Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

nun an nicht mehr in die Stadt zu kommen, son-
dern vor den Thoren von seinen vollführten Tha-
ten Rechenschaft abzulegen.

Die Lernäische Schlange.

In dem Sumpfe von Lerna bei Argos, hielt
sich die vielköpfigte Hydra auf, deren in der
Stammtafel der Ungeheuer, die vom Phorkys
und der schönen Ceto sproßten, schon gedacht ist.

Die Zeit der Helden war der Tod der Unge-
heuer, die der Arm der Göttersöhne, eins nach
dem andern von der Erde tilgte; und Herkules
ließ nun, so wie Perseus mit der Gorgo, und
Bellerophon mit der feuerspeienden Chimära, auf
den Befehl des Eurystheus, mit der vielköpfigten
Hydra in den furchtbaren Kampf sich ein.

So wie er einen Kopf des Ungeheuers mit
seinem sichelförmigen Schwerdt vom Rumpfe
trennte, wuchs aus dem Blut ein neuer wieder,
bis in der äußersten Gefahr, welche dem Helden
drohte, sein Gefährte Jolaus, des Iphikles Sohn,
mit Feuerbränden, die er aus dem nahgelegenen
Walde hohlte, nach jedem Hieb des Herkules,
sogleich die Wunde zubrannte, ehe noch aus dem
Blute ein neuer Kopf emporschoß.

Nun aber erschwerte Juno dem Herkules sei-
nen Sieg, indem sie einen Seekrebs schickte, der
dem Held, so wie er kämpste, an den Fersen

nun an nicht mehr in die Stadt zu kommen, ſon-
dern vor den Thoren von ſeinen vollfuͤhrten Tha-
ten Rechenſchaft abzulegen.

Die Lernaͤiſche Schlange.

In dem Sumpfe von Lerna bei Argos, hielt
ſich die vielkoͤpfigte Hydra auf, deren in der
Stammtafel der Ungeheuer, die vom Phorkys
und der ſchoͤnen Ceto ſproßten, ſchon gedacht iſt.

Die Zeit der Helden war der Tod der Unge-
heuer, die der Arm der Goͤtterſoͤhne, eins nach
dem andern von der Erde tilgte; und Herkules
ließ nun, ſo wie Perſeus mit der Gorgo, und
Bellerophon mit der feuerſpeienden Chimaͤra, auf
den Befehl des Euryſtheus, mit der vielkoͤpfigten
Hydra in den furchtbaren Kampf ſich ein.

So wie er einen Kopf des Ungeheuers mit
ſeinem ſichelfoͤrmigen Schwerdt vom Rumpfe
trennte, wuchs aus dem Blut ein neuer wieder,
bis in der aͤußerſten Gefahr, welche dem Helden
drohte, ſein Gefaͤhrte Jolaus, des Iphikles Sohn,
mit Feuerbraͤnden, die er aus dem nahgelegenen
Walde hohlte, nach jedem Hieb des Herkules,
ſogleich die Wunde zubrannte, ehe noch aus dem
Blute ein neuer Kopf emporſchoß.

Nun aber erſchwerte Juno dem Herkules ſei-
nen Sieg, indem ſie einen Seekrebs ſchickte, der
dem Held, ſo wie er kaͤmpſte, an den Ferſen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0276" n="226"/>
nun an nicht mehr in die Stadt zu kommen, &#x017F;on-<lb/>
dern vor den Thoren von &#x017F;einen vollfu&#x0364;hrten Tha-<lb/>
ten Rechen&#x017F;chaft abzulegen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Die Lerna&#x0364;i&#x017F;che Schlange</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>In dem Sumpfe von Lerna bei Argos, hielt<lb/>
&#x017F;ich die vielko&#x0364;pfigte Hydra auf, deren in der<lb/>
Stammtafel der Ungeheuer, die vom Phorkys<lb/>
und der &#x017F;cho&#x0364;nen Ceto &#x017F;proßten, &#x017F;chon gedacht i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Die Zeit der Helden war der Tod der Unge-<lb/>
heuer, die der Arm der Go&#x0364;tter&#x017F;o&#x0364;hne, eins nach<lb/>
dem andern von der Erde tilgte; und Herkules<lb/>
ließ nun, &#x017F;o wie Per&#x017F;eus mit der Gorgo, und<lb/>
Bellerophon mit der feuer&#x017F;peienden Chima&#x0364;ra, auf<lb/>
den Befehl des Eury&#x017F;theus, mit der vielko&#x0364;pfigten<lb/>
Hydra in den furchtbaren Kampf &#x017F;ich ein.</p><lb/>
          <p>So wie er einen Kopf des Ungeheuers mit<lb/>
&#x017F;einem &#x017F;ichelfo&#x0364;rmigen Schwerdt vom Rumpfe<lb/>
trennte, wuchs aus dem Blut ein neuer wieder,<lb/>
bis in der a&#x0364;ußer&#x017F;ten Gefahr, welche dem Helden<lb/>
drohte, &#x017F;ein Gefa&#x0364;hrte Jolaus, des Iphikles Sohn,<lb/>
mit Feuerbra&#x0364;nden, die er aus dem nahgelegenen<lb/>
Walde hohlte, nach jedem Hieb des Herkules,<lb/>
&#x017F;ogleich die Wunde zubrannte, ehe noch aus dem<lb/>
Blute ein neuer Kopf empor&#x017F;choß.</p><lb/>
          <p>Nun aber er&#x017F;chwerte <hi rendition="#fr">Juno</hi> dem Herkules &#x017F;ei-<lb/>
nen Sieg, indem &#x017F;ie einen Seekrebs &#x017F;chickte, der<lb/>
dem Held, &#x017F;o wie er ka&#x0364;mp&#x017F;te, an den Fer&#x017F;en<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[226/0276] nun an nicht mehr in die Stadt zu kommen, ſon- dern vor den Thoren von ſeinen vollfuͤhrten Tha- ten Rechenſchaft abzulegen. Die Lernaͤiſche Schlange. In dem Sumpfe von Lerna bei Argos, hielt ſich die vielkoͤpfigte Hydra auf, deren in der Stammtafel der Ungeheuer, die vom Phorkys und der ſchoͤnen Ceto ſproßten, ſchon gedacht iſt. Die Zeit der Helden war der Tod der Unge- heuer, die der Arm der Goͤtterſoͤhne, eins nach dem andern von der Erde tilgte; und Herkules ließ nun, ſo wie Perſeus mit der Gorgo, und Bellerophon mit der feuerſpeienden Chimaͤra, auf den Befehl des Euryſtheus, mit der vielkoͤpfigten Hydra in den furchtbaren Kampf ſich ein. So wie er einen Kopf des Ungeheuers mit ſeinem ſichelfoͤrmigen Schwerdt vom Rumpfe trennte, wuchs aus dem Blut ein neuer wieder, bis in der aͤußerſten Gefahr, welche dem Helden drohte, ſein Gefaͤhrte Jolaus, des Iphikles Sohn, mit Feuerbraͤnden, die er aus dem nahgelegenen Walde hohlte, nach jedem Hieb des Herkules, ſogleich die Wunde zubrannte, ehe noch aus dem Blute ein neuer Kopf emporſchoß. Nun aber erſchwerte Juno dem Herkules ſei- nen Sieg, indem ſie einen Seekrebs ſchickte, der dem Held, ſo wie er kaͤmpſte, an den Ferſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/276
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/276>, abgerufen am 20.11.2024.