Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

"Olympischen Gesetze". Das Strafgeld kam dort zum
Theil an die Eleer, zum Theil an den Olympischen
Tempelschatz. Diesem wurden auch sonst Bußen in
Bündnissen versprochen 1, ja es waren selbst bisweilen
Städte dem Gotte einen bestimmten jährlichen Tribut
schuldig. -- Durch diese und ähnliche Gesetze war die
Ekecheiria gesichert, welche ohne Zweifel in der Idee
nicht blos die heitere Feier der Spiele vor Störung
bewahren, sondern überhaupt eine friedliche Vereini-
gung der Peloponnesier bewirken, und zur Ausgleichung
von Streitigkeiten, Schließung von Bündnissen Veran-
lassung geben sollte. Es ist bekannt, daß noch im Pe-
loponnesischen Kriege öffentliche Angelegenheiten hier ver-
handelt wurden 3. -- Besonders aber und zunächst
scheint eine freundschaftlichere Näherung zwischen dem
Aetolischen und Dorischen Stamme durch die Olympi-
sche Festfeier bewirkt worden zu sein. Denn dies lehrt
sehr deutlich die Tradition, daß Iphitos in Elis den
Dienst des Herakles eingeführt, der also vorher nur
bei den Doriern statt fand 4; auch wurde jetzt der
Dorische Apollon als Schützer des Olympischen Got-
tesfriedens angesehen, wie wir unten zeigen werden.



7.

Wir gehen unmittelbar zu den Messenischen
Kriegen
über, weil zwischen dem Beginn derselben
und Iphitos Zeit kaum irgend eine selbstständige That-
sache aufzufinden ist. Diese aber sind geschichtlich,
weil wir von dem einen beinahe, von dem andern
durch Tyrtäos wirklich gleichzeitige Nachrichten haben.
2)

1 wie in der bekannten WRATRA TOIR WALEIOIS KAI
TOIS EUWAOIOIS -- ai de ma sunean talanton k arguro
apotinoian toi Li Olunpioi toi ka dalemenoi latreiomenon.
3 3, 8. 14.
4 Paus. 4, 4.
2) Thuk. 5, 31.

“Olympiſchen Geſetze”. Das Strafgeld kam dort zum
Theil an die Eleer, zum Theil an den Olympiſchen
Tempelſchatz. Dieſem wurden auch ſonſt Bußen in
Buͤndniſſen verſprochen 1, ja es waren ſelbſt bisweilen
Staͤdte dem Gotte einen beſtimmten jaͤhrlichen Tribut
ſchuldig. — Durch dieſe und aͤhnliche Geſetze war die
Ekecheiria geſichert, welche ohne Zweifel in der Idee
nicht blos die heitere Feier der Spiele vor Stoͤrung
bewahren, ſondern uͤberhaupt eine friedliche Vereini-
gung der Peloponneſier bewirken, und zur Ausgleichung
von Streitigkeiten, Schließung von Buͤndniſſen Veran-
laſſung geben ſollte. Es iſt bekannt, daß noch im Pe-
loponneſiſchen Kriege oͤffentliche Angelegenheiten hier ver-
handelt wurden 3. — Beſonders aber und zunaͤchſt
ſcheint eine freundſchaftlichere Naͤherung zwiſchen dem
Aetoliſchen und Doriſchen Stamme durch die Olympi-
ſche Feſtfeier bewirkt worden zu ſein. Denn dies lehrt
ſehr deutlich die Tradition, daß Iphitos in Elis den
Dienſt des Herakles eingefuͤhrt, der alſo vorher nur
bei den Doriern ſtatt fand 4; auch wurde jetzt der
Doriſche Apollon als Schuͤtzer des Olympiſchen Got-
tesfriedens angeſehen, wie wir unten zeigen werden.



7.

