Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

glückliche Jokaste gab sich mit dem Strange den
Tod. -- Und Oedipus irrte, des Augenlichts be-
raubt, von seiner Tochter Antigone geführt,
beladen mit dem Haß der Götter, bis an seinen
Tod im fremden Land' umher.

Dem Oedipus folgten in der Regierung seine
beiden Söhne, Eteokles und Polynices, der-
gestalt, daß beide abwechselnd, ein Jahr um das
andre, die Herrschaft führen sollten. -- Aber
auch diese traf das feindselige Verhängniß, das
auf Theben und den Nachkommen des Kadmus
ruhte.

Eteokles und Polynices.

Diese beiden wurden ein Opfer ihres Zwistes,
der aus Neid und Herrschsucht sich entspann. --
Eteokles trat die Regierung an. -- Das erste Jahr
verfloß, -- und Eteokles, der einmal im Besitz
war, weigerte sich, dem Polynices auf das andre
Jahr die Herrschaft abzutreten. --

Polynices ging aus Theben und begab sich
zum Adrastus, der über Argos herrschte. Die-
ser nahm ihn gütig auf, versprach ihm seinen Bei-
stand, und vermählte ihm seine Tochter. -- Auch
Tydeus, des Oeneus Sohn, und Bruder des
Meleager, begab sich um eben diese Zeit zum
Könige Adrastus, weil er aus Kalydon flüchten
mußte, und diesem vermählte Adrastus seine andre
Tochter.

Z 2

gluͤckliche Jokaſte gab ſich mit dem Strange den
Tod. — Und Oedipus irrte, des Augenlichts be-
raubt, von ſeiner Tochter Antigone gefuͤhrt,
beladen mit dem Haß der Goͤtter, bis an ſeinen
Tod im fremden Land’ umher.

Dem Oedipus folgten in der Regierung ſeine
beiden Soͤhne, Eteokles und Polynices, der-
geſtalt, daß beide abwechſelnd, ein Jahr um das
andre, die Herrſchaft fuͤhren ſollten. — Aber
auch dieſe traf das feindſelige Verhaͤngniß, das
auf Theben und den Nachkommen des Kadmus
ruhte.

Eteokles und Polynices.

Dieſe beiden wurden ein Opfer ihres Zwiſtes,
der aus Neid und Herrſchſucht ſich entſpann. —
Eteokles trat die Regierung an. — Das erſte Jahr
verfloß, — und Eteokles, der einmal im Beſitz
war, weigerte ſich, dem Polynices auf das andre
Jahr die Herrſchaft abzutreten. —

Polynices ging aus Theben und begab ſich
zum Adraſtus, der uͤber Argos herrſchte. Die-
ſer nahm ihn guͤtig auf, verſprach ihm ſeinen Bei-
ſtand, und vermaͤhlte ihm ſeine Tochter. — Auch
Tydeus, des Oeneus Sohn, und Bruder des
Meleager, begab ſich um eben dieſe Zeit zum
Koͤnige Adraſtus, weil er aus Kalydon fluͤchten
mußte, und dieſem vermaͤhlte Adraſtus ſeine andre
Tochter.

