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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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Manches in Sprache und Religion von diesen angenom-
men 1. Das Enthusiastische jedoch und Orgiastische des
Cultus hatten sie sicher von jeher; es war ihnen gemein
mit den nächsten Nachbarn, den Thrakern; den eigentli-
chen Altgriechen scheint es fast ganz fremd gewesen zu
sein.

7.

Die Thraker, welche in Pierien am Olympos
saßen, und von da an den Helikon hinabgekommen wa-
ren, sind als Urheber der Dionysos- und Musenvereh-
rung, als Väter der griechischen Poesie, dürfen wir
sagen 2, für die Culturgeschichte ein höchst bedeutendes
Volk. Wir müssen von diesen voraussetzen, daß sie eine
der Griechischen sehr ähnliche Sprache redeten, weil sie
sonst ohne bedeutende Einwirkung geblieben wären.
Ihre Wurzel hatten sie zwar wohl in dem später so ge-
nannten Thrakia, wo die Besser am Pangaeon das Ora-
kel des Dionysos verwalteten. Aber ob mit ihnen der
ganze große Volkstamm, Edonen, Odomanten, Odrysen,
Treren u. s. w., ohne weitere Frage als identisch ange-
nommen werden dürfe, oder ob nicht vielmehr diese
durchaus barbarischen Nationen 3 nur durch die Grie-
chen den allgemeinen und früher schon bekannten Namen
erhalten haben, lassen wir dahin gestellt. Zwischen diese
Völker aber hat sich besonders der Paeonische Stamm
eingeschoben, welcher durch eine uralte Wanderung der
Teukrer mit den Mysern 4 herübergekommen war; zu ihm

1 Z. B. adagous ein Hermaphroditischer Gott (Hesych) von
Dagon; der Name Adon (Athen. 14, 624), ballen König (Hef.
Eust. Od. 19. S. 680 Bas.) von Baal, Herr u. s. w.
2 S.
Band 1. S. 379--390.
3 Die Sprachspuren sind sehr vom
Griechischen entfernt, wie das häufig vorkommende bria, brea,
Stadt, zila Wein, pitugis Schatz. Schol. Apoll. 1, 933 u. a. m.
4 Herod. 5, 13. 7, 20. 75. vgl. Hellanik. a. O. wo zu schreiben:
eph ounun Makedones kalountai monoi meta Muson tote oi-

Manches in Sprache und Religion von dieſen angenom-
men 1. Das Enthuſiaſtiſche jedoch und Orgiaſtiſche des
Cultus hatten ſie ſicher von jeher; es war ihnen gemein
mit den naͤchſten Nachbarn, den Thrakern; den eigentli-
chen Altgriechen ſcheint es faſt ganz fremd geweſen zu
ſein.

7.

Die Thraker, welche in Pierien am Olympos
ſaßen, und von da an den Helikon hinabgekommen wa-
ren, ſind als Urheber der Dionyſos- und Muſenvereh-
rung, als Vaͤter der griechiſchen Poeſie, duͤrfen wir
ſagen 2, fuͤr die Culturgeſchichte ein hoͤchſt bedeutendes
Volk. Wir muͤſſen von dieſen vorausſetzen, daß ſie eine
der Griechiſchen ſehr aͤhnliche Sprache redeten, weil ſie
ſonſt ohne bedeutende Einwirkung geblieben waͤren.
Ihre Wurzel hatten ſie zwar wohl in dem ſpaͤter ſo ge-
nannten Thrakia, wo die Beſſer am Pangaeon das Ora-
kel des Dionyſos verwalteten. Aber ob mit ihnen der
ganze große Volkſtamm, Edonen, Odomanten, Odryſen,
Treren u. ſ. w., ohne weitere Frage als identiſch ange-
nommen werden duͤrfe, oder ob nicht vielmehr dieſe
durchaus barbariſchen Nationen 3 nur durch die Grie-
chen den allgemeinen und fruͤher ſchon bekannten Namen
erhalten haben, laſſen wir dahin geſtellt. Zwiſchen dieſe
Voͤlker aber hat ſich beſonders der Paeoniſche Stamm
eingeſchoben, welcher durch eine uralte Wanderung der
Teukrer mit den Myſern 4 heruͤbergekommen war; zu ihm