Wir gehen unmittelbar zu den Meſſeniſchen
Kriegen
uͤber, weil zwiſchen dem Beginn derſelben
und Iphitos Zeit kaum irgend eine ſelbſtſtaͤndige That-
ſache aufzufinden iſt. Dieſe aber ſind geſchichtlich,
weil wir von dem einen beinahe, von dem andern
durch Tyrtaͤos wirklich gleichzeitige Nachrichten haben.
2)

1 wie in der bekannten ϜΡΑΤΡΑ ΤΟΙΡ ϜΑΛΕΙΟΙΣ ΚΑΙ
ΤΟΙΣ ΕϒϜΑΟΙΟΙΣ — αι δε μα συνεαν ταλαντον κ̛ αϱγυϱω
αποτινοιαν τωι Λι Ολυνπιωι τοι κα δαλεμενοι λατϱειομενον.
3 3, 8. 14.
4 Pauſ. 4, 4.
2) Thuk. 5, 31.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0170" n="140"/>
&#x201C;Olympi&#x017F;chen Ge&#x017F;etze&#x201D;. Das Strafgeld kam dort zum<lb/>
Theil an die Eleer, zum Theil an den Olympi&#x017F;chen<lb/>
Tempel&#x017F;chatz. Die&#x017F;em wurden auch &#x017F;on&#x017F;t Bußen in<lb/>
Bu&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;en ver&#x017F;prochen <note place="foot" n="1">wie in der bekannten &#x03DC;&#x03A1;&#x0391;&#x03A4;&#x03A1;&#x0391; &#x03A4;&#x039F;&#x0399;&#x03A1; &#x03DC;&#x0391;&#x039B;&#x0395;&#x0399;&#x039F;&#x0399;&#x03A3; &#x039A;&#x0391;&#x0399;<lb/>
&#x03A4;&#x039F;&#x0399;&#x03A3; &#x0395;&#x03D2;&#x03DC;&#x0391;&#x039F;&#x0399;&#x039F;&#x0399;&#x03A3; &#x2014; &#x03B1;&#x03B9; &#x03B4;&#x03B5; &#x03BC;&#x03B1; &#x03C3;&#x03C5;&#x03BD;&#x03B5;&#x03B1;&#x03BD; &#x03C4;&#x03B1;&#x03BB;&#x03B1;&#x03BD;&#x03C4;&#x03BF;&#x03BD; &#x03BA;&#x031B; &#x03B1;&#x03F1;&#x03B3;&#x03C5;&#x03F1;&#x03C9;<lb/>
&#x03B1;&#x03C0;&#x03BF;&#x03C4;&#x03B9;&#x03BD;&#x03BF;&#x03B9;&#x03B1;&#x03BD; &#x03C4;&#x03C9;&#x03B9; &#x039B;&#x03B9; &#x039F;&#x03BB;&#x03C5;&#x03BD;&#x03C0;&#x03B9;&#x03C9;&#x03B9; &#x03C4;&#x03BF;&#x03B9; &#x03BA;&#x03B1; &#x03B4;&#x03B1;&#x03BB;&#x03B5;&#x03BC;&#x03B5;&#x03BD;&#x03BF;&#x03B9; &#x03BB;&#x03B1;&#x03C4;&#x03F1;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BF;&#x03BC;&#x03B5;&#x03BD;&#x03BF;&#x03BD;.</note>, ja es waren &#x017F;elb&#x017F;t bisweilen<lb/>
Sta&#x0364;dte dem Gotte einen be&#x017F;timmten ja&#x0364;hrlichen Tribut<lb/>
&#x017F;chuldig. &#x2014; Durch die&#x017F;e und a&#x0364;hnliche Ge&#x017F;etze war die<lb/>
Ekecheiria ge&#x017F;ichert, welche ohne Zweifel in der Idee<lb/>
nicht blos die heitere Feier der Spiele vor Sto&#x0364;rung<lb/>
bewahren, &#x017F;ondern u&#x0364;berhaupt eine friedliche Vereini-<lb/>
gung der Peloponne&#x017F;ier bewirken, und zur Ausgleichung<lb/>
von Streitigkeiten, Schließung von Bu&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;en Veran-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;ung geben &#x017F;ollte. Es i&#x017F;t bekannt, daß noch im Pe-<lb/>
loponne&#x017F;i&#x017F;chen Kriege o&#x0364;ffentliche Angelegenheiten hier ver-<lb/>
handelt wurden <note place="foot" n="3">3, 8. 14.</note>. &#x2014; Be&#x017F;onders aber und zuna&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
&#x017F;cheint eine freund&#x017F;chaftlichere Na&#x0364;herung zwi&#x017F;chen dem<lb/>
Aetoli&#x017F;chen und Dori&#x017F;chen Stamme durch die Olympi-<lb/>