Z 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0425" n="355"/>
glu&#x0364;ckliche Joka&#x017F;te gab &#x017F;ich mit dem Strange den<lb/>
Tod. &#x2014; Und Oedipus irrte, des Augenlichts be-<lb/>
raubt, von &#x017F;einer Tochter <hi rendition="#fr">Antigone</hi> gefu&#x0364;hrt,<lb/>
beladen mit dem Haß der Go&#x0364;tter, bis an &#x017F;einen<lb/>
Tod im fremden Land&#x2019; umher.</p><lb/>
            <p>Dem Oedipus folgten in der Regierung &#x017F;eine<lb/>
beiden So&#x0364;hne, <hi rendition="#fr">Eteokles</hi> und <hi rendition="#fr">Polynices,</hi> der-<lb/>
ge&#x017F;talt, daß beide abwech&#x017F;elnd, ein Jahr um das<lb/>
andre, die Herr&#x017F;chaft fu&#x0364;hren &#x017F;ollten. &#x2014; Aber<lb/>
auch die&#x017F;e traf das feind&#x017F;elige Verha&#x0364;ngniß, das<lb/>
auf Theben und den Nachkommen des Kadmus<lb/>
ruhte.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Eteokles und Polynices</hi>.</hi> </head><lb/>
            <p>Die&#x017F;e beiden wurden ein Opfer ihres Zwi&#x017F;tes,<lb/>
der aus Neid und Herr&#x017F;ch&#x017F;ucht &#x017F;ich ent&#x017F;pann. &#x2014;<lb/>
Eteokles trat die Regierung an. &#x2014; Das er&#x017F;te Jahr<lb/>
verfloß, &#x2014; und Eteokles, der einmal im Be&#x017F;itz<lb/>
war, weigerte &#x017F;ich, dem Polynices auf das andre<lb/>
Jahr die Herr&#x017F;chaft abzutreten. &#x2014;</p><lb/>
            <p>Polynices ging aus Theben und begab &#x017F;ich<lb/>
zum <hi rendition="#fr">Adra&#x017F;tus,</hi> der u&#x0364;ber <hi rendition="#fr">Argos</hi> herr&#x017F;chte. Die-<lb/>
&#x017F;er nahm ihn gu&#x0364;tig auf, ver&#x017F;prach ihm &#x017F;einen Bei-<lb/>
&#x017F;tand, und verma&#x0364;hlte ihm &#x017F;eine Tochter. &#x2014; Auch<lb/><hi rendition="#fr">Tydeus,</hi> des <hi rendition="#fr">Oeneus</hi> Sohn, und Bruder des<lb/><hi rendition="#fr">Meleager,</hi> begab &#x017F;ich um eben die&#x017F;e Zeit zum<lb/>
Ko&#x0364;nige Adra&#x017F;tus, weil er aus Kalydon flu&#x0364;chten<lb/>
mußte, und die&#x017F;em verma&#x0364;hlte Adra&#x017F;tus &#x017F;eine andre<lb/>
Tochter.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">Z 2</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[355/0425] gluͤckliche Jokaſte gab ſich mit dem Strange den Tod. — Und Oedipus irrte, des Augenlichts be- raubt, von ſeiner Tochter Antigone gefuͤhrt, beladen mit dem Haß der Goͤtter, bis an ſeinen Tod im fremden Land’ umher. Dem Oedipus folgten in der Regierung ſeine beiden Soͤhne, Eteokles und Polynices, der- geſtalt, daß beide abwechſelnd, ein Jahr um das andre, die Herrſchaft fuͤhren ſollten. — Aber auch dieſe traf das feindſelige Verhaͤngniß, das auf Theben und den Nachkommen des Kadmus ruhte. Eteokles und Polynices. Dieſe beiden wurden ein Opfer ihres Zwiſtes, der aus Neid und Herrſchſucht ſich entſpann. — Eteokles trat die Regierung an. — Das erſte Jahr verfloß, — und Eteokles, der einmal im Beſitz war, weigerte ſich, dem Polynices auf das andre Jahr die Herrſchaft abzutreten. — Polynices ging aus Theben und begab ſich zum Adraſtus, der uͤber Argos herrſchte. Die- ſer nahm ihn guͤtig auf, verſprach ihm ſeinen Bei- ſtand, und vermaͤhlte ihm ſeine Tochter. — Auch Tydeus, des Oeneus Sohn, und Bruder des Meleager, begab ſich um eben dieſe Zeit zum Koͤnige Adraſtus, weil er aus Kalydon fluͤchten mußte, und dieſem vermaͤhlte Adraſtus ſeine andre Tochter. Z 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/425
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/425>, abgerufen am 30.12.2024.