlkerung auftreten. Es ſind dies nach meinem Dafuͤrhalten nichts als noͤrdlichere Zweige der griechiſchen Nation, welche ſich uͤber die ſuͤdlicheren ge- worfen und ſie unterjocht haben. Das aͤlteſte Vaterland der eigentlichen Hellenen, die in der Mythologie nur einen kleinen Stamm in Phthia bezeichnen 2, lag nach Ariſtoteles in Epeiros um Dodona, deſſen Gott Achil- leus als den urvaͤterlichen Schirmer ſeiner Familie an- fleht. Wahrſcheinlich waren die Achaeer, das herr- ſchende Volk ſowohl Theſſaliens als des Peloponnes in mythiſcher Zeit, gleichen Stammes und Urſprungs mit jenem. Die Minyer, Phlegyer, Lapithen, Aeoler zu Korinth und Salmone wurzeln in den Gegenden oberhalb Pierien an Makedoniens Graͤnzen, wo das aͤlteſte Orcho- menos, Minya, Salmonia oder Halmopia liegen 3.
κοῦντες. Dies geht indeß wohl auf die Sage, wonach die Myſer (wie die Thyner u. Andre) aus Thrake nach Aſien gekommen, nach Str. und Plin. 5, 32, 41.
1 Hymn. Hom. auf Aphrod. V. 113.
2Aeginet. p. 12. 155. vgl. noch Phavorin Ἀχαιοὺς ἄϱξωσιν S. 144. Sie lagen wahr- ſcheinlich ſpaͤter noch in den Moloſſern, die fuͤr Griechen galten. Herod. 6, 127.
3 S. Band 1. S. 139. 248 ff. Zwar laͤugnet Buttmann uͤber die Minyae (Berl. Akad. 1820. S. 13.) die Exi- ſtenz dieſer Orte, allein unter den von mir angefuͤhrten Stellen ſind mehrere ganz entſcheidende.
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gehoͤrten die Pelagonen am Axios, die auch nach Theſ-
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als daß ſie mit (Pelasgiſchen) Dardanern zuſammen den
Troiſchen Staat bildeten, deſſen Sprache dem Griechi-
ſchen wohl verwandt, vom Phrygiſchen verſchieden war 1.
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Der oben bezeichnete Gebirgsbezirk iſt es nun
weiter, in welchem der Urſprung der Voͤlkerſtaͤmme zu
ſuchen iſt, die in der heroiſchen Mythologie als die herr-
ſchenden und gewaltigen, und uͤberall im Gegenſatze einer
fruͤheren Urbevoͤlkerung auftreten. Es ſind dies nach
meinem Dafuͤrhalten nichts als noͤrdlichere Zweige der
griechiſchen Nation, welche ſich uͤber die ſuͤdlicheren ge-
worfen und ſie unterjocht haben. Das aͤlteſte Vaterland
der eigentlichen Hellenen, die in der Mythologie nur
einen kleinen Stamm in Phthia bezeichnen 2, lag nach
Ariſtoteles in Epeiros um Dodona, deſſen Gott Achil-
leus als den urvaͤterlichen Schirmer ſeiner Familie an-
fleht. Wahrſcheinlich waren die Achaeer, das herr-
ſchende Volk ſowohl Theſſaliens als des Peloponnes in
mythiſcher Zeit, gleichen Stammes und Urſprungs mit
jenem. Die Minyer, Phlegyer, Lapithen, Aeoler zu
Korinth und Salmone wurzeln in den Gegenden oberhalb
Pierien an Makedoniens Graͤnzen, wo das aͤlteſte Orcho-
menos, Minya, Salmonia oder Halmopia liegen 3.
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1 Hymn. Hom. auf Aphrod. V. 113.
2 Aeginet. p. 12. 155.
vgl. noch Phavorin Ἀχαιοὺς ἄϱξωσιν S. 144. Sie lagen wahr-
ſcheinlich ſpaͤter noch in den Moloſſern, die fuͤr Griechen galten.
Herod. 6, 127.
3 S. Band 1. S. 139. 248 ff. Zwar laͤugnet
Buttmann uͤber die Minyae (Berl. Akad. 1820. S. 13.) die Exi-
ſtenz dieſer Orte, allein unter den von mir angefuͤhrten Stellen
ſind mehrere ganz entſcheidende.
4 κοῦντες. Dies geht indeß wohl auf die Sage, wonach die Myſer
(wie die Thyner u. Andre) aus Thrake nach Aſien gekommen, nach
Str. und Plin. 5, 32, 41.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/40>, abgerufen am 22.02.2025.
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