&#x017F;che Fe&#x017F;tfeier bewirkt worden zu &#x017F;ein. Denn dies lehrt<lb/>
&#x017F;ehr deutlich die Tradition, daß Iphitos in Elis den<lb/>
Dien&#x017F;t des Herakles eingefu&#x0364;hrt, der al&#x017F;o vorher nur<lb/>
bei den Doriern &#x017F;tatt fand <note place="foot" n="4">Pau&#x017F;. 4, 4.</note>; auch wurde jetzt der<lb/>
Dori&#x017F;che Apollon als Schu&#x0364;tzer des Olympi&#x017F;chen Got-<lb/>
tesfriedens ange&#x017F;ehen, wie wir unten zeigen werden.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head>7.</head><lb/>
            <p>Wir gehen unmittelbar zu den <hi rendition="#g">Me&#x017F;&#x017F;eni&#x017F;chen<lb/>
Kriegen</hi> u&#x0364;ber, weil zwi&#x017F;chen dem Beginn der&#x017F;elben<lb/>
und Iphitos Zeit kaum irgend eine &#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndige That-<lb/>
&#x017F;ache aufzufinden i&#x017F;t. Die&#x017F;e aber &#x017F;ind ge&#x017F;chichtlich,<lb/>
weil wir von dem einen beinahe, von dem andern<lb/>
durch Tyrta&#x0364;os wirklich gleichzeitige Nachrichten haben.<lb/><note place="foot" n="2)">Thuk. 5, 31.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0170] “Olympiſchen Geſetze”. Das Strafgeld kam dort zum Theil an die Eleer, zum Theil an den Olympiſchen Tempelſchatz. Dieſem wurden auch ſonſt Bußen in Buͤndniſſen verſprochen 1, ja es waren ſelbſt bisweilen Staͤdte dem Gotte einen beſtimmten jaͤhrlichen Tribut ſchuldig. — Durch dieſe und aͤhnliche Geſetze war die Ekecheiria geſichert, welche ohne Zweifel in der Idee nicht blos die heitere Feier der Spiele vor Stoͤrung bewahren, ſondern uͤberhaupt eine friedliche Vereini- gung der Peloponneſier bewirken, und zur Ausgleichung von Streitigkeiten, Schließung von Buͤndniſſen Veran- laſſung geben ſollte. Es iſt bekannt, daß noch im Pe- loponneſiſchen Kriege oͤffentliche Angelegenheiten hier ver- handelt wurden 3. — Beſonders aber und zunaͤchſt ſcheint eine freundſchaftlichere Naͤherung zwiſchen dem Aetoliſchen und Doriſchen Stamme durch die Olympi- ſche Feſtfeier bewirkt worden zu ſein. Denn dies lehrt ſehr deutlich die Tradition, daß Iphitos in Elis den Dienſt des Herakles eingefuͤhrt, der alſo vorher nur bei den Doriern ſtatt fand 4; auch wurde jetzt der Doriſche Apollon als Schuͤtzer des Olympiſchen Got- tesfriedens angeſehen, wie wir unten zeigen werden. 7. Wir gehen unmittelbar zu den Meſſeniſchen Kriegen uͤber, weil zwiſchen dem Beginn derſelben und Iphitos Zeit kaum irgend eine ſelbſtſtaͤndige That- ſache aufzufinden iſt. Dieſe aber ſind geſchichtlich, weil wir von dem einen beinahe, von dem andern durch Tyrtaͤos wirklich gleichzeitige Nachrichten haben. 2) 1 wie in der bekannten ϜΡΑΤΡΑ ΤΟΙΡ ϜΑΛΕΙΟΙΣ ΚΑΙ ΤΟΙΣ ΕϒϜΑΟΙΟΙΣ — αι δε μα συνεαν ταλαντον κ̛ αϱγυϱω αποτινοιαν τωι Λι Ολυνπιωι τοι κα δαλεμενοι λατϱειομενον. 3 3, 8. 14. 4 Pauſ. 4, 4. 2) Thuk. 5, 31.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/170
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/170>, abgerufen am 03.12.2024.