Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

gerade als Herkules ankam, und dies Schauspiel
sich seinen Augen darbot.

Nicht so zärtlich wie Perseus, übernahm
Herkules erst gegen einen Zug von köstlichen Pfer-
den, die ihm Laomedon zum Lohn versprach, die
Hesione zu befreien. -- Laomedon aber, der schon
die Götter betrogen hatte, betrog auch den Herku-
les, und wagte es, ihm die Rosse zu verweigern,
sobald er seine Tochter wieder in Freiheit sahe.

Da griff Herkules Troja an, eroberte sie mit
stürmender Hand, und erschlug den falschen wort-
brüchigen König Laomedon. -- Seinem Begleiter
den Telamon, der zuerst die Mauer erstieg, ver-
mählte er die gerettete Hesione, und verstattete
ihr, für einen der Gefangenen von Laomedons
Hause das Leben zu erbitten. Hesione wählte ihren
Bruder Podarcis, welcher nachher sich Priamus
nannte, und zu künftigem Jammer aufgespart, über
Troja herrschte, dessen zweite Eroberung und schreck-
liche Zerstörung vom Schicksal schon beschlossen war.

Die Ueberwindung des Antäus,
Busiris und Kakus
.

Als Herkules auf seinem westlichen Zuge nach
Lybien kam, so stieß er auf den Riesen Antäus,
dessen Grausamkeit gegen die Fremden, ihn zum
Ungeheuer machte, das ein mächtiger Arm vertil-
gen mußte.

gerade als Herkules ankam, und dies Schauſpiel
ſich ſeinen Augen darbot.

Nicht ſo zaͤrtlich wie Perſeus, uͤbernahm
Herkules erſt gegen einen Zug von koͤſtlichen Pfer-
den, die ihm Laomedon zum Lohn verſprach, die
Heſione zu befreien. — Laomedon aber, der ſchon
die Goͤtter betrogen hatte, betrog auch den Herku-
les, und wagte es, ihm die Roſſe zu verweigern,
ſobald er ſeine Tochter wieder in Freiheit ſahe.

Da griff Herkules Troja an, eroberte ſie mit
ſtuͤrmender Hand, und erſchlug den falſchen wort-
bruͤchigen Koͤnig Laomedon. — Seinem Begleiter
den Telamon, der zuerſt die Mauer erſtieg, ver-
maͤhlte er die gerettete Heſione, und verſtattete
ihr, fuͤr einen der Gefangenen von Laomedons
Hauſe das Leben zu erbitten. Heſione waͤhlte ihren
Bruder Podarcis, welcher nachher ſich Priamus
nannte, und zu kuͤnftigem Jammer aufgeſpart, uͤber
Troja herrſchte, deſſen zweite Eroberung und ſchreck-
liche Zerſtoͤrung vom Schickſal ſchon beſchloſſen war.

Die Ueberwindung des Antaͤus,
Buſiris und Kakus
.