1 Z. B. ἀδαγοὺς ein Hermaphroditiſcher Gott (Heſych) von
Dagon; der Name Adon (Athen. 14, 624), βαλλὴν Koͤnig (Hef.
Euſt. Od. 19. S. 680 Baſ.) von Baal, Herr u. ſ. w.
2 S.
Band 1. S. 379—390.
3 Die Sprachſpuren ſind ſehr vom
Griechiſchen entfernt, wie das haͤufig vorkommende βϱία, βϱέα,
Stadt, ζίλα Wein, πιτῦγις Schatz. Schol. Apoll. 1, 933 u. a. m.
4 Herod. 5, 13. 7, 20. 75. vgl. Hellanik. a. O. wo zu ſchreiben:
ἐφ̕ ούνῦν Μακεδόνες καλοῦνται μόνοι μετὰ Μυσῶν τότε οἰ-
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[9/0039] Manches in Sprache und Religion von dieſen angenom- men 1. Das Enthuſiaſtiſche jedoch und Orgiaſtiſche des Cultus hatten ſie ſicher von jeher; es war ihnen gemein mit den naͤchſten Nachbarn, den Thrakern; den eigentli- chen Altgriechen ſcheint es faſt ganz fremd geweſen zu ſein. 7. Die Thraker, welche in Pierien am Olympos ſaßen, und von da an den Helikon hinabgekommen wa- ren, ſind als Urheber der Dionyſos- und Muſenvereh- rung, als Vaͤter der griechiſchen Poeſie, duͤrfen wir ſagen 2, fuͤr die Culturgeſchichte ein hoͤchſt bedeutendes Volk. Wir muͤſſen von dieſen vorausſetzen, daß ſie eine der Griechiſchen ſehr aͤhnliche Sprache redeten, weil ſie ſonſt ohne bedeutende Einwirkung geblieben waͤren. Ihre Wurzel hatten ſie zwar wohl in dem ſpaͤter ſo ge- nannten Thrakia, wo die Beſſer am Pangaeon das Ora- kel des Dionyſos verwalteten. Aber ob mit ihnen der ganze große Volkſtamm, Edonen, Odomanten, Odryſen, Treren u. ſ. w., ohne weitere Frage als identiſch ange- nommen werden duͤrfe, oder ob nicht vielmehr dieſe durchaus barbariſchen Nationen 3 nur durch die Grie- chen den allgemeinen und fruͤher ſchon bekannten Namen erhalten haben, laſſen wir dahin geſtellt. Zwiſchen dieſe Voͤlker aber hat ſich beſonders der Paeoniſche Stamm eingeſchoben, welcher durch eine uralte Wanderung der Teukrer mit den Myſern 4 heruͤbergekommen war; zu ihm 1 Z. B. ἀδαγοὺς ein Hermaphroditiſcher Gott (Heſych) von Dagon; der Name Adon (Athen. 14, 624), βαλλὴν Koͤnig (Hef. Euſt. Od. 19. S. 680 Baſ.) von Baal, Herr u. ſ. w. 2 S. Band 1. S. 379—390. 3 Die Sprachſpuren ſind ſehr vom Griechiſchen entfernt, wie das haͤufig vorkommende βϱία, βϱέα, Stadt, ζίλα Wein, πιτῦγις Schatz. Schol. Apoll. 1, 933 u. a. m. 4 Herod. 5, 13. 7, 20. 75. vgl. Hellanik. a. O. wo zu ſchreiben: ἐφ̕ ούνῦν Μακεδόνες καλοῦνται μόνοι μετὰ Μυσῶν τότε οἰ-

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/39>, abgerufen am 21.11.2024.