der alten Göttergestalten schon gedacht ist; so tritt er doch auch vorzüglich unter den Wesen mit auf, welche das Band zwischen Göttern und Menschen knüpfen. -- Denn seiner Führung und seinem göttlichen Unterricht dankten die Helden, welche selbst nachher die Zahl der Götter vermehrten, in ihrer frühesten Jugend ihre Bildung.
Nichts ist rührender, als die Worte, womit er, nach einem Dichter des Alterthums, den jun- gen Achill entließ:
O Sohn der Thetis, dich erwartet das Land des Assarakus, das der kalte Skamander, und der schlammigte Simois durchschneidet. -- Von da haben dir die Parzen die Rückkehr abgeschnit- ten, und auf dem blauen Rücken des Meeres führt deine Mutter dich nicht zurück! -- darum vergiß der Sorgen beim Wein und Saitenspiel, und ver- scheuche den Kummer durch süße Gespräche!
Aeskulap.
Auch der erste Anfang der Heilkunde wurde von den Alten als etwas Göttliches betrachtet. -- Man dachte sich denjenigen, welcher zuerst diese Kunst im Leben übte, und selbst ihr Opfer wurde, auch noch nach seinem Tode als ein wohlthätiges, menschenfreundliches Wesen, zu dem die Kranken nicht unerhört um Hülfe flehen durften.
der alten Goͤttergeſtalten ſchon gedacht iſt; ſo tritt er doch auch vorzuͤglich unter den Weſen mit auf, welche das Band zwiſchen Goͤttern und Menſchen knuͤpfen. — Denn ſeiner Fuͤhrung und ſeinem goͤttlichen Unterricht dankten die Helden, welche ſelbſt nachher die Zahl der Goͤtter vermehrten, in ihrer fruͤheſten Jugend ihre Bildung.
Nichts iſt ruͤhrender, als die Worte, womit er, nach einem Dichter des Alterthums, den jun- gen Achill entließ:
O Sohn der Thetis, dich erwartet das Land des Aſſarakus, das der kalte Skamander, und der ſchlammigte Simois durchſchneidet. — Von da haben dir die Parzen die Ruͤckkehr abgeſchnit- ten, und auf dem blauen Ruͤcken des Meeres fuͤhrt deine Mutter dich nicht zuruͤck! — darum vergiß der Sorgen beim Wein und Saitenſpiel, und ver- ſcheuche den Kummer durch ſuͤße Geſpraͤche!
Aeſkulap.
Auch der erſte Anfang der Heilkunde wurde von den Alten als etwas Goͤttliches betrachtet. — Man dachte ſich denjenigen, welcher zuerſt dieſe Kunſt im Leben uͤbte, und ſelbſt ihr Opfer wurde, auch noch nach ſeinem Tode als ein wohlthaͤtiges, menſchenfreundliches Weſen, zu dem die Kranken nicht unerhoͤrt um Huͤlfe flehen durften.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0392"n="326"/>
der <hirendition="#fr">alten</hi> Goͤttergeſtalten ſchon gedacht iſt; ſo tritt<lb/>
er doch auch vorzuͤglich unter den Weſen mit auf,<lb/>
welche das Band zwiſchen Goͤttern und Menſchen<lb/>
knuͤpfen. — Denn ſeiner Fuͤhrung und ſeinem<lb/>
goͤttlichen Unterricht dankten die Helden, welche<lb/>ſelbſt nachher die Zahl der Goͤtter vermehrten, in<lb/>
ihrer fruͤheſten Jugend ihre Bildung.</p><lb/><p>Nichts iſt ruͤhrender, als die Worte, womit<lb/>
er, nach einem Dichter des Alterthums, den jun-<lb/>
gen Achill entließ:</p><lb/><p>O Sohn der Thetis, dich erwartet das Land<lb/>
des <hirendition="#fr">Aſſarakus,</hi> das der kalte <hirendition="#fr">Skamander,</hi> und<lb/>
der ſchlammigte <hirendition="#fr">Simois</hi> durchſchneidet. — Von<lb/>
da haben dir die Parzen die Ruͤckkehr abgeſchnit-<lb/>
ten, und auf dem blauen Ruͤcken des Meeres fuͤhrt<lb/>
deine Mutter dich nicht zuruͤck! — darum vergiß<lb/>
der Sorgen beim Wein und Saitenſpiel, und ver-<lb/>ſcheuche den Kummer durch ſuͤße Geſpraͤche!</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Aeſkulap</hi>.</hi></head><lb/><p>Auch der erſte Anfang der Heilkunde wurde<lb/>
von den Alten als etwas Goͤttliches betrachtet. —<lb/>
Man dachte ſich denjenigen, welcher zuerſt dieſe<lb/>
Kunſt im Leben uͤbte, und ſelbſt ihr Opfer wurde,<lb/>
auch noch nach ſeinem Tode als ein wohlthaͤtiges,<lb/>
menſchenfreundliches Weſen, zu dem die Kranken<lb/>
nicht unerhoͤrt um Huͤlfe flehen durften.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[326/0392]
der alten Goͤttergeſtalten ſchon gedacht iſt; ſo tritt
er doch auch vorzuͤglich unter den Weſen mit auf,
welche das Band zwiſchen Goͤttern und Menſchen
knuͤpfen. — Denn ſeiner Fuͤhrung und ſeinem
goͤttlichen Unterricht dankten die Helden, welche
ſelbſt nachher die Zahl der Goͤtter vermehrten, in
ihrer fruͤheſten Jugend ihre Bildung.
Nichts iſt ruͤhrender, als die Worte, womit
er, nach einem Dichter des Alterthums, den jun-
gen Achill entließ:
O Sohn der Thetis, dich erwartet das Land
des Aſſarakus, das der kalte Skamander, und
der ſchlammigte Simois durchſchneidet. — Von
da haben dir die Parzen die Ruͤckkehr abgeſchnit-
ten, und auf dem blauen Ruͤcken des Meeres fuͤhrt
deine Mutter dich nicht zuruͤck! — darum vergiß
der Sorgen beim Wein und Saitenſpiel, und ver-
ſcheuche den Kummer durch ſuͤße Geſpraͤche!
Aeſkulap.
Auch der erſte Anfang der Heilkunde wurde
von den Alten als etwas Goͤttliches betrachtet. —
Man dachte ſich denjenigen, welcher zuerſt dieſe
Kunſt im Leben uͤbte, und ſelbſt ihr Opfer wurde,
auch noch nach ſeinem Tode als ein wohlthaͤtiges,
menſchenfreundliches Weſen, zu dem die Kranken
nicht unerhoͤrt um Huͤlfe flehen durften.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/392>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.