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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

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27.
Schriftsteller-Rache an dem Andenken böser
Fürsten.

Bischof Burnet *) erzählt eine Unterredung,
die er mit der klugen und tugendhaften Köni-
gin Maria von Engelland als damaligen Prin-
zessin von Oranien gehabt. Sie fragte ihn nem-
lich, warum wohl der König, ihr Vater, (Ja-
cob II.) gegen den Hrn. Jurieu, einen so
geistreichen und vor die Vertheidigung der Wahr-
heit so beeiferten Schriftsteller, so sehr erbit-
tert gewesen sey? Burnet antwortete: Ju-
rieu
habe in seine Schriften zu viel Bitterkeit
und Galle einfliessen lassen. Unter andern Per-
sonen, deren Ehre er sehr angegriffen, sey
die Königin Maria von Schottland eine von de-
nen gewesen, die er am übelsten behandelt;
daher das verhasste Gemählde von ihr auch ih-
ren Nachkommen zu nahe trete, und es nicht
anständig schiene, dass solches just von einem
Geistlichen geschehen sey, der so viel Eifer
und Ergebenheit vor Ihro Königl. Hoheit be-
zeuge. Die Prinzessin antwortete aber darauf:
Herr Jurieu war berechtigt, sich aller Vor-

*) Memoir. histor. de la Gr. Bretagne T. III. p. 154.
27.
Schriftsteller-Rache an dem Andenken böser
Fürsten.

Bischof Burnet *) erzählt eine Unterredung,
die er mit der klugen und tugendhaften Köni-
gin Maria von Engelland als damaligen Prin-
zessin von Oranien gehabt. Sie fragte ihn nem-
lich, warum wohl der König, ihr Vater, (Ja-
cob II.) gegen den Hrn. Jurieu, einen so
geistreichen und vor die Vertheidigung der Wahr-
heit so beeiferten Schriftsteller, so sehr erbit-
tert gewesen sey? Burnet antwortete: Ju-
rieu
habe in seine Schriften zu viel Bitterkeit
und Galle einfliessen lassen. Unter andern Per-
sonen, deren Ehre er sehr angegriffen, sey
die Königin Maria von Schottland eine von de-
nen gewesen, die er am übelsten behandelt;
daher das verhaſste Gemählde von ihr auch ih-
ren Nachkommen zu nahe trete, und es nicht
anständig schiene, daſs solches just von einem
Geistlichen geschehen sey, der so viel Eifer
und Ergebenheit vor Ihro Königl. Hoheit be-
zeuge. Die Prinzessin antwortete aber darauf:
Herr Jurieu war berechtigt, sich aller Vor-

*) Memoir. histor. de la Gr. Bretagne T. III. p. 154.
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[261/0267] 27. Schriftsteller-Rache an dem Andenken böser Fürsten. Bischof Burnet *) erzählt eine Unterredung, die er mit der klugen und tugendhaften Köni- gin Maria von Engelland als damaligen Prin- zessin von Oranien gehabt. Sie fragte ihn nem- lich, warum wohl der König, ihr Vater, (Ja- cob II.) gegen den Hrn. Jurieu, einen so geistreichen und vor die Vertheidigung der Wahr- heit so beeiferten Schriftsteller, so sehr erbit- tert gewesen sey? Burnet antwortete: Ju- rieu habe in seine Schriften zu viel Bitterkeit und Galle einfliessen lassen. Unter andern Per- sonen, deren Ehre er sehr angegriffen, sey die Königin Maria von Schottland eine von de- nen gewesen, die er am übelsten behandelt; daher das verhaſste Gemählde von ihr auch ih- ren Nachkommen zu nahe trete, und es nicht anständig schiene, daſs solches just von einem Geistlichen geschehen sey, der so viel Eifer und Ergebenheit vor Ihro Königl. Hoheit be- zeuge. Die Prinzessin antwortete aber darauf: Herr Jurieu war berechtigt, sich aller Vor- *) Memoir. histor. de la Gr. Bretagne T. III. p. 154.

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/267>, abgerufen am 21.11.2024.