Mit Zittern schreite ich zu der Ausführung
eines Unternehmens, dessen Wichtigkeit und Nutz- barkeit mir von Tage zu Tage
mehr in die Augen leuchtet, wobei ich aber auch die großen Schwie- rigkeiten
immer deutlicher einsehe. -- Was für ein Feld ist es, wohin sich meine
unsichern Schritte wagen; welche unbetretne Pfade, welche Dun- kelheit, welch
ein Labyrinth! Wie leicht kann hier ein falscher Tritt, den Suchenden irre
führen, daß er sein ganzes Leben hindurch nach einem Blendwer- ke
hascht, und nie den milden Strahl der Wahr- heit findet, welcher nur den
beglückt, der an der Hand der Vernunft geleitet, gleichfern von
Enthu- siasmus und Kälte, den Weg der ruhigen Weisheit wandelt. O
möcht' es mir gelingen, diesen sanften Strahl noch zu erblicken, ehe mich
die Nacht des Grabes deckt, wie gerne wollte ich dann mein Haupt niederlegen,
und sterben!
Aber
Magazin I stes St. A
Mit Zittern schreite ich zu der Ausfuͤhrung
eines Unternehmens, dessen Wichtigkeit und Nutz- barkeit mir von Tage zu Tage
mehr in die Augen leuchtet, wobei ich aber auch die großen Schwie- rigkeiten
immer deutlicher einsehe. — Was fuͤr ein Feld ist es, wohin sich meine
unsichern Schritte wagen; welche unbetretne Pfade, welche Dun- kelheit, welch
ein Labyrinth! Wie leicht kann hier ein falscher Tritt, den Suchenden irre
fuͤhren, daß er sein ganzes Leben hindurch nach einem Blendwer- ke
hascht, und nie den milden Strahl der Wahr- heit findet, welcher nur den
begluͤckt, der an der Hand der Vernunft geleitet, gleichfern von
Enthu- siasmus und Kaͤlte, den Weg der ruhigen Weisheit wandelt. O
moͤcht‘ es mir gelingen, diesen sanften Strahl noch zu erblicken, ehe mich
die Nacht des Grabes deckt, wie gerne wollte ich dann mein Haupt niederlegen,
und sterben!
Aber
Magazin I stes St. A
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Mit Zittern schreite ich zu der Ausfuͤhrung eines
Unternehmens, dessen Wichtigkeit und Nutz-
barkeit mir von Tage zu Tage mehr in die Augen
leuchtet, wobei ich aber auch die großen Schwie-
rigkeiten immer deutlicher einsehe. — Was fuͤr ein
Feld ist es, wohin sich meine unsichern Schritte
wagen; welche unbetretne Pfade, welche Dun-
kelheit, welch ein Labyrinth! Wie leicht kann hier
ein falscher Tritt, den Suchenden irre fuͤhren, daß
er sein ganzes Leben hindurch nach einem Blendwer-
ke hascht, und nie den milden Strahl der Wahr-
heit findet, welcher nur den begluͤckt, der an der
Hand der Vernunft geleitet, gleichfern von Enthu-
siasmus und Kaͤlte, den Weg der ruhigen Weisheit
wandelt. O moͤcht‘ es mir gelingen, diesen sanften
Strahl noch zu erblicken, ehe mich die Nacht des
Grabes deckt, wie gerne wollte ich dann mein Haupt
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Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01_1783/5>, abgerufen am 20.02.2025.
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