Der Herr Doktor Pihl besuchte den gewesenen hie- sigen
Kaufmann D....s, um seinen Gemüths- zustand zu untersuchen, und fand
ihn in einem son- derbaren Aufzuge. Er war mit einem
Schlafrocke bekleidet, hatte aber einige eiserne Ringe um den Leib. Auf
dem Kopfe trug er einen ungeheuren Aufsatz, der aus leinenen Tüchern
und Mützen be- stand, die er theils mit Bändern, theils mit
dün- nen eisernen Pfeiffen und dazwischen gesteckten Pa- piere, u.
s. w. befestiget hatte. Sein Bette war ebenfalls mit eisernen Reiffen und
Platten, Bret- tern u. d. g. versehen. Als ihn der Herr Doktor Pihl um die
Ursache dieses Aufzuges und dieser wun- derlichen Anstalten fragte, so
antwortete er: daß er es deshalb thun müßte, weil er keinen
Augenblick Ruhe vor bösen Geistern habe, die ihn Tag und Nacht
beunruhigten, ihm schon Lunge und Leber aus- gerissen, und grosse Summen aus
seiner Haut gelö- set hätten, u. s. w.
Herr Klug hatte sich in den Kopf gesetzt, er habe ein Buch wieder den König
von Preussen ge- schrieben, und sich dadurch seinen Zorn auf den Hals
geladen. Herr D...s glaubte, er sey ein un-
mitte
VII. Parallel zu der Geschichte des Herrn
Klug.
Der Herr Doktor Pihl besuchte den gewesenen hie- sigen
Kaufmann D....s, um seinen Gemuͤths- zustand zu untersuchen, und fand
ihn in einem son- derbaren Aufzuge. Er war mit einem
Schlafrocke bekleidet, hatte aber einige eiserne Ringe um den Leib. Auf
dem Kopfe trug er einen ungeheuren Aufsatz, der aus leinenen Tuͤchern
und Muͤtzen be- stand, die er theils mit Baͤndern, theils mit
duͤn- nen eisernen Pfeiffen und dazwischen gesteckten Pa- piere, u.
s. w. befestiget hatte. Sein Bette war ebenfalls mit eisernen Reiffen und
Platten, Bret- tern u. d. g. versehen. Als ihn der Herr Doktor Pihl um die
Ursache dieses Aufzuges und dieser wun- derlichen Anstalten fragte, so
antwortete er: daß er es deshalb thun muͤßte, weil er keinen
Augenblick Ruhe vor boͤsen Geistern habe, die ihn Tag und Nacht
beunruhigten, ihm schon Lunge und Leber aus- gerissen, und grosse Summen aus
seiner Haut geloͤ- set haͤtten, u. s. w.
Herr Klug hatte sich in den Kopf gesetzt, er habe ein Buch wieder den Koͤnig
von Preussen ge- schrieben, und sich dadurch seinen Zorn auf den Hals
geladen. Herr D...s glaubte, er sey ein un-
mitte
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VII.
Parallel zu der Geschichte des Herrn
Klug.
Der Herr Doktor Pihl besuchte den gewesenen hie-
sigen Kaufmann D....s, um seinen Gemuͤths-
zustand zu untersuchen, und fand ihn in einem son-
derbaren Aufzuge. Er war mit einem Schlafrocke
bekleidet, hatte aber einige eiserne Ringe um den
Leib. Auf dem Kopfe trug er einen ungeheuren
Aufsatz, der aus leinenen Tuͤchern und Muͤtzen be-
stand, die er theils mit Baͤndern, theils mit duͤn-
nen eisernen Pfeiffen und dazwischen gesteckten Pa-
piere, u. s. w. befestiget hatte. Sein Bette war
ebenfalls mit eisernen Reiffen und Platten, Bret-
tern u. d. g. versehen. Als ihn der Herr Doktor
Pihl um die Ursache dieses Aufzuges und dieser wun-
derlichen Anstalten fragte, so antwortete er: daß
er es deshalb thun muͤßte, weil er keinen Augenblick
Ruhe vor boͤsen Geistern habe, die ihn Tag und
Nacht beunruhigten, ihm schon Lunge und Leber aus-
gerissen, und grosse Summen aus seiner Haut geloͤ-
set haͤtten, u. s. w.
Herr Klug hatte sich in den Kopf gesetzt, er
habe ein Buch wieder den Koͤnig von Preussen ge-
schrieben, und sich dadurch seinen Zorn auf den
Hals geladen. Herr D...s glaubte, er sey ein un-
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Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01_1783/34>, abgerufen am 16.07.2024.
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