Schon Krösos bewarb sich um seine Bundesgenossen- schaft; die Jonier wandten sich, von Kyros bedrängt, an denselben Staat, und dieser, mit einer naiven Un- kunde der Dinge jenseits des Meers, glaubte den Persermonarchen durch Androhung einer Fehde zu schrecken. Am merkwürdigsten ist, daß sich damals selbst Skythische Gesandten in Sparta aufhielten, mit denen ein großer Operationsplan gegen den Perser ver- abredet worden sein soll 1 -- was schwer zu glauben. Ol. 65, 1. gaben sich die Platäer in Kleomenes Schutz 2, der sie an Athen wies; ein Herold von Sparta trieb die Alkmäoniden aus ihrer Stadt 3; darauf suchte Aristagoras beim Vorstande von Hellas 4 Hilfe gegen den Nationalfeind; als diesem die Aegineten Erde und Wasser gegeben, klagten sie die Athener bei demselben des Landesverraths an -- im Perserkriege endlich fand das freisinnige Griechenland blos in dem Ansehn dieses Staats den Mittelpunkt der nothwendigsten Vereini- gung 5.
6.
In diesem Kriege bildete sich eine neue, über den Peloponnes hinaus erweiterte Symmachie, indem Gemeinschaft der Gefahr und des Sieges außer einem momentanen Aneinanderschließen auch einen zur Dauer bestimmten Verein hervorbrachte. Die Versammlung desselben -- ein stehendes Synedrion zu Korinth wäh- rend und zu Sparta nach dem Kriege 6 -- war es, die jene inneren Fehden beilegte, die Argos, Korkyra,
1 Her. 6, 84.
2 6, 108. edidosan spheas autous.
3 5, 70.
4 5, 49. 70.
5 Nach Justin 29, 1. baten auch die Sieilischen Städte bei Leonidas um Hülfe gegen Karthago. -- Wie allgemein die Verehrung Sparta's damals in Griechenland gewesen sei, bezeugen mehrere Stellen Pindars, die dadurch erst das rechte Licht bekommen, z. B. P. 5, 73.
6 Her. 7, 145.
Schon Kroͤſos bewarb ſich um ſeine Bundesgenoſſen- ſchaft; die Jonier wandten ſich, von Kyros bedraͤngt, an denſelben Staat, und dieſer, mit einer naiven Un- kunde der Dinge jenſeits des Meers, glaubte den Perſermonarchen durch Androhung einer Fehde zu ſchrecken. Am merkwuͤrdigſten iſt, daß ſich damals ſelbſt Skythiſche Geſandten in Sparta aufhielten, mit denen ein großer Operationsplan gegen den Perſer ver- abredet worden ſein ſoll 1 — was ſchwer zu glauben. Ol. 65, 1. gaben ſich die Plataͤer in Kleomenes Schutz 2, der ſie an Athen wies; ein Herold von Sparta trieb die Alkmaͤoniden aus ihrer Stadt 3; darauf ſuchte Ariſtagoras beim Vorſtande von Hellas 4 Hilfe gegen den Nationalfeind; als dieſem die Aegineten Erde und Waſſer gegeben, klagten ſie die Athener bei demſelben des Landesverraths an — im Perſerkriege endlich fand das freiſinnige Griechenland blos in dem Anſehn dieſes Staats den Mittelpunkt der nothwendigſten Vereini- gung 5.
6.
In dieſem Kriege bildete ſich eine neue, uͤber den Peloponnes hinaus erweiterte Symmachie, indem Gemeinſchaft der Gefahr und des Sieges außer einem momentanen Aneinanderſchließen auch einen zur Dauer beſtimmten Verein hervorbrachte. Die Verſammlung deſſelben — ein ſtehendes Synedrion zu Korinth waͤh- rend und zu Sparta nach dem Kriege 6 — war es, die jene inneren Fehden beilegte, die Argos, Korkyra,
1 Her. 6, 84.
2 6, 108. ἐδίδοσαν σφέας αὐτούς.
3 5, 70.
4 5, 49. 70.
5 Nach Juſtin 29, 1. baten auch die Sieiliſchen Staͤdte bei Leonidas um Huͤlfe gegen Karthago. — Wie allgemein die Verehrung Sparta’s damals in Griechenland geweſen ſei, bezeugen mehrere Stellen Pindars, die dadurch erſt das rechte Licht bekommen, z. B. P. 5, 73.
6 Her. 7, 145.
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Schon Kroͤſos bewarb ſich um ſeine Bundesgenoſſen-
ſchaft; die Jonier wandten ſich, von Kyros bedraͤngt,
an denſelben Staat, und dieſer, mit einer naiven Un-
kunde der Dinge jenſeits des Meers, glaubte den
Perſermonarchen durch Androhung einer Fehde zu
ſchrecken. Am merkwuͤrdigſten iſt, daß ſich damals
ſelbſt Skythiſche Geſandten in Sparta aufhielten, mit
denen ein großer Operationsplan gegen den Perſer ver-
abredet worden ſein ſoll 1 — was ſchwer zu glauben.
Ol. 65, 1. gaben ſich die Plataͤer in Kleomenes Schutz 2,
der ſie an Athen wies; ein Herold von Sparta trieb
die Alkmaͤoniden aus ihrer Stadt 3; darauf ſuchte
Ariſtagoras beim Vorſtande von Hellas 4 Hilfe gegen
den Nationalfeind; als dieſem die Aegineten Erde und
Waſſer gegeben, klagten ſie die Athener bei demſelben
des Landesverraths an — im Perſerkriege endlich fand
das freiſinnige Griechenland blos in dem Anſehn dieſes
Staats den Mittelpunkt der nothwendigſten Vereini-
gung 5.
6.
In dieſem Kriege bildete ſich eine neue, uͤber
den Peloponnes hinaus erweiterte Symmachie, indem
Gemeinſchaft der Gefahr und des Sieges außer einem
momentanen Aneinanderſchließen auch einen zur Dauer
beſtimmten Verein hervorbrachte. Die Verſammlung
deſſelben — ein ſtehendes Synedrion zu Korinth waͤh-
rend und zu Sparta nach dem Kriege 6 — war es,
die jene inneren Fehden beilegte, die Argos, Korkyra,
1 Her. 6, 84.
2 6, 108. ἐδίδοσαν σφέας αὐτούς.
3 5, 70.
4 5, 49. 70.
5 Nach Juſtin 29, 1. baten
auch die Sieiliſchen Staͤdte bei Leonidas um Huͤlfe gegen Karthago.
— Wie allgemein die Verehrung Sparta’s damals in Griechenland
geweſen ſei, bezeugen mehrere Stellen Pindars, die dadurch erſt
das rechte Licht bekommen, z. B. P. 5, 73.
6 Her. 7, 145.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/214>, abgerufen am 22.02.2025.
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