Viertes Kapitel. Unterschied der Wechselsclaverey und der freyen Wechsel- wirkung, zwischen den ökonomischen Kräften.
Wenn man die Vorstellungen unserer Zeitgenossen von dem Verkehr, dem Tausche, dem Handel, dem Markte bedenkt, so ergibt sich, daß wohl empfunden wird, wie in letzter Instanz die Nachfrage oder das menschliche Bedürfniß, also etwas höchst Persönliches alle diese Umsätze und Uebertragungen der Sachen regiere: indeß da man nur auf das körperliche Bedürfniß des Menschen, auf das Bedürfniß des Menschen nach Sachen, nach Handgreiflichkeiten, nach Augenblicklich- keiten Rücksicht nimmt, da man die ökonomische Ordnung der Dinge errichtet zu haben glaubt, wenn man diesen Au- genblicklichkeiten gestattet, sich frey unter einander ins Gleich- gewicht zu setzen, da man durchaus keine Anstalt trifft, die höheren moralischen und ewigen Bedürfnisse der Menschen, welche in der Sorge für den Augenblick so leicht versäumt werden, und ohne die demnach eine dauerhafte Befriedigung des Augenblicks unmöglich ist, mit auf den Markt zu brin- gen -- so ist klar, daß man eigentlich den handgreiflichen Sachen die Regierung der Welt übergibt, und an eine,
Viertes Kapitel. Unterſchied der Wechſelſclaverey und der freyen Wechſel- wirkung, zwiſchen den oͤkonomiſchen Kraͤften.
Wenn man die Vorſtellungen unſerer Zeitgenoſſen von dem Verkehr, dem Tauſche, dem Handel, dem Markte bedenkt, ſo ergibt ſich, daß wohl empfunden wird, wie in letzter Inſtanz die Nachfrage oder das menſchliche Beduͤrfniß, alſo etwas hoͤchſt Perſoͤnliches alle dieſe Umſaͤtze und Uebertragungen der Sachen regiere: indeß da man nur auf das koͤrperliche Beduͤrfniß des Menſchen, auf das Beduͤrfniß des Menſchen nach Sachen, nach Handgreiflichkeiten, nach Augenblicklich- keiten Ruͤckſicht nimmt, da man die oͤkonomiſche Ordnung der Dinge errichtet zu haben glaubt, wenn man dieſen Au- genblicklichkeiten geſtattet, ſich frey unter einander ins Gleich- gewicht zu ſetzen, da man durchaus keine Anſtalt trifft, die hoͤheren moraliſchen und ewigen Beduͤrfniſſe der Menſchen, welche in der Sorge fuͤr den Augenblick ſo leicht verſaͤumt werden, und ohne die demnach eine dauerhafte Befriedigung des Augenblicks unmoͤglich iſt, mit auf den Markt zu brin- gen — ſo iſt klar, daß man eigentlich den handgreiflichen Sachen die Regierung der Welt uͤbergibt, und an eine,
<TEI><text><body><divn="1"><pbn="167"facs="#f0181"/><milestoneunit="section"rendition="#hr"/><divn="2"><head><hirendition="#b">Viertes Kapitel.</hi><lb/>
Unterſchied der Wechſelſclaverey und der freyen Wechſel-<lb/>
wirkung, zwiſchen den oͤkonomiſchen Kraͤften.</head><lb/><milestoneunit="section"rendition="#hr"/><p><hirendition="#in">W</hi>enn man die Vorſtellungen unſerer Zeitgenoſſen von dem<lb/>
Verkehr, dem Tauſche, dem Handel, dem Markte bedenkt,<lb/>ſo ergibt ſich, daß wohl empfunden wird, wie in letzter<lb/>
Inſtanz die Nachfrage oder das menſchliche Beduͤrfniß, alſo<lb/>
etwas hoͤchſt Perſoͤnliches alle dieſe Umſaͤtze und Uebertragungen<lb/>
der Sachen regiere: indeß da man nur auf das koͤrperliche<lb/>
Beduͤrfniß des Menſchen, auf das Beduͤrfniß des Menſchen<lb/>
nach Sachen, nach Handgreiflichkeiten, nach Augenblicklich-<lb/>
keiten Ruͤckſicht nimmt, da man die oͤkonomiſche Ordnung<lb/>
der Dinge errichtet zu haben glaubt, wenn man dieſen Au-<lb/>
genblicklichkeiten geſtattet, ſich frey unter einander ins Gleich-<lb/>
gewicht zu ſetzen, da man durchaus keine Anſtalt trifft, die<lb/>
hoͤheren moraliſchen und ewigen Beduͤrfniſſe der Menſchen,<lb/>
welche in der Sorge fuͤr den Augenblick ſo leicht verſaͤumt<lb/>
werden, und ohne die demnach eine dauerhafte Befriedigung<lb/>
des Augenblicks unmoͤglich iſt, mit auf den Markt zu brin-<lb/>
gen —ſo iſt klar, daß man eigentlich den handgreiflichen<lb/>
Sachen die Regierung der Welt uͤbergibt, und an eine,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[167/0181]
Viertes Kapitel.
Unterſchied der Wechſelſclaverey und der freyen Wechſel-
wirkung, zwiſchen den oͤkonomiſchen Kraͤften.
Wenn man die Vorſtellungen unſerer Zeitgenoſſen von dem
Verkehr, dem Tauſche, dem Handel, dem Markte bedenkt,
ſo ergibt ſich, daß wohl empfunden wird, wie in letzter
Inſtanz die Nachfrage oder das menſchliche Beduͤrfniß, alſo
etwas hoͤchſt Perſoͤnliches alle dieſe Umſaͤtze und Uebertragungen
der Sachen regiere: indeß da man nur auf das koͤrperliche
Beduͤrfniß des Menſchen, auf das Beduͤrfniß des Menſchen
nach Sachen, nach Handgreiflichkeiten, nach Augenblicklich-
keiten Ruͤckſicht nimmt, da man die oͤkonomiſche Ordnung
der Dinge errichtet zu haben glaubt, wenn man dieſen Au-
genblicklichkeiten geſtattet, ſich frey unter einander ins Gleich-
gewicht zu ſetzen, da man durchaus keine Anſtalt trifft, die
hoͤheren moraliſchen und ewigen Beduͤrfniſſe der Menſchen,
welche in der Sorge fuͤr den Augenblick ſo leicht verſaͤumt
werden, und ohne die demnach eine dauerhafte Befriedigung
des Augenblicks unmoͤglich iſt, mit auf den Markt zu brin-
gen — ſo iſt klar, daß man eigentlich den handgreiflichen
Sachen die Regierung der Welt uͤbergibt, und an eine,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/181>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.