Als Herkules auf ſeinem weſtlichen Zuge nach
Lybien kam, ſo ſtieß er auf den Rieſen Antaͤus,
deſſen Grauſamkeit gegen die Fremden, ihn zum
Ungeheuer machte, das ein maͤchtiger Arm vertil-
gen mußte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0290" n="240"/>
gerade als Herkules ankam, und dies Schau&#x017F;piel<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;einen Augen darbot.</p><lb/>
          <p>Nicht &#x017F;o za&#x0364;rtlich wie Per&#x017F;eus, u&#x0364;bernahm<lb/>
Herkules er&#x017F;t gegen einen Zug von ko&#x0364;&#x017F;tlichen Pfer-<lb/>
den, die ihm Laomedon zum Lohn ver&#x017F;prach, die<lb/>
He&#x017F;ione zu befreien. &#x2014; Laomedon aber, der &#x017F;chon<lb/>
die Go&#x0364;tter betrogen hatte, betrog auch den Herku-<lb/>
les, und wagte es, ihm die Ro&#x017F;&#x017F;e zu verweigern,<lb/>
&#x017F;obald er &#x017F;eine Tochter wieder in Freiheit &#x017F;ahe.</p><lb/>
          <p>Da griff Herkules Troja an, eroberte &#x017F;ie mit<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;rmender Hand, und er&#x017F;chlug den fal&#x017F;chen wort-<lb/>
bru&#x0364;chigen Ko&#x0364;nig Laomedon. &#x2014; Seinem Begleiter<lb/>
den <hi rendition="#fr">Telamon,</hi> der zuer&#x017F;t die Mauer er&#x017F;tieg, ver-<lb/>
ma&#x0364;hlte er die gerettete <hi rendition="#fr">He&#x017F;ione,</hi> und ver&#x017F;tattete<lb/>
ihr, fu&#x0364;r einen der Gefangenen von Laomedons<lb/>
Hau&#x017F;e das Leben zu erbitten. He&#x017F;ione wa&#x0364;hlte ihren<lb/>
Bruder <hi rendition="#fr">Podarcis,</hi> welcher nachher &#x017F;ich Priamus<lb/>
nannte, und zu ku&#x0364;nftigem Jammer aufge&#x017F;part, u&#x0364;ber<lb/>
Troja herr&#x017F;chte, de&#x017F;&#x017F;en zweite Eroberung und &#x017F;chreck-<lb/>
liche Zer&#x017F;to&#x0364;rung vom Schick&#x017F;al &#x017F;chon be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en war.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Die Ueberwindung des Anta&#x0364;us,<lb/>
Bu&#x017F;iris und Kakus</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Als Herkules auf &#x017F;einem we&#x017F;tlichen Zuge nach<lb/>
Lybien kam, &#x017F;o &#x017F;tieß er auf den Rie&#x017F;en <hi rendition="#fr">Anta&#x0364;us,</hi><lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Grau&#x017F;amkeit gegen die <hi rendition="#fr">Fremden,</hi> ihn zum<lb/>
Ungeheuer machte, das ein ma&#x0364;chtiger Arm vertil-<lb/>
gen mußte.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0290] gerade als Herkules ankam, und dies Schauſpiel ſich ſeinen Augen darbot. Nicht ſo zaͤrtlich wie Perſeus, uͤbernahm Herkules erſt gegen einen Zug von koͤſtlichen Pfer- den, die ihm Laomedon zum Lohn verſprach, die Heſione zu befreien. — Laomedon aber, der ſchon die Goͤtter betrogen hatte, betrog auch den Herku- les, und wagte es, ihm die Roſſe zu verweigern, ſobald er ſeine Tochter wieder in Freiheit ſahe. Da griff Herkules Troja an, eroberte ſie mit ſtuͤrmender Hand, und erſchlug den falſchen wort- bruͤchigen Koͤnig Laomedon. — Seinem Begleiter den Telamon, der zuerſt die Mauer erſtieg, ver- maͤhlte er die gerettete Heſione, und verſtattete ihr, fuͤr einen der Gefangenen von Laomedons Hauſe das Leben zu erbitten. Heſione waͤhlte ihren Bruder Podarcis, welcher nachher ſich Priamus nannte, und zu kuͤnftigem Jammer aufgeſpart, uͤber Troja herrſchte, deſſen zweite Eroberung und ſchreck- liche Zerſtoͤrung vom Schickſal ſchon beſchloſſen war. Die Ueberwindung des Antaͤus, Buſiris und Kakus. Als Herkules auf ſeinem weſtlichen Zuge nach Lybien kam, ſo ſtieß er auf den Rieſen Antaͤus, deſſen Grauſamkeit gegen die Fremden, ihn zum Ungeheuer machte, das ein maͤchtiger Arm vertil- gen mußte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/290
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/290>, abgerufen am 30.12.2024.