Nichts Höheres aber konnte man sich denken, als den umwölbenden Aether, in welchem alle Bildungen und Gestalten ruhen; dieser war da- her auch Jupiters höchstes Urbild. -- So sang ein Dichter aus dem Alterthum: Du siehst den er- habenen ungemessenen Aether, der mit sanf- ter Umgebung die Erd' umfaßt; den sollst du für die höchste Gottheit, du sollst für Ju- piter ihn halten!
Juno.
Unter der Juno dachte man sich das Erhabne mit der Macht vereinte Schöne. -- Der Juno hohes Urbild war der Luftkreis, welcher die Erde umgiebt; dieser vermählte sich mit dem ewigen Aether, der auf ihm ruht. --
In der vom Glanz der Sonne durchschimmer- ten Atmosphäre bildet sich der vielfarbigte Regen- bogen. Dieser ist wiederum das Urbild der schnel- len Götterbotin, welche die Befehle der Juno vollzieht. Es ist die glänzende Iris, eine Toch- ter des Thaumas, welche, wenn sie in den Wol- ken steht, die Gegenwart der hohen Himmels- königin verkündigt.
Der Regenbogen spiegelt den majestätischen Schweif der Pfauen, die den Wagen der Juno in den Wolken ziehn. -- Alles ist übereinstim-
Nichts Hoͤheres aber konnte man ſich denken, als den umwoͤlbenden Aether, in welchem alle Bildungen und Geſtalten ruhen; dieſer war da- her auch Jupiters hoͤchſtes Urbild. — So ſang ein Dichter aus dem Alterthum: Du ſiehſt den er- habenen ungemeſſenen Aether, der mit ſanf- ter Umgebung die Erd’ umfaßt; den ſollſt du fuͤr die hoͤchſte Gottheit, du ſollſt fuͤr Ju- piter ihn halten!
Juno.
Unter der Juno dachte man ſich das Erhabne mit der Macht vereinte Schoͤne. — Der Juno hohes Urbild war der Luftkreis, welcher die Erde umgiebt; dieſer vermaͤhlte ſich mit dem ewigen Aether, der auf ihm ruht. —
In der vom Glanz der Sonne durchſchimmer- ten Atmoſphaͤre bildet ſich der vielfarbigte Regen- bogen. Dieſer iſt wiederum das Urbild der ſchnel- len Goͤtterbotin, welche die Befehle der Juno vollzieht. Es iſt die glaͤnzende Iris, eine Toch- ter des Thaumas, welche, wenn ſie in den Wol- ken ſteht, die Gegenwart der hohen Himmels- koͤnigin verkuͤndigt.
Der Regenbogen ſpiegelt den majeſtaͤtiſchen Schweif der Pfauen, die den Wagen der Juno in den Wolken ziehn. — Alles iſt uͤbereinſtim-
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Nichts Hoͤheres aber konnte man ſich denken,
als den umwoͤlbenden Aether, in welchem alle
Bildungen und Geſtalten ruhen; dieſer war da-
her auch Jupiters hoͤchſtes Urbild. — So ſang ein
Dichter aus dem Alterthum: Du ſiehſt den er-
habenen ungemeſſenen Aether, der mit ſanf-
ter Umgebung die Erd’ umfaßt; den ſollſt
du fuͤr die hoͤchſte Gottheit, du ſollſt fuͤr Ju-
piter ihn halten!
Juno.
Unter der Juno dachte man ſich das Erhabne
mit der Macht vereinte Schoͤne. — Der Juno
hohes Urbild war der Luftkreis, welcher die
Erde umgiebt; dieſer vermaͤhlte ſich mit dem
ewigen Aether, der auf ihm ruht. —
In der vom Glanz der Sonne durchſchimmer-
ten Atmoſphaͤre bildet ſich der vielfarbigte Regen-
bogen. Dieſer iſt wiederum das Urbild der ſchnel-
len Goͤtterbotin, welche die Befehle der Juno
vollzieht. Es iſt die glaͤnzende Iris, eine Toch-
ter des Thaumas, welche, wenn ſie in den Wol-
ken ſteht, die Gegenwart der hohen Himmels-
koͤnigin verkuͤndigt.
Der Regenbogen ſpiegelt den majeſtaͤtiſchen
Schweif der Pfauen, die den Wagen der Juno
in den Wolken ziehn. — Alles iſt uͤbereinſtim-
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/133>, abgerufen am 21.12.2024.